Daniel Kehlmann :: Kommt, Geister
In „Kommt, Geister“ sind Daniel Kehlmanns kluge Poetik-Vorlesungen an der Universität Frankfurt versammelt. Wie die meisten berühmten Referenten jener ehrwürdigen Institution redet auch der österreichische Autor am wenigsten über sein eigenes Schreiben. Vielmehr spiegelt seine virtuose Rhetorik ein Denken in Vernetzung wider. W. G. Sebald oder etwa immer wieder Ingeborg Bachmann finden sich darin ebenso wieder wie amüsant-poetologische Vergleiche zwischen J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“, James Joyces „Ulysses“ oder Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“. Wunderbar kreist Kehlmann dabei um den immateriellen Kern der Literatur, vermisst den Mythos, redet von Geistern und Untoten. Er erzählt prosaisch und reich – und unterdessen verortet er sich subtil inmitten eines europäischen Literaturkosmos – eine anregende Lektüre für geistreiche Stunden. (Suhrkamp, 19,95 Euro)