Adele, Mo Kenney und Roger Waters – Die Alben der Woche vom 20. November
Adele bringt mit „25“ ihr drittes, modernisiertes und herzerwärmendes Album heraus, Arca veröffentlicht mit „Mutant“ sein zweites Solowerk, und Roger Waters hat „The Wall“ unzählige Male aufgebaut, eingerissen und lässt nun eine persönliche Konzert-Doku der zurückliegenden Tour über die heimischen Bildschirme flimmern
Album der Woche
Adele – „25“
Über Adeles Erfolge ist alles gesagt – sie hat jeden Rekord gebrochen, sie hat alle Preise bekommen, sie kann sich selbst nicht mehr toppen. Wie macht man weiter, wenn man die größte Sängerin der Welt ist? Adele Adkins, 27, tut, was sie immer getan hat: Sie lässt sich nicht beeindrucken. Sie schreibt grandiose Songs und singt sie mit dieser einzigartigen Stimme, der man sich nur mit einem steinernen Herz verweigern kann. Adele lässt sich nicht klein kriegen von ihrem eigenen Schatten.
„25“ beginnt mit der Single „Hello“, die natürlich gleich alle Klick-Rekorde sprengte – ein passender Einstieg, aber von den elf Songs einer der schwächeren. Anschließend verrennt sie sich bei „Send My Love“ mit dem Alles-Produzenten Max Martin ein bisschen, will zu modern klingen. Aber danach ist Adele in ihrem Element, ganz bei sich. Egal, wer hier mitgeholfen hat – Tobias Jesso Jr., Brian Burton, Bruno Mars, wieder Paul Epworth und Ryan Tedder –, am Ende hört man hier nur Adele – ob nun etwas weniger Retro-Soul und mehr Pop, ob Streicher oder Piano im Hintergrund.
Auf „19“ besang die Britin ihre jugendliche Verzweiflung, auf „21“ die des Erwachsenwerdens – und sie ist noch lange nicht fertig mit dem Leiden. Sie erzählt von Sehnsucht und Verlust, von der Einsamkeit in der Umarmung (im gespenstisch schönen „River Lea“) und unsinniger Hoffnung (im gewaltigen „All I Ask“). Sie will die Medizin sein und braucht doch selbst Trost. Sie hadert mit der Vergangenheit, wenn sie ihr nicht gerade hinterhertrauert. „You look like a movie/ You sound like a song“, schmettert sie in „When We Were Young“ – die späteren Erinnerungen immer schon mitdenkend. Im herzzerfetzenden „Million Years Ago“ zählt Adele auf, was sie alles vermisst: Spaß, Muttern, Freunde, die Möglichkeit, unerkannt die Straße runterzulaufen. „I wish I could live a little more/ Look up to the sky, not just the floor/ I feel like my life is flashing by/ And all I can do is watch and cry.“ Doch keine weint in ihren Liedern so schön wie Adele, und keine andere Popsängerin erzählt einem so viel vom Leben wie sie.
(Birgit Fuß, ROLLING STONE 12/2015)
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Weitere Veröffentlichungen in dieser Woche:
Der Elektro-Produzent Arca bringt mit „Mutant“ sein zweites Soloalbum heraus – vielleicht weil er mit der Arbeit an Songs von Björk und FKA twigs so vereinnahmt war, dass er sich erst jetzt wieder Zeit für eine eigene LP nehmen konnte. „Find What You Love and Let it Kill You“ ist die neue Platte von Hurricane#1 – an der die Britpopper diesmal jedoch ohne Andy Bell gearbeitet haben. Starke Songs kann auch Mo Kenney schreiben, wie sie auf „In My Dreams“ beweist. Die Kanadierin klingt selbstbewusst und gibt sich am Ende verträumt, wenn es (natürlich) auch um Liebe geht. Verträumt geht es bei Klassikern wie „Comfortably Numb“ auch bei „Roger Waters The Wall“ zu. Zur drei Jahre andauernden Tour erscheint ebenfalls an diesem Freitag ein Soundtrack zur gleichnamigen Konzertdoku.
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