‚About: Kate‘, Folge zwei: Bringt uns Social Media in die Klapse?
Einfach vor der Glotze hängen war gestern: In "About Kate" kann man via Facebook und Twitter mit den Protagonisten in Kontakt treten. Und in der zweiten Folge legt Pfleger Ingo einen Strip hin und telefoniert mit einem Donut.
„About Kate“ wird von Christian Ulmens Firma Ulmen Television produziert und läuft ab dem 27. April auf Arte. Deshalb ist es aber noch lange keine normale Fernsehserie. Bei dem „crossmedialen Projekt“ geht es um Verrückte – es ist also nur fair, dass sie einen auch ein bisschen verrückt macht! Im Mittelpunkt steht Kate Harff, die sich selbst in eine Nervenklinik einweist. Sie kann nicht mehr – und warum, das wird dem Zuschauer schnell klar. 14 Folgen lang werden Kates Gedanken zwischen die „realen“ Szenen im Krankenhaus geschossen – zwischen Therapie und Klinikalltag, zwischen virtuellem Gedankenaustausch und nicht weniger surrealen Gesprächen eröffnet sich eine erstaunliche Welt, die wenig mit gewöhnlichen Sehgewohnheiten zu tun hat.
Wenn der Pfleger Ingo zu Beginn der zweiten Folge einen Strip hinlegt und mit einem Donut telefoniert, verstört das schon ein bisschen. Ist aber wohl nur ein Traum. Auf der Station der Nervenklinik, in der er arbeitet, benimmt er sich allerdings auch recht skurril. Die Insassin Erika wirkt dagegen nicht viel merkwürdiger. Und warum sitzt die Hauptfigur nun eigentlich genau hier herum? „Depression! Panikattacken! Angst!“ Unter den Irren ist Kate Harff (Natalia Belitski) eine der angenehmsten: Ihre großen Augen blicken weniger irre als irritiert durch die Gegend, sie spielt oft mit ihren schönen langen Haaren, das glatte Gesicht zeigt (noch) keine Anzeichen von Elend. Sie guckt nur gern bockig. Ihrer Ärztin will sie zunächst lieber nicht so viel erzählen. Dann bricht es doch aus ihr heraus – die Verzweiflung, dass man nie seine Ruhe hat. Egal, wo man hingeht, Facebook ist immer schon da. Und Twitter. Und all die Apps auf den Smartphones. Ist Social Media am Ende doch gar nicht so sozial? Bringt es uns in die Klapse? So einfach ist es dann doch nicht.
Im Rahmen der Therapie versucht die Großstädterin Kate, einen altmodischen Korb zu flechten – es misslingt natürlich. Sie fotografiert ihn trotzdem mit dem iPhone, dann klappt sie ihr MacBook auf, schreibt eine kleine Mail – und bricht heulend zusammen. Sie kann nicht mehr, weiß nicht mehr weiter. Leider ist es ihr nie gelungen, erwachsen zu werden. Wahrscheinlich gab es zu viele Ablenkungsmöglichkeiten – vielleicht ist in Kates Kopf deshalb so viel Chaos.
Und da treffen sich Fernsehfiktion und Medienrealität: Fernsehserien wie „Web Therapy“ oder „Add A Friend“ sind gegen „About Kate“ geradezu konventionell, weil eindimensional. Einfach vor der Glotze hängen war gestern: Jetzt kann man via Facebook und Twitter mit den Protagonisten in Kontakt treten, sich auf http://kate.arte.tv/ in Akten einlesen oder im Gruppenraum Aufgaben lösen. Parallel zur Sendung bekommt man über die „About Kate“-App Links, Tests, Infos, Videos – Tablet oder Smartphone werden also zum zweiten Bildschirm.
Trotz Playlists, Downloads und Wikipedia-Einträgen spielt die eigentliche Serie zwar immer noch die Hauptrolle, aber man muss sich schon zusammenreißen, um ihr richtig zu folgen, während man alles andere ausprobiert. Kleiner Tipp: Die Anstrengung lohnt sich!