Regie: Werner Herzog :: Königin der Wüste
Werner Herzog inszeniet das Leben der Schriftstellerin Gertrude Bell als imposantes Epos mit hübschen Naturaufnahmen,
Lawrence von Arabien ist, nicht zuletzt dank des gleichnamigen Wüstenepos mit Peter O’Toole in der Hauptrolle, eine Legende. Weniger bekannt hingegen ist Gertrude Bell, die ebenfalls eine große Rolle in der politischen Neuordnung des Nahen Ostens spielte. Bell erkundete während der 1910er-Jahre auf eigene Faust das damals zusammenbrechende Osmanische Reich; mit ein paar Gefolgsleuten durchkämmte sie die Wüste auf der Suche nach den Beduinen, um deren Leben und Kultur zu erforschen. Schon bald wurde sie zur Vermittlerin zwischen dem Orient und dem British Empire und war u. a. maßgeblich an der Gründung des heutigen Irak beteiligt.
Ausgerechnet Altmeister Werner Herzog, dessen Protagonisten bislang immer Männer waren, hat sich berufen gefühlt, auch Bell ein filmisches Denkmal zu setzen, und dafür Nicole Kidman in die Wüste geschickt. Nach knapp 50 Jahren filmischen Schaffens ist „Königin der Wüste“ nun also Herzogs erster Spielfilm mit einer weiblichen Hauptrolle. In der ersten Hälfte konzentriert er sich vor allem auf die amourösen Aspekte in Bells Biografie und versucht etwas ungelenk, seine Figur anhand ihres männlichen Gegenübers zu erzählen. Schmachtende Blicke, sehnsüchtige Finger und unbeholfene Gesten: Herzog reizt die Klaviatur des Verlangens bis aufs Äußerste aus und steht dabei immer auch mit einem Fußknöcheltief im Kitsch.
In der Wüste kommt Herzog seiner Figur zwar deutlich näher, doch wenn Kidman sich – wie in einer alten Timotei-Werbung – im nassen Leinenleibchen und gut ausgeleuchtet minutenlang in einem Badezuber unter freiem Himmel wäscht, dann sagt dass herzlich wenig über die Historikerin und Schriftstellerin Bell aus. Streckenweise kann „Königin der Wüste“ mit epischen Naturaufnahmen und einigen liebenswerten herzogschen Schrulligkeiten überzeugen, aber irgendwann stehen die weiten Wüstenlandschaften nicht mehr stellvertretend für das Seelenleben der Figuren, sondern für die große Leere in der Dramaturgie.