Adam Arcuragi – entweder:oder
Adam Arcuragi mag es gern gemeinschaftlich. Auf seinem dritten Album, "I Am Become Joy", musizieren viele Leute gleichzeitig, die Arrangements wirken spontan, wie neulich auf der Front Porch. Das Kommunale in der Musik des in Georgia geborenen Songwriters evoziert traditionelle Americana, Folk und Gospel - hier ist keiner allein mit sich selbst, alle machen mit. Seine Band The Lupine Chorale Society hat auf dem Cover des Albums stolze zwölf Gesichter, sie ist wohl eher ein Kollektiv als eine feste Besetzung. Arcuragi selbst lebt derzeit in Atlanta, beschreibt seinen Lebensstil aber als "freewheelin"' und "transient". "Das hier ist der Job, den mein Gehirn ausgesucht hat", sagt er, "ich habe mich eine Weile gewehrt, wollte sesshaft werden und habe sogar als Lehrer gearbeitet. Aber es nützt nichts. Ich bin weiter unterwegs." Im Gespräch entpuppt Arcuragi sich als sehr wacher, belesener Mensch.
Einsam oder gemeinsam?
Unbedingt gemeinsam. Es entsteht etwas Wunderbares, wenn Menschen zusammen etwas tun. The spirit of people making a big soup, y’know.
Ich empfinde mich oft eher als Zeremonienmeister, nicht als Bandleader. Ich bringe die Leute zueinander, ich schaffe die Voraussetzungen, damit etwas Gutes geschehen kann.
Frühling oder Herbst?
Frühling. Persephone kommt aus dem Hades zurück, der Winter ist endlich zu Ende. Außerdem liebe ich das Licht – vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber mir scheint es im Frühling so, als würde ich ein breiteres Farbspektrum sehen können.
Schicksal oder Zufall?
Wenn ich bitte Schicksal mit Glück austauschen darf, dann ziehe ich es dem Zufall vor. Fortune favors the hold.
Stadt oder Land?
Ich bin ein Landei. Ich liebe die Stadt, ihre Magie und all die Dinge, die es zu sehen gibt. Aber wenn ich auf dem Land bin, und ich sehe die Natur, die Tiere – dann verliere ich mein Zeitgefühl und frage mich, warum ich nicht öfter dort bin.
Buch oder Film?
Ich liebe Bücher, ich liebe Bibliotheken. Du nimmst viel mehr an einem Buch teil, du musst die Information verarbeiten. Nimm doch bloß mal „Ulysses“ von Joyce: Wird niemals ein guter Film! Soviel ist deiner Vorstellung überlassen.
Bleiben wir beim Thema: James Joyce oder William Faulkner?
Extrem schwer, aber ich entscheide mich für Joyce. Und wenn es nur wegen der letzten 30 Seiten von „Finnegans Wake“ ist – vielleicht das beste Stück Literatur, das je geschrieben worden ist. Andererseits… Hast du mal Faulkners Dankesrede für den Nobelpreis gelesen? Ich versuche, das jedes Jahr mindestens einmal zu tun. Diese klaren, pointierten und anmutigen Worte, da wird mir ganz schwindelig.