Adema
Inspiriert von Crüe und Korn, haben Adema zwar deren Sound übernommen, aber nicht die Sünden
Klaus Meine, der ewig weise Sänger der Scorpions, hat einmal vor langer, langer Zeit, als er sogar seinen Hut noch das ein oder andere Mal vom Haupte nahm, gesagt: „Wir spielen überall. Wo immer auch eine Steckdose ist: Plug it in there!“ Adema, stark beeinflusst von Mötley Crüe, den Stone Temple Pilots und Nine Inch Nails, haben sich eben dies für die Zukunft zu ihrer Maxime erhoben. In Bakersfield, einem Kaff in Kalifornien, ist es den fünf Nu-Metal-Aufsteigern in letzter Zeit ohnehin langweilig geworden, die Staaten hat man verkaufsmäßig schon fast in der Tasche, und so will nun auch Europa erobert werden.
Frontmann Mark „Marky“ Chavez ist nicht nur der Halbbruder von Korn-Chef Jonathan Davis, sondern hatte in der Vergangenheit auch sonst mit Problemen verschiedenster Art zu kämpfen: „Ich habe gesoffen, zu viele Drogen genommen und herumgehurt. Doch damit ist jetzt schon seit längerem Schluss. Der Song ,Giving In‘ beschreibt, wie ich wieder zu mir selbst gefunden habe. Die Tatsache, dass ich schreibe und auf den Konzerten alles rauslassen kann, hat definitiv einen hohen therapeutischen Wert für mich.“ Das hat man von Davis auch schon des Öfteren gehört.
Die restlichen Bandkollegen freuen sich zwar über die Läuterung des Energiebündels, beklagen aber gleichzeitig dessen plötzliche aufgetretene Larmoyanz im Alltag. Gitarrist Mike Ransom erzählt unter dem Gelächter der anderen, wie Marky ihn in der vergangenen Nacht aus dem Schlaf klingelte: „Er jammerte: ,Mike, es ist Nacht, und ich sitze hier mutterseelenallein in meinem Zimmer. Was soll ich bloß tun? Mir geht es so schlecht.‘ Aber das ist eben Marky, und das lieben wir alle an ihm. Dieser Mann ist real, vor allem, wenn er auf der Bühne steht.“ Dann wirkt er jedoch gar nicht verschüchtert.
Obgleich das erste Album „Adema“ stellenweise noch etwas zu offensichtlich den Vorbildern huldigt und aus leicht nachvollziehbaren Gründen auch dem unverkennbaren Sound von Korn oder den Deftones manchmal gefährlich nahe kommt, will das aufstrebende Quintett den Nu-Metal-Hype am liebsten überhört haben. Sie kontern mit einem gern genommenen Spruch: „Wir spielen ganz einfach Rockmusik, basta!“ Auch gut. Wer Rockmusik hören will, greife also zu – Adema werden es zu schätzen wissen.