Afrob und Samy Deluxe, als Projekt ASD abgekürzt, gehören zur selben Gewichtsklasse und blicken gemeinsam zurück auf deutsche HipHop-Geschichte

Ja: Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut Das muss man erst einmal verstehen. Weil da im Zimmer plötzlich eine dunkle Wolke steht, unter der Afrob und Samy Deluxe brüten. Beide waren sie vorneweg bei der Übersetzung von Public Enemy in deutsche Verhältnisse dabei – Afrob in Stuttgart im Kreis der „Kolchose“, Samy mit seinen einstigen Partnern Tropf und Dynamite in Hamburg. Noch vor den Hitparadenplatzierungen zählten sie zur Ärmelhochkrempel-Generation. Die die Mikros anpackten. Reime machten.

Wieso also der Ärger? Nur weil man schnöselig fragte, ob es da zwischen dem deutschen Haus HipHop – im Besonderen bei ihrer aktuellen Zusammenarbeit unter dem Signum ASD und der Sprechgesangssonderform der Hamburger Schule irgendwelche Parallelen gibt. Plötzlich guckt eine hübsche „Geh doch rüber“-Stimmung in den Raum. Der gerechte Zorn der Aufbaugeneration gegenüber den Stänkerern in ihren gemachten Nestern. Ein wenig Respekt zollt Samy Deluxe den Goldenen Zitronen, aber sonst sieht er rund um die Sternschanze: „Eine Scheiß-Sekte. Ein geklonter Haufen in Adidas-Jacken.“ „Einfach nur verlorene Energie“, führt Afrob aus: „Ihr Anti-Verhalten ist so realitätsfern“, dass es nicht wirklich was bewegt in der Gesellschaft.

Die sind schon einmal nicht Freund. Das Projekt „Brothers Keepers“ mit Xavier Naidoo war auch mehr ein Zweckbündnis, und aus Textsprengseln ihres Albums “ Wer hätte das gedacht?“ lässt sich doch zusammensetzen, dass im Lauf der Zeit überhaupt die Freunde und Weggefahrten wegbrechen. „Bestimmte Schritte schaffst du nicht mit deiner Kinderclique“, heißt es dazu im Song „Im Grunde genommen“. Wenn man sich ein wenig umschaut in der deutschen Hip-Hop-Szene, fällt einem die Zersplitterung in Einzelprojekte auf, wobei solche Kooperationsmodelle wie ASD auch einen Reifegrad bezeichnen. Mit Vorteilen für die unter eigenem Namen ja durchaus erfolgreichen Einzelstimmen. „Es ist einfacher zu zweit, die Arbeitsaufteilung angenehmer“, meint Afrob. „Alles doppelt abgesichert.“ Stimme. Gegenstimme. Die zweite Meinung als Korrektiv. Was leichter fällt im Wissen, dass man ähnliche Erfahrungen gemacht hat und überhaupt in der gleichen Gewichtsklasse antritt. Die Soloarbeit läuft sowieso weiter. „Wir schließen aber nicht aus“, so Samy Deluxe, „dass es weitere Platten von ASD gibt.“

Zwischenzeitlich darf man dieses „Wer hätte das gedacht?“ genau so hören, wie’s im Titel mitschwingt. Also Innehalten, Rückblicken, mit Stolz in der Brust Nicht schon die Memoiren, aber doch: der unvermeidliche Gang der Dinge. Die Abfolge von den Schulhofkonferenzschaltungen, den Gruppenprojekten und den anschließenden Ablösungen. In Stuttgart In Hamburg. Im HipHop.

Dass man sich das alles als Jugendlicher selbst aufgebaut hat hindert die Protagonisten ja nicht daran, älter zu werden. Älter bringt andere Aufgaben, und die müssen nicht gleich staatstragend sein. Sollte ihr Weg aber noch mal in die Jugendhäuser fuhren, wären sie schon bereit (wie sie im Titelstück der Platte ausführen), „für viele von den Kids hier als ein Vorbild zu sprechen“. Einfach so als Respektsperson.

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