Achtung, Daddy!
Bonos Tochter eve Hewson startet vielversprechend in ihre Filmkarriere. Von ihrem berühmten Vater hat sie mehr geerbt als nur das Kinn
Im Starbucks in der Nähe der New York University fällt sie nicht weiter auf. Mit ihrem grauen Kapuzenpulli und den Plastiksandalen – den „Venti“-Becher mit ihrem Vornamen in der Hand – könnte Eve Hewson eine namenlose Studentin sein, die gerade eine Pause zwischen ihren Vorlesungen einlegt. Zwei Dinge allerdings sprechen gegen diese Vermutung: Mit „Cheyenne – This Must Be The Place“ lief ein Film in den Kinos, in dem die 21-jährige Schauspielschülerin an der Seite von Sean Penn zu sehen ist – und zweitens: Memphis Eve Sunnyday Iris Hewson, kurz Eve genannt, ist die Tochter von Paul David Hewson, der gemeinhin als Bono bekannt ist.
„Ich habe ständig das Gefühl, als müsste ich mich dafür verteidigen“, sagt sie, „als müsste ich dauernd beweisen, dass ich auf eigenen Füßen stehen kann. Aber Tatsache ist nun mal, dass ich definitiv seine Gene habe – besonders was die Vorliebe betrifft, ausgiebig auf die Piste zu gehen. Was nicht ganz ungefährlich ist.“ (Ein Beispiel? „Gestern habe ich mir, Finding Nemo‘ in 3-D angeschaut, und wenn man gern kifft, kann das schon ziemlich lustig werden.“)
Hewson kommt gerade aus einer Vorlesung über die „Grundlagen der Filmproduktion“ – das letzte Fach, das sie vor der Abschlussprüfung im Dezember noch büffeln muss. Anfangs wohnte sie gleich um die Ecke der Uni, bis eine Mäuse-Invasion einen Umzug unumgänglich machte. Heute lebt sie auf der anderen Seite der Stadt – zusammen mit ihrer besten Freundin, mit der sie bereits in Irland aufwuchs.
Sie hofft, nach dem Examen den Sprung nach L. A. riskieren zu können, hat auch schon ihren Führerschein gemacht, bräuchte aber elterliche Unterstützung, um sich ein Auto zu kaufen. Eve ist allerdings zuversichtlich, es notfalls auch alleine zu schaffen: „Ich hab was angespart – zwei Weihnachtsgeschenke, zwei Geburtstagsgeschenke, dazu noch etwas Geld fürs bestandene Examen. Eigentlich sollte das reichen.“
Natürlich hatte es seine Vorzüge, als Zweitälteste von Bonos vier Kindern aufzuwachsen. „Eigentlich fühlte sich unser Leben ganz normal an, aber andererseits waren wir kleine Mädchen, die – wenn wir mal einen gut aussehenden Jungen sahen – ihrem Vater sagen konnten:, Papa, sprich ihn doch mal an, damit wir ihn kennenlernen können.'“ Auf diese Weise lernte sie die Kings of Leon kennen. Und sie erlebte, was „wahrscheinlich der größte Augenblick meines Lebens“ war: die Begegnung mit Beyoncé Knowles. „Ich war gerade mit meiner Freundin Blue (der Tochter von U2-Gitarrist The Edge) in einem Pool, als wir ihr vorgestellt wurden. Wir waren so beeindruckt, dass wir erst mal untertauchten und unter Wasser laut schrien. Das waren also die Anlässe, bei denen wir Papa wirklich brauchten: um hübsche Jungs zu treffen und Beyoncé kennenzulernen.“
Ansonsten wuchs sie so auf, wie man das von der Tochter eines Rock-Messias erwartet: Tennis, Gitarre, Klavier, Französisch-Stunden („Die meisten Sachen machten mir Spaß, den Cello-Unterricht mal ausgenommen. Ich hasse noch immer Dienstage.“) In der Grundschule startete sie mit zwei Freunden eine Band namens Ten Past Two – so genannt, weil um diese Zeit die Schule zu Ende ging. Auf der Highschool wusste sie aber bereits, dass ihr die Schauspielerei mehr bedeutete. „Als ich mit meinem Vater darüber sprach, wollte er natürlich nichts davon wissen“, sagt sie und rollt mit den Augen. „Ich sagte ihm:, Du bist doch der Letzte, der mir das sagen kann. Schließlich hast du mit 18 auch deinen Kopf durchgesetzt, wenn man dir was vorschreiben wollte. Du wirst also mit meiner Entscheidung leben müssen.'“
Als sie ihren Aufnahmetest bei der NYU machte, war sie noch so nervös, dass „ich fast sechs Stunden reihern musste“. Inzwischen ist Eve so abgehärtet, dass sie nicht nur routiniert in Hollywood vorspricht (etwa für Tim Burtons „Alice in Wonderland“), sondern auch in „This Must Be The Place“ ihre erste ernst zu nehmende Rolle bekam. Sie spielte den Tochter-Ersatz von Sean Penn, der einen desillusionierten und abgehalfterten irischen Rockstar im Dublin der 80er-Jahre verkörpert. „Natürlich sagten alle:, Aha, das muss ja wohl dein Vater sein.‘ Ist es aber nicht, ganz und gar nicht. Von dem Mumm, mit knallrot geschminkten Lippen öffentlich aufzutreten, kann mein Vater nämlich nur träumen.“