Adam Green: „Mein Songwriting ist wie eine uralte Vase“
Eine „Greatest Hits“ reizt Adam Green nicht. Er lässt Freunde seine Lieder spielen. Ein Gespräch
Gäbe es nicht schon ein Adam-Green-Album namens „Friends of Mine“, müsste er dieses neue so nennen: Ein Tribute-Album mit Coverversionen seiner Songs, gespielt von friends of his, praktischerweise einem Who’s Who des Indie-Rock. Father John Misty, Regina Spektor, The Libertines und The Lemon Twigs sind einige der Leute, die mitgemacht haben bei „Moping In Style: A Tribute to Adam Green“. Der 42-jährige Songwriter meldet sich aus seiner Wohnung in Manhattan, um über die Tribute-Platte zu sprechen. Aber erst einmal erzählt er gut gelaunt von seinen vielen Berlin-Trips, dem Flanieren über den Ku’damm, dem Besuch der Gemäldegalerie und des Ägyptischen Museums, und seiner Liebe zu Museen überhaupt.
Green: Ich gehe jede Woche ins Metropolitan Museum of Art in New York. Das mache ich seit etwa zehn Jahren. Ich habe ungefähr zwei Prozent meines Lebens in diesem Museum verbracht!
Oh wow.
Sich inmitten dieser alten Artefakte aufzuhalten, versetzt dich in eine bestimmte Geisteshaltung. Du bekommst ein anderes Verständnis für Zeit, wenn du neben antiken Objekten stehst. Ich schreibe gerne Texte, wenn ich von griechischer oder römischer oder ägyptischer Kunst umgeben bin. Ich stelle mir die Gegenwart wie eine längst vergessene Epoche vor. Und mein Songwriting ist wie eine uralte Vase, die von jemandem in der fernen Zukunft entdeckt wird.
„Moping in Style“ zeigt, dass deine Songs zeitlos sind und ganz verschiedene Leute sie sich aneignen können.
Ich habe das Gefühl, dass die Platte den Platz einer Greatest Hits einnimmt. So eine Best-Of-Compilation habe ich ja nie herausgebracht. „Moping in Style“ präsentiert meine Kunst als einen Kanon von Liedern. Das Album zu hören, ist für mich so, als würde ich einen surrealistischen Radiosender hören. Als wäre ich in einem Traum und schalte das Radio ein und all meine Freunde spielen meine Lieder, und irgendwie klingt es nicht nach mir und es klingt auch nicht nach ihnen, es ist irgendwo dazwischen.
Wie kam es zu der Tribute-Platte?
Dieses belgische Label, Capitane Records, hat mich gefragt, was ich davon hielte, wenn sie eine Platte herausbringen, auf der andere Leute Versionen meiner Songs spielen. Und ich sagte: „Klingt fantastisch!“ Ich meine, wer würde nicht wollen, dass eine solche Platte erscheint? Als ich überlegte, wen ich gerne auf dem Album hätte – Leute wie Devendra Banhart oder die Libertines oder Father John Misty –, dachte ich, dass es doch nett wäre, wenn ich mich selbst bei ihnen melde. Und so kam es, dass ich all diesen Leuten geschrieben habe, was dann richtig schön war, richtig lebensbejahend. Ich hab deutlich gespürt, was für eine tolle Gemeinschaft, was für tolle Freunde ich um mich herum habe.
„Ich muss sagen, ich finde Lou Barlow total underrated“
Vielen dieser Künstler:innen bist du schon lange verbunden.
Ja, absolut, seit meiner Teenagerzeit oder meinen frühen Zwanzigern. Leute wie Devendra oder Regina Spektor oder Jeffrey Lewis waren meine Altersgenossen, als ich als Songwriter langsam ein Publikum fand. Oder Sean Lennon und Ben Lee, das sind alles Leute, die ich seit Ewigkeiten kenne, einfach, weil ich in New York City aufgewachsen bin und dort Musik gemacht habe. Es geht wirklich um Freundschaft bei diesem Projekt.
Es sind aber auch Künstler vertreten, die deutlich älter sind als du.
Oh ja, ich sollte auf ihrem Tribute-Album sein! Lou Barlow von Sebadoh zum Beispiel. Ich meine, das ist jemand, mit dem ich aufgewachsen bin. Seine Songs nachzuspielen war mein Anfang als Künstler. Ich muss sagen, ich finde Lou Barlow total underrated. Ich hab das Gefühl, dass viele Leute Elliott Smith hören – tolle Songs, natürlich! – aber gar nicht wissen, dass seine Sachen enorm von Lou Barlow inspiriert sind. Ich glaube, jeder, der eine Art Lo-Fi-Indie-Rock macht, hat sich ganz viel von ihm abgeschaut.
Auf der Platte ist auch eine Version deines Songs „Musical Ladders“, gespielt von einer The-Doors-Coverband. Was hat es damit auf sich?
Das ist Father John Misty! Es klingt wie ein Deep Fake von Jim Morrison, aber das ist Father John Misty, der das wahnsinnig gut macht. Hat mich wirklich umgehauen. Klingt so wie The Doors 1969 im Madison Square Garden oder so. Ich weiß noch, wie ich dachte, „Wow, hat er etwa tagelang daran gesessen?“ Denn es klingt perfekt, weißt du? Ich hab ihn gefragt: „Dude, hast du Tage daran gearbeitet?“ Und er meinte: „Nein, nein, haben wir in ein paar Stunden gemacht.“ Es ist makellos. Eines der besten Stücke auf der Platte.