Alle Mädchen wollen das eine
Mit der Single "Supergirl" hat die norddeutsche Band Reamonn plötzlich einen Hit gelandet. Ihr Sänger und Namensgeber entpuppt sich aber als Ire
Möglicherweise hat Reamonn Garvey die eine oder andere Pressekonferenz mit Erich Ribbeck zuviel gesehen. Art und Aufbau der Statements ähneln sich gelegentlich jedenfalls signifikant. Nur die Anlässe könnten unterschiedlicher kaum sein. Während der Fußballlehrer vergleichsweise dürftige Darbietungen schönredet, verklausuliert der Sänger und Namensgeber von Reamonn ganz gern die Tatsache, dass seine fünfköpfige Truppe in verdammt kurzer Zeit verdammt überraschend verdammt erfolgreich geworden ist. Kostprobe: „Ich denke, unser Stück „Supergirl“ ist deshalb ein kommerzieller Song, weil es ein so erfolgreicher Song ist. Wäre er nicht so erfolgreich geworden, hätte auch niemand gesagt, er sei kommerziell.“
Noch Fragen? Ja, doch. Was sind das überhaupt für Jungs, die da so unvermittelt an den Spitzen der deutschen Charts auftauchen? Zunächst kannte man nur die Single „Supergirl“, die lief im Radio rauf und runter, weil sie so schön poppig ist, einen netten Text hat, gute Laune macht und nichts hat, an dem sich Radiomacher gemeinhin stoßen. Ganz hübsch halt, Top Five – der „Lemon Tree“-Effekt Doch der Ire Reamonn, der vor zwei Jahren einfach mal so nach Deutschland geflogen ist, um hier eine Band zu gründen und seine vier norddeutschen Mitstreiter Mike, Uwe, Phillip und Sebastian, haben noch mehr drauf. Sie können richtig rocken und sind zudem mit einer bemerkenswerten musikalischen Vielseitigkeit gesegnet. Kreativität und Spielfreude, dass Sir Erich staunen würde.
„Tuesday“ heißt das Debüt-Album, es kommt auf Crossover-Pfaden daher, ist aber auch streicherlastig und balladesk und alles in allem so, wie man es von einer deutschen Band nicht erwartet und noch seltener hört. Deshalb ist die Plattenfirma, die Reamonn nach einem einzigen Showcase in Hamburg zunächst nur für den deutschsprachigen Markt unter Vertrag nahm, auch der Meinung, das könne international laufen und wird demnächst zumindest europaweit veröffentlichen. Und Reamonn, was hält der von dem ganzen Wirbel? „Ich bin genauso überrascht wie alle anderen. Jetzt müssen wir uns erst mal an die komische Situation gewöhnen, plötzlich neben Zlatko und diesen Cash-Bands bei „The Dome'“ auf der Bühne zu stehen.“ 70 Prozent des Publikums, wird kolportiert, sind Mädels. Alle wollen sie das „Supergirl“ sein, das es gar nicht gibt, „denn meine Texte beruhen auf Phantasie, die Wahrheit ist nicht spannend genug“, erzählt Reamonn, einziger Bruder unter sieben Schwestern.
Sonst noch was? „Ja, schreib bitte unbedingt, dass dies nicht meine Band ist, sondern dass wir alle fünf zusammen Songs schreiben und eine Einheit sind und ich niemals so idiotisch meine Jungs im Stich lassen würde wie Noel Gallagher.“