Alex Christensen lässt sich Gigi D’Agostino und „L’amour toujours“ nicht nehmen
„Es ist ein Liebeslied und es bleibt ein Liebeslied“
Die Frage, ob das Lied „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino gecancelt werden könnte, hat Alex Christensen nun zumindest für sich beantwortet – bei einem Auftritt am vergangenen Wochenende in Rostock legte der Musiker und Discjockey das Lied bei einer Party vor 3.000 Menschen auf.
Der House-Song von 2001 gilt als inoffizielle Hymne der Rechtsradikalen, nicht erst seit dem Skandal im Kampener „Pony“, wo eine Horde feierwütiger junger Menschen zur Hymne D’Agostinos das Lied mit den Zeilen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“ sangen. Ein Video der Szene ging viral, mittlerweile gibt es für „L’amour toujours“ ein Wies’n- und für die Fußballeuropameisterschaft ein Fanmeilenverbot. Die Sorge ist zu groß, dass Bilder von (rechtsradikalen) Dummköpfen um die Welt gehen, die fremdenfeindliche Gesänge intonieren.
„Es ist ein Liebeslied und es bleibt ein Liebeslied“
Alex Christensen & The Berlin Orchestra hatten nun am Freitag (31. Mai) in Rostock ihr Programm abgespult – darunter auch Gigi D’Agostinos „L’amour toujours“. Wie Christensen vor Ort gesagt haben soll, wollte er auf den Dance-Klassiker nicht verzichten, weil er ihn einfach mag. „Es ist ein Liebeslied und es bleibt ein Liebeslied. Wir spielen das Lied die ganze Tour“, so der Hamburger Produzent.
Musik ist seit jeher eine bewährte Waffe der Extremisten
„Jenseits der Diskussionen, die wir hier in der Zivilisation führen, lohnt sich ein Blick in den Sumpf“, schreibt ROLLING-STONE-Autor Peter Huth in seinem Kommentar zur Frage, inwieweit die Rechtsextremen von der Debatte um „L’amour toujours“ profitieren „Dort jubeln die schlauen und gedungenen Influencer der Neuen Rechten, die ihren Ausländerhass ja gern mit Israel-Solidarität tarnen, über den „Sommerhit des Jahres“. Da ist nicht von Ausrutschern die Rede, dort hat der entfremdete Song eine große taktische Bedeutung. Der Holocaustleugner Martin Sellner unterlegte ein Video mit der Melodie, ebenfalls die in weiten Teilen gesichert extremistische und in der Realpolitik auf Witzniveau geschrumpfte AfD. Musik ist seit jeher eine bewährte Waffe der Extremisten.“
Und weiter: „Der Song ist ein Ohrwurm, das ist das Kalkül und es geht ja auf. Mir geht es auch so: Höre ich den Song, ergänze ich die kranken Worte. Im Kopf! Je öfter man sie hört, so ist es ja immer, so stumpfer wird man, so normaler werden sie. Bis sie irgendwann nicht mehr die Parolen von Neo-Nazis, sondern ein Liedtext sind. Der des „Sommerhits 2024“. Die Strategie ist – leider – perfekt.“