The Maccabees
Marks To Prove It
Umarmend statt ausufernd: Große Rockmusik aus Großbritannien
Kaum eine andere britische Band hat zuletzt eine so rasante Entwicklung genommen wie die 2004 gegründeten Maccabees. Galten sie zunächst als zu artsy für ein Mainstream-Publikum, aber gleichzeitig auch als zu melodieverliebt für die Prog-Rocker, zementierten sie vor drei Jahren mit „Given To The Wild“ ihren Stellenwert im Königreich. Das dritte Album war so etwas wie ihr „OK Computer“ – oder auch ihr „Spirit Of Eden“: subtile Songstrukturen, auffallende Electro-Spielereien, überlappende Soundschichten sowie ein ungewöhnlicher Falsettgesang, der Chris Martin schlaflose Nächte bereitet haben dürfte. Siehe da: Die Maccabees konnten damit beide Welten zufriedenstellen.
Als Neuzugänge im Club der musikalischen Schwergewichte gehen sie nun den zuletzt eingeschlagenen Weg konsequent weiter – mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie unterwegs keinerlei Geröll mehr liegen lassen. Keine filmischen Weiten, keine Experimente, kein Hall. „Marks To Prove It“ entpuppt sich als Triumphzug: Die Maccabees wechseln meist zwischen behutsam eingesetztem Instrumentarium, oft von einem Piano-Intro ausgehend und von einer explosionsartigen Wall of Sound. Alles Ausufernde bleibt diesmal außen vor. Paradebeispiel: „Spit It Out“, das wie eine Flutwelle anrollt – Widerstand zwecklos! Weitere Höhepunkte sind „Silence“, zerbrechlich wie eine Ming-Vase, und das späte Akzeptieren des Glücklichseins in „Some- thing Like Happiness“ – nur echt mit stolzen „Whoa, whoa“-Chören.
[artistxite]
Nebenbei haben sich die fünf um Orlando Weeks auf „Marks To Prove It“, für das sie zweieinhalb Jahre im eigenen Studio in Elephant & Castle im Süden Londons schmorten, textlich von inneren Befindlichkeiten entfernt und Geschichten von außen an sich herangelassen – wie das Pub-Leben kurz vor der „Last orders!“-Glocke in „Kamakura“. Manch einer wird sich an Arcade Fire erinnert fühlen, an Radiohead, an die frühen 80er-Jahre, an Bands wie die Comsat Angels, aber die Maccabees haben es geschafft: Sie klingen vor allem wie sie selbst.