Batman v Superman :: Götterdämmerung ohne Punch
„Batman v Superman“ ist - wie erwartet - ein großes visuelles Spektakel geworden. Obwohl Ben Affleck als Fledermausmann überzeugen kann, bleibt die Story reichlich flach. Aber eine unfassbare Schlusspointe reißt es raus.
Nachdem Marvel mit „The Avengers“ eines der erfolgreichsten Comic-Franchises der letzten Jahre gelungen ist und die Marke mit einem originellen Kinofilm nach dem nächsten überzeugt (Qualitätsserien wie „Daredevil“ auf Netflix gar nicht mitgezählt), musste Konkurrent DC reagieren, um die eigene, nicht selten wankelmütige Kundschaft zurückzugewinnen. „The Dark Knight Rises“, der letzte große Hit und zugleich auch der Abschluss der von Christopher Nolan inszenierten „Batman“-Trilogie, liegt ja schon einige Jahre zurück.
„Batman v Superman“, recht frei nach „The Dark Knight Returns“ von Frank Miller entwickelt, versucht sich gar nicht erst daran, zwischen seinen beiden Helden einen kaum zu erbringenden Kompromiss zu suchen. Mit einigem filmischem Geschick wird noch einmal Bruce Waynes Geburt als Batman erzählt; die nach einem Kinobesuch getöteten Eltern, der tiefe Fall in die Höhle voller furchterregender Fledermäuse. Doch schon hier erlaubt sich Regisseur Snyder, anders als sein Vorgänger Nolan, ein wesentlich größeres Pathos: Wenn der künftige Superheld quasi mit den Wappentieren zurück ans Licht schwebt, dann wird dem wohl menschlichsten aller Superhelden zumindest die Möglichkeit gegeben, in die Nähe des Göttlichen zu rücken.
Schlachtenorgie mit Moralkeule
Superman taucht mit einem Knalleffekt auf, ist er doch noch einmal in der Sequenz aus „Man Of Steel“ zu sehen, in der er gegen seinen Erzfeind Zod kämpft, allerdings diesmal aus der Perspektive der völlig verängstigten Stadtbewohner. Auch Bruce Wayne (von Ben Affleck durchaus mit viel Charme und einiger Zurückhaltung gespielt) wird Zeuge, wie nach dem Fight halb Metropolis in Schutt und Asche liegt. Diese Zerstörungsorgie, die den Menschen klar macht, dass dieser Superman eben nicht einzuschätzen ist, dass seine Moral keine menschliche, sondern außerirdischer Natur ist, wird zum narrativen Kraftzentrum der Geschichte in diesem natürlich nach Spektakel gierenden Comic-Epos, das weniger eine lineare Handlung verfolgt als eine kompromisslose Szene an die nächste reiht.
Dabei setzt Snyder auf einen mitunter auch schon bei Nolan nicht immer ganz schlüssigen Moraldiskurs, der letztlich die Frage aufwirft, ob es so etwas wie ein reines Gutes wirklich gibt und ob es so etwas wie einen Handlungszwang oder gar einen Handlungsstopp für Superhelden geben muss. Das Ende des Lieds: Superman, den Henry Cavill vor allem in den Szenen als Clark Kent leicht aseptisch gibt, wird tatsächlich vor Gericht geladen, um sich für seine Taten zu rechtfertigen. Natürlich liefert der Film ansonsten die passenden Terrorschuttbilder – inklusive Wüstencamps, in denen die Gewalt dräut. Aber all das bleibt nebensächlich, weil sich der Regisseur klugerweise vor allem auf die unerwartet martialische Konfrontation seiner beiden Hauptfiguren konzentriert. Die tatsächliche Motivation für diesen Endkampf um Leben und Tod, der gleichermaßen den Bildern von Miller und Nolan Reverenz erweist, bleibt aber jederzeit vage und wird für einen Moment gar lächerlich, da klar wird, dass eine noch viel größere Herausforderung auf die beiden Krieger des Rechts wartet. Fans von Superman wissen übrigens schon frühzeitig, um was es sich dabei handelt.
Ja, „Batman v Superman“ ist „Man Of Steel“ näher als „The Dark Knight“, Snyder wiederholt aber größtenteils seine vielen Fehler nicht. Mit vielen gut besetzten Nebenfiguren (Jeremy Irons‘ Auftritte als selbstironischer Butler Alfred dürfte zu den Höhepunkten des Films zählen, eine Leinwandgröße, mit der man nicht rechnet, erhält einen Kurzauftritt als Supermans Vater) und einem hibbeligen, an der Grenze zum Erträglichen überspielten Jesse Eisenberg als Lex Luthor, gelingt es, die vielen Logiklöcher des Plots zu umschiffen, um den Fokus ganz auf die gewaltigen Schlachtenszenen zu richten: So viele Explosionen wie hier gab es wohl nicht einmal in den „Transformers“-Streifen, die Spezialeffekte sehen glänzend aus und bieten genug Futter für die Augen, um sich unterhalten zu fühlen.
Enttäuschender Auftritt von Wonder Woman
Im Netz kochten die Diskussionen um den Auftritt von Wonder Woman ja schon seit Tagen hoch. Nur so viel sei gesagt: Die Amazone erhält einen passablen Überraschungsmoment, doch es ist enttäuschend, wie unbedeutend, ja geradezu humorlos sie dann in den Showdown – der kläglicherweise nur eine einzige Vorausschau auf kommende Fortsetzungen ist – hinein platziert wird, auch wenn sie sogar ihr berüchtigtes goldenes Lasso im Gepäck hat. Etwas mehr „Sucker Punch“ hätte hier schon gut getan.
Unterm Strich bleibt ein gar nicht so übler, wenn auch etwas selbstverliebter Eventfilm, in dem Ben Affleck wider Erwarten eine gelungene Premiere als dunkler Ritter feiert und in dem mit allerhand gewitzten Anspielungen auf Details aus den unterschiedlichsten DC-Serien vor allem die wirklichen Comic-Fans auf ihre Kosten kommen. Das Finale liefert zudem genügend Grund, den Atem für einen Moment anzuhalten. Man stelle sich dann nach dem Kinobesuch für einen Moment vor, dass es die Produzenten wirklich ernst meinen mit ihrer düsteren Pointe. Doch ein Schlupfloch gibt es im Comic ja immer. Gott sei dank, denn sonst wäre das Superhelden-Universum ab sofort ein anderes.