Post ID: 587203
ASMB No Ads Value:
Home › Musik › News
Neu im Plattenregal: Die Alben vom 24. August 2012
Unsere Galerie der Neuerscheinungen der Woche - wie immer mit Rezensionen, Videos und Streams. Diesmal u. a. mit dabei: Bloc Party, Dan Deacon, Get Well Soon, Max Herre, Die Heiterkeit, Kid Kopphausen, Ben Kweller, Alanis Morissette u. v. a.
Wie jede Woche reisen wir in unserer Albenvorschau wieder durch die Plattenläden des Landes. Heute empfehlen wir einen Besuch bei Woodstock, Webergasse 25 in 99084 Erfurt. Weitere Infos gibt's unter www.woodstock-ef.de .
Foto:
Woodstock.
All rights reserved.
Blaudzun – „Heavy Flowers“ (V2 Benelux / Soulfood) Der Holländer Johannes Sigmonds veröffentlicht sein drittes Album unter dem Künstlernamen Blaudzun. „Heavy Flowers“ dürfte mit seinen zehn Kompositionen zwischen Indie und Folk einige Freunde finden, selbst wenn die von Bon Iver losgetretene Indie-Folk-Gutfind-Welle schon so langsam wieder abklingt.
Bloc Party – „Four“ (Cooperative Music/Universal) Matt Tong von Bloc Party
verriet uns im Interview : Matt Tong sagt: „Wir alle haben Bloc Party sehr vermisst. Wie wir klingen und wie wir aus kleinen Riffs etwas Großes entstehen lassen – das hat uns im vergangenen Jahr zurück in den Proberaum getrieben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir natürlich nicht, ob auch ein Album entstehen würde. Das Experiment war: nur wir vier und unsere Instrumente! Und einfach abwarten, was dabei herauskommt.“ Herausgekommen ist ein wohl typisches Bloc Party-Album, dem es leider nicht immer gelingt den vertrackten Groove des tollen Debüts oder die erzählerische Dichte des Zweitlings zu erreichen. Dennoch: Vor allem die ruhigen Nummern wie „The Healing“ und „Day Four“ und der Gitarrenbrecher „Kettling“ beweisen, dass sie noch immer für Überraschungen gut sind.
Matthew Dear – „Beams“ (Ghostly International/AL!VE) Jürgen Ziemer vergibt 3,5 Sterne und schreibt: „Das neue Album des in New York lebenden Texaners kombiniert Songwriting und Track-Ästhetik, wirkt fremd und vertraut zugleich. ‚Headcage‘ erinnert stark an die Zusammenarbeit der Talking Heads mit Brian Eno, durch einige Songs scheint auch der mittlere David Bowie zu spuken. Oft klingt es, als wäre dort draußen ein elektronischer Dschungel, voller Polyrhythmen und ekstatischer Darstellungen der eigenen Verletzlichkeit.
Dikta – „Trust Me“ (Smarten Up/Rough Trade) Ob diese Isländer wohl darunter leidern, dass jeder Nicht-Isländer spinnerten, elegischen und/oder kunstsinnigen Pop von ihnen erwartet? Wenn dem so ist, dann lassen sie es sich nicht anmerken, denn „Trust Me“ ist ihr mittlerweile viertes Album. Tja, leider wünscht man sich das Spinnerte in jeder Sekunde herbei, denn obwohl Haukur Heiðar Hauksson eine kraftvolle Stimme hat, fischen sie musikalisch vor allem im US-amerikanischen Mainstream. Manches ist dabei zwar ganz gut geraten („Buy It For The Riot“ zum Beispiel), anderes geradezu ein akustisches Ärgernis („In Love With Myself“).
Firewater – „International Orange“ (Nois-O-Lution/Indigo) Das neue Album von Ex-Cop Shoot Cop-Frontmann Tod A und seiner Band kommt leider viel zu leise daher. Womit nicht das Album selbst gemeint ist, sondern die recht maue Bewerbung desselbigen. Manches auf „International Orange“ ist zwar fast ein wenig zu schräg geraten, aber dieser Soundbastard aus Balkan-Bläsern, Punkrock-Ethos und türkischen Einflüssen sollte einem größeren Publikum bekannt sein. Todd A. der sich gerne von anderen Ländern und Städten berauschen lässt hat diesmal in Istanbul Station gemacht: „
The city ist fascinating. It’s a melting pot – a lot like NYC. And
with the revolutions going on all around, I knew we should record here „, so sein Statement zu der Entscheidung.
Max Herre – „Hallo Welt!“ (Nesola/UDR/Universal) „Max Herre rappt wieder!“ Auf diese einfache Formel kann man die Reaktion auf den ersten Trailer von Max Herres neuem Album runterbrechen. Der Freundeskreis-MC hatte bekanntlich mit seinem letzten Soloalbum eher klassische Songwriter-Pfade beschritten. Wie er uns im Interview verriet, hatte das damit zu tun, dass Rap für auch immer etwas mit „selbtsbewusst am Bühnenrand stehen und Message raushauen“ zu tun hatte und er die Jahre vor „Ein geschenkter Tag“ eher als sinn- und haltsuchend empfunden hatte. „Hallo Welt!“ ist nun recht dicht an seinem Schaffen mit Freundeskreis angelehnt. Privates mischt sich mit Politischem, Raps mit Gastvocals von z. B. Patrice, Fetsum, Philipp Poisel, Samy Deluxe, Cro, Clueso, Aloe Blacc, Marteria und Sophie Hunger. Man merkt Herres Standing in der heimischen Pop- und HipHop-Landschaft schon an dieser Gästeliste an – und mit „Hallo Welt!“ bestätigt Herre dieses Standing auch qualitativ. Ausfälle gibt es so gut wie keine, außer vielleicht den unhörbaren Refrain von „Dududu“. Highlights sind vor allem die vielleicht etwas gutmenschlich geratenen politischen Stücke wie „Berlin – Tel Aviv“ mit Sophie Hunger oder das zitatreiche „Einstürzen Neubauen“.
Kid Kopphausen – „I“ (Trocadero/Indigo) Hinter diesem Namen verbergen sich bekanntlich Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch und damit eine Songwriterkonstellation die klingt, als hätte unsere Redaktion sich das selbst ausgedacht. Ein schlechtes Album hat man ja eh nicht erwartet – wie gut es geworden ist, erfährt man in unserer Review.
Kilians – „Lines You Should Not Cross“ (Grand Hotel van Cleef/Indigo) Der Autor dieser Zeilen hat mal böse Blicke bekommen, weil er in einer frühen Konzertkritik über die Kilians schrieb: „Oh nein, eine Band, die aus Dinslaken kommt, aber sich aufführt, als wäre sie in New York zuhause!“ Das war im Rückblick sicher ein wenig unfair, obwohl Sänger Simon Den Hartog an diesem Abend im Vorprogramm der leider verblichen The Cooper Temple Clause das Overacting tatsächlich gehörig überrissen hatte. Seitdem hatte man oft genug Gelegenheit, die Kilians live zu sehen und seine Vorurteile entkräften zu lassen. Dass sie eine gut eingespielte Band sind und Bock haben auf das, was sie tun, sieht man ihren Konzerten an – und man hört es auf dieser Platte, die zwar immer noch deutlich erkennen lässt, mit welchen Platten die Kilians sozialisiert wurde, aber von Anfang bis Ende Spaß macht.
Ben Kweller – „Go Fly A Kite“ (Noise Company/Rough Trade) Eine schöne Beobachtung, die unser Rezensent Eric Pfeil da macht: „Nein, Ben Kweller wird im Laufe seiner Karriere wohl kein Synthiepop-Album mehr veröffentlichen. Auch mit einer Platte, die ihn mit schlurfenden Beats experimentieren lässt, ist nicht zu rechnen. Zum Glück, sonst wäre er Ben Lee. Anders aber als sein Freund, mit dem er einst, verstärkt durch Ben Folds, als The Bens musizierte, vergeudet Kweller sein Talent nicht mit stilistischem Umherirren, sondern bringt seit Jahren gute bis grandiose Poprock-Alben heraus, die bei Menschen mit Vorliebe für Big Star, The Knack oder die Raspberries für Verzückung sorgen.“ Tja, dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.
Alanis Morissette – „Havoc And Bright Lights“ (Columbia SevenOne/Sony Music) „Wenn Künstler – egal welchen Geschlechts – ihr frisches Elternglück besingen, wird’s meist eng“, schrieben wir in unserer Rezension und wurden leider von Miss Morissette nicht eines besseren belehrt.
Sean Rowe – „The Salesman And The Shark“ (Anti/Indigo) Sean Rowe ist ein melancholischer, knurriger Geselle – und damit beim Label „Anti“ natürlich gut aufgehoben. Auch sein neues Album kniet wieder tief in der Geschichte des amerikanischen Songwriter-Handwerks und zeigt, das Rowe ein guter Schüler ist. Das Album startet stark, mit „Bring Back The Night“, bei dem sein dunkles Organ mit einem Gospelchor konfrontiert wird. Die zwölf Songs können dieses Niveau zwar nicht durchgehend halten, langweilig wird es dennoch nicht.
Royal Republic – „Save The Nation“ (Roadrunner/Warner) Mit einem Hochsicherheits-Hinweis wurde uns das neue Album von Royal Republic zugestellt: Man sei in dem erlesenen Personenkreis, der das neue Album von Royal Republic schon in der Post habe. Man solle vorsichtig sein beim Hören, da die CD selbstverständlich wasserzeichen- (und vermutlich auch schuss-) gesichert sei. Es lag sogar ein Einschreibenformular bei, mit dem man quittieren sollte, dass man die CD auch wirklich persönlich in Empfang genommen hat. Haben wir leider vergessen – sorry dafür. Und auch ein „Sorry“, dass wir die CD trotzdem nicht gut finden können und dürfen. Royal Republic stehen für vieles, was Rock- und Popmusik nicht sein sollte und sind schon seit Jahren ein Ärgernis – und ein Grund, warum die Genre-Schublade „Alternative“ seit Jahren müffelt. Die Schweden liefern hier einfallslosen, wenn auch fett produzierten, Breitbeinrock („Save The Nation“, „You Ain’t Nobody“, „Molotov“) und klingen mal pathetisch mal böse – ohne dabei glaubhaft zu sein. Wo sie ihre Charterfolge und ihre Fans her haben? Wir wissen es nicht…
Six Organs Of Admittance – „Ascent“ (Drag City/Rough Trade) 3,5 Sterne gibt es von Maik Brüggemeyer in seiner Freistil-Kolumne: „Den kompakten Southern-Rock-Überblick hatten wir ja schon im letzten Heft. Das neue Six Organs Of Admittance-Album ‚Ascent‘ hätte da wider Erwarten gut hineingepasst. Das heißt: die ersten 30 Sekunden, dann dreht es nach einem markanten Riff zunächst Mal Richtung Noise hab. ‚Waswasa‘, arabisch für Einflüsterung und den Einfluss Satans auf die Gedanken des Menschen, hat Ben Chasny dieses erste Stück benannt, das abweicht von der reinen Lehre, die er mit SOOA seit 1998 verbreitet. Der Mystiker hat sein Einmannprojekt hier um Mitglieder seiner Psych-Rock-Band Comets On Fire im wahrsten Sinne des Wortes verstärkt. Und so mutet ‚Ascent‘ anfangs fast so vergniedelt und bekifft an wie eine Arbouretum-Platte. Doch im Verlauf des Albums triggert Chasny weitaus willkommenere Referenzen – Neil Young & Crazy Horse, Laurel-Canyon-Songwriter, Grateful Dead. Dazu gibt’s esoterische Texte und Mönchschöre, die sonst für SOOA so charakteristischen akustischen, John-Fahey-esken Exkursionen fehlen dagegen vollkommen.“
Spector – „Enjoy It While It Lasts“ (Polydor/UID/Universal) Die Briten um Sänger Frederick Macpherson wurden von einem lauen Hype-Lüftchen umweht in den letzten Monaten. Vielleicht haben sie deshalb ihr Album „Enjoy It While It Lasts“ getauft – denn ob es die hohen Erwartungen einlösen kann, bleibt abzuwarten. Macpherson bringt einiges an Smartness und Stimme mit – aber manches Mal vermisst man doch so etwas wie eine eigene Note. Manches klingt „True Love (For Now)“ klingt nach den Killers, „Chevy Thunder“ nach den Vaccines und das Cover an „Mad Men“. Trotzdem: Als kleine (Brit-) Pop-Häppchen machen gerade die Singles wie „Grey Shirt and Tie“ und „Celestine“ enorm Spaß.
Joss Stone – „The Soul Sessions Vol. II“ (Warner) Sie hat es wieder getan! Schon ihr Debüt besorgte Joss Stone mit einem Coveralbum namens „The Soul Sessions“ und landete damit prompt auf Platz 4 der deutschen Albencharts. Das war 2004 – und Miss Stone war noch nicht einmal 16 Jahre alt. Nun legt Joss Stone quasi die Fortsetzung nach und wirft sich erneut mit viel Leidenschaft in die Songs anderer Leute. Dieses Mal sind klassische Soultracks wie „(For God‘s Sake) Give More Power To The People“ von den Chi-Lites oder „The Love We Had“ von The Dells ebenso vertreten, wie der Broken Bells-Song „The High Road“.
Stone selbst erklärt dazu: „Ich hatte großen Spaß daran, die ‚Soul Sessions‘-Idee noch einmal aufzugreifen, und ich bin wirklich glücklich mit dem Resultat. Ich habe mich zwar auf lange Sicht an mein eigenes Label Stone’d verpflichtet, aber ich hatte das Gefühl, es sei eine gute Sache, mich für das Album wieder mit Steve und S-Curve zusammen zu tun. Ich finde, es gibt viele großartige Songs auf dem Album, und es war phantastisch, sie mit so brillanten Musikern einzuspielen – ich hoffe, das Publikum wird es genau so lieben wie ich.“
The Unwinding Hours – „Afterlives“ (Chemikal Underground/Rough Trade) 2,5 Sterne gibt es in unseren Kurzreviews: „Wie eine sepiafarbene Breitwandszenerie entfaltet sich die Musik von The Unwinding Hours, die den scheinbar unmöglichen Spagat zwischen zartem Pop, Prog-Anleihen und Metal-Rhythmen (‚The Right To Know‘) mühelos meistert.“
Wild Nothing – „Nocturne“ (Cooperative Music/Universal) Jack Tatum, der junge Mann hinter dem „wilden Nichts“, hat sein zweites Album im Kasten. Auch auf „Nocturne“ gibt es klangreichen Dreampop, der weder Streicherglanz noch Sangeshall scheut. Eine sehr atmosphärische Songsammlung, der es jedoch gut stünde, auch mal die Kuscheldecke wegzustrampeln und den Kopf in die kalte Nachtluft zu halten: So zum Beispiel beim „Midnight Song“, der tolle Cure-Momente hat und mit einem kleinen Tritt in den zarten Hintern zu einer Pop-Hymne wie „Midnight City“ von M83 hätte werden können. Ähnlich ist es bei dem passend betitelten „This Chain Won’t Break“. Dennoch: Wer die früheren M83, das Postal Service-Album und etwas von Her Space Holiday im Regal hat, wird an Wild Nothing seine Freude haben.
Zen Zebra – „awaystation“ (45rec.) Reden wir nicht über Cover und Bandname – die hätten, nun ja, besser können. Trotzdem: „awaystation“, das von Blackmails Kurt Ebelhäuser produziert und auf dem Blackmail-Label 45rec. veröffentlicht, liefert vertrackte Rockmusik zwischen Post-Hardcore und Art-Rock.
Empfehlungen der Redaktion
Abonniere unseren NewsletterVerpasse keine Updates