Absentee
singen tiefstimmig britische Alltagsdramen
„Bin ich glücklich mit meiner Stimme?“, fragt Dan Michaelson mit dieser Stimme, die nahezu am unteren Spektrum des vom menschlichen Ohr wahrnehmbaren Frequenzbereiches entlang raspelt, und antwortet: „Ja, muss ich ja wohl, es hat ja keinen Sinn, mit ihr zu streiten.“ Das anschließend ausbrechende Gackern ist geprägt von den Zigaretten, die Michaelson Kette raucht.
Diese Stimme ist, sagt ihr Besitzer, „ein Geschenk, wenn die Leute sie mögen, und ein Fluch, wenn sie sie nicht mögen“. Vor allem aber ist die leicht identifizierbar, was Absentee, der Band von Michaelson. nicht nur einen gewissen Vorteil gegenüber der im heimischen London reichlich vorhandenen Konkurrenz an Indie-Rockbands verschafft, sondern auch perfekt ins musikalische Konzept passt, das auf „Schmotime“ erstmals auf Albumlänge ausgeführt wird.
Die musikalischen Einflüsse stammen zwar eher aus der Weite Amerikas, aber die versponnenen Miniatur-Dramolette, die der 29-Jährige verfasst, stehen textlich in der Tradition britischer Nerds wie der Beta Band oder Mike Skinner. Beständig schwanken die Texte zwischen einem quasidokumentarischem und einem schwarzhumorigem Blick auf die Welt, der „wohl ziemlich englisch“ ist. Die Kitchen-Sink-Songs handeln von Versagern und Verlierern, von Selbstmördern und Trinkerinnen, von der ermordeten Ehefrau im Kofferraum und von hässlichen Paaren.
Am Schönsten allerdings wird es, wenn die Stimme von Keyboarderin Melinda Bronstein nach vorn geholt wird und sich die Diskrepanz zwischen ihrem Liebreiz und dem abgrundtiefen Organ von Michaelson voll entfalten kann.