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Die 100 besten Soul-Alben
Die komplette Liste: die 100 besten Soul-Alben. Mit Werken von Prince, Marvin Gaye und Amy Winehouse
100. Earth, Wind & Fire - "That’s The Way Of The World"
(Columbia, 1975)
Noch ohne Produktions-Bombast und kosmische Pyramiden: EW&F waren in ihren ersten Jahren eine slicke, elegante Funk-Big-Band...
100. Earth, Wind & Fire – „That’s The Way Of The World“
(Columbia, 1975)
Noch ohne Produktions-Bombast und kosmische Pyramiden: EW&F waren in ihren ersten Jahren eine slicke, elegante Funk-Big-Band…
… die vertrackte Harmonien und vielschichtige, von treibender Percussion dominierte Arrangements lässig und mit frühem Disco-Glamour spielte. Bestes Beispiel: ihr tricky „Shining Star“.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
99. Funkadelic – „One Nation Under A Groove“
(Warner, 1978)
Wenn Gott ein Groove ist, dann dieser. Der pumpende, hypnotische, siebeneinhalb Minuten lange Titeltrack wurde zum Markenzeichen der kosmischen Funk-Band um Bootsy Collins, George Clinton und Bernie Worrell.
Ihre Philosophie: Free your mind, your ass will follow. Der P-Funk-Kosmos war bunt, wild, anarchisch und führte via Go-Go und Street-Funk zum HipHop.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
98.Prince – „Around The World In A Day“
(Warner, 1985)
Nach dem Triumph mit „Purple Rain“ kehrte Prince mit dieser psychedelischen Magical Mystery Tour zurück.
Eingängige Pop-Songs wie „Pop Life“, Singalongs wie „Raspberry Beret“ und gefistelte Schnulzen wie „Condition Of The Heart“ führen zum himmlischen Finale „Temptation“, in dem Gott den Lüstling zur Mäßigung mahnt. Der eklektischste Soul aller Zeiten.
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97. Elvis Costello – „Get Happy!!“
(Demon, 1980)
Engländer, Weißer, Intellektueller: Elvis Costello nahm seine erste musikologische Platte auf. Der Bewunderer von Stax- und Motown-Aufnahmen dreht übermütige Zwei-Minuten-Gassenhauer wie Singles durch die Groove-Mühle der Attractions.
Mit denkbar ungeeigneter Stimme raspelt und knödelt er zündende Soul-Readymades wie „High Fidelity“, „The Imposter“, „Temptation“.
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96. The Staple Singers – „Be Altitude: Respect Yourself“
(Stax, 1972)
Weil ihn der Gospel
nicht ernährte, arbeitete Roebuck „Pops“ Staples als Baumwollpflücker und Schlachter. Mit seinen Kindern gründete er 1948 die Staple Singers.
Als Pops mit diesem funkigen Südstaatensoul-Album, das er mit der Muscle-Shoals-Hausband aufnahm, seinen größten Erfolg feierte, war er schon 57. All die Jahre blieb seine Message dieselbe: Love.
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95. Aretha Now
Aretha Franklin Atlantic, 1968
Auf diesem schönen Album befindet sich die prallste, emotionalste, überschwänglichste Version des Bacharach/David-Gassenhauers „I Say A Little Prayer“, die je aufgenommen wurde und bis heute gerne in Soundtracks gepflanzt wird – Arethas größter Hit ever übrigens.
Fast noch ergreifender und nicht minder seelenvoll: Lady Souls Version von Sam Cookes „You Send Me“. Superb!
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93. Jill Scott – „Who Is Jill Scott“
(Hidden Beach, 2000)
Texte zählen im neueren Rhythm’n’Blues oft weniger als die luxuriöse Sound-Oberfläche. Jill Scott dreht dieses Verhältnis um: Sie wechselt zwischen Gesang und Rezitation und berauscht sich an der eigenen Wortkunst.
Die luftige, zwischen Jazz, Soul und HipHop oszillierende Produktion lässt Scott viel Platz für ihre Geschichten über die Liebe und ihren Platz in einer materialistischen Gesellschaft.
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94. Sister Sledge – „We Are Family“
(Cortillion, 1979)
Eine der brillantes-ten Platten der Disco-Ära. Von Nile Rodgers und Bernard Edwards alias Chic produziert, liefen die vier Sängerinnen zur Form ihres Lebens auf:
„He’s The Greatest Dancer“ (inkl. der lässigen Mode-Referenz „Halston, Gucci, Fiorucci“), die unsterbliche Hymne „Lost In Music“, das famos selbstbewusste Titelstück – pure hedonistische Freude. Besser geht es nicht.
Copyright: JW
92. Soul II Soul – „Club Classics Vol. 1“
(Virgin, 1989)
Ein früher Meilenstein der digitalen Soulmusik.
Unter der Ägide von Dreadlock-Mastermind Jazzy B. versammelte sich eine Londoner Posse um einen stets charakteristischen Breakbeat und klassische Soul-Vocals. All das undenkbar ohne die damals boomende semilegale Clubszene der Stadt. Eine Rassen und Klassen vereinigende, ungeplant kommerzielle Tanzschaffe.
Copyright: IMTim Hall/Redferns
91. Curtis Mayfield – „There’s No Place Like America Today“
(Curtom, 1975)
Curtis Mayfields grimmigste Attacke gegen die sozia-
len Ungerechtigkei-ten Amerikas: Der von Bläsern und federnden Gitarren flankierte Opener „Billy Jack“ erzählt von Waffengewalt und deren unschuldigen Opfern, während der Rest des Albums in zärtlichen, verhaltenen Gospeltönen schwelgt.
Curtis’ Falsett glüht vor Empathie mit den „Blue Monday People“.
Copyright: Gilles Petard/Redferns
90.The J.B.’s – “ Doing It To Death“
(People, 1973)
Bootsy Collins, Bobby Byrd, Fred Wesley,
Maceo Parker – James Browns Backing-Band war ein Durchlauferhitzer großartiger Musiker.
Sie begleiteten ihn bei seinen klassischen Spätsechziger-/Frühsiebziger-Hits und hatten mit „Doing It To Death“ schließlich selbst einen: Nr. 1 der R&B-Charts 1973. James Brown’s Funky People waren die besten Rhythmiker und heißesten Bläser ihrer Zeit. Schweißtreibend fürwahr.
89. Zapp – „Zapp“ (Warner, 1980)
Nachdem schon George „Dr. Funkenstein“ Clinton seine Finger im Spiel gehabt hatte, war es Bootsy Collins, der Zapps Debüt mit dem Hit
„More Bounce To The Ounce“ ermöglichte:
Roger Troutman kannte ihn seit Kindertagen. Durch Vocoder-Einsatz und Sampling gelang es den Troutman-Brüdern, dem regierenden P-Funk neue Impulse zu geben – die bald enormen Einfluss auf den HipHop haben sollten.
Copyright: Raymond Boyd/Michael Ochs Archives/Getty Images
88. Leon Ware – „Musical Massage“ (Gordy 1976)
Leon Ware, eigentlich ein Mann hinter den Kulissen, wollte selbst mit einem Erotikzyklus ins Rampenlicht.
Doch das Material wurde ihm von Marvin Gaye für dessen LP „I Want You“ abgeschwatzt, Ware durfte nur produzieren. Auch den lasziven Nachfolger, „Musical Massage“, wollte Gaye aufnehmen. Als Ware ablehnte, strafte Motown das geschmeidige Werk mit Missachtung, und Ware blieb ein Geheimtipp.
Copyright: GAB Archive/Redferns
87. Lamont Dozier -„Peddlin‘ Music
On The Side“
(Warner, 1977)
Auch wer keine Ahnung von und kein Interesse an Soul hatte, kam 1977 nicht an diesem Gassenhauer vorbei:
„Going Back To My Roots“ war der Tanzflächenfüller des Jahres in allen Studentendiscos, ein großer später Hit für den Mann, der das Dozier in Holland–Dozier–Holland war, dem Songschreiber-Trio, das den Motown-Sound in den 60ern prägte wie kaum jemand.
Copyright: Gilles Petard/Redferns
86. The Meters – „Rejuvenation“
(Reprise, 1974)
Mitte 1974 steigern die Funk-Pioniere aus New Orleans ihre Intensität: Mit Hilfe von Produzent Allen Toussaint übersetzen die Meters die Marching-Band-Rhythmen ihrer Stadt in knackige Gitarrenriffs und chanten sie – akzentuiert von Orgel, Bläserriffs und Hintergrundsängern:
Neben dem unsterblichen „Just Kissed My Baby“ die wohl definitive Version des Mardi-Gras-Indian-Klassikers „Hey Pocky A-Way“.
Copyright: Gilles Pétard Collection
85. The Impressions – „This Is My Country“
(Curtom, 1968)
Im Jahr 1968 tauschten Curtis Mayfield, Sam Gooden und Fred Cash ihre Doo-Wop-Harmonien gegen sozialkritischere
Töne ein.
Zumindest auf dem Titeltrack und dem unwiderstehlichen
„They Don’t Know“ mischt sich gerechter Zorn in den weltumarmenden Soul-Optimismus. Und Mayfields üppige Bläser- und Streicher-Arrangements verleihen dem Album eine geradezu barocke Schönheit.
84 Isssac Hayes – „Shaft“ (Enterprise 1971)
Der wohl bekannteste Blaxploitation-
Soundtrack überhaupt. Richard Roundtree, als breite
Koteletten tragender schwarzer Detektiv in Harlem, von Isaac Hayes’ brillanter Musik kongenial in Szene gesetzt.
84 Isssac Hayes – „Shaft“ (Enterprise 1971)
Der wohl bekannteste Blaxploitation-
Soundtrack überhaupt. Richard Roundtree, als breite
Koteletten tragender schwarzer Detektiv in Harlem, von Isaac Hayes’ brillanter Musik kongenial in Szene gesetzt.
Copyright: Michael Putland/Getty Images
83. Solomon Burke – „Rock ’n’ Soul“
(Atlantic, 1964)
In einem Interview ein Jahr vor der Veröffentlichung dieser Sammlung seiner Hits hatte Solomon Burke gesagt:
„With-out soul, there’d be no rock, and without rock, there’d be no soul.“ Und tatsächlich vereinte er beides aufs Wärmste. „Cry To Me“ ist ein wunderbares Beispiel, eine rockende Ballade mit Doo-Wop-Background und einem sich in kratzige Höhen singenden Burke. Eine der ganz großen Stimmen.
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82. Betty Davis – „Betty Davis“
(Just Sunshine, 1973)
Sie war die Kurzzeit-Ehefrau von Miles Davis, inspirierte sein Meisterwerk „Bitches Brew“.
Ihr eigenes Debüt – mit Larry Graham, der halben Sly-Stone-Family und Tower Of Power eingespielt – wurde ein kommerzieller Flop. Erst in der Rückschau erwies sich die steile Mixtur aus Soul, Sex und Hard Rock als Fusion-Meisterwerk – oder, wie es Brian Eno einmal trocken formulierte: „Music for fucking“.
Copyright: Gilles Pétard Collection
81. Ann Sexton – „The Beginning“
(Sound Stage 7, 1077)
Ihre nasale, stets leicht zitternde Gospelstimme ist unverkennbar: Ann Sexton nutzt sie auf ihren Songs als Ins-trument, um – ähnlich wie die Kolleginnen Bettye Swann und Candi Staton – emotionalen Missbrauch zu beklagen, ihre Nebenbuhlerin zurechtzuweisen oder auch als Vamp den Funk zu reiten.
„I Had A Fight With Love“ und „I’m His Wife“ gehören zu den bitterzartesten Tanznummern des Muscle Shoals Soul.
80. Teddy Pendergrass – „TP“
(PIR, 1980)
In der Spätzeit der erfolgreichen Ära von Philadelphia International Records trat Teddy Pendergrass auf den Plan:
Selbstbewusst und mit einschmeichelndem Bariton machte er dem älteren Barry White auf dem Terrain des erotischen Werbens ostentativ Konkurrenz. Unter vielen guten Alben des Schwerenöters ist „TP“ (mit „Love T.K.O.“), sein viertes, vielleicht das beste.
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79. Clarence Carter – „This Is“
(Tartare, 1968)
Sein schmutziger Witz stammt eindeutig aus dem Blues:
Selten verströmt der Southern Soul soviel Laszivität wie in „Slippin’ Around“, „Thread The Needle“ oder „Looking For A Fox“, Songs, in denen Gitarrist und Sänger Clarence Carter in selbstbewusstem Bariton und getragen vom Baumwollpflücker-Groove der Fame Studio Band auf seinen sexuellen Appetit – wie auch die eigene Blindheit – anspielt.
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78. The O’Jays – „Back Stabbers“
(Philadelphia, 1972)
Die O’Jays waren nur eine von vielen Vokalgruppen, die mit 2½-Minuten-Liebesliedern unterhielten, als sie dieses Album in eine andere Liga katapultierte:
Üppig orchestrierte Grooves von Gamble und Huff umrahmten da Utopien à la „Love Train“, während der düstere Funk von Songs wie „Back Stabbers“ und „992 Arguments“ die Paranoia der Nixon-Jahre in schier überweltliche Soulharmonien packte.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
77. Lou Courtney – „I’m In Need Of Love“
(CBS, 1974)
Treffen dreier Soul-Fans: Welche Platte haben sie, aus irrationaler Liebe, doppelt oder dreifach?
Lou Courtneys übersehenes 70er-Soul-Meisterwerk „I’m In Need Of Love“! Legende Jerry Ragovoy liefert die üppigen Arrangements, Leon Pendarvis und Band unterlegen raffinierte, Tempo und Stimmung variierende Grooves, und Lou Courtneys Falsett croont durch das Land der Sehnsucht.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
76. Psychedelic Shack
The Temptations Motown, 1970
Knock, knock! –Who’s there? – It’s the
Groove! Am Anfang
von „Psychedelic Shack“ klopft das ele-
gante Quintett aus Detroit an die 1970 mit Blumen bemalte Motown-Hipster-Tür – wer aufmacht, bekommt eine Portion psychedelischen Dicke-Eier-Soul auf die Ohren, dass es eine Freude ist. Noch ein Anspieltipp:
Der „Hum Along And Dance“-Song, den man nur summen kann, weil er zu groovy für Text ist. Gibt’s so was noch? Nä!
Copyright: Chris Walter/WireImage
75. Gloria Scott – „What Am I Gonna Do“
(Casablanca, 1974)
Männer brachten Gloria Scott kein Glück. Die Texanerin wurde von Sly Stone betreut, als der selbst noch eine
kleine Nummer war.
Ike Turner verpflichtete sie als Chorsängerin für seine Tina. Und Barry White produzierte zwar dieses Debüt mit edlen Balladen und Philly-Sound, sorgte sich aber lieber um die eigene Karriere, während Gloria mit Knebelvertrag verkümmerte.
Copyright: IGilles Petard/Redferns
74. Erykah Badu – „Mama’s Gun“
(Motown, 2000)
Zwei Meilensteine des Soul erschienen im Jahr 2000, beide parallel im gleichen Studio aufgenommen:
D’Angelos und Erykah Badus jeweils zweite Alben. „Mama’s Gun“ ist vielschichtiger, direkter und psychedelischer als sein Vorgänger und hat mit „Bag Lady“ einen Grammy-prämierten Hit. „A.D. 2000“ thematisiert Polizeigewalt, das hoch-emotionale Triptychon „Green Eyes“ das Ende einer Liebe. Hohe Kunst!
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Copyright: Idriss/Redferns
73. Sade – „Diamond Life“
(Epic 1984)
Die damals schönste Frau der Welt nahm die schönste Platte des Jahres auf: Der unfassbar sanfte, glimmende Cool Jazz und die geschmackvollen Balladen von Sade Adus Musikern lösten den Plattentitel ein.
Copyright: Phil Dent/Redferns
Die Chanteuse hauchte dazu unerreichbar „Smooth Operator“. Perkussiv und mit Saxofon gab die Band den Sound für den Rest der 80er-Jahre vor, doch Sades sehnsuchtsvolle Eleganz und Intelligenz blieben unerreicht.
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72. Isaac Hayes – „Black Moses“
(Stax, 1971)
Kann sein, dass Isaac Hayes nicht der beste Stax-Sänger war. Aber er war fraglos der coolste: mit gewaltigen Goldketten, glänzender Glatze und groovend gurrendem Bariton.
Auf „Black Moses“ – nur echt mit dem kreuzweise ausklappbaren Cover – weitet er seinen Stil noch ins Ikonisch-Religiöse, und seine Version von „Never Can Say Goodbye“ ist besser und ohnehin brünftiger als das Original der Jackson 5.
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71. O. V. Wright – „Memphis Unlimited“
(Backbeat, 1973)
Er gehörte neben Al Green zu den Schwergewichten im Stall von Willie Mitchell – und profitierte wie dieser von dessen molligen Funk-Arrangements.
Nur dass Wrights Flehen viel rauher und bluesiger daherkommt. Auf Songs wie „I’d Rather Be (Blind, Crippled And Crazy)“ hört man einen Schwerenöter, der sich an seinen eigenen Stimmbändern aus der Hölle der Verzweiflung emporknödelt.
Copyright: IM
70. Otis Redding – „Dock Of The Bay“
(Volt, 1968)
Dieses nur wenige Monate nach seinem Tod veröffentlichte Album vereint einige von Reddings brillantesten Gesangs-Performances, darunter das sanft sinnierte „(Sittin’ On) The Dock Of The Bay“, furios gesteigerte Balladen wie „Ole Man Trouble“ und …
der Höllen-Groove von „Don’t Mess With Cupid“, bei dem Redding noch einmal als unnachahmlicher Antreiber seiner fulminanten Rhythmus-Gruppe agiert.
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69. Jerry Butler – „The Iceman Cometh“
(Mercury, 1968)
Den Beinamen „The Iceman“ verdient sich Jerry Butler mit seidig geschmeidigem Soulgesang, der bei allem Flehen und Schmachten niemals seine Coolness verliert.
Gleiche Liga: Die Produktion und das Songwriting von Gamble und Huff, die mit üppig arrangierten Midtempo-Nummern das Beste aus Butlers Stimme kitzeln und den Grundstein für ihren späteren Philly Sound legen.
Copyright: Gilles Pétard Collection
68. Millie Jackson – „Caught Up“
(Southbound, 1974)
Der wohl eindrucksvollste Songzirkel über das Fremdgehen stammt von Millie Jackson: „(If Loving You Is Wrong) I Don’t Want to Be Right“ wurde sogar für einen Grammy nominiert, aber auch „I’m Tired Of Hiding“ presst dem Thema eine ungeheuere emotionale Tiefe ab.
Millie Jackson schimpft, wimmert, schreit sich durch das Album; deepe, schmutzig-schöne Arrangements veredeln ihre elektrisierende (An-)Klage.
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67. The Delfonics – „La La Means I Love You“
(Philly Groove, 1968)
Produzent Thom Bell war ein früher Held des Philly-Sounds, der auch das MFSB-Orchester prägte. Die Delfonics mit den Brüdern Hart waren seine zentrale Crew.
In ihren dynamischen Liebes-Hymnen manifestierte sich bereits das Erbe der beswingten Philadelphia-Phase, die nahtlos in die noch analoge Disco-Ära überging. Als Amerika noch an seine Zukunft glaubte.
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66. Aretha Franklin – „Spirit In The Dark“
(Atlantic, 1970)
Direktoren liebten ihre Musik und ließen ihren Star sich „frei und ungehindert ausdrücken“.
Auf „Spirit In The Dark“ nutzte sie das mit fünf eigenen Kompositionen, so vielen wie sonst auf keinem anderen Album. Das introspektive, jazzbetonte Werk war wohl deshalb für Arethas Verhältnisse nur mittelprächtig erfolgreich.
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65. Etta James – „At Last!“
(Argo, 1961)
Etta James gehörte zweifellos zu den besten Soul-Sängerinnen. Sie verfügte nicht nur über einen immensen Tonumfang, sondern konnte ihn auch perfekt einsetzen.
Auf „At Last!“ beherrscht sie alles: vom zarten „A Sunday Kind Of Love“ über das lasziv-bluesige „I Just Want To Make Love To You“ bis hin zum schwelgerischen Titelsong. Die Streicher-Arrangements atmen das Drama großer Hollywood-Scores der 50er-Jahre.
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64. Van Morrison – „Astral Weeks“
(Warner, 1968)
Für seine musikalischen Meditatio-nen fand Van Morrison den Begriff „Caledonian Soul“, doch für seine berühmteste Arbeit fehlen auch ihm die Begriffe.
Die Songs auf „Astral Weeks“ gingen einen langen Weg von Morrisons Kindheit in Belfast und dem alten Blues und kulminierten im freien Improvisieren der Jazz-Musiker, die unter der Leitung von Jay Berliner spielten. Die vollkommene Innerlichkeit.
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63. Otis Redding – „The Soul Album“
(Volt, 1966)
Otis Redding mag auch als Songwriter seine Meriten haben – hier zeigt er sich vor allem als begnadeter Interpret. Ob Sam Cookes „Chain Gang“ oder Smokey Robinsons „Scratch My Back“:
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Reddings Gespür für fettig heißes Drama, sein in den emotional roten Bereich ausschlagender Gospelgesang sowie die kongeniale Begleitung von Booker T.s Orgel und Steve Croppers Gitarren lassen die Originale mitunter verblassen.
62. Smokey Robinson – „A Quiet Storm“
(Motown, 1975)
Ein Album seiner mittleren, semi-psychedelischen Phase. Nicht nur die drei erfolgreichen Single-Auskopplungen überführen die simplen Motown-Strukturen in eine komplexe Architektur.
Der längliche Song „Quiet Storm“ brachte es Mitte der Siebziger bei US-Radiostationen gar zu einem eigenen Subgenre, das auf durcharrangierten Midtempo-Songs basierte. Auch ohne die Miracles wusste Smokey zu glänzen.
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61. Erykah Badu – „Baduizm“
(Kedar, 1997)
Sie liebt schwere HipHop-Beats, predigt mit der politischen Schärfe eines Gil Scott-Heron, aber ihre Heldinnen heißen Nina Simone und Billie Holiday. Badus Sound verbindet all das – und erreicht hypnotische Kraft:
Auf Songs wie „On & On“ und „Appletree“ phrasiert sie mit ihrer agilen, melodischen Stimme gern mal neben den Beats. Wann haben Schönheit, Stolz und Unberechenbarkeit schon einmal besser harmoniert?
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Copyright: Ebet Roberts/Redferns
60. Gil Scott-Heron – „The Revolution Will Not Be Televised“
(RCA, 1974)
Den heute als cooler Slogan geläufigen Titelsong hatte Scott-Heron bereits für sein Debüt 1970 aufgenommen, als pure Spoken-Word-Poetry.
Hier nun, sachte und düster instrumentiert, wird das Stück tatsächlich zu einem Song und zu einem starken antikapitalistischen Statement. Scott-Heron machte einige sehr gute Platten, bevor ihn die Drogensucht verschluckte.
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59. Chic – „Risqué“
(Atlantic, 1979)
Diese magischen Grooves! Dieser knurzende Bass! Diese lässig ausgedürrte Gitarre!
Ende der 70er-Jahre entwarfen Chic eine völlig eigene Soul-Variante: Soul ohne Soul, Euphorie ohne Hitze, nur glattes kickendes Glück. Ihr drittes Album, „Risqué“, ist ihr tollstes, aus der Basslinie des Eröffnungsstücks „Good Times“ strickte die Sugarhill Gang noch im gleichen Jahr den ersten HipHop-Hit, „Rapper’s Delight“.
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58. Doris Duke – „I’m A Loser“
(Canyon, 1969)
In den 70ern zog Doris Duke „sich in die Obskurität zurück“ (Wikipedia), wo sie heute noch gelegentlich auf Hochzeiten singt.
Auch vorher war sie nicht vom Glück verfolgt gewesen. #
„I’m A Loser“, produziert von Jerry „Swamp Dogg“ Williams Jr., wurde von der Pleite ihrer Plattenfirma ausgebremst – heute gilt das Beziehungskrisen-Album zu Recht als legendärer Deep-Soul-Klassiker.
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57. James Brown – „There It Is“
(Polydor, 1972)
Dieses James-Brown-Album enthält eine Seltenheit: Balladen. „
Who Am I“ zeigt einen gereiften Soul-Brother,“King Heroin“ ist einer der ergrei-fendsten Songs, die je zu dem Thema geschrieben wurden – Browns Sprechgesang, die dezenten Bläser, der monoton absteigende Basslauf, die sanft flirrenden Orgelharmonien garantieren Gänsehaut. Großartig natürlich auch: „Talking Loud And Saying Nothing“
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Copyright: Gijsbert Hanekroot/Redferns
56. Barry White – „Stone Gon’“
(20th Century, 1973)
Am Anfang seiner Karriere waren die symphonischen Oden an die ewige Liebe und die heilende Kraft des Sexus ebenso ergreifend wie der tief vibrierende Schmachtgesang des sanften Riesen.
„Girl It’s True, I’ll Always Love You“, versicherte Barry White redundant, und: „Never, Never Gonna GiveYa Up“. Die Autoren der Serie „Ally McBeal“ feierten ihn später als Kraftspender und Seelentröster.
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Copyright: Gijsbert Hanekroot/Redferns
55. Diana Ross – „Diana“ (Motown, 1980)
Diana Ross war schon eine Diva und die Königin von Motown, als Bernard Edwards und Nile Rodgers von Chic sie als erotisch explosive Funk-Duse neu erfanden.
Mit „Upside Down“ gelang ein omnipräsenter Disco-Hit, andere Songs waren gewohnt gefühlig angelegt („My Old Piano“, „Now That You’re Gone“). Besser wurde es auf späteren Alben nicht mehr, nur schlüpfriger und bombastischer.
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Copyright: RB/Redferns
54. Gil Scott-Heron – „Pieces Of A Man“
(RCA, 1971)
Der Wegbereiter des HipHop war ein hochpolitischer Spoken-Word-Poet, der Romane schrieb und von Bob Thiele, Produzent des Jazz-Labels Impulse, entdeckt wurde. „Pieces Of A Man“ ist seine zweite, vielleicht wichtigste Platte.
Auf ihr verschmolz Gil Scott-Heron zum ersten Mal Jazz und Soul als Basis seines Sprechgesangs. „Lady Day And John Coltrane“ ist der programmatische (und beste) Song dieses Wunderwerks.
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53. Bobby Womack – „Across 110th St.“
(UA, 1972)
Ursprünglich war die Platte der Soundtrack zu einem Blaxploitation-Film, mit zwischen die Songs und Fragmente geschnittenen Dialogen.
Quentin Tarantino verwendete das Titeslstück 1997 für die berühmte Eröffnungssequenz von „Jackie Brown“, und seitdem erzählt Bobby Womack gern, wie er den Song als eine transzendentale Epiphanie sozialer Gegensätze erlebte. In der Tat ein fast übersinnliches Meisterwerk.
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52. Frank Ocean – „Channel Orange“
(Def Jam, 2012)
Zu minimalistischen, erinnerungssatt betrübten Beats singt Frank Ocean mit herrlich zitternder Falsettstimme vom schwulen Coming Out auf der Rückbank eines muslimischen Taxifahrers oder vom leeren Luxusleben superreicher Kinder,…
… unter dem schon der Abgrund des Börsencrashs gähnt. „Channel Orange“ ist die mutigste Soulplatte des neuen Jahrzehnts, und Frank Ocean der neue Prince.
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Copyright: Flanigan/FilmMagic
51. Curtis Mayfield – „Roots“
(Curtom, 1971)
Wer bei dem Titel eine Rückbesinnung auf Mayfields Soul-Anfänge vermutet, wird hier erst mal vor den Kopf gestoßen.
Vielmehr ist „Roots“ die konsequente Weiterentwicklung seiner Vision eines urbanen, sexuell wie gesellschaftspolitisch aufgeladenen Diskurs-Souls, also ein Stilgestrüpp, in dem psychedelisches Experiment, Funk-Fusion und konventionellere Popsongs nebeneinander stehen, sich gegenseitig befruchten.
Copyright: Collection Gilles Pétard
50. Donny Hathaway – „Live“
(Atlantic, 1972)
Das gemütvolle Sanges-Genie hatte mit „Everything Is Everything“ glänzend debütiert und sang mit Roberta Flack, doch dieses Live-Album zeigt Donny Hathaways Möglichkeiten am besten:
Über ekstatischen Improvisationen wie „The Ghetto“ und „Voices Inside“ ließ er seinen Gesang wie ein Instrument strahlen. Gayes „What’s Goin’ On“ brachte er ebenso souverän wie Lennons „Jealous Guy“.
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Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
49. D’Angelo – „Voodoo“
(Virgin, 2000)
Weil ihn die „Degeneration des Rhythm’n’Blues zur clubtauglichen Wegwerfware“ störte, arbeitete der Sänger aus Virginia vier Jahre lang an einem Gegenentwurf:
Sein Gesang verknüpft Sex und Spiritualität – während die von Questlove coproduzierten Songs lose HipHop-Grooves und Anleihen von Sly Stone, Al Green, George Clinton und Prince in den brodelnden Voodoo-Eintopf werfen.
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Copyright: Mick Hutson/Redferns
48. The Isley Brothers – „3 + 3“
(T-Neck, 1973)
Die Brüder hatten sich für dieses Album verdoppelt. Das Gründungstrio aus O’Kelly, Ronald und Rudolph Isley nahm nun die jüngeren Ernie und Marvin nebst Cousin Chris Jasper offiziell in die Band auf.
Anders als beim Vorgänger-Album „Brother, Brother, Brother“ funktioniert hier die Aufpimpung der bewährten Funk- R&B-Mixtur durch neumodische West-Coast-Harmonien und Synthesizer-Gegniedel exzellent.
Copyright: Michael Ochs Archives/Getty Images
47. The Temptations – „All Directions“
(Motown, 1972)
Die Arrangements der Songs machen dem Albumtitel ebenso alle Ehre wie die Texte:
Die Temptations zeigten mit „All Directions“, dass sich die Veränderungen im Line-up und das Vertrauen in Produzent Norman Whitfield gelohnt hatten: „Papa Was A Rolling Stone“ wurde der größte Hit der Band, und „Run Charlie Run“ demonstriert Reife: Soziales Bewusstsein trifft auf pulsierenden Funk.
Copyright: Chris Walter/WireImage
46. Bill Withers – „Just As I Am“
(Sussex, 1971)
Erst spät hatte der Gelegenheits-Songschreiber Bill Withers eine Plattenfirma gefunden.
Auf Anhieb begeisterte er mit „Ain’t No Sunshine“, sang auf seinem Debüt aber auch Sentimentalitäten wie „Grandma’s Hands“ und eher unvermutete zeitgenössische Songs wie „Everybody’s Talkin’“ und „Let It Be“. Angeleitet von Produzent Booker T. Jones, gelang Withers ein unvergleichlich geschmeidiger Ton.
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45. „Let’s Get It On“ ist Gayes definitives Statement als großer Erotomane des Soul. Angeblich die Platte, zu der damals jeder Zweite sein erstes Mal hatte. Und zudem Gayes zweites Meisterwerk: unfassbar seelenvoll und sinnlich.
Das Album läuft im rdio-Player.
44. Allen Toussaint – „Southern Nights“
(Reprise, 1975)
Als Songwriter, Arrangeur und Produzent hatte Allen Toussaint sich schon weit über seine Heimatstadt New Orleans hinaus einen Namen gemacht.
Copyright: Gilles Petard/Redferns
In der ersten Hälfte der Siebziger nahm er auch einige wundervoll süffige Alben unter seinem Namen auf. Auf dem bes-ten, „Southern Nights“, hat Toussaint seinen New-Orleans-R&B durch Soul, Funk, Pop und eine Spur milde Psychedelia erweitert.
Das Album läuft im rdio-Player.
43. Aretha Franklin – „Young, Gifted And Black“
(Atlantic, 1972)
Der Titel ist programmatisch und zeugt vom Selbstbewusstsein einer neuen schwarzen Mittelschicht.
Der beinahe hymnische Song stammt von Nina Simone, aber Franklin covert hier auch die Delfonics und die Beatles, Elton John und Burt Bacharach – nicht immer gleichermaßen begeisternd, aber immer der Autorität ihrer Jahrhundert-Stimme unterworfen.
Das Album läuft im rdio-Player.
Copyright: IM
42. Syl Johnson – „Is It Because I’m Black“
(Twilight, 1970)
Allein der Titelsong! Siebeneinhalb Minuten schwermütig schleifender Groove, getragen von Syl Johnsons bluesy Gitarrenriffs und einer Gospelstimme, in deren nasalem Timbre Trauer und Stolz mitschwingen.
1970 hatte Johnson damit – noch vor Marvin Gaye oder Sly Stone – eine zeitlose Polit-Soul-Hymne geschaffen. Der trockene Funk des Albums wurde viel gesampelt.
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41. Chic – „C’est Chic“
(Atlantic, 1978)
Während anderswo der Punk tobte, schufen Bernard Edwards und Nile Rogers in New York eine Ikone des 20. Jahrhunderts.
Ihre Disco-Formation steht für alle Ewigkeiten für Partykracher wie „Le Freak“ oder „I Want Your Love“. Edwards’ prägender Bass gab den Rhythmus vor, der im Studio 54 und auf anderen beleuchteten Tanzflächen der Welt explodierte. Epochales Werk!
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40. Johnny Bristol – „Hang On In There Baby“
(MGM, 1974)
Er schrieb zahllose Hits für Motown, produzierte die Supremes und Smokey Robinson.
Und obwohl mit einer Nichte des Labelchefs Berry Gordy verheiratet, durfte Johnny Bristol nicht für Motown singen. Frustriert wechselte er zu MGM – und landete prompt mit dem süffig-eleganten „Hang On In There Baby“ einen Welthit. Es blieb der Einzige, den er selbst sang.
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39. Lauryn Hill – „The Miseducation Of Lauryn Hill“
(Columbia, 1998)
Schwanger und mit Liebeskummer verließ sie die Fugees. Inmitten einer Emotionslawine nahm Lauryn Hill ihr Solo-Debüt auf.
Das verneigt sich vor den Großen des 70er-Jahre-Soul und betreibt schönsten Eklektizismus: HipHop und Soul verschmelzen mit ergreifenden Texten zu einer nachhaltigen Symbiose. Nicht zuletzt war das Album ein kommerzieller Triumph.
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38. Michael Jackson _ „Thriller“
(Epic, 1982)
Von manchen Kritikern wurde das Album als kommerzielle, aalglatte Hollywood-Produktion verrissen.
Doch „Thriller“ trat mit dem skurrilen Jackson-McCartney-Duett „The Girl Is Mine“ und dem ingeniösen „Billie Jean“ den Siegeszug an, der bis heute nicht beendet ist. Ein unwiderstehliches Konglomerat aus Rock und Funk, Zeitgeist, Komposition, Kalkül und reinem Genie. Ein Meilenstein der Popgeschichte.
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37. Anita Barker – „Rapture“
(Electra, 1986)
Was wurde eigentlich aus Anita Baker? Mitte der Achtziger galt die Sängerin aus Detroit als größte Stimme des wiederentdeckten DeepSoul.
Ihr zweites Album war mit acht Millionen verkauften Platten ein heute nur noch schwer erreichbarer Welterfolg. Dabei waren ihre Songs eher slow jams, verhaltene, dafür aber umso intensivere Balladen. Kritiker sahen damals den „echten“ R&B wiederkehren.
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36. Terry Callier – „What Color Is Love“
(Cadet, 1972)
Auf seinen ersten beiden Alben verband er Folk, Jazz und Mystik, sein drittes, „What Color Is Love“, entzieht sich jeder Kategorisierung.
Mit sanfter Stimme gibt Terry Callier das dramatische neunminütige Wunderwerk „Dancing Girl“, berauscht sich am Funk von „You Goin’ To Miss Your Candyman“, schwelgt und barmt, klagt und raspelt Süßholz. Die Antwort auf die titelgebende Frage kann nur lauten: Schwarz.
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35. Smokey Robinson & The Miracles – „Going To A Go-Go“
(Tamla-Motown, 1965)
Mitte der 60er-Jahre hörte man Soul noch auf 45 Umdrehungen, nicht auf 33. Für die Langspielplatten wurden die Smash-Hits mit Füllmaterial aufgemotzt.
Deshalb gibt es vom größten Motown-Ensemble kein makelloses Album. Aber „Going To A Go-Go“ kommt dem mit Übersongs wie „The Tracks Of My Tears“ und exzellenten B-Seiten wie „Choosey Beggar“ verdammt nah.
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34. O. V. Wright – „A Nickel And A Nail“
(Backbeat, 1971)
Schon in den Sechzigern hatte O. V. Wright einige Single-Hits und glänzte auch als Gospelsänger.
Produzent Willie Mitchell brachte ihn für „A Nickel And A Nail …“ Anfang der Siebziger mit der Hi Rhythm Section und den Memphis Horns zusammen, die seinen kraftvollen Croon kongenial in Szene setzen. Eine Sternstunde des Southern Soul. Das Einzige, woran gespart wurde, war das Cover.
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33. Dexys Midnight Runners – „Searching …“
(EMI, 1980)
Schon in den Sechzigern hatte O. V. Wright einige Single-Hits und glänzte auch als Gospelsänger. Produzent Willie Mitchell brachte ihn für „A Nickel And A Nail …“
Anfang der Siebziger mit der Hi Rhythm Section und den Memphis Horns zusammen, die seinen kraftvollen Croon kongenial in Szene setzen. Eine Sternstunde des Southern Soul. Das Einzige, woran gespart wurde, war das Cover.
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32. Sam Cooke – „One Night Stand“
(RCA, 1985)
Die Tonqualität ist nicht die beste, und Sam Cookes Stimme hat nicht den zarten Schmelz seiner Studioaufnahmen, aber genau das macht diese Aufnahme aus dem Harlem Square Club in Miami vom 12. Januar 1963 zu so einem markerschütternden, unmittelbaren Erlebnis.
Cooke ist aufgekratzt, die Band um King Curtis am Saxofon ist in full swing. Nie klang „Twistin’ The Night Away“ besser.
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31. Sly & The Family Ston – „Stand!“
(Epic, 1969)
Das letzte Hurra der 60er-Jahre. Bevor Sly Stone sich quasi im Alleingang zu seinem dunklen Meisterwerk „There’s A Riot Going On“ aufmachte, trieb er seinen kunterbunten psychedelischen Pop mit der geballten Wucht und positiven Energie seiner Family auf die Spitze.
Er schließt seine Sozialkritik mit mitreißenden Songs, inspirierten Jams und energetischen Performances kurz und bringt die Umstände zum Tanzen.
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30. James Brown – „Live At The Apollo“
(Polydor, 1963)
Schweiß, Absätze,glänzender Anzug,glänzende Haare, Apnoetaucher-Lunge und dann diese Rhythmusgruppe:
James Brown, in späteren Jahren des Öfteren wegen Gewalt gegen (Ehe-)Frauen verhaftet, lenkte seine Energie hier noch in positive Mojobahnen. Wer auf Vol. 1 und 2 von „Live At The Apollo“, 1968 im legendären Harlemer Theater aufgenommen, nicht zu „Think“ mit den Füßen zuckt, ist ignorant oder taub.
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29. Bill Withers – „Still Bill“ (Sussex, 1972)
Withers’ zweites Album ist ein wahres Wunderwerk.
Es umhüllt den Hörer so warm und sanft, dass es gesteigerte Aufmerksamkeit braucht, um die Komplexität dieser Wohlfühlplatte zu ergründen. Withers blendet Philly und Memphis Soul, Funkrhythmen und Gospel mit großer Virtuosität und Leichtigkeit ineinander. Das Songwriting ist durchweg exzellent, „Lean On Me“ und „Use Me“ sind Erste unter Gleichen.
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28. James Carr – „You’ve Got My Mind Messed Up“
(Goldwax, 1966)
Tragisch, tragischer, James Carr:
Seine warmen, oft nur von spärlichen Orgel- und Gitarreneinwürfen unterlegten Liebesschwüre kommen stets mit der Ahnung daher, dass seine Unschuld zum Untergang verdammt ist und – wie im Klassiker „Dark End Of The Street“ – nur ein Song übrig bleibt, um den Kampf zwischen Reue, Unschuld, Sünde und verzweifelter Liebe auszufechten.
Der Titeltrack läfut im rdio-Player.
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27. Aretha Franklin – „Lady Soul“
(Atlantic, 1968)
Mit ihrem dritten Album bei Atlantic war Aretha Franklin auf dem Soul-Olymp angekommen.
Selbstbewusster, stärker und stolzer als je zuvor, manifestierte sie sich als Stimme, die weitaus mehr konnte als konfektionierte Balladen. Ob King und Goffins „(You Make Me Feel Like) A Natural Woman“ oder „People Get Ready“ von Curtis Mayfield – alles schien leicht und tief zugleich.
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26. Amy Winehouse -„Back To Black“
(Island, 2006)
Amy Winehouse’ Tragödie reiht sich in die an Tragödien reiche Geschichte des Soul ein.
Eine intensive Sängerin, die sich mit großer Lässigkeit zwischen Soul, Pop und Ska bewegte und mit „Back To Black“ ein so famoses wie erfolgreiches Album aufnahm. Es bereitete den Weg für Adele & Co. Amys tragisch coole Weigerung „Rehab“ und der wunderbare Tränenzieher „Tears Dry On Their Own“ haben überdauert.
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25. The Impressions – „The Young Mods’ Forgotten Story“
(Curtom, 1969)
Curtis Mayfield und seine Band auf der Höhe ihres Könnens:
Zarteste Balladen („The Girl I Find“), dampfende Stomper („Seven Years“), politische Statements („Choice Of Colors“). Und mit „Mighty Mighty“ am Ende ein funky Ausblick auf das, was Mayfield ein Jahr später als herausragender Soul-Autor mit „Curtis“ leisten würde: Ein weit in die 70er ragendes Soul-Statement.
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24. Curtis Mayfield – „Super Fly“
(Curtom, 1972)
Bereits bei den Impressions entwarf Curtis Mayfield eine schwarze Sichtweise auf Urbanität. Für den Soundtrack von Gordon Parks’ umstrittenen Blaxploitation-Klassiker „Super Fly“ war er eine ebenso naheliegende wie inspirierte Wahl.
Was dem Film an Subtilität, Finesse und Reflexivität abgeht, liefert Mayfield spielerisch in Songs wie „Pusherman“, „Freddie’s Dead“ und „Give Me Your Love (Love Song)“.
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23.Ann Peebles – „I Can’t Stand The Rain“ (Hi, 1974)
1974 war Hi Records die erste Adresse für Memphis Soul. Vor allem durch den Erfolg von Al Green natürlich.
Doch Ann Peebles war in ihrer besten Zeit eine an Intensität und Sublimität mindestens ebenbürtige Stimme. Auf ihrem besten Album von Don Bryant mit Songs versorgt und von Willie Mitchell mit sparsamen Mitteln höchst effizient in Szene gesetzt. Ein vitaler Klassiker.
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22. Leroy Hutson – „Hutson“
(Curtom, 1975)
Schwer unterschätzter Held des elegant-unterkühlten 70er-Soul: Leroy Hutson hatte zusammen mit Donny Hathaway „The Ghetto“ geschrieben und 1971 Curtis Mayfield als Lead-Singer der Impressions abgelöst, bevor er 1973 auf dessen Curtom-Label sein erstes Soloalbum einspielte.
Ein Modern-Soul-Meisterwerk voller sanfter Grooves und raffinierter Arrangements, das den Funk sublimiert und der Liebe huldigt.
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21. Marvin Gaye -„I Want You“
(Motown, 1976)
Die vielleicht sanfteste Discofizierung eines Soul-Künstlers ever.
Der Titelsong, den Produzent Leon Ware ursprünglich für sein eigenes Album geschrieben hatte, zählt zu den stärksten Marvin-Gaye-Singles und hält wie das gesamte Album locker die Klasse des Vorgängers, „Let’s Get It On“, ersetzt aber dessen Funkiness durch zartesten Schmelz. Großartig auch das smarte Artwork von Ernie Barnes.
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20. Sam Cooke – „Night Beat“
(RCA, 1963)
Als Neunjähriger sagte Sam Cooke voraus, er werde als Sänger reich werden. Mit Gospels entlockte das Sexsymbol später den Mädchen in der Kirche Lustschreie. Ray Charles hielt den stolzen Schwarzen für „den einzig Wahren“.
Auf Album-Länge klang Cooke, längst Popstar, so wahr wie nie auf dem kultiviert bluesigen „Night Beat“, das er mit kleiner Barbegleitung in drei Sessions einspielte.
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19. Michael Jackson – „Off The Wall“
(Motown, 1979)
Der endgültige Durchbruch für die atemberaubende Solokarriere des einstigen Kinderstars.
Unter der Regie von Quincy Jones entstand eine unwiderstehliche Mixtur aus Funk, Disco und typischem Jackson-Kitsch („She’s Out of My Life“). Auf dem Cover vor der Backsteinwand ist der gute Michael zum letzten Mal als „normaler“ schwarzer Künstler zu sehen. Danach begann seine tragische Reise in den Wahnsinn.
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18. Stevie Wonder – „Talking Book“
(Motown, 1972)
Anfang der Siebziger entdeckte Stevie Wonder den Synthesizer, ging mit dem Duo Tonto’s Expanding Head Band ins Studio und gab in einem Jahr eine viertel Million Dollar für die Aufnahmen von drei Dutzend Songs aus, …
… die er von 1972 bis 1974 auf vier Hit-Soloalben verteilte. Den Diskothekenknaller „Superstition“, US-Nr.-1-Single von „Talking Book“, bezeichnete Wonder später als seine Erkennungsmelodie.
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17. Shuggie Otis – „Inspiration Information“
(Columbia, 1974)
Der Sohn von Johnny Otis spielte schon als Sechsjähriger mit dem Vater zusammen und erhielt mit 15 einen Plattenvertrag, den er nach dem Flop von „Inspiration Information“ wieder los war.
Dass jenes eigensinnige Album, an dem Multi-Instrumentalist Shuggie über zwei Jahre gebastelt hatte, heute als Bindeglied zwischen Sly Stone und Prince gilt, dürfte ihn freuen: Shuggie verehrt beide.
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16. The Four Tops – „Reach Out“
(Motown, 1966)
Motowns Hitschreiber und Produzenten Holland–Dozier–Holland reservierten ihre liebsten Stücke, fünf davon auf diesem Album, für die Four Tops, denn keiner sang so eindringlich wie Levi Stubbs.
Doch Stubbs, der das Gesangsquartett, das über 40 Jahre in gleicher Besetzung zusammenblieb, bereits 1953 in Detroit gegründet hatte, blieb demütig – und nannte sich selbst „keinen besonders tollen Sänger“.
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15. Al Green – „Call Me“
(Hi, 1973)
Für viele ist Al Greens sechstes Album auch sein bestes. Es zeigt ihn auf der Höhe seiner Kunst – allein der Titelsong ist so reich an Emotion, Sehnsucht und Wärme, Greens Phrasierung schlicht atemberaubend.
Dass Country der Soul des weißen Mannes ist, wird hier noch einmal durch die Wahl der beiden einzigen Fremdkompositionen unterstrichen: Sie stammen von Hank Williams und Willie Nelson.
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14. Sam Dees – „The Show Must Go On“
(Atlantic, 1975)
Einer der großen Songschreiber des Soul, der in den 60ern furiose Singles aufnahm und später für Gladys Knight und Whitney Houston arbeitete.
„The Show Must Go On“ ist sein einziges Album, wenn man von Compilations und enttäuschendem Spätwerk absieht – aber es nährte seinen Ruhm. Heute zählt der seinerzeit nur Kennern vertraute Dees längst zum Soul-Kanon.
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13. Stevie Wonder – „Innervisions“
(Motown, 1973)
Spätestens mit „Music Of My Mind“ (1972) hatte Stevie Wonder die Sound-&-Song-Formel für seine nächsten vier Alben gefunden. Autoren-Soul hieß hier DIY auf allen Ebenen, und auf diesem Konzeptalbum gelang es am besten, weil beiläufigsten.
Die Platte entfaltete ihre Wirkung über Jahrzehnte. Davon zehrt socially conscious R&B bis heute, ohne Wonders Stilpluralismus und Song-Qualitäten je erreicht zu haben.
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12. Aretha Franklin – „I Never Loved A Man The Way I Love You“
(Atlantic, 1967)
Es braucht wenig, um zu begreifen, warum Franklin bis heute die unangefochtene Soul-Königin ist – und Vergleiche mit ihr etwas bizarr wirken.
Von „Respect“ bis „A Change Is Gonna Come“ singt sie hier in ihrer eigenen Klasse. Die Songs sind allesamt unzerstörbare Klassiker und dauerpräsent im Pop-Gedächtnis.
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11. Al Green – „Let’s Stay Together“
(Hi, 1972)
Bei den Aufnahmen zum ersten Album, für das Al Green fast alle Songs selbst schrieb, verlangte Produzent Willie Mitchell: „Du musst sanfter singen, flüstern!“
Green aber mochte „Let’s Stay Together“ anfangs nicht, denn der Frauen-verführerklang erschien dem selbst-ernannten „Hurer und Ehebrecher“ zu unmännlich. Doch als der Titelsong in Amerika Nr. 1 wurde, kriegte Al den Schmelz nicht mehr aus der Stimme.
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10. Dusty Springfield – „Dusty In Memphis“
(Atlantic, 1969)
Auf Platz 10 das erste weiße Gesicht dieser Liste, und somit die beste Blue-Eyed-Soul-Platte aller Zeiten. Absolut zu Recht! Ich gehe da mit den Pet Shop Boys d’accord, die die späte Springfield noch einmal ins Rampenlicht brachten – als Ehrerbietung gegenüber einer großen Künstlerin. Ich muss immer noch weinen, wenn Dusty mit ihrem „I Don’t Want To Hear It“ die nächste tragische Affäre beendet. Eine ganze Armada von Top-Songwritern, darunter Carol King und Randy Newman, wurden für dieses Experiment aufgeboten, eine Engländerin im Südstaaten-Mekka auf Deepness zu trimmen.
Die Produzenten Arif Marden, Tom Dowd und Jerry Wexler haben genau wie die gigantische Mrs. Springfield ganze Arbeit geleistet. Ein tragisches, emanzipatorisches Meisterwerk.
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9. Prince – „Sign O’ The Times“
(Warner, 1987)
Junge liebt Mädchen! Mädchen liebt Jungen! Auch für den Soul sind das ja stets die beiden Basis-
geschichten gewesen. Auch für die Lieder von Prince Roger Nelson. Nur dass man in seinen Liedern häufig nicht weiß, wer gerade der Junge ist und wer das Mädchen. Zum Beispiel in „If I Was Your Girlfriend“, dem Schlüsselstück auf seinem transsexuell-androgyn-polymorph-perversen Meisterwerk „Sign O’ The Times“, auf dem die Erotik, das Begehren, die Ströme der Libido endgültig entkoppelt sind von jeder heterosexuellen oder sonstwie auf Eindeutigkeit zielenden Norm.
Noch toller sind nur die minimalistischen Schlagzeugcomputer-Patterns, über denen Prince und seine Gespielen und -innen ächzen und hecheln und kreischen und quieken und manchmal sogar singen.
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8. Marvin Gaye – „Here, My Dear“
(Motown, 1978)
Ob sie es sich noch anhören kann? Anna Gordy Gaye, Marvin Gayes Ex-Frau, der das Album „Here, My Dear“ (statt der Alimente für den Sohn) 1975 gewidmet wurde, ist über 90 Jahre alt.
Ob sie in den corny lyrics, den Texten über „when two people have to part, sometimes it
makes you stronger“, dem halligen Saxophon, den Keyboardsongs, den kitschigen Background-Vocals noch Reminiszenzen an die schwierige Beziehung mit dem großen Soulsänger finden kann? Das erst 1978 veröffentlichte Doppelalbum ist ein persönliches Konzeptwerk, das seine Themen in Stein gemeißelt auf dem Cover trägt: „Love and marriage, pain and divorce“. Hits gibt es nicht, aber die durchgehend wehmütige Last-call-Discostimmung muss jeder lieben, dem das Herz schon mal brach.
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7. Isaac Hayes – „Hot Buttered Soul“ (Stax, 1969)
Nachdem er 1964 bei der Stax-Hausband Booker T. & The M.G.’s ausgeholfen hatte, etablierte sich Isaac Hayes als Songschreiber für Wilson Pickett und Sam & Dave.
1967 erschien sein Debüt-Album, doch nach dem Tod von Martin Luther King zog sich Hayes zurück: Angeblich war er an dessen Todestag mit ihm verabredet gewesen. 1969 erschien Hayes’ erstes Großwerk: Er adaptierte zwei populäre Easy-Listening-Songs, „Walk On By“ von Burt Bacharach und „By The Time I Get To
Phoenix“ von Jimmy Webb, arrangierte Streicher und Bläser zu langen Instrumentalpassagen und blähte die Schmachtfetzen damit auf 12 respektive 19 Minuten. Mit diesem monströsen orchestralen Album überführte Isaac den Soul in die Sphären der Avantgarde. Dann kam „Shaft“.
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6. Sly & The Family Stone – „There’s A Riot Going On“
(Epic, 1971)
Im Mai 1971 stellte Marvin Gaye mit seinem Meisterwerk die Frage: „What’s Going On?“ Die Antwort kam ein halbes Jahr später von einem, der schon verloren schien: „There’s A Riot Going On.“
Auf die Attentate, die King und Kennedy auslöschten, das Ende der Bürgerrechtsbewegung und die Radikalisierung durch die Black Panthers hatte Sly Stone zunächst mit dem Sarkasmus von „Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin)“ reagiert. Dann schwieg er, lief desillusioniert mit einem Geigenkoffer voller Drogen durch Los Angeles, bis er sich ohne seine Family im Studio einschloss und mit dieser Totenmesse für die Sechziger wieder herauskam. „Peace, love and happiness“ waren aus seinen Songs verschwunden, die bunte Psychedelia einem dumpfen Sound und dunklen
Funk-Groove gewichen. Das Album läuft im rdio-Player.
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5. Stevie Wonder – „Songs In The Key Of Life“
(Motown, 1976)
1976 war die Zeit endlich reif für ein Opus mag-num von Stevie Wonder. Die Jahre als Kinderstar lagen einige Zeit zurück, er hatte sich als außergewöhnlicher Songschreiber profiliert, mit „You Are The Sunshine Of My Life“ und „Superstition“ echte Megahits geschrieben und seit Anfang der Siebziger mehrere experimentierfreudige, aber etwas erratische Alben veröffentlicht. Nun hatte der Zeitgeist seine Ideen eingeholt, und man lief synchron.
Musikalisch bedeutete das: Fusion und Funk, West-Coast-Songwriting und Brasil-Harmonien, textlich ein wenig Black Consciousness, etwas Peace & Love plus jede Menge Esoterik. Das Ganze mit überbordendem Selbstbewusstsein: Du hörst dem Album vom ersten Ton an an, dass es sich seiner Ausnahmequalität bewusst ist.
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4. Al Green – „I’m Still In Love With You“
(Hi, 1972)
Später wurde Al Green ein Mann Gottes. 1974 drang eine Ex-Freundin in des Sängers Wohnung ein, übergoss ihn mit kochender Maisgrütze und nahm sich anschließend das Leben. Green deutete
den Vorfall als Aufforderung des Herrn, sich aufs Wesentliche zu besinnen. Auf seinem 1972er Meisterstück „I’m Still In Love With
You“ aber huldigte Greens Gospel noch ganz den irdischen Freuden und definierte auf formvollendete Weise letztlich den Begriff ‚’Soul‘: als spirituelle Musik über weltliche Belange.
Das Album lebt aber auch vom Genie des Producers Willie Mitchell: Das geniale Pappkarton-Schlagzeug, die schmorenden Orgeln, die samtenen Streicher und punktgenauen Bläser bilden einen wattigen Sound, der allein schon für ein großes Album gesorgt hätte. Simply beautiful.
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3. Otis Redding – „Otis Blue“
(Volt, 1965)
Eine LP mit Untertitel. „Otis Redding Sings Soul“: Nicht bloß Versprechen, sondern Definition mit nahegelegtem Umkehr-schluss – Soul ist, was Otis singt. Darin liegt die Wahrheit dieser Platte. Der Sänger als Souverän bemäch-tigt sich Songmaterials unterschiedlichster Provenienz und unterwirft es mit interpretativer Wucht den ehernen Gesetzen von Stax-Sessions.
Binnen 24 Stunden werden zehn der elf Tracks aufgenommen, nicht in unziemlicher Hast, aber doch einen Zacken zügiger, als es die Cracks gewohnt sind. „Respect“ ist in 20 Minuten arrangiert und mit einem Take im Kasten, Songs von William Bell und Sam Cooke werden höchst expressiv einverleibt, „Satisfaction“ wird annektiert, Keiths Fuzz-Riff autorativ in Bläser-Punch verwandelt, der Stilist zieht sämtliche Register.
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2. Curtis Mayfield – „Curtis“
(Curtom, 1970)
Curtis Mayfield begründete den Autoren-Soul, weil er für sich und seine Band, The Impressions, schon früh die Songs selbst schrieb und ab 1968 bei der eigenen Plattenfirma Curtom veröffentlichte. Als der Vorsänger der Bürgerrechtsbewegung einmal auf seine Verdienste zurückblickte, rührte ihn „der Gedanke an die Sechziger fast zu Tränen. Weil wir Soulmusiker die Welt veränderten und Grenzen überwanden. Dabei gewesen zu sein ist mehr, als man verlangen kann.“ Erfahrungen und Bewußtsein der Unterpriviligierten bündelte sein Solodebüt „Curtis“.
Nie groovte Systemkritik sinnlicher und stolzer. Damit bezauberte er auch Radikale wie den Agit-Rapper Chuck D von Public Enemy: „Er war eine Stimme der Vernunft und des Protestes.“
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1. Marvin Gaye – „What’s Going On“
(Motown, 1971)
Im Gegensatz zum Listenwesen der Pop- und Rockhistorie singt der Soul-Kanon seit Jahrzehnten ein und dieselbe Platte an die Spitze. Zu Recht. Aber woran liegt das? Sicherlich nicht bloß am bis Ende der 60er-Jahre im Soul eher nebensächlichen Album-Format, das Marvin Gaye hier so meisterhaft erfüllt. Atmosphärisch düster, schlaff, heavy und spirituell entrückt, ist „What’s Going On“ vom upliftenden, hitfixierten Motown-Sound der 60er-Jahre Lichtjahre entfernt. Spätestens 1970 hatte sich Gaye von seiner Rolle als Hit-Lieferant („I Heard It Through The Grapevine“) und Motown’s most charming man distanziert, um sich zurückzuziehen und die soziale Realität eines Amerika im Umbruch künstlerisch zu reflektieren.
Dafür musste auch ein neuer Sound her, den Gaye am besten selbst produzierte und Motown-Chef Berry Gordy erst gar nicht veröffentlichen wollte. Und das, obwohl es für Gayes Progressive Soul bereits mächtige Vorläufer gab. Schon 1969 hatte Isaac Hayes auf „Hot Buttered Soul“ Hit-Material und orchestral-funkige Jams zu psychedelischen Exkursionen ausgedehnt. Und mit seinem Solo-Debütalbum von 1970 war Curtis Mayfield ein Meilenstein des Seventies Soul gelungen, der kaum zu toppen war: Orchester-Arrangements und sozialer Realismus, tiefer Soul und leichte Lieder, die losen Enden ausufernder Percussion und das Gerüst kompositorischer Disziplin kamen hier zusammen. Im Zweifelsfall hat „Curtis“ sogar mehr gute Songs als „What’s Going On“ aufzubieten. Aber weder „Curtis“ noch Stevie Wonders „Innervisions“ besitzen die konzeptuelle und ästhetische Kohärenz von „What’s Going On“. Die Platte ist tatsächlich ein waschechtes Konzeptalbum, weil sie das alteuropäische Ideal der organischen Totalität verwirklicht.
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Copyright: Gilles Petard/Redferns
Wie in den großen Werken der klassischen Musik ist das „große Ganze“ noch im kleinsten Teil enthalten. Man hört das bei Gayes Meisterwerk ganz deutlich, das im Grunde nur aus drei bis vier Songs besteht, die soundtrackartig variiert und neu arrangiert, ausgedehnt oder komprimiert werden. Das wäre auch die Quintessenz von Prog, wie sie von den Beatles auf „Sgt. Pepper“ durchexerziert wurde und dank deren Popmusik zur „ernsthaften Kunstform“ avancieren konnte. In diese Entwicklung reiht sich nun ein Soul-Album ein, das fortan und für immer die Seriosität afroamerikanischer Popmusik belegen kann. Der Clou ist, dass die anspruchsvolle Progressivität der Musik flankiert wird von einem bis dato bei Motown unbekannten Klartext – oft aufbereitet in dialogischer Kommunikation. What’s going on? Nichts Schönes, sogar die Apokalypse steht vor der Tür. Darauf können große Teile der Welt bis heute einsteigen. Die Nr. 1 im Soul wird sich nie ändern.
Copyright: jmh
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