Al Pacino: Seine Gage für „Crusing“ hat er komplett gespendet
Der Film von Regisseur William Friedkin über einen Serienmörder in der New Yorker Gay-Szene gilt als kontroverser Klassiker.
Zu seiner Premiere im Jahr 1980 wurde der Thriller „Cruising“ von Regisseur William Friedkin von Protesten der schwulen und lesbischen Community in New York begleitet. Der düstere Stoff nach Romanvorlage folgt den Ermittlungen des Cops Steve Burns, gespielt von Al Pacino, der sich undercover im Muskel-Underhemd in die Gay-Bars und S/M-Clubs von Manhattan begibt, um einen brutalen Serienkiller zu stellen.
Der auch als Millieu-Studie des schwulen Undergrounds jener Tage angelegte Film, hatte bereits beim Dreh in der Szene mit diversen Anfeindungen zu kämpfen. Von der „Homophobie Hollywoods“ und einer eindimensional-reißerischen Darstellung von Schwulen und Lesben war die Rede.
Fast 45 Jahren später enthüllt Oscar-Preisträger Pacino nun in seinen neuen Memoiren „Sonny Boy“, dass er seine Gage aus dem Friedkin-Film an verschiedene Hilfs-Organisationen gespendet hat. Auch er hätte „Crusing“ bei seiner Veröffentlichung letztlich als „ausbeuterisch“ für die LGBTQ-Gemeinschaft (die damals noch nicht so hieß) empfunden.
Hi-Energy-Dancefloor- und Klosex-Szenen
Er wollte in diesem düsteren, mit Hi-Energy-Dancefloor- und Klosex-Szenen ausgestatteten Film, wie immer an seine Grenzen gehen. Doch hätte es fast jeden Tag Demonstranten am Set gegeben, die ihn über den Stoff und seine Umsetzung immer nachdenklicher gemacht hätten.
Als der Film schließlich in die Kinos kam, hätte er die Füße stillgehalten, anstatt den Film zu promoten, wie es in seinem Vertrag stand.
„Ich nahm das Geld, es war eine ganze Menge, und legte es in einem dauerhaften Treuhandfonds an“, so Pacino im Magazin „People“. „Ich habe es verschiedenen gemeinnützigen Organisationen der queeren Szene gespendet, und mit den Zinsen hat es ein paar Jahrzehnte gereicht. Keine Ahnung, ob das mein Gewissen beruhigt hat. Aber zumindest hat das Geld etwas Gutes bewirkt.“
„Ich wollte daraus keine PR-Nummer machen“
Und weiter: „Ich wollte daraus keine PR-Nummer machen. Einzig, dass aus dieser ganzen Erfahrung etwas Positives entsteht“.
Der 2023 im Alter von 87 Jahren verstorbene Friedkin hatte bereits 2013 im Gespräch mit dem Entertainment-Magazin „The Wrap“ eingeräumt, dass „Cruising“ sicher nicht die beste Werbung für die damalige Schwulenrechts-Bewegung war. Doch es wäre definitiv kein Schwulen-feindlicher Film gewesen.
„Ich dachte, dass die S&M-Welt eine gute Kulisse für einen Krimi wäre, aber ich wollte in keiner Weise, dass der Film ein verzerrtes Bild des dieses Lebensstils zeichnet“, erklärte er. „Mir war damals klar, dass Menschen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen, mit so einem derben Szenario kaum klarkommen würden. „Cruising“ sei auch in der Rückschau „noch hart und scharfkantig“ und daher mehrdeutig zu interpretieren.