Abgesagtes Lindemann-Konzert in Kassel: Jetzt drohen Schadensersatzforderungen
Nach der kurzfristigen Absage des Konzerts in der Nordhessen Arena stellt sich jetzt die Frage, wer für die entstandenen Kosten aufkommt.
Vergangene Woche hatte die Stadt Kassel das Till-Lindemann-Konzert kurzfristig und zum Ärger der Fans abgesagt. Grund dafür sollen nicht erfüllte baurechtliche Anforderungen gewesen sein. Der Konzertveranstalter „MM-Konzerte“ wies jegliche Schuld von sich und erhob Vorwürfe gegen die Stadt. Demnach seien die Auflagen nicht erfüllbar gewesen und der Einrichtungsplan verzögert bearbeitet worden. Auf der Website der Nordhessen-Arena ging der Veranstalter auf Fragen sowie Kritik ein und beantwortete diese in einem FAQ. Zudem machte er bekannt, dass ein Schaden von fast 1 Million Euro entstanden sei.
Wer für den entstandenen finanziellen Schaden aufkommt, ist aktuell noch unklar. Eigenen Angaben nach will der Konzertveranstalter diese Kosten nicht so einfach hinnehmen. „Es liegt auf der Hand, dass die Betroffenen dies nicht hinnehmen können, ohne zumindest die Frage eines Regresses zu prüfen. Diese Prüfung ist bereits in Auftrag gegeben.“ Das Kasseler Rathaus gab an, Regressforderungen gegenüber der Stadt seien unberechtigt.
Der Geschäftsführer Günther Maienschein von „MM-Konzerte“ beschrieb die Zusammenarbeit mit der Stadt insgesamt als schwierig.
Konzertabsage wegen Lindemann-Diskussion?
Gegenüber dem „HR“ sagte Baudezernent Christof Nolda: „Eine Veranstaltung dieser Größe brauche eine Sondergenehmigung.“ Im Fall des Lindemann-Konzerts habe man nach Abschluss der Begutachtung keine Genehmigung erteilen können, da Prüfungen seitens der Feuerwehr, der Sicherheitsdienste und der Bauaufsicht keine Sicherheit garantieren konnten.
Gleichzeitig wies Baudezernent Nolda den Vorwurf zurück, die Stadt habe ihre Entscheidung aufgrund der Vorwürfe gegen Till Lindemann getroffen: „Eine Bauaufsicht kümmere sich um Sicherheit und Brandschutz, nicht um den Inhalt von Konzerten.“
Nordhessen-Arena befürchtet Imageschaden
Auch die Verantwortlichen der Arena sehen in dem geplatzten Konzert einen „Riesen-Imageschaden“. Die Halle, in der sonst Eishockey-Spiele stattfinden, wurde gerade erst für 20 Millionen saniert. Momentan finden auch immer noch Bauarbeiten statt, aber für die Zukunft sollen weitere Konzerte geplant gewesen sein.
Auf die Frage in einem eigenen FAQ , ob die Stadt die weitere Zusammenarbeit zwischen den Betreibern der Nordhessen‐Arena und den Veranstaltern als belastet sehe, erwidert diese: „Die Konzertabsage ist auch aus städtischer Sicht bedauerlich. Unabhängig davon wird die Stadt auch künftig die Planungen zum Um‐ und Ausbau der Nordhessen-Arena unterstützen, wo sie kann. Die von den Betreibern begonnen Maßnahmen und Pläne stellen eine große Chance für den Standort Kassel dar.“
Auf ihrer Website gehen die Verantwortlichen der Arena auf diese Antwort ein und machen klar: „Wir können aufgrund der aktuellen Vorgänge in keiner Weise erkennen, wie ein Projekt in dieser Größenordnung zusammen umgesetzt werden soll (…), Wirtschaftlich betrachtet ist dieses Projekt völliger Irrsinn.“
Diskussionen um Till Lindemann
Gegen den Rammstein-Sänger gab es im Sommer Vorwürfe von sexueller Gewalt. Mehrere Frauen hatten sich in sozialen Netzwerken und anschließend bei verschiedenen Medien gemeldet. Rechtlich hat Till Lindemann nichts zu befürchten, da die Berliner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen eingestellt hat.