500. Smokey Robinson and the Miracles – ‚Shop Around‘ (Berry Gordy, Robinson)
Robinson dachte, dass Barrett Strong ‚Shop Around’ aufnehmen sollte, doch Gordy überzeugte Smokey, dass er der richtige Man für den Song war. Nachdem er rauskam, hörte Gordy ihn im Radio und fand, dass er zu langsam war. Er weckte Robinson um drei Uhr morgens auf und rief in zurück ins Studio, um ihn erneut aufzunehmen – schneller und mit herausstechenderem Gesang. Diese Version funktionierte.
499. Weezer – ‚Buddy Holly‘ (Rivers Cuomo)
In den frühen 1990ern hatte Cuomo eine ungeschickte Freundin, auf der ständig herumgehackt wurde. Seine Bemühungen, sich für sie stark zu machen inspirierten Weezers Durchbruch, einen Song, dessen Bubble-Grunge-Hooks und Zeilen wie „I look just like Buddy Holly/And you’re Mary Tyler Moore“ der Band dazu verhalfen, eine Nation voller Pop-affiner Vorstadtpunks zu erreichen. Es brachte Weezer außerdem signierte Fotos der echten Mary Tyler Moore ein.
498. The Rolling Stones – ‚Miss You‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Die Stones haben in Toronto für ihre Auftritte im El Mocambo Club geprobt, als Jagger, der mit R&B-Legende Billy Preston jammte, sich ‚Miss You’ einfallen ließ. Mit einem Disco-Groove und einem Blues-Hauch durch einen Harmonika-Spieler, den sie in der Pariser U-Bahn gefunden hatten, wurde es der erste Nummer-Eins-Hit der Band seit fünf Jahren. „Es geht nicht wirklich um ein Mädchen“, sagte Jagger. „Das Gefühl des Verlangens ist das, worum es geht.“
497. Bruce Springsteen . ‚The Rising‘ (Springsteen)
Springsteen schrieb den Song über den 11. September 2001 und nimmt dabei die Sichtweise eines Feuerwehrmanns ein, der in einen der Twin Towers geht („Can’t see nothin’ in front of me …“), bevor der Gospel-getragene Refrain einsetzt. Es war der Titeltrack eines Albums, das seinen Fans helfen sollte, mit dieser Tragödie umzugehen. „Die fundamentale Sache, die ich von meinen Fans höre, ist ‚Man, du hast mich da durchgebracht’ –was auch immer es ist“, erzählte er Rolling Stone 2002.
496. Jackson Browne – ‚Running on Empty‘ (Browne)
Das ‚Running On Empty’-Album war Brownes großes Experiment: Ein Set von vollkommen neuen Songs, die auf der Bühne, in Hotelzimmern und im Tourbus aufgenommen wurden. Der Tickeltrack wurde geschrieben, während Browne täglich ins Studio fuhr, um ‚The Pretender’ aufzunehmen. „Ich fuhr permanent ohne Sprit im Auto rum“, sagte er. „Ich habe mich einfach nie darum gekümmert, es aufzufüllen – wie weit ist das denn schon? Nur ein paar Blocks.“
495. The Rolling Stones – ‚Brown Sugar‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Die Stones setzen sich mit Sklaverei, Sado-Masochismus und gemischtrassigem Sex auseinander – und machen es verdammt eingängig. In den Muscle Shoals Studios kritzelte Jagger drei Strophen auf einen Block und Richards dachte sich ein unfassbar dreckiges Riff aus. Addieren Sie einige Ausrufezeichen und Sie erhalten einen Stones-Konzert-Klassiker.
494. R. Kelly – ‚Ignition (Remix)‘ (Kelly)
R. Kellys Automobil-Metaphern für Geschlechtsverkehr in ‚Ignition’ sind dezenter als sie hätten sein können. Der Text wurde nach der Anfrage eines Radiosenders aus Chicago entschärft. Auf ‚Chocolate Factory’ geht die Originalversion des Songs direkt in den Hit-Remix über.
493. MGMT – ‚Time to Pretend‘ (Ben Goldwasser, Andrew VanWyngarden)
Der Rhythmus war von den Bewegungen einer Gottesanbeterin inspiriert, die VanWyngarden und Goldwasser während ihrer College-Zeit hielten. VanWyngarden schrieb über Rockstar-Fantasien („I’ll move to Paris, shoot some heroin“), obwohl unbekannt ist, wie ironisch der Text gemeint ist. „Manche denken, wir sind drogenabhängig. Andere sehen das Augenzwinkern,“ sagte er. „Darauf hoffe ich als Textdichter: Verwirrung!“
492. Gloria Gaynor – ‚I Will Survive‘ (Dino Fekaris, Freddie Perren)
1979 fiel Gaynors Karriere auseinander. Donna Summer hatte sie als die führende Disco-Diva ersetzt und die 32-jährige Gaynor litt unter dem Tod ihrer Mutter und hatte sich kürzlich einer Wirbelsäulen-OP unterzogen. Als sie also ‚I Will Survive’ schmetterte, machte sie das mit besonders viel Attitüde. Der Song war eigentlich eine B-Seite, aber nachdem einflussreiche DJs begannen, ihn in Discos zu spielen, wurde er zum Hit.
491. Joan Jett and the Blackhearts – ‚I Love Rock ‚N Roll‘ (Jake Hooker, Alan Merrill)
Beim Versuch, ihre Solokarriere nach ihrer Zeit bei The Runaways zu starten, wurde Jetts Demo-Tape zu ‚I Love Rock’n’Rol’l von 23 Labels abgelehnt. Tiny Boardwalk Records biss schließlich an, aber verkaufte ihr die Radio-Rechte an dem Track für 2500 Dollar. Heute ist der Song fast 20 Millionen Dollar wert.
490. Coldplay – ‚Clocks‘ (Coldplay)
Coldplay wollten dringend ihr zweites Album fertig bekommen und ‚Clocks’ mit seinem von Muse inspirierten, aufgewühlten Piano-Riff für ein späteres Album aufheben. Glücklicherweise hatte ein Freund Einwände: „Er sagte ‚Du singst von Dringlichkeit und sprichst davon den Song zurückzuhalten’“, erzählte Chris Martin. „‚Das macht keinen Sinn.’“
489. The Drifters – ‚Under the Boardwalk‘ (Arthur Resnick, Kenny Young)
Als jährliches Hauptnahrungsmittel für Jukeboxen in Strand-Städten beschwört ‚Under The Boardwalk’ die sorgenfreien Klänge der Küste herauf. Aber die Aufnahmen waren kein Tag am Strand. Johnny Moore wurde rekrutiert, um den Leadgesang zu übernehmen, da der eigentliche Sänger Rudy Lewis in der Nacht vor der Session an einer Heroin-Überdosis in seinem Hotelzimmer starb.
Die ganze Liste:
500. Smokey Robinson and the Miracles – ‚Shop Around‘ (Berry Gordy, Robinson)
Robinson dachte, dass Barrett Strong ‚Shop Around’ aufnehmen sollte, doch Gordy überzeugte Smokey, dass er der richtige Man für den Song war. Nachdem er rauskam, hörte Gordy ihn im Radio und fand, dass er zu langsam war. Er weckte Robinson um drei Uhr morgens auf und rief in zurück ins Studio, um ihn erneut aufzunehmen – schneller und mit herausstechenderem Gesang. Diese Version funktionierte.
499. Weezer – ‚Buddy Holly‘ (Rivers Cuomo)
In den frühen 1990ern hatte Cuomo eine ungeschickte Freundin, auf der ständig herumgehackt wurde. Seine Bemühungen, sich für sie stark zu machen inspirierten Weezers Durchbruch, einen Song, dessen Bubble-Grunge-Hooks und Zeilen wie „I look just like Buddy Holly/And you’re Mary Tyler Moore“ der Band dazu verhalfen, eine Nation voller Pop-affiner Vorstadtpunks zu erreichen. Es brachte Weezer außerdem signierte Fotos der echten Mary Tyler Moore ein.
498. The Rolling Stones – ‚Miss You‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Die Stones haben in Toronto für ihre Auftritte im El Mocambo Club geprobt, als Jagger, der mit R&B-Legende Billy Preston jammte, sich ‚Miss You’ einfallen ließ. Mit einem Disco-Groove und einem Blues-Hauch durch einen Harmonika-Spieler, den sie in der Pariser U-Bahn gefunden hatten, wurde es der erste Nummer-Eins-Hit der Band seit fünf Jahren. „Es geht nicht wirklich um ein Mädchen“, sagte Jagger. „Das Gefühl des Verlangens ist das, worum es geht.“
497. Bruce Springsteen . ‚The Rising‘ (Springsteen)
Springsteen schrieb den Song über den 11. September 2001 und nimmt dabei die Sichtweise eines Feuerwehrmanns ein, der in einen der Twin Towers geht („Can’t see nothin’ in front of me …“), bevor der Gospel-getragene Refrain einsetzt. Es war der Titeltrack eines Albums, das seinen Fans helfen sollte, mit dieser Tragödie umzugehen. „Die fundamentale Sache, die ich von meinen Fans höre, ist ‚Man, du hast mich da durchgebracht’ –was auch immer es ist“, erzählte er Rolling Stone 2002.
496. Jackson Browne – ‚Running on Empty‘ (Browne)
Das ‚Running On Empty’-Album war Brownes großes Experiment: Ein Set von vollkommen neuen Songs, die auf der Bühne, in Hotelzimmern und im Tourbus aufgenommen wurden. Der Tickeltrack wurde geschrieben, während Browne täglich ins Studio fuhr, um ‚The Pretender’ aufzunehmen. „Ich fuhr permanent ohne Sprit im Auto rum“, sagte er. „Ich habe mich einfach nie darum gekümmert, es aufzufüllen – wie weit ist das denn schon? Nur ein paar Blocks.“
495. The Rolling Stones – ‚Brown Sugar‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Die Stones setzen sich mit Sklaverei, Sado-Masochismus und gemischtrassigem Sex auseinander – und machen es verdammt eingängig. In den Muscle Shoals Studios kritzelte Jagger drei Strophen auf einen Block und Richards dachte sich ein unfassbar dreckiges Riff aus. Addieren Sie einige Ausrufezeichen und Sie erhalten einen Stones-Konzert-Klassiker.
494. R. Kelly – ‚Ignition (Remix)‘ (Kelly)
R. Kellys Automobil-Metaphern für Geschlechtsverkehr in ‚Ignition’ sind dezenter als sie hätten sein können. Der Text wurde nach der Anfrage eines Radiosenders aus Chicago entschärft. Auf ‚Chocolate Factory’ geht die Originalversion des Songs direkt in den Hit-Remix über.
493. MGMT – ‚Time to Pretend‘ (Ben Goldwasser, Andrew VanWyngarden)
Der Rhythmus war von den Bewegungen einer Gottesanbeterin inspiriert, die VanWyngarden und Goldwasser während ihrer College-Zeit hielten. VanWyngarden schrieb über Rockstar-Fantasien („I’ll move to Paris, shoot some heroin“), obwohl unbekannt ist, wie ironisch der Text gemeint ist. „Manche denken, wir sind drogenabhängig. Andere sehen das Augenzwinkern,“ sagte er. „Darauf hoffe ich als Textdichter: Verwirrung!“
492. Gloria Gaynor – ‚I Will Survive‘ (Dino Fekaris, Freddie Perren)
1979 fiel Gaynors Karriere auseinander. Donna Summer hatte sie als die führende Disco-Diva ersetzt und die 32-jährige Gaynor litt unter dem Tod ihrer Mutter und hatte sich kürzlich einer Wirbelsäulen-OP unterzogen. Als sie also ‚I Will Survive’ schmetterte, machte sie das mit besonders viel Attitüde. Der Song war eigentlich eine B-Seite, aber nachdem einflussreiche DJs begannen, ihn in Discos zu spielen, wurde er zum Hit.
491. Joan Jett and the Blackhearts – ‚I Love Rock ‚N Roll‘ (Jake Hooker, Alan Merrill)
Beim Versuch, ihre Solokarriere nach ihrer Zeit bei The Runaways zu starten, wurde Jetts Demo-Tape zu ‚I Love Rock’n’Rol’l von 23 Labels abgelehnt. Tiny Boardwalk Records biss schließlich an, aber verkaufte ihr die Radio-Rechte an dem Track für 2500 Dollar. Heute ist der Song fast 20 Millionen Dollar wert.
490. Coldplay – ‚Clocks‘ (Coldplay)
Coldplay wollten dringend ihr zweites Album fertig bekommen und ‚Clocks’ mit seinem von Muse inspirierten, aufgewühlten Piano-Riff für ein späteres Album aufheben. Glücklicherweise hatte ein Freund Einwände: „Er sagte ‚Du singst von Dringlichkeit und sprichst davon den Song zurückzuhalten’“, erzählte Chris Martin. „‚Das macht keinen Sinn.’“
489. The Drifters – ‚Under the Boardwalk‘ (Arthur Resnick, Kenny Young)
Als jährliches Hauptnahrungsmittel für Jukeboxen in Strand-Städten beschwört ‚Under The Boardwalk’ die sorgenfreien Klänge der Küste herauf. Aber die Aufnahmen waren kein Tag am Strand. Johnny Moore wurde rekrutiert, um den Leadgesang zu übernehmen, da der eigentliche Sänger Rudy Lewis in der Nacht vor der Session an einer Heroin-Überdosis in seinem Hotelzimmer starb.
488. The Cure – ‚Just Like Heaven‘ (Robert Smith, Simon Gallup, Porl Thompson, Lol Tolhurst, Boris Williams)
„Ich war nie ein großer Freund von Ironie“, sagte Smith, was der Grund dafür sein könnte, dass diese Liebes-Träumerei, die in einem Weingut in Südfrankreich aufgenommen wurde, sein liebster Cure-Song ist. Die Freundinnen der Bandmitglieder beeinflussten die Musik. „Die Mädchen saßen auf dem Sofa am Ende des Kontrollraums und gaben den Songs Noten“, sagte er. „Deswegen war da ein wirklich großer weiblicher Einfluss.“
487. Alice Cooper – ‚I’m Eighteen‘ (Michael Bruce, Glen Buxton, Cooper, Dennis Dunway, Neal Smith)
Vor „I’m Eighteen“ war Cooper nur ein weiterer haariger Rock-Spinner. Aber dieser Proto-Punk-Hit definierte das Alter, in dem man, in Coopers Worten „alt genug ist, um eingezogen zu werden, jedoch nicht alt genug, um zu wählen.“ Ein paar Jahre später sang ihn Johnny Rotten bei seinem Vorsingen für die Sex Pistols. Zu diesem Zeitpunkt war Cooper zu Gast bei der ‚Muppet Show’.
486. David Bowie – ‚Young Americans‘ (Bowie)
1975 ersetzte Bowie seine ausgediente Ziggy-Stardust-Persönlichkeit mit der Erkundung dessen, was er „plastic soul“ nannte. Nichtsdestotrotz ist diese R&B-Hommage eine seiner wärmsten, wildesten Erzählungen, die in Philadelphia mit dem damals noch unbekannten Luther Vandross als Background-Sänger und David Sanborn am Saxophon aufgenommen wurde. „Es geht um ein frisch verheiratetes Paar, das nicht weiß, ob sie einander wirklich mögen“, sagte Bowie.
485. LaBelle – ‚Lady Marmalade‘ (Bob Crewe, Kenny Nolan)
Dieser Hit über eine Straßenprostituierte aus New Orleans wird auch 35 Jahre nach der Nummer eins noch gespielt. Die Gruppe kam aus Philadelphia, aber der verruchte Groove war klassisch für New Orleans, während Produzent Toussaint und seine Hausband, die legendären R&B-Stars The Meters, den Beat funkiger machten. Dank der Ladies von LaBelle kennt nun jeder Disco-Fan wenigstens einen französischen Satz: „Voulez-vous coucher avec moi?“
484. Justin Timberlake – ‚Cry Me a River‘ (Timbaland, Scott Storch, Timberlake)
Die Trennungs-Arie war der Beginn der Timberlake-Timbaland-Formation, einer Paarung, die im Himmel gemacht wurde. Das fantastische Video – in dem Justin eine Schauspielern stalkt, die wie seine Ex Britney Spears aussieht – verdeutlichte die Inspiration für ‚River’.
483. Jefferson Airplane – ‚White Rabbit‘ (Grace Slick)
‚White Rabbit’ war ein psychedelischer Rock’n’Roll-Bolero, der von Airplane-Sänger Slick geschrieben wurde. „Unsere Eltern lasen uns Geschichten wie ‚Peter Pan’, ‚Alice im Wunderland’ und ‚Der Zauberer von Oz’ vor“, sagte Slick. „Bei allen gibt es einen Ort, wo Kinder Drogen bekommen und fliegen können, oder eine Smaragdstadt sehen oder außergewöhnliche Menschen und Tiere kennenlernen … Und unsere Eltern sagen plötzlich ‚Warum nehmt ihr Drogen?’ Nun, hallo!“
482. Kelly Clarkson – ‚Since U Been Gone‘ (Dr. Luke, Max Martin)
Die Pop-Gurus Max Martin und Lukasz „Dr. Luke“ Gottwald schrieben diesen aufgebrachten Song mit Pink im Hinterkopf, doch Clarksons A&R-Beauftragter schnappte es sich für das erste ‚American Idol’. Das Ergebnis war ein Karriere-leitender Hit, der Teen-Pop eine temperamentvolle neue Vorlage bot. „Ich war in Texas bei einer Foo-Fighters-Show“, sagte Clarkson, „und das erste, was Dave Grohl zu mir sagte, war ‚Ich liebe diesen Song!’“
481. Rick James – ‚Super Freak‘ (James, Alonzo Miller)
James war nicht gerade bescheiden, was seine Ziele anging, wie er 1981 erklärte: „I wanna make Paul McCartney white-boy money!“ Er bekam es mit seinem selbstbenannten „punk funk“ von ‚Super Freak’ aus seinem Durchbruchsalbum ‚Street Songs’. James verpflichtete die Temptations für den Background-Gesang. Der Song bekam ein zweites Leben, als MC Hammer ihn 1990 für den Mega-Hit ‚U Can’t Touch This’ verwendete.
480. Beastie Boys – ‚Sabotage‘ (Beastie Boys)
Adam ‚MCA’ Yauch ließ sich das mörderische Fuzz-Bass-Riff in Manhattans Tin Pan Alley Studio einfallen, aber erst ein Jahr später wurde der Song in L.A. fertiggestellt. Zwei Wochen bevor die Arbeiten an ‚Ill Communication’ beendet wurden, wurde Adam ‚Ad-Rock’ Horovitz ganz besorgt um Paparrazi, während er am Mikro stand, und kommt mit einem Schrei für die Ewigkeit aus dem Breakdown des Songs.
479. Foreigner – ‚I Want to Know What Love Is‘ (Mick Jones)
Bei dieser Gospel-Rock-Hymne hört man ‚Dreamgirls’-Star Jennifer Holliday, ein Mitglied der Thompson Twins und, am bemerkenswertesten, den New Jersey Mass Choir. Jones sagte: „Ich werde mich immer daran erinnern, wie sie sich in einen Kreis stellten bevor wir anfingen und jeder das Vaterunser sprach.“ Das passierte wahrscheinlich nicht bei ‚Hot Blooded’ – aber diese hochfliegende Ballade wurde zu Foreigners größtem Hit.
478. The Strokes – ‚Last Nite‘ (Julian Casablancas)
Jugendliche Angst an der Lower East Side: Lou-Reed-Gesang und kühle Verwirrung, angetrieben vom anschwellenden Garagen-Band-Sound, der den Rock der frühen 2000er definieren sollte. The Strokes haben das Eröffnungsriff vermutlich von Tom Pettys ‚American Girl’ geklaut. „Ich habe ein Interview mit ihnen gesehen, in dem sie es zugaben“, erzählte Petty Rolling Stone. „Ich dachte ‚Okay, schön für euch.’ Es stört mich nicht.“
477. The Smiths – ‚How Soon Is Now?‘ (Johnny Marr, Morrissey)
Morrissey kupferte den Text von George Eliot ab, aber Gitarrist Marr nannte eine andere Referenz: Derek And The Dominos. „Ich wollte ein Intro, das fast so wirkungsvoll war wie ‚Layla’“, sagte er. „Wenn das in einem Club oder Pub kommt, weiß jeder, was es ist.“
476. Aretha Franklin – ‚Do Right Woman — Do Right Man‘ (Chips Moman, Dan Penn)
Franklin verschwand 1967 nach einer Session in Muscle Shoals, Alabama und ließ diese schwelende Ballade unvollendet. Ein paar Wochen später tauchte sie in New York wieder auf. Der daraufhin entstandene Gesang, sagte Produzent Wexler, war „Perfektion“.
475. The Supremes – ‚Where Did Our Love Go‘ (Brian Holland, Lamont Dozier, Eddie Holland)
Nach acht gefloppten Singles war das Trio als die ‚No-Hit-Supremes’ bekannt. Die Marvelettes – Motowns Top-Girlgroup zu diesem Zeitpunkt – gaben diesen Song ab und die Supremes mochten ihre eigene Aufnahme nicht. Bis sie Nummer Eins wurde. Der stampfende Beat kommt von zwei Brettern, die zusammen geschlagen wurden.
474. Van Morrison – ‚Into the Mystic‘ (Morrison)
‚Into The Mystic’ ist eine von Morrisons wärmsten Balladen, eine Otis-Redding-hafte Träumerei mit Akustik-Gitarre und Bläsern. Der Text ist wirklich mysteriös: „Leute fragen ‚Was bedeutet das?’“, sagte Morrison. „Oft habe ich keine Ahnung, was ich meine. Das mag ich an Rock’n’Roll – das Konzept. Wie bei Little Richard. Was meint er? Man kann ihn nicht zerlegen. Das ist Rock’n’Roll für mich.“
473. Guns N‘ Roses – ‚Welcome to the Jungle‘ (Guns n‘ Roses)
Slashs zermalmender Siebziger-Metal und Axls höllischer, schriller Schrei brachten brutale Realität in die L.A.-Glam-Metal-Szene. „Es sind Geschichten aus dem echten Leben, diese verdammten Songs“, sagte Bassist Duff McKagan. ‚Jungle’ lockte die Hörer in das verkommene Hollywood-Milieu der Gunners, aber Roses Inspiration kam davon, dass er sich während seines ersten Ausflugs nach New York verlief.
472. Del Shannon – ‚Runaway‘ (Shannon, Max Crook)
Als Kind bekam Shannon seine erste Gitarre für fünf Dollar. Sein Truck-fahrender Vater war nicht sehr froh darüber. „‚Du schaffts die verdammte Gitarre hier raus’, das sind genau die Worte, die mein Vater verwendete“, erinnerte sich Shannon. „Wie dem auch sei, meine Mutter sagte ,Es ist in Ordnung, Junge. Du kannst für mich singen.’“ Er sang diesen Song mit rauer Emotion, Co-Schreiber Crook spielte das Solo auf einem frühen elektronischen Keyboard namens Musitron.
471. Cheap Trick – ‚Surrender‘ (Rick Nielsen)
Cheap Trick erschufen mit ‚Surrender’ die ultimative Teenager-Hymne für die Siebziger, indem sie eine Strophe schrieben, in der ein Jugendlicher seine Eltern beim Rummachen erwischt und zu seinen Kiss-Platten high wird. Das Geheimnis von Gitarrist und Songschreiber Nielsen? „Ich musste zurückgehen und mich in den Kopf einen 14-Jährigen versetzen.“
470. The Four Tops – ‚Standing in the Shadows of Love‘ (Brian Holland, Lamont Dozier, Eddie Holland)
Wie so viele andere Motown-Hits enthält ‚Standing’ das lebhafte Bass-Spiel von James Jamerson. Er war so ein monströser Spieler, dass seine Mitmusiker ihn ‚Igor’ nannten. Marvin Gaye beschrieb ihn als Genie.
469. The Beatles – ‚Rain‘ (John Lennon, Paul McCartney)
Die B-Seite von ‚Paperback Writer’ war Lennons Anwort auf Leute, die über das britische Wetter meckern. Man hört eine der frühsten Verwendungen von rückwärts gespielten Bändern, was nach Angaben von Lennon daran lag, dass er stoned war und das Band falsch abgespielt hat. Es enthielt außerdem virtuoses Schlagzeug-Spiel von Ringo Starr. „Es fühlt sich an, als ob jemand anders das gespielt hätte“, sagte Starr. „Ich war besessen!“
468. The Staple Singers – ‚Respect Yourself‘ (Luther Ingram, Mack Rice)
Stax-Sänger Ingram, der vom Zustand der Welt frustriert war, erzählt seinem Songwriter Rice, dass „die schwarze Bevölkerung lernen muss, sich selbst zu respektieren.“ Rice mochte den Kommentar so sehr, dass er einen Funk-Groove darum baute und den Song den Staples gab. „Das ist der Song, auf den ich gewartet habe“, sagte Produzent Bell, der ihn mit der berühmten Muscle Shoals Rhythm Section aufnahm.
467. Jay-Z Featuring UGK – ‚Big Pimpin‘ (Jay-Z, Bun B, Pimp C, Timbaland, Kyambo Joshua)
Für diese pochende Ode an offensichtlichen Konsum tat sich der König des New Yorker Raps mit den Houstoner Rap-Kollegen von UGK zusammen, um auf einen Beat zu rappen, der klingt, als wäre er in Kairo aufgenommen wurden. Timbaland hat die Melodie angeblich auf der Basis eines 1957er Songs von Ägypter Abdel Halim Hafez entwickelt.
466. Missy Elliott – ‚Get Ur Freak On‘ (Elliott, Timbaland)
Elliot war überzeugt, dass ‚Miss E’ einen weiteren Track brauchen würde. Also brodelte Timbaland einen stotternden, Tambla-beladenen Beat auf der Basis von Bhangra, einem indischen Tanz-Genre zusammen, das er während seiner Reisen kennenlernte, und zupfte das charakteristische sechs-nötige Riff auf einer Tumbi, einer einsaitigen Punjabi-Gitarre.
465. Muddy Waters – ‚Rollin‘ Stone‘ (McKinley Morganfield)
Für die erste Single von Chess Records verwandelte Waters den ‚Catfish Blues’ des Mississippi-Bluesmanns Robert Petway in einen spartanischen Song namens ‚Rollin’ Stone’. „Wir wollten es nicht genauso wie die älteren Kollegen machen“,sagte Waters. „Wir haben einen Beat hinzugefügt, ein bisschen Schwung.“ The Rolling Stones bekamen daher ihren Namen, sowie teilweise auch dieses Magazin.
464. Prince and the Revolution – ‚Kiss‘ (Prince and the Revolution)
Die Paisley-Park-Band Mazarati fragte Prince nach einem Song, also knallte er ihnen schnell ein bluesiges Akustik-Demo hin. Mazarati fügten einen Funk-Groove dazu und Prince war schlau genug, den Song zurückzunehmen.
463. Sam and Dave – ‚Soul Man‘ (Isaac Hayes, David Porter)
Für den Nachfolger von ‚Hold On, I’m Comin’ entschieden sich die Produzenten und Schreiber Hayes und Porter, etwas an ihrer Formel zu basteln: Porter bat Sänger Sam Moore, ihm den ‚Bobby-Bland-Schrei’ zu geben, Gitarrist Steve Cropper ließ sich die Licks einfallen, die die vertraute Druckwelle der Memphiser Hörner untermalen und voilà! – ein neuer Soul-Klassiker war geboren! „Wir hatten keine Ahnung, wie gut wir waren“, sagte Hayes über die Zusammenarbeit.
462. Nirvana – ‚All Apologies‘ (Kurt Cobain)
In dem Apartment in L.A. geschrieben, das Cobain sich mit Courtney Love teilte, wurde diese eindringliche Meditation über Reue eigentlich von Albini produziert. Aber dann wurde R.E.M.-Produzent Scott Litt dazu geholt, um das Stück etwas zu glätten – das Original besaß eine lange Feedback-Strecke. Cobains zerfetzter Gesang erhielt die Punk-Rauheit in der gedämpften ‚MTV Unplugged In New York’-Aufführung.
461. Ramones – ‚Sheena Is a Punk Rocker‘ (Ramones)
Dieser Song wurde zwei Mal aufgenommen: Erst als Single, die im Radio gespielt und einer der kleinen Hits der Ramones wurde, dann in einer leicht aufgemotzten Version für das Album ‚Rocket To Russia’. „Ich kombinierte Sheena, Königin des Dschungels, mit der Ursprünglichkeit von Punkrock“, sagte Joey Ramone. „Es war lustig, denn alle Mädchen in New York schienen danach ihren Namen in Sheena zu ändern.“
460. ‚My Sweet Lord‘ – George Harrison (George Harrison)
Der erste Hit eines Ex-Beatle wird dominiert von Harrisons schluchzender Slide-Gitarre und einer Melodie, die praktisch identisch ist mit „He’s So Fine“ von den Chiffons. Harrison gab später zu, daß er wohl im Unterbewußtsein die gleiche Melodie benutzt habe.
459. ‚Paradise City‘ – Guns N’ Roses (Guns N’Roses)
„Paradise City“, eine fast siebenminütige Eloge auf grünes Gras, attraktive Mädchen und toxische Substanzen, beförderte Axl und Slash auf den Rock-Olymp. Das Video enthält – in der unverkennbar geschmackvollen G N’R-Manier, Live-Aufnahmen des Konzerts im englischen Castle Donington, bei dem 1988 zwei Fans zu Tode getrampelt wurden.
458. ‚Cupid‘ – Sam Cooke (Sam Cooke)
Die Idee stammte von Cookes Produzenten: Sam sollte ein Lied für ein Mädchen schreiben, das sie in der Perry-Como-TV-Show gesehen hatten. „Sie machte nichts außer verträumt zu Perry hochzugucken“, so Cookes Berater J.W. Alexander. Und so baute Cooke überall dort, wo es irgendwie paßte, das Geräusch eines Pfeils ein, der „straight to my lover’s heart“ abgefeuert wird.
457. ‚The Twist‘ – Chubby Checker (Hank Ballard)
„The Twist“ erblickte schon 1958 als seichte B-Seiten-Nummer von Hank Ballard And The Midnighters das Licht der Welt, doch erst als sich der Ex-Hühnchenrupfer Checker 1960 des Titels annahm, ging die Post ab. Als erste und einzige Single der Popgeschichte landete „The Twist“ gleich zweimal auf Platz 1 der US-Charts – 1960 und 1962. Twist war zum Volkstanz geworden.
456. The Beatles – ‚Penny Lane‘ (John Lennon, Paul McCartney)
Nachdem Lennon ‚Strawberry Fields Forever’ komponiert hatte, schrieb McCartney seine eigenen schwungvollen Memoiren. Penny Lane war eine Bushaltestelle in Liverpool, an der sich Lennon und McCartney oft trafen. „John kam vorbei und half mir mit der dritten Strophe, was oft vorkam“, sagte McCartney. „Wir schrieben über fast vergessene Erinnerungen von Ereignissen vor acht oder zehn Jahren.“
455. ‚Heroin‘ – The Velvet Underground (L. Reed)
Sieben Minuten, zwei Akkorde, eine Droge: Dieses Stück vom ersten VU-Album, dem die Band ihr Depri-Image verdankt, mag textlich monoton sein – musikalisch war’s eine Achterbahnfahrt, die in einem Strudel von Gitarren und Viola endet. „Es ging nicht um Pro oder Contra“, so Reed später. „Nur darum, wie man auf H drauf ist, erzählt aus Sicht des Abhängigen. Ich weiß bis heute nicht, warum so ein Trara drum gemacht wurde.“
454. Leader Of The Pack – The Shangri-Las (Morton, Barry, Greenwich)
Die Shangri-Las waren die perfekte girl group für Mortons Song, auftoupierte Diven in Leder, perfekt für die Story des Teenagers, der sich in einen Bikerhelden verknallt. Weitere Zutaten: hübsche Harmonien, gesprochene Zwischentexte, Motorrad-Knattern (im Studio aufgenommen) und entsetztes Kreischen am Ende – „Look out!!“
453. ‚Pressure Drop‘ – Toots & The Maytals (T. Hibbert)
Es heißt, daß Chris Blackwell zunächst ihnen den Vorzug vor Bob Marley und seinen Wailers gab, als er nach einer Band für sein Island-Label suchte. „Pressure Drop“, ’70 erschienen, hob jedoch erst ab, als der Track ’73 auf dem Soundtrack zu „The Harder They Come“ landete – für den größten Teil der Welt die erste Begegnung mit Reggae.
452. ‚Come As You Are‘ – Nirvana (Cobain, Nirvana)
„Es geht um Leute und was man von ihnen er-wartet“, erklärte Cobain einem Schreiber, als der ihn nach dem zweiten Hit von „Nevermind“ befragte. Vorangetrieben wird der Track von einem simplen Riff, das Produzent Butch Vig mit einem Unterwasser-Effekt aufpeppte. Ärger gab’s, als herauskam, daß Cobain das Riff bei Kiling Joke geklaut hatte. Zwölf Jahre später revanchierte sich Dave Grohl, als er auf einem ihrer Alben Drums spielte.
451. ‚I Got You Babe‘ – Sonny and Cher (Sonny Bono)
Sonny & Cher lebten im Haus ihres Managers, wo Bono Nächte auf einem Klavier in der Garage klimperte. Eines Nachts weckte er Cher, um ihr einen neuen Song vorzuspielen und sie den Text singen zu lassen, den er auf eine Pappe gekritzelt hatte. Cher fand die Nummer okay, aber etwas fade. Bono änderte die Tonart und weckte sie nochmal. Diesmal war sie begeistert – Sonny & Cher hatten ihren einzigen Nummer-Eins-Hit.
450. ‚I Shot The Sheriff‘ – Bob Marley And The Wailers (Marley)
Marley, Peter Tosh und Bunny Wailer reservierten ihren ätherischsten Falsett-Gesang für einen der bösesten Songs. Inspiriert von „Keep On Pushin“ von den Impressions, wollte Marley seinen Helden zunächst sagen lassen „I shot the police“, hielt die Rache an einem einzelnen Sheriff dann aber für politisch korrekter.
449. The Dell-Vikings – ‚Come Go With Me‘ (Clarence E. Quick)
Als fünf Piloten, die beim NCO Service Club in Pittsburg zusammenfanden, unterliefen The Dell-Vikings zahlreiche Line-Up-Wechsel, da immer wieder Mitglieder nach Deutschland geschickt wurden. Letztendlich wurden sie mit ‚Come Go With Me’ die erste erfolgreiche gemischt-rassige Pop-Gruppe. Der Song wurde vom Bass-Sänger der Gruppe geschrieben und in einer Nacht in einem Pittsburgher Hotelzimmer aufgenommen.
448. 50 Cent – ‚In Da Club‘ (50 Cent, Dr. Dre, Mike Elizondo)
Die Reim-Fähigkeiten von 50 Cent erlangten die Aufmerksamkeit von Dr. Dre und Eminem, die dabei halfen, diesen Party-Track zusammenzufügen. „50 kam ins Studio und nahm sich einen Stift“, sagte Dre. „Wir waren in einer Stunde fertig. Wir haben einfach den Kram gemacht, den wir hören wollten.“
447. ‚Pink Houses‘ – John Cougar Mellencamp ( John Mellencamp)
Ronald Reagan wollte „Pink Houses“ 1984 für eine Wahlwerbesendung verwenden – offensichtlich war ihm die nackte Wut hinter dem gutgelaunten Refrain entgangen. (Eine Fehleinschätzung, die sich bei Bruce Springsteens „Born In The USA“ wiederholen sollte.) Inspiriert wurde „Pink Houses“ von einem alten Mann, der irgendwo in Indiana „auf der Veranda seiner rosa gestrichenen Hütte saß“, wie Mellencamp erzählte. „Er winkte, ich winkte zurück. So fing es an.“
446. Salt ’n Pepa – ‚Push It‘ (Hurby „Luv Bug“ Azor)
1985 rekrutierte Azor seine Sears-Kollegen Cheryl James und Sandy Denton für ein Musik-Schul-Projekt. Zusammen mit Dee Dee ‚Spinderella’ Roper wurden Salt ’n Pepa die ersten weiblichen MCs, die es in die Pop-Top-20 schafften, nachdem dieser Track von DJ Cameron Paul aus San Francisco geremixed wurde. ‚Push It’ war für einen Grammy nominiert, aber Salt ’n Pepa boykottierten die Show, weil die Rap-Kategorie nicht im Fernsehen übertragen wurde.
445. ‚I Wanna Be Your Dog‘ – Iggy & The Stooges (The Stooges)
Auf diesem primitiven Prä-Punk-Klassiker zapfen die vier Desperados aus Detroit die brutalere Seite des Blues an – und erweisen gleichzeitig dem Kinks-Hit „You Really Got Me“ mit einer einzigen Klaviertaste augenzwinkernde Reverenz. Über dem ultimativen, knochenbrechenden Drei-Akkorde-Gitarrenriff schreit ein wildwunder Iggy die Agonie des hormongeschüttelten Teenagers heraus, wie es nur ein Iggy Pop kann. Nichts für die Blumenkinder.
444. Elvis Presley – ‚Love Me Tender‘ (Presley, Vera Watson)
‚Love Me Tender’ war der Titelsong des ersten Elvis-Films und repräsentierte einen neuen Sound für den King. Er sang mit seiner sanftesten Stimme, begleitet nur von seiner eigenen Akustik-Gitarre. Die Melodie stammt von der Ballade ‚Aura Lee’ aus der Bürgerkriegs-Ära.
443. The Rolling Stones – ‚Beast of Burden‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
1978 hatten die Stones Schwierigkeiten mit Drogen, Frauen und dem Gesetz. Mit ‚Beast Of Burden’ stellten sie sich ihren Problemen mit lebensmüder Missachtung. Auf anderen Takes versucht Jagger in Falsettstimme zu singen, aber diese geradlinige Version gelangte in die Top Ten.
442. ‚Alone Again Or‘ – Love (Bryan MacLean)
Die Psycho-Cowboys aus LA wurden berühmt für ihren düsteren Folkrock. „Alone Again Or“, geschrieben von Gitarrist MacLean (der kurz darauf ausstieg, um Prediger zu werden), war jedoch ein Tribut an dessen Flamenco tanzende Mutter. Ein arg trippiges Gewusel aus Streichern, Bläsern und spanisch anmutenden akustischen Gitarren.
441. ‚Mustang Sally‘ – Wilson Pickett (Sir Mack Rice)
Als Pickett im Muscle Shoals Studio aufnahm, flog das Tape plötzlich von der Spule und ende-te als Bandsalat auf dem Boden. Doch Tonmann Tom Dowd klebte alles wieder zusammen und rettete eine der größten Soul-Hymnen der 60er.
440. Led Zeppelin – ‚Ramble On‘ (Jimmy Page, Robert Plant)
Groupies und ‚Der Herr der Ringe’ waren die Inspiration zu ‚Ramble On’, das in New York während Led Zeppelins erster US-Tour aufgenommen wurde. Über Pages Akustik-Gittare klagt Plant „In the darkest depths of Mordor/I met a girl so fair“. Mittelerde beeinflusste mehr als die Musik: „Nachdem ich Tolkien gelesen hatte, wusste ich, dass ich aufs Land ziehen muss“, sagte Page. Der Legende zufolge trommelt John Bonham auf einem Plastik-Mülleimer.
439. ‚Midnight Train To Georgia‘ – Gladys Knight & The Pips (Jim Weatherly)
Ursprünglich betitelt „Midnight Plane To Houston“, wurde die Liebeserklärung an eine Langstrecken-Romanze des Südstaaten-Songwriters Jim Weatherly (er schrieb unter anderem auch „Neither One Of Us“) der mit Abstand größte Hit für Gladys Knight und ihre gospelnden Pips. Zuvor hatte Cissy Houston bereits mit einer R&B-Version kleinere Lorbeeren eingeheimst.
438. ‚Ain’t It A Shame‘ – Fats Domino (Bartholomew, Domino)
1955 landete er hiermit den ersten Pophit, nach-dem Fats schon Anfang der 50er im R&B-Lager erfolgreich war. Pat Boones Weichspül-Version („Ain’t That A Shame“) stand in den Charts zwar noch höher, doch Produzent Jerry Wexler war sich sicher: „Fats ist der Maßstab. Wen interessiert der Typ mit den weißen Latschen?“
437. ‚White Man In Hammersmith Palais‘ – The Clash (Mick Jones, Joe Strummer)
„Wir können nicht Reggae spielen“, konstatierte Joe Strummer nach dem Besuch eines Dub-Konzertes im Londoner „Hammersmith Palais“. Und doch waren es die weißen Männer von Clash, die mit ihrem originären Punk-Skank für die Solidarität zwischen Rastas und Punks warben.
436. ‚Everybody Needs Somebody To Love‘ – Solomon Burke (S. Burke, B. Burns, J. Wexler)
Der aus Philadelphia stammende Burke hielt schon mit sieben Jahren seine ersten Predigten und nahm auch seinen Gesang häufig von der Kanzel auf. Burke attackiert seine Songs im Feuer-und-Schwefel-Stil des Südstaaten-Predigers, der seine Schäfchen lautstark um sich schart und die Macht der Liebe beschwört. „There’s a song I sing, and I believe if everybody would sing this song it would save the whole world.“ Ganz vorne unter der Kanzel: die Rolling Stones, die Burkes ’64er Single bereits 1965 coverten.
435. ‚New Year’s Day‘ – U2 (U2)
„New Year’s Day“ katapultierte U2 endgültig aus dem irischen Rock-Underground heraus. Wie so oft hatte Bono den Text einfach improvisiert. „Wir probieren herum und lassen raus, was gerade rauskommen will. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich beim Schreiben wohl an Lech Walesas Verhaftung gedacht. Als wir den Song dann aufnahmen, meldete das Fernsehen, daß der Ausnahmezustand in Polen am Neujahrstag aufgehoben wird. Unglaublich.“
434. ‚Smoke On The Water‘ – Deep Purple (Deep Purple)
Keyboarder Jon Lord konnte sich daran erinnern, daß der Arbeitstitel des Songs eigentlich „Durh Durh Durh“ gewesen sei – lautmalerische Umschreibung jenes Riffs, an dem sich wohl jeder Nachwuchs-Gitarrist der letzten 30 Jahre versucht hat. Der Text kolportiert die Ge-schichte des Fans, der 1971 bei einem Auftritt Frank Zappas in Montreux eine Leuchtpistole abfeuerte und den Saal in Brand setzte, der wiederum Rauchwolken auf den Genfer See trieb.
433. Rolling Stones – ‚Tumbling Dice‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Eigentlich ‚Good Time Women’ genannt (eine frühe Aufnahme ist auf der ‚Exile On Main Street’-Wiederveröffentlichung), gab es von ‚Tumbling Dice’ zahlreiche schnellere Versionen, bevor es in Richards’ Villa Nellcôte aufgenommen wurde. „Ich erinnere mich, dass ich das Riff oben im sehr eleganten Wohnzimmer geschrieben habe“, sagte Richards. „Und dann gingen wir am gleichen Abend runter und haben es aufgenommen.“ Da Bill Wyman nicht da war, spielte Mick Taylor Bass.
432. Green Day – ‚American Idiot‘ (Green Day)
Kein Song hielt den verdorbenen Zeitgeist der Bush-Ära besser fest als diese Up-Tempo-Nummer im Clash-Stil, die auf die „redneck agenda“ der USA einschlug. Der Anfangspunkt für Green Days Punk-Oper „Idiot“, die später zum Broadway-Musical wurde, signalisierte die Entwicklung der Band zu rechtschaffenen, wütenden Polit-Rockern. „Wir haben als getan, was wir konnten, um die Leute zu verärgern“, sagte Billie Joe Armstrong, der den Song oft mit George-W.-Bush-Maske aufführte.
431. ‚William, It Was Really Nothing‘ – The Smiths (J. Marr, Morrissey)
Wie bei vielen der frühen Smiths-Singles geht es in „William“ um traumatischen Teen-Sex, in diesem Fall eine tragische ménage à trois im Kleinstadt-Ambiente. OutKasts André 3000, glühender Smiths-Fan, setzte „William“ auf die Liste seiner Top-Songs.
430. Elvis Presley – ‚Blue Suede Shoes‘ (Carl Perkins)
Am Tag nach Presleys Fernseh-Debüt in Jimmy und Tommy Dorseys ‚Stage Show’, ging er ins Studio in New York und begann die Session mit ‚Blue Suede Shoes’ – Perkins’ Original war noch immer in den Charts. Trotz 13 Takes hatten Presley und Sholes das Gefühl, dass sie es nicht richtig getroffen hatten. Vielleicht hatten sie recht: Perkins’ Single stieg bis auf Platz 2, Presleys kam bis auf Platz 20.
429. ‚Piano Man‘ – Billy Joel (Billy Joel)
Als Ostküsten-Kid spielte er in Rock-Bands mit Namen wie The Hassles, doch ein Trip nach Kalifornien brachte ihn auf besinnlicheren Kurs. Unter dem Pseudonym Bill Martin arbeitete er ein halbes Jahr als Barpianist und klimperte Standards für verlorene Seelen. „Es war ganz in Ordnung“, erzählte er später Rolling Stone. „Ich bekam jede Menge Gratis-Drinks und wurde nach Tarif bezahlt. Das erste geregelte Einkommen seit Jahren.“
428. The Isley Brothers – ‚It’s Your Thing‘ (Rudolph Isley, Ronald lsley, O’Kelly Isley)
1969 verließen die Isleys Motown und ließen ihr eigenes Label T-Neck Records aufleben, auf dem sie das funkige ‚It’s Your Thing’ veröffentlichten. Ihr größter Hit brachte ihnen eine Klage von Berry Gordy ein, der behauptete, der Song sei sein Eigen.
427. Dr. Dre – ‚Nuthin‘ But a ‚G‘ Thang‘ (Snoop Dogg)
Dres Debüt-Solo-Single nutzte ein Sample der Basslinie von Leon Haywoods 1975er Hit ‚I Want’a Do Something Freaky To You’. Der Mastermind über seine Arbeitsmethoden: „Ich sitze alleine zuhause im Studio, drücke Knöpfe und schaue, was passiert.“
426. Crosby, Stills and Nash – ‚Suite: Judy Blue Eyes‘ (Stephen Stills)
Von Stills für seine Ex-Freundin Judy Collins geschrieben, beginnt diese epische Harmonien-Schau das Debütalbum von CSN. Stills spielte die meisten der Instrumente, doch wie Nash Rolling Stone erzählte: „Der dreiteilige Stimmenübergang war absolut fantastisch.“
425. ‚Fuck Tha Police‘ – N.W.A (Ice Cube, MC Ren)
Am 1. 8. ’89 beschwerte sich das FBI beim Label der Band. In ihrem Bulletin hieß es: „,Fuck Tha Police‘ begünstigt Respektlosigkeit und Gewalt gegen Polizeibeamte.“ Womit N.W.A. prompt die bad boys der HipHop-Szene wurden.
424. The Notorious B.I.G. – ‚Juicy‘ (The Notorious B.I.G.)
Biggies Debütsingle erzählt die Geschichte des Rappers von „a common thief to up close and personal with Robin Leach“. Er reimt über die Armut während seiner Kindheit im Clinton-Hill-Bereich von Brooklyn (obwohl er angab, aus Bed-Stuy zu kommen) – trotz der Proteste seiner Mutter. „Ich sagte ihm ‚Kein Vermieter hat uns dumm angemacht!’“, erzählte Voletta Wallace. „Er sagte ‚Mom, ich hab nur eine Geschichte wie die vom Tellerwäscher zum Millionär geschrieben.“
423. ‚The Boys Of Summer‘ – Don Henley (D. Henley, Mike Campbell)
Henley, einstiges Eagles-Mitglied, steckte den kalifornischen Sunshine-Rock seiner früheren Gruppe in ein flotteres 80er-Jahre-Gewand. Bekannteste Zeile aus dem Lamento für seine desillusionierte Generation: „Out on the road today/ I saw a Deadhead sticker on a Cadillac“. Als die Ataris 2003 ihre Punkrock-Version rausbrachten, wurde daraus ein Black-Flag-Sticker – aber das Sentiment war dasselbe.
422. ‚I Can’t Help Myself‘ – The Four Tops (Holland, Dozier, Holland)
Vorsänger Levi Stubbs war mit den ersten Auf-nahmen so unzufrieden, daß er von vorne anfangen wollte. Motown-Producer (und Songwriter) Brian Holland war hingegen begeistert, versicherte Stubbs aber, daß am nächsten Tag eine weitere Session einberaumt würde. Die Session fand nie statt – und „I Can’t Help Myself“ (mit dem Refrain „Sugar Pie, Honey Bunch“) wurde ihre erste Nummer 1 nach zehn Jahren.
421. The Coasters, – ‚Young Blood‘ (Jerry Leiber, Mike Stoller, Doc Pomus )
The Coasters waren nach ihrer Heimat an der West-Coast benannt. Aus der Doo-Wop-Gruppe The Robins entstanden, hatten The Coasters ein paar kleine R&B-Hits, ‚Down In Mexico’ und ‚Turtle Dovin’. Aber nach fast einem Jahr außerhalb des Studios zog die Gruppe nach New York und nahm ihren ersten Superhit auf.
420. ‚The Girl Can’t Help It‘ – Little Richard (Bobby Troup)
Little Richard kreischte diese Ode an weibliche Schönheit in einem der ersten großen Rock-Filme. Die Dreh-arbeiten mit Jayne Mansfield hinterließen bei dem künftigen Prediger tiefe Spuren: „Jayne war eine wundervolle Person. Ihre Oberweite betrug 120 Zentimeter, und sie trug keinen BH. Trotzdem hing nichts.“
419. ‚Ode To Billie Joe‘ – Bobbie Gentry (Bobbie Gentry)
Ein für allemal: Was genau warf Billie Joe von der Brücke in Tallahatchee, und warum sprang er später hinterher? Das Geheimnis hinter dem deprimierenden Country-Drama wurde nie gelüftet. „Die eigentliche Message“, so Gentry, „liegt in der unbeteiligten Art, in der die Familie über den Selbstmord spricht.“
418. ‚I Feel Love‘ – Donna Summer (Summer, Moroder, Bellotte)
Als Edel-Avantgardist Brian Eno den lustvoll ätherischen Song zum ersten Mal hörte, sagte er zu David Bowie: „Ich habe gerade den Sound der Zukunft gehört.“ Moroders wummernde Moog-Synthis machten – zwei Jahre nach Summers ersten Blockbuster „Love To Love You Baby“ – im Jahre 1977 „I Feel Love“ und das gesamte Disco-Genre vorübergehend zur angesagtesten Musik auf diesem Planeten.
417. ‚Monkey Gone To Heaven‘ – Pixies (B. Francis)
Numerologie, Treibeis, ein Loch im Himmel – was sollte das alles bedeuten? Gar nichts, beteuerte Black Francis alias Frank Black: „Der Ausdruck monkey gone to heaven klang einfach nur hübsch.“ Produzent Gil Norton sorgte zwar für einen sauberen, ausbalancierten Sound und gefühlvolle Streicher, aber Charts-Ambitionen hatten die Pixies keine: „Wir wussten ja von vorneherein, daß wir im Radio nie stattfinden würden.“
416. Aerosmith – ‚Sweet Emotion‘ (Steven Tyler, Tom Hamilton)
Als die Sessions für ‚Toys In The Attic’, Aerosmiths drittem Studioalbum die elfte Stunde im Record Plant in New York erreichten, fragte Produzent Douglas nach Ideen. Bassist Hamilton grub ein Riff aus, dass schon seit Jahren vor sich hin keimte, und es wurde mit einer Bass-Marimba und Joe Perrys Kehlkopf-Rezitation des Songtitels ausgestattet. Wenige Monate später hatten Aerosmith ihre erste Top-40-Single,
415. ‚In Bloom‘ – Nirvana (Kurt Cobain)
„Ich mag keine Machos und Rednecks“, meinte Cobain einmal. Dieser Song über einen Typen, der gern rumballert, Nirvana mag, aber ihre Stücke nicht versteht, wurde zu einer der Live-Hymnen der Band. Poppig aber klang es erst auf „Nevermind“, anfangs „hörte es sich an wie die Bad Brains“ (Novoselic).
414. ‚We’ve Only Just Begun‘ – The Carpenters (Bob Dylan)
„Begun“ begann als Jingle einer US-Bank. Als Richard Carpenter recherchierte, wer der Autor war, stellte er fest, daß es Williams/Nichols waren, die schon früher Hits für sie geliefert hatten. „Unsere beste Sing-le“, so Carpenter später.
413. Bob Dylan – ‚Visions of Johanna‘ (Dylan)
„Es ist einfacher, getrennt als verbunden zu sein“, gestand Dylan 1965. „Ich freue mich sehr für all die Leute, die verbunden sind. Das ist großartig, aber ich kann das nicht.“ Er klang nie einsamer als in dieser siebenminütigen Ballade, die eigentlich ‚Seems Like A Freeze-Out’ hieß. Dylan nahm sie in einem Take am Valentinstag 1966 mit Al Kooper an der Hammond Orgel auf.
412. Rihanna Featuring Jay-Z – ‚Umbrella‘ (The-Dream, Kuk Harrell, Jay-Z, Christopher „Tricky“ Stewart)
Die Songschreiber boten diesen Song ursprünglich Britney Spears an, deren Karriere außer Kontrolle geraten war. „Wir dachten, ‚Lass uns einer Freundin helfen’“, sagte The-Dream. Doch Spears’ Management erteilte ihnen eine Abfuhr. „Ich bin so dankbar dafür“, sagte Rihanna. „Ich habe für diesen Song gebetet.“
411. ‚C’mon Everybody‘ – Eddie Cochran (E. Cochran, J. Capehart)
Cochran bekam $ 82,50 für die dreistündige Session anno ’58, bei der dieser Rockabilly-Klassiker entstand. Dank der druckvollen Riffs auf seiner Martin-Gitarre entwickelt „C’mon“, der Nachfolger des nicht minder erfolgreichen „Summertime Blues“, einen gewaltigen Druck und Drive. Und obwohl Cochran schon 1960 bei einem Autounfall ums Leben kam, ist sein Einfluß auf die britische Beat-Generation der 60er Jahre nicht zu unterschätzen.
410. ‚Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin)‘ – Sly & The Family Stone (Sylvester Stewart)
„Thank You“ verewigte sich vor allem durch Slys Bassisten Larry Grahams und dessen Slap-Baß. Graham hatte die Technik im Duo mit seiner orgelspielenden Mutter erfunden: „Ich fing an, mit dem Daumen auf die Saiten zu klopfen, um den Drummer zu ersetzen, den wir uns nicht leisten konnten.“
409. ‚Tonight’s The Night‘ – The Shirelles (L. Dixon, S. Owens)
Die Shirelles waren in jeder Hinsicht frühreif: Als die Gruppe in Passaic/ New Jersey gegründet wurde, drückten die Mädels allesamt noch die Schulbank, und Leadsängerin (und Co-Autorin) Shirley Owens war gerade 19 Jahre alt, als sie zusammen mit Luther Dixon zwei ultimative Minuten Romantik und seelenvolle Sehnsucht zu Papier brachte.
408. ‚Enter Sandman‘ – Metallica (Hetfield, Ulrich, Hammett)
Dank ihres Produzenten Bob Rock war das eigentlich reichlich verzwirbelte und grüblerische „Enter Sandman“ der erste wirklich radiotaugliche Metallica-Song (ein paar beinharte Fans haben ihnen das bis heute nicht verziehen). Es komprimierte die bemerkenswerte Power der Band in einer minimalistischen Single. Drummer Lars Ulrich erklärte damals: „Das ganze Intro, der Refrain, die Bridge – alles dasselbe Riff.“
407. ‚Sweet Home Alabama‘ – Lynyrd Skynyrd (King, Rossington, Van Zant)
Van Zant brachte diese grantige Replik auf Neil Youngs „Southern Man“ so überzeugend rüber, daß selbst Young sie in sein reuiges Herz schloß: „Ich ziehe ,Sweet Home Alabama‘ jederzeit meinem ,Southern Man‘ vor“, sagte er später. Der Respekt war dann auch gegenseitig: Auf dem Cover des letzten Skynyrd-Albums „Street Survivors“ trägt Ronnie Van Zant ein Neil Young-T-Shirt. Angeblich wurde er darin auch beerdigt.
406. ‚Thirteen‘ – Big Star (A. Chilton, C. Bell)
Chilton schrieb die Ballade über zwei Kids mit dem genialen Couplet: „Won’t you tell your dad to get off my back/Tell him what we said about ,Paint It Black‘. Eine der schönsten Hommagen an die Teenager-Zeit.
405. ‚Don’t Fear The Reaper‘ – Blue Oyster Cult (D. Roeser)
Der Todestrip der okkulten Austernverehrer wurde ’76 vom Rolling Stone zur besten Single des Jahres gewählt. Seither haben seine geisterhaften Gitarren den Gänsehaut-Faktor diverser Horrorfilme verstärkt.
404. The Shangri-Las – ‚Remember (Walkin‘ in the Sand)‘ (George „Shadow“ Morton)
The Shangri-Las, zwei Schwesternpaare aus Queens, waren in der High School, als Produzent Morton sie engagierte, um ‚Remember’ aufzunehmen – einen Song, den er angeblich in 20 Minuten auf dem Weg zum Studio geschrieben hatte. Eine Geschichte besagt, dass der 15-jährige Billy Joel Klavier bei der Session spielte. Morton produzierte danach die New York Dolls.
403. Elvis Presley – ‚Can’t Help Falling in Love‘ (George Weiss, Hugo Peretti, Luigi Creatore)
Diese Adaption von Giovanni Martinis ‚Plaisir d’amour’ aus dem 18. Jahrhundert wurde Elvis für seinen Film ‚Blue Hawaii’ gegeben – deswegen die Hawaiigitarre. Aber dies war kein Urlaub für Presley: Er brauchte 29 Takes, um diesen auserlesen zarten Gesang hinzukriegen. Der Song wurde zur Abschlussnummer für die meisten seiner Konzerte in den Siebzigern.
402. The Five Stairsteps – ‚O-o-h Child‘ (Stan Vincent)
‚O-o-h Child’ bescherte den Five Stairsteps – vier Brüdern und einer Schwester aus Chicago – einen Pop-Soul-Klassiker, der den Hits einer anderen Geschwister-Gang – den Jackson 5 – Konkurrenz machte. Die Kinder von Kriminalpolizist Clarence Burke, The Five Stairsteps, die ihre eigenen Instrumente spielten und sangen, waren zwischen 13 und 17 Jahren alt, als Curtis Mayfield sie bei Windy C unter Vertrag nahm.
401. ‚Summer In The City‘ – The Lovin’ Spoonful (Sebastian, Boone, Sebastian)
„Summer In The City“ war für Lovin’ Spoonful eine stilistische Kehrtwende – sie klangen plötzlich knackiger und nicht mehr so hippyesk wie zuvor. „Wir wußten, wenn wir am Ball bleiben wollten, mußte jede Single völlig anders klingen“, meinte Sänger John Sebastian. Und so statteten sie diese Ode an die Großstadt mit urbaner Realität, mit hupenden Autos sowie Gershwinesker Grandeur aus.
400. ‚Baby I Need
Your Loving‘ – The Four Tops (Holland, Dozier, Holland)
Die Four Tops spielten gerade in einem Detroiter Nachtclub, als Brian Holland anrief: Er habe einen Song für sie. Um zwei Uhr nachts tauchte die Band im Studio auf, ein paar Stunden später hatten sie ihre erste Single für Motown fertig.
399. ‚Just My Imagination‘ – The Temptations (N. Whitfield, B. Strong)
Eddie Kendricks, der 1964 den allerersten Hit der Temptations, „The Way You Do the Things You Do“, gesungen hatte, war bei der Aufnahme aus dem Jahre ’71 das letzte Mal als Leadsänger zu hören. Als der Song die Spitze der internationalen Charts erreichte, hatte sich Kendricks bereits in Richtung Solokarriere verabschiedet.
398. ‚Roxanne‘ – The Police (Sting)
„Dieser Song bedeutete die Wende für uns“, erzählte Stewart Copeland dem Rolling Stone. Bei der ersten Veröffentlichung 1978 ging die Single noch unter; erst ein Jahr später sollte sie in den Charts Furore machen. Sting kam die Idee zu dem Song bei einem Spaziergang im Rotlichtbezirk von Paris, als er überlegte, wie es wohl wäre, sich in eine Hure zu verlieben.
397. ‚Tiny Dancer‘ – Elton John (E. John, B. Taupin)
„Blue jean baby, LA lady, seamstress for the band.“ Texter Taupin schrieb diesen Song 1971 über seine erste Frau Maxine Feibelman, die tatsächlich für die Elton John Band schneiderte und mit einem „music man“ verheiratet war. Unterstützung bekam Eltons Musik durch Paul Buckmasters Streicher und Rick Wakeman, der kurz darauf bei Yes einsteigen sollte und hier Orgel spielt. Durch den Film „Almost Famous“ erlebte „Tiny Dancer“ einen zweiten Frühling.
396. Eric B. and Rakim – ‚Know You Got Soul‘ (Eric B. and Rakim)
Rakim war der dampfende Teufel am Mikrofon. Eric B. war der DJ mit den James-Brown-Samples. Sie waren New Yorker Legenden, bevor sie überhaupt einen Song veröffentlichten („Eric B. fuhr einen Rolls-Royce bevor er jemals ein Album veröffentlicht hatte“, erzählte Chris Rock einst Rolling Stone. „Er war ein Gangsta!“), aber dieses Stück, benannt nach einem Song von Brown-Nebenmann Bobby Byrd, ließ es die ganze Welt erkennen.
395. ‚Ohio‘ – Crosby, Stills, Nash & Young (N. Young)
Am 4. Mai ’70 wurden in Ohio vier demonstrierende Studenten von der Polizei erschossen. Crosby machte den Vorschlag, und Neil Young schrieb sich seine Wut gegen die Nixon-Regierung vom Leibe. Die Gruppe ging sofort ins Studio und kickte mit der umgehend veröffentlichten Single ihr eigenes „Teach Your Children“ gleich wieder aus den Charts.
394. ‚Ticket To Ride‘ – The Beatles (J. Lennon, P. McCartney)
Zu welchem Ziel der Fahrschein gelöst wurde, ließ sich im Nachhinein nicht mehr klären. Laut McCartney sei damit der Ort Ryde auf der Isle of Wight gemeint, während Lennon zu Protokoll gab, daß das Ticket nichts anderes als der „Bockschein“ Hamburger Huren sei. Zumindest in einem Punkt ist sich McCartney sicher: „Das mit dem Fragment einer neuen Melodie beim Ausblenden eines Songs – das haben wir erfunden. Damals war das ziemlich radikal.“
393. ‚Whipping Post‘ – The Allman Brothers Band (Gregg Allman)
Obwohl ein typisches Artefakt der ausklingenden 60er Jahre, hat die hymnische Improvisations-Orgie nie ihren Reiz verloren. Geschrieben wurde sie von Gregg Allman auf einem Bügelbrett in seinem Schlafzimmer in Florida. Am besten zur Geltung kommen die rumpelnde Baß-Line von Berry Oakley, die desperaten Blues-Metaphern und Duane Allmans messerscharfe Gitarre in der 23minütigen Live-Version auf „At Fillmore East“.
392. ‚Bitter Sweet Symphony‘ – The Verve (Jagger, Richards, Ashcroft)
Bittersüß, in der Tat. Ein Sample aus der orchestrierten Version eines Stones-Songs (produziert von Andrew Loog Oldham) machte den Verve-Hit offiziell zur Jagger/ Richards-Komposition – woraufhin Ex-Manager Allen Klein zur Kasse bat. Ashcroft spottete, es sei der beste Song, den die Stones in 20 Jahren geschrieben hätten.
391. ‚Tell It Like It Is‘ – Aaron Neville (G. Davis, L. Diamond)
Aaron Neville verdiente seine Brötchen noch als Hafenarbeiter, als er 1966 diese großartige R&B-Ballade aufnahm. „Viele Leute sprechen mich noch heute darauf an und sagen: ,Dieser Song hat mich und meine Frau zusammengebracht‘“, erinnerte er sich später. „Andere sagten: ,Der Song bedeutete das Ende unserer Ehe.‘“
390. ‚Goodbye Yellow Brick Road‘ – Elton John (E. John, B. Taupin)
Inspiriert von den Rolling Stones und dem Album „Goats Head Soup“ machten sich Elton und sein Texter Taupin nach Jamaica auf, um Johns sechstes Album aufzunehmen. „Das Studio war von Stacheldraht umgeben“, so Taupin, „und wurde von Typen mit MGs bewacht.“ Zu verschreckt, um das Hotel zu verlassen, hauten die beiden in drei Tagen 21 Songs raus – darunter auch diesen Klassiker.
389. ‚Radio Free Europe‘ – R.E.M. (Berry, Buck, Mills, Stipe)
„Es klang nur abartig“, schimpfte Peter Buck über den Sound der ersten Version von „Europe“ auf dem Indie-Label Hib-Tone. „Als hätte ein Tauber es abgemischt.“ Für ihr erstes IRS-Album „Murmur“ wurde der Song noch mal neu aufgenommen.
388. ‚Pride (In The Name Of Love)‘ – U2 (U2)
Die Riffs stammten von einem Soundcheck auf Hawaii im Jahr zuvor, der Text über Martin Luther King Jr. war inspiriert von einer Ausstellung im „Peace Museum“ in Chicago (wo sie auch eine Hiroshima-Ausstellung unter dem Motto „The Unforgettable Fire“ besuchten). Im Hintergrund sang eine gewisse Mrs. Christine Kerr alias Chrissie Hynde. Mit „Pride“ landeten U2 ihren ersten weltweiten Hit.
387. ‚Hit The Road Jack‘ – Ray Charles (Percy Mayfield)
Als Ray Charles seinen R&B-Kollegen Percy Mayfield, dessen Karriere 1952 durch einen Autounfall beendet worden war, fragte, ob er vielleicht geeignete Songs für ihn hätte, bot der ihm spontan „Hit The Road Jack“ an. Die weibliche Stimme auf der Single aus dem Jahre 1961 gehörte Margie Hendricks von den Raelets, die ihrem Chef kurz zuvor einen Sohn geboren hatte, nichtsdestotrotz aber fünf Jahre später gefeuert wurde.
386. Yeah Yeah Yeahs – ‚Maps‘ (Yeah Yeah Yeahs)
‚Maps’ ist sowohl eine Soul-Ballade als auch ein Art-Punk-Klassiker, mit einer Sturmflut von zerhacktem Gitarren-Krach und donnernden Drums, die Karen Os liebeskranke Wehklage unterstützen. Der Durchbruchshit der Yeah Yeah Yeahs wurde von einer echten Rock’n’Roll-Romanze inspiriert: Die himmlische Miss O (mit richtigem Namen Karen Orzolek) schrieb den Song darüber, auf Tour zu sein und ihren Freund Angus Andrew zu vermissen, der Sänger der befreundeten New Yorker Band Liars war.
385. ‚Fake Plastic Trees‘ – Radiohead (Radiohead)
Thom Yorke beschrieb „Fake Plastic Trees“ als den Song, bei dem er seine lyrische Stimme gefunden habe: „Eine hübsche Melodie, mit der ich nichts anzufangen wußte. Dann wachst du auf, und dein Kopf singt plötzlich Worte dazu.“ Den Gesang nahm er, nur mit akustischer Gitarre, in einem Durchgang auf; erst später füllte die Band die Lücken. Die Plattenfirma, die auf einen Nachfolge-Hit zu „Creep“ gehofft hatte, war mit dem Resultat allerdings wenig glücklich. Man ließ heimlich einen radiotauglichen Mix machen, beugte sich dann aber doch dem Veto der Band.
384. ‚Another Brick In The Wall Part 2‘ – Pink Floyd (R. Waters)
Waters’ böse Attacke gegen Lehrer, die im Klassenzimmer „schwarzen Sarkasmus“ praktizieren, gründete auf seiner eigenen Schulzeit: „Die Lehrer waren so kaputt, daß sie nur noch Zynismus verbreiteten.“
383. ‚Brown Eyed Handsome Man‘ – Chuck Berry (C. Berry)
Chuck Berry schrieb diesen Song über einen dunkeläugigen loverman auf einer Tournee durch die von Schwarzen und Latinos bewohnten Bezirke Kaliforniens: „Da gab es nicht allzu viele blaue Augen zu sehen.“ Was er sah, war ein gut aussehender Chicano, der wegen Herumbummelei verhaftet werden sollte, bis „seine Frau kam und so herumschrie, daß sie ihn gehen ließen“.
382. ‚Wonderful World‘ – Sam Cooke (S. Cooke, H. Alpert, L. Adler)
Lou Adler hatte den Song bereits fertig, als sein Zimmergenosse Cooke noch ein wenig am Text herumbastelte und ihm den letzten Schliff gab. Dann lag „Wonderful World“ in der Schublade, bis Cooke zu RCA wechselte und 1960 eine Million Singles verkaufte. Vorher hatte er das Lied gern seiner jeweiligen Herzensdame vorgesungen – und dabei so getan, als sei es ihm spontan nur für sie eingefallen.
381. ‚Marquee Moon‘ – Television (Tom Verlaine)
„Marquee Monn“ ist zehn Minuten Gitarren-Epik und unkontrollierte Großstadt-Paranoia. „Ich spielte solange, bis irgendwann etwas passierte“, beschrieb Verlaine seine unorthodoxe Vorgehensweise. „Das muß wohl vom Jazz kommen oder von den Doors, dieses Sich-Hochschaukeln in die Ekstase.“
380. ‚I Can’t Explain‘ – The Who (Pete Townshend)
Die Debüt-Single der Who war angeblich eine Replik auf „You Really Got Me“ von den Kinks, das im September ’64 die britischen
Charts erobert hatte. Die Gruppe heuerte gar den gleichen Produzenten, (Shel Talmy) an, der zusätzliches Personal rekrutierte, u.a. auch Jimmy Page, der hier Rhythmusgitarre spielt.
379. ‚The Wind Cries Mary‘ – Jimi Hendrix (Jimi Hendrix)
Hendrix schrieb „The Wind Cries Mary“ nach einem häuslichen Streit mit seiner Freundin Mary Etchingham, bei dem etliche Teller zu Bruch gingen. Ein paar Tage später, bei den Aufnahmen zu „Are You Experienced?“, zeigte er Produzent Chas Chandler die ungewöhnliche Ballade, war sich aber unsicher, ob der Song etwas tauge. Da man gerade noch etwas ungenutzte Studiozeit hatte, machte man einen Versuch. Bereits nach 20 Minuten war der Track im Kasten.
378. ‚I’m A Man‘ – Bo Diddley (E. McDaniel)
Die B-Seite der ersten Single von Bo Diddley basierte auf einem hypnotischen Gitarren-Riff, das aus genau vier Tönen bestand – was für den Chicago-Blues Mitte der 50er Jahre durchaus typisch war. Songwriter Willie Dixon, der Diddleys Session 1955 beaufsichtigte, war der Überzeugung, es sei Diddleys Rhythmusgefühl gewesen, das ihn bei Chess so einzigartig machte: „Die Drums reden geradezu mit dir, und Bo sagt dir, was sie erzählen.“
377. Depeche Mode – ‚Personal Jesus‘ (Martin Gore )
Die Durchbruchssingle von Depeche Mode basierte auf einer überraschenden Quelle: Priscilla Presleys Buch ‚Elvis And Me’. „Es geht darum, dass Elvis ihr Mann und ihr Mentor war und wie oft das in Beziehungen passiert“, sagte Gore. „Wie das Herz von jedem irgendwie wie ein Gott ist.“
376. Cream – ‚White Room‘ (Pete Brown, Jack Bruce)
Angetrieben von Eric Claptons Wah-Wah-Arbeit kam die nervenaufreibende, psychedelische Metaphorik von Brown und entstand aus einer Phase des Drogen- und Alkoholexzesses. „Ich hatte die schreckliche Drogen-Erfahrung, die mich dazu brachte, mit allem aufhören zu wollen, in meinem weiß-gestrichenen Zimmer“, sagte er.
375. ‚How Deep Is Your Love‘ – The Bee Gees (B. Gibb, M. Gibb, R. Gibb)
Die erste Single aus „Saturday Night Fever“ war erstaunlicherweise kein Disco-Knaller, sondern ein langsamer Schmachtfetzen. Ursprünglich für Yvonne Elliman verfaßt, bestand Film-Produzent Robert Stigwood aber auf den Bee Gees als Interpreten. Die Aufnahmen entstanden bei einer legendären, gut zweiwöchigen Session in einem nordfranzösischen Château, in dem laut Barry Gibb gleichzeitig „sechs klassische lesbische Pornoszenen gefilmt wurden“.
374. ‚Unchained Melody‘ – The Righteous Brothers (A. North, H. Zaret)
Dieser Song schaffte es bereits 1955 in die amerikanischen Top Ten, und zwar gleich in drei verschiedenen Versionen. Der weltweite Hit, den die Righteous Brothers zehn Jahre später damit landeten, war dennoch ein Zufallstreffer: Als Radio-DJs anfingen, statt „Hung On You“ lieber die B-Seite zu spielen, beschloß ihr Produzent Phil Spector, mit dem Duo künftig nur noch Cover von Prä-Rock-Popsongs zu veröffentlichen.
373. Bob Dylan – ‚Highway 61 Revisited‘ (Dylan)
„Highway 61 beginnt ungefähr da, wo ich geboren wurde“, schreibt Dylan in seinen Chroniken. „Duluth, um genau zu sein.“ Die Straße verläuft durch das Herz Amerikas – und das tut auch der Song. Dylan ist so wild wie möglich, sowohl musikalisch als auch textlich, während er das Roadhouse-Stampfen von The Band mit seinen surreal-kosmischen Witzen krönt. Das Pfeifen der Polizei-Sirenen ist Session-Arbeiter Al Kooper zu verdanken.
372. The Box Tops – ‚The Letter‘ (Wayne Carson Thompson)
Bei ‚The Letter’ stöhnt Alex Chilton wie ein schroffer Soul-Mann, obwohl er erst 16 war. Er schrieb die Performance seinem Produzenten, der Memphiser Legende Penn zu. „Er hat mich hart für den Gesang jedes Songs trainiert, den wir je gemacht haben“, sagte Chilton. „In vielen Fällen klingt es eher so, als ob er singen würde.“ Chilton wurde später Frontmann von Big Star, aber nahm bis zu seinem Tod 2010 an der Box-Tops-Reunion teil.
371. The Clash, – ‚Complete Control‘ (Mick Jones, Joe Strummer)
The Clash waren riesige Reggae-Fans, insofern war es natürlich, dass sie mit dem legendären Dub-Produzenten Perry arbeiten wollen würden. Aber das Ergebnis war überhaupt nicht Dub – es war die härteste, noisigste Punk-Hymne von The Clash, bei der Mick Jones die Gitarre aufdrehte, bis einem die Ohren bluteten. ‚Complete Control’, im Herbst 1977 ein Hit in Großbritannien, wurde der amerikanischen Version des Debütalbums der Band hinzugefügt.
370. ‚All You Need Is Love – The Beatles (J. Lennon, P. McCartney)
Drei Wochen nach Veröffentlichung von „Sgt. Pepper“ vertraten die Beatles England in der weltweit ausgestrahlten TV-Show „Our World“, die von 400 Millionen Menschen gesehen wurde. „All You Need Is Love“ war die bewußt simple Botschaft, die sie der Welt senden wollten. „Es ging um Liebe und den verfluchten Frieden“, faßte es Ringo gewohnt philosophisch zusammen. Im Chor sangen u.a. Mick Jagger, Keith Moon und Donovan.
369. ‚Killing Me Softly With His Song‘ – Roberta Flack (N. Gimbel, C. Fox)
Inspiriert durch ein Konzert von Don McLean, schrieb Folksängerin Lori Lieberman die Idee zu diesem Song auf und ging damit zum Songschreiber-Team Gimbel & Fox. Flack hörte Liebermans Version im Radio und war „total von den Socken“. Sie spürte die Komponisten auf und verbrachte dann nicht weniger als drei Monate mit Produzent Joel Dorn im Studio, um den Song zu perfektionieren.
368. ‚Got My Mojo Working‘ – Muddy Waters (P. Foster)
Nachdem Bluesmann Muddy Waters das klassische „Mojo Working“ jeden Abend von der R&B-Sängerin Ann Cole gehört hatte, mit der er 1956 auf Tournee war, überarbeitete er Rhythmus und Text und verwandelte das unverfängliche Original in einen wilden Heuler voll sexuellen Voodoo-Zaubers. Neben dem ähnlich anzüglichen „(I’m Your) Hoochie Coochie Man“ war es einer von Muddys Klassikern.
367. ‚Nowhere To Run‘ – Martha Reeves & The Vandellas (Holland, Dozier, Holland)
Martha Reeves arbeitete bei Motown als Sekretärin für A&R-Mann Mickey Stevenson, als Mary Wells 1965 einen Studiotermin verpaßte. Reeves sprang ein – und wurde zum Star. Ihr klagender Gesang macht „Nowhere To Run“ zu einer beängstigenden Beschreibung einer zwanghaften Liebe.
366. ‚Little Wing‘ – Jimi Hendrix (J. Hendrix)
Noch euphorisiert von seinem Erfolg beim Monterey-Festival ging Hendrix bei der Session in London besonders behutsam mit dieser Ballade um und schaffte es mit einem Effektverfremdeten Solo sowie overdubten Glockenspiel, in 145 Sekunden eine Atmosphäre transparenter Träumerei zu verbreiten.
365. ‚Sweet Dreams (Are Made Of This)‘ – The Eurythmics (A. Lennox, D. Stewart)
„Sweet Dreams“ war eine trügerisch eingängige Single über Sadomaso, aufgenommen von einem ehemaligen Liebespaar, und zählt zu den klassischen Synthi-Pop-Hits der 80er Jahre. 12 Jahre später lieferte Marilyn Manson eine etwas makaberere Version.
364. ‚Bad Moon Rising‘ – Creedence Clearwater Revival (John Fogerty)
Gewalt zu Hause und ein Krieg in der Ferne – der „Bad Moon“, den CCR hier mit einem ihrer genialsten Swamp-Rock-Riffs besingen, schien 1969 in den USA tatsächlich aufzugehen. John Fogerty hatte den apokalyptischen Song geschrieben, nachdem er den Horrorfilm „The Devil And Daniel Webster“gesehen hatte, in dem ein Hurricane eine Stadt verwüstet. Von Nirvana bis zu Springsteen wurde Fogertys Song immer gerne gecovert.
363. ‚Watching The Detectives‘ – Elvis Costello (Elvis Costello)
Im Sommer 1977 nahm Costello, damals „nur“ ein vielversprechendes Songwriter-Talent, die Debüt-LP der Clash mit nach Hause, wo er sie „36 Stunden durchhörte“, wie er später erzählte. Danach schrieb er „Detectives“ – die Geschichte von einem, der lieber in die Glotze schaut als die Geliebte zu beglücken. Punk-Aggression meets düsteren Zynismus.
362. Eric Clapton – ‚Tears in Heaven‘ (Clapton, Will Jennings)
Am 20. März 1991 starb der vierjährige Conor Clapton, weil er aus einem Apartmentfenster in New York gefallen war. Sein Vater schrieb das herzzerreißende ‚Tears In Heaven’ und ‚The Circus Left Town’ für seinen Sohn. „Es sind süße kleine Songs, fast wie Folk-Songs, und ich fühle das Verlangen, dass die Menschen sie hören sollten“, erzählte er Rolling Stone. ‚Tears In Heaven’ war der Höhepunkt seines 1992er MTV Unplugged-Sets.
361. ‚All Shook Up‘ – Elvis Presley (O. Blackwell, E. Presley)
Songwriter Al Stanton marschierte eines Tages ins Studio in Memphis, schüttelte eine Flasche Pepsi und forderte seinen Freund und Kollegen Otis Blackwell heraus, doch einen Song namens „All Shook Up“ zu schreiben. Presley verliebte sich sofort in das Stück und veredelte es mit denselben entspannten Charme wie vorher „Don’t Be Cruel“. Das Resultat funktionierte bestens: Die Single verkaufte sich 1957 allein in den USA zwei Millionen Mal.
360. ‚The Great Pretender‘ – The Platters (Buck Ram)
Die Platters waren mit ihrem butterweichen Harmoniegesang Nachfolger der Ink Spots und Mills Brothers und eines der markantesten Balladen-Ensembles der 50er Jahre. „The Great Pretender“, 1955 erschienen, schaffte es als erster Song einer R&B-Vokalgruppe an die Spitze der amerikanischen Pop-Charts und verkündete den Anbruch der Doo-Wop-Ära. Buck Ram, Songschreiber, Produzent und Mastermind der Gruppe, war damals schon fast 50.
359. ‚The Loco-Motion‘ – Little Eva (G. Goffin, C. King)
Mit 17 wurde Eva Boyd vom Songwriter-Team King & Goffin als Babysitter angeheuert. Eines Tages half sie bei einem Demo für „The Loco-Motion“ aus. Und wurde entdeckt. „Es gab nie einen Tanz namens Loco-Motion, bevor wir den Hit hatten“, so King. „Weil alle danach fragten, mußte sich Little Eva einen ausdenken.“
358. ‚Spanish Harlem‘ – Ben E. King (P. Spector, J. Leiber)
Ben E. King wuchs nur ein paar Blocks von dem New Yorker Viertel auf, der dem Song seinen Namen gab. Der Sänger hatte sich gerade von den Drifters, den Doo-wop-Superstars der späten 50er Jahre, getrennt und suchte verzweifelt nach einem spektakulären Solo-Debüt. So entstand im Dezember 1960 „Spanish Harlem“, eines der wenigen gemeinsamen Projekte der Teen-Pop-Titanen Phil Spector und Jerry Leiber.
357. ‚That Lady‘ (Part 1 & 2) – The Isley Brothers (Isley Brothers, C. Jaspers)
1969 wurde die Original-Besetzung der Isley Brothers durch die jüngeren Brüder Ernie und Marvin sowie Schwager Chris Jasper aufgestockt, die alle bei den älteren Brüdern in die Lehre gegangen waren. (Daher der Albumtitel („3 + 3“). Ernie bedankte sich auf auf diesem Track aus dem Jahre ’73 mit einem fulminanten Gitarrensolo, das an die Zeiten Mitte der 60er Jahre erinnerte, als Jimi Hendrix mit den Brothers im Studio stand.
356. ‚Candle In The Wind‘ – Elton John(E. John, B. Taupin)
Eltons Tribut an Marilyn Monroe (mit bürgerlichem Namen Norma Jean Mortenson) war 1973 in England und anderen Territorien ein Hit, doch in den USA wurde die Single-Veöffentlichung gestoppt, als die Radios damit begannen, lieber „Bennie And The Jets“ zu spielen. Erst in der zweiten Version, der Hommage an Lady Di aus dem Jahre ’97 (aus „Norma Jean“ wurde „England’s Rose“) war die Welt in Tränen vereint.
355. ‚California Love‘ – Dr. Dre & Tupac (J. Cocker, Dr. Dre, C. Stainton, R. Troutman, 2Pac)
Als Tupac Shakur im Oktober 1995 seine Gefängnisstrafe wegen Vergewaltigung abgebüßt hatte, wartete Produzent Dr. Dre am Gefängnistor bereits mit einem hundertprozentigen Hit auf ihn: Westcoast-Funk, basierend auf einem gut abgehangenen Joe-Cocker-Sample und garniert mit zusätzlichen Vocals von Zapp-Sänger Roger Troutman. „Für mich geht’s bei ,California Love‘ nicht mehr um Gewalt“, meinte der geläuterte 2Pac genau sieben Monate, bevor er erschossen wurde. „Sondern ausschließlich ums Geld.“
354. ‚La Bamba‘ – Ritchie Valens (W. Clauson)
Valens’ 1958er Version des mexikanischen Oldies war eigentlich nur die B-Seite seines Hits „Donna“. Doch dann starb der 17jährige Teenstar bei dem selben Flugzeugabsturz, dem auch Buddy Holly zum Opfer fiel – und „La Bamba“ lief rund um die Uhr. Kurz vor der Tour hatte er seiner Mutter noch ein Haus gekauft.
353. ‚Piece Of My Heart‘ – Janis Joplin & Big Brother And The Holding Company (B. Berns, J. Ragovoy)
Das Original stammte von Erma Franklin, Arethas Schwester. „Ermas Version hatte etwas Delikates, Geheimnisvolles, das wir partout nicht kopieren konnten“, konstatierte Big-Brother-Gitarrist Sam Andrew. Doch was Big Brother hatten, war eine furchtlose Furie namens Janis Joplin.
352. Lavern Baker – ‚Jim Dandy‘ (Lincoln Chase)
Baker war eine Chicagoer Sängerin mit Stammbaum – ihre Tante war Blues-Sängerin Memphis Minnie. Ihre große Stimme half dabei, die Rock-Ära mit Songs wie ‚Soul On Fire’ einzuleiten. Als die Cover-Versionen weißer Künstler sich besser verkauften als ihre Originale, war sie so sauer, dass sie ihrem Kongressabgeordneten schrieb und sogar ein Gerichtsverfahren begann (nichts von beiden funktionierte). Das swingende ‚Jim Dandy’ war einer ihrer süßesten Hits.
351. ‚Runaround Sue‘ – Dion (D.DiMucci, E. Maresca)
Dion zufolge entstand „Runaround Sue“ bei einer Party – und so klingt es auch. Mit der bluesigen Doo-Wop-Single ließ der „prince of the Bronx“ ’61 nicht nur sein Vorbild Bobby Darin hinter sich, sondern hatte auch seine einzige Nummer eins. Übrigens: Seit 41 Jahren ist Dion mit der echten „Runaround Sue“ verheiratet.
350. ‚The Harder They Come‘ – Jimmy Cliff (Jimmy Cliff)
Vor diesem Song hatte Jimmy Cliff zwar schon überraschende Lorbeeren geerntet: Bob Dylan lobte seine Single „Vietnam“ als den „besten Protestsong, der jemals geschrieben wurde“. Ein internationaler Star wurde Cliff jedoch erst durch diesen vergospelten Reggae aus dem gleichnamigen Film.
349. ‚Baba O’Riley‘ – The Who (Pete Townshend)
Mit „Baba O’Riley“ (auch als „Teenage Wasteland“ bekannt) hielt der Synthesizer Einzug in den Gitarrenlastigen Sound der Who, was im Jahre 1971 noch einigen Staub aufwirbelte. Seinen Namen verdankt der Song Townshends Guru Meher Baba und dem minimalistischen US-Komponisten Terry Riley, dessen E-Musik-Einfluß hier unüberhörbar ist. Die irische Fiedel am Ende – sozusagen der Kontrapunkt – war allerdings Keith Moons Idee.
348. ‚You Keep Me Hanging On‘ – The Supremes (Holland, Dozier, Holland)
Es geht los mit einer stotternden Gitarrenline, die wie ein SOS klingt, und der Notruf wird immer lauter, sobald Diana Ross über das Gefangensein in einer totgelaufenen Beziehung singt. Holland-Dozier-Holland hatten sich eigentlich vorgenommen, einen veritablen Rocksong für die Supremes zu schreiben. Vanilla Fudge machten diesen Wunsch allerdings erst 1968 mit einem Top-Ten-Cover zur Wirklichkeit.
347. Paul McCartney -‚Maybe I’m Amazed‘ (McCartney)
‚Maybe I’m Amazed’ erschien zuerst auf ‚McCartney’, welches Paul eigenhändig machte (Linda half bei den Harmonien), als die Beatles sich auflösten. McCartney widmete es „mir und Linda mit den sich trennenden Beatles. Maybe I’m amazed at what’s going on, maybe I’m not.“ Der größte Erfolg des Songs kam 1977, als eine Live-Version von ‚Wings Over America’ in die Top 10 stieg.
346. Aerosmith – ‚Walk This Way‘ (Steven Tyler, Joe Perry)
Die Inspiration? Ein Mel-Brooks-Witz aus ‚Frankenstein Junior’. Als sie den Film während einer nächtlichen Pause vom Aufnehmen sahen, lachten sie so sehr, dass Tyler den Text am nächsten Tag schrieb – ihn dann in einem Taxi liegen ließ und ihn im Treppenhaus des Studios erneut schreiben musste. Perry erschuf das funky Riff im Stil der New-Orleans-Band The Meters, sodass „wir nicht James Brown covern müssen“, wie er sagte.
345. U2 – ‚Beautiful Day‘ (U2)
Der Song, der U2 wieder als eine der größten Bands der Welt etablierte, hätte fast nie das Licht der Welt erblickt: U2 hatten das Gefühl, dass der Song – ein Gebet für Erhabenheit mit Texten, die von Bonos Arbeit mit Jubilee 2000, einer Gruppe, die sich für Schuldenerlass für arme Länder einsetzte, inspiriert wurde – zu sehr nach einem der Achtziger-Werke der Band klang. „Wenn wir das nur raushauen, weil es uns an U2 erinnert, ist das nicht sehr gut“, sagte The Edge.
344. ‚Beat It‘ – Michael Jackson (Michael Jackson)
Produzent Quincy Jones hatte Jackson empfohlen, für das kommende Album einen Rocksong zu schreiben, der auch ein weißes Publikum ansprechen würde. Als Blaupause hatte er ihm „My Sharona“ von The Knack ans Herz gelegt, die zwei Jahre zuvor die Charts beherrschte. Das Resultat war eine pulsierende Dance- Single mit Schaut-mal-wie-schnell-ich-bin-Gitarrensolo von Eddie Van Halen. MTV stieg groß ein – und Quincy Jones’ Kalkül ging auf.
343. The Rolling Stones – ‚Wild Horses‘ (Mick Jagger, Keith Richards)
Richards schrieb diese Akustik-Ballade darüber, seine Frau Anita und seinen jungen Sohn Marlon zu verlassen, während die Stones sich auf ihre erste Amerika-Tour seit drei Jahren vorbereiteten. Stones-Aushilfe Ian Stewart weigerte sich, die erforderlichen Mollakkorde zu spielen, also sprang der Memphiser Einzelgänger Jim Dickinson während der Aufnahmesession in Muscle Shoals, Alabama am Klavier ein. Jaggers Ex-Frau Jerry Hall nennt ihn als ihren Lieblingssong der Stones.
342. ‚Sweet Jane‘ – The Velvet Underground (Lou Reed)
„Loaded“ entstand, als die Band bereits am Auseinanderfallen war, und nach Reeds Exitus wurde aus „Jane“ eine entscheidende Coda herausgeschnitten. „Wie kann man bloß so blöd sein?“, fragte Lou Reed 1987 im Rolling Stone. „Wenn ich es nicht so satt gehabt hätte, hätte ich ihnen gezeigt, wie sie’s machen sollen.“ Jahrelang nur auf der Live-LP von 1969 zu hören, erscheint „Jane“ in vollständiger Fassung inzwischen auch auf einigen Reissues.
341. ‚Spirit In The Sky‘ – Norman Greenbaum (Norman Greenbaum)
Der Song fiel seinerzeit auf ob des knirschenden Gitarrensounds und seiner Thematik: Jesus und der Tod. „Ich bin ein jüdischer Musiker, der halt auf Gospel steht“, so Greenbaum. „Und ich dachte, daß da draußen ein größerer Markt für Jesus-Gospel ist als für Jehovah-Gospel.“
340. Bob Dylan – ‚Subterranean Homesick Blues‘ (Dylan)
„Es ist Chuck Berry, ein bisschen von ‚Too Much Monkey Business’ und einigen Scat-Songs der Vierziger“, sagte Dylan. John Lennon sagte einst über den Song, dass er so fesselnd war, dass er sich fragte, wie er je dagegen ankommen sollte.
339. Bonnie Raitt – ‚I Can’t Make You Love Me‘ (Mike Reid, Allen Shamblin)
Raitt war ein Blues-Ausnahmetalent der Siebziger, der ihr Durchbruch erst 1989 mit ‚Nick Of Time’ gelang. Zwei Jahre später kam dieser klaräugige Song über eine erkaltete Liebe. Co-Autor Reid war Defensiv-Spieler für die Cincinnati Bengals bevor er nach Nashville ging. „Von all den Songs meiner Karriere ist dieser das größte Geschenk“, sagte Raitt. „Ich denke, er gehört zu den besten Songs, die je geschrieben wurden.“
338. Queen -‚We Will Rock You‘ (Brian May, Mike Stone)
1977 lief Sid Vicious in das falsche Aufnahmestudio und begegnete dort Freddie Mercury, der an seinem Klavier saß. „Ihr bringt immer noch Ballett an die Massen, nicht?“, spottete Sid. „Oh, ja, Mr. Grimmig, mein Lieber“, antwortete Freddie. „Wir geben unser Bestes.“ Queen bewiesen es den Punks bald darauf mit diesem stampfenden, Armeen besiegenden Knaller, der B-Seite von ‚We Are The Champions’.
337. Earth, Wind And Fire – ‚Way of the World‘ (Maurice White, Verdine White, Charles Stepney)
‚Way Of The World’ war der Titelsong eines wenig beachteten Films mit Harvey Keitel als idealistischem Label-Angestellten und EWF in der Rolle der Band, die er lieber als spießige Pop-Künstler produzieren wollte. Der Film wurde 1977 als ‚Shining Star’ wiederveröffentlicht und floppte erneut. Der Song war 1975 nichtsdestotrotz ein Top-5-R&B-Hit.
336. The Doors – ‚The End‘ (John Densmore, Robbie Krieger, Ray Manzarek, Jim Morrison)
Morrison hatte an einer Studentenproduktion von ‚Oedipus Rex’ an der Florida State University gearbeitet, aber seine Erforschung der sexuellen Tabus bekam ganz neues Leben während der elf Minuten von ‚The End’ eingehaucht, das sich während der Doors-Shows im Whisky-A-Go-Go entwickelte. „Jedes Mal, wenn ich den Song höre, bedeutet er etwas anderes für mich“, sagte Morrison 1969. „Es könnte der Abschied von einer Art Kindheit sein.“
335. Jerry Butler and The Impressions – ‚For Your Precious Love‘ (Arthur Brooks, Butler)
Der spirituelle Unterton des Gesangs entstand durch die Kirchenwurzeln der Impressions. Butler und Curtis Mayfield hatten zusammen bei den Northern Jubilee Gospel Singers gesungen. Der Text wurde wörtlich von einem Gedicht übernommen, das Butler in der High School geschrieben hatte. Die Credits der Single – „Jerry Butler and the Impressions“ – verursachten Spannungen in der Gruppe, die Butler bald verließ.
334. Sex Machine – James Brown (Brown, Byrd, Lenhoff)
Tontechniker Ron Lenhoff wurde vor allem deshalb als Co-Komponist genannt, weil er mitten in der Nacht aufgestanden und fünf Stunden nach Nashville gefahren war, um dieses Duett mit Ex-Famous-Flame-Sänger Bobby Byrd aufzunehmen. Der Meister bestand darauf, die Aufnahme taufrisch zu mastern. Im Rückblick erwies sich „Sex Machine“ als wichtiges Bindeglied zwischen 60er Jahre Soul und 70er Jahre Funk.
333. The Young Rascals – ‚Good Lovin‘ (Rudy Clark, Arthur Resnick)
Als gefühlvolle New Yorker Kneipenband versuchten die Rascals die protzige ‚Good Lovin’-Interpretation der Olympics im Studio zu kopieren. „Wir waren nicht besonders zufrieden mit unserer Performance“, gab Sänger Felix Cavaliere zu. „Es war ein Schock für uns, als der Song an die Spitze der Charts stieg.“
332. The Supremes – Baby Love
Diana Ross war nicht unbedingt die stärkste Sängerin der Supremes, doch wie das legendäre Motown-Produktionsteam schnell herausfand, verbreitete ihre Stimme in den tieferen Lagen eine magische Erotik. Als „Baby Love“ fertig war, hielt ihn Motown-Chef (und Dianas damaliger Lover) Gordy trotzdem für nicht catchy genug und schickte die Damen zurück ins Studio. Daraus resultierte das rauchige „Oooooh“ gleich am Anfang.
Erschienen auf: Where Did Our Love Go? 1964
331. Patti Smith Group – Dancing Barefoot
„Dancing Barefoot“ ist Pattis mystische Verklärung sexueller Ekstase. „Sex ist eine der fünf größten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann“, erklärte sie 1978. „Bei einem wirklichen Orgasmus kommunizierst du direkt mit deinem Schöpfer.“
Erschienen auf: Wave 1979
330. Public Enemy – Fight The Power
Die Eröffnung von Spike Lees 1989er „Do The Right Thing“ unterstützen das Masterpiece des Bomb Squad Produktionsensembles: ein dissonanter Schrei nach Revolution, mit einem Titel geliehen vom Isley Brothers Funk-Hit und einem Groove, der sich aus der 1972er B-Seite „Hot Pants Road“ von den J.B.’s erhebt. Public Enemy richten ihre Wut gegen Elvis Presley, John Wayne und Bobby McFerrin.
Erschienen auf: Fear Of A Black Planet (Def Jam)
229. Neil Young – Cortez The Killer
„Schon verrückt,“ sinnierte Young 1975, „dass ich all diese Songs über Peru, die Azteken und Inkas habe. Diesen Zeitreise-Stoff.“ Über einen langsamen, ausschweifenden Crazy Horse Gitarrenjam betrauert er die Zerstörung der aztekischen Zivilisation durch die spanischen Eroberer. Der Song endet schließlich nach siebeneinhalb Minuten, nur weil sich das Aufnahmegerät in einer Schleife befand. Also fügte die Band noch einen Vers hinzu.
Erschienen auf: Zuma (Reprise)
328. Led Zeppelin – Heartbreaker
„Heartbreaker“ wurde im Hit-and-Run-Stil auf Led Zeppelins 1969er Amerika-Tour aufgenommen. Er behandelt die wilden Anfangstage der Band in L.A. „19 Jahre alt und ungeküsst“, blickt Plant 1975 zurück. „Ich erinnere mich gut daran. Es ist lange her. Heutzutage bleiben wir lieber in unseren Zimmern und lesen Nitzsche.“
Erschienen auf: Led Zeppelin II (Atlantic)
327. Franz Ferdinand – Take Me Out
„Take Me Out“ führte Franz Ferdinand auf den Olymp des tanzbaren Rockwaves. „Clubs spielen generell einen Mix aus Rock und elektronischer Musik“, bemerkte Sänger Kapranos. „Und das lässt dich glauben, dass es keinen Unterschied dazwischen gibt.“
Erschienen auf: Franz Ferdinand (Domino)
326. Alice Cooper – School’s Out
„Die Minuten, in denen man auf die Schlußglocke wartet, sind so intensiv, dass es fast wie ein Orgasmus ist, wenn sie dann endlich kommt“, meinte Cooper. Und so wird der Song ein ewiges Leben führen, solange Kinder die Schule abgrundtief hassen.
Erschienen auf: School’s Out 1972
325. Jimmy Cliff – Many Rivers To Cross Als der jamaikanische Filmregisseur Percy Henzell diese Ballade zum ersten Mal hörte, bot er Cliff spontan die Hauptrolle in seinem Film „The Harder They Come“ an. Der Song, eine Hymne auf Kampf und Durchsetzungswillen, reflektierte das Outlaw-Ideal aus den Anfangsjahren des Reggae. Der Film machte Cliff – vor Bob Marley – zu einem der ersten international bekannten Reggae-Musiker.
Erschienen auf: Wonderful World 1969
324. Pink Floyd – Wish You Were Here
Während Pink Floyd diesen Abgesang auf ihren ausgebrannten Ex-Frontmann Syd Barrett aufnahmen, tauchte der plötzlich in derart desolater Verfassung im Studio auf, dass ihn keiner erkannte. „Er stand auf und sagte: ,Okay, wann kommt mein Gitarrenpart?‘“, erzählte Keyboarder Rick Wright. „Natürlich hatte er keine Gitarre dabei. Also sagten wir: ,Sorry, Syd, aber die Gitarre ist leider schon fertig‘.“
Erschienen auf: Wish You Were Here 1975
323. Elvis Costello – Alison
Manche Leute glauben „Alison“ sei eine Mörder-Ballade. „Ist sie aber nicht“, stellte Costello gegenüber dem Rolling Stone 2002 klar. „Es geht darum jemanden zu enttäuschen. Es ist der schmale Grat zwischen Liebe und Hass, wie es schon die Persuaders gesungen haben.“ Costellos Band war Clover um Huey Lewis, wobei jener in „Alison“ nicht zu hören ist – immerhin brauchte Costello einfach keinen Harmonica-Spieler.
Erschienen auf: My Aim Is True (Rhino)
322. The Animals – Don’t Let Me Be Misunderstood
Bei den Animals klingt dieser Song radikal anders als Nina Simones eher gemächliche Orchester-Version. „Obwohl es definitiv kein Pop war, landete das Stück trotzdem irgendwie bei uns, und wir verliebten uns auf der Stelle in ihn“, erzählte Eric Burdon. Neben zahllosen anderen Interpreten nahm auch Elvis Costello 1986 eine Fassung des Songs auf. Erschienen auf: Single 1965
321. Pink Floyd – Comfortable Numb
Pate bei dem deprimierenden Drogen-Song stand ein zwielichtiger Arzt aus Philadelphia, der dem an Hepatitis leidenden Waters vor einem Gig Tranquilizer spritzte: „Das waren die längsten zwei Stunden meines Lebens. Versuch mal, eine Show zu spielen, wenn du kaum die Hand heben kannst.“ Im übertragenen Sinne lieferte der Song die Kritik an der Mediengesellschaft, die Konsumenten konsequent einlullt.
Erschienen auf: The Wall 1979
320. Screamin’ Jay Hawkins – I Put A Spell On You
Ex-Boxer Jalacy J. Hawkins köpfte ein paar Flaschen Muskateller, bevor er im Studio das markerschütternde „I Put A Spell On You“ kreischte. Von da an brauchte es jedes Mal ein paar Gläser Whisky, bevor er seine Performance auf der Bühne wiederholen konnte. DJ Alan Freed hatte die Idee, ihn dabei aus einem Sarg klettern zu lassen. Hawkins weigerte sich zunächst, ließ sich für 300 Dollar dann aber doch überreden.
Erschienen auf: Single 1956
319. Roy Orbison – In Dreams
Roy Orbison behauptete steif und fest, der Text sei ihm im Traum eingefallen. Nach dem Aufwachen habe er nur zum Stift greifen und ihn aufschreiben müssen. Am erfolgreichsten war „In Dreams“ in England, wo die edle Schnulze monatelang die Hitparade beherrschte. Orbison war so populär, dass er mit einer hoffnungsvollen Nachwuchstruppe namens The Beatles durchtourte. Roy war allerdings wenig beeindruckt: „Ich hatte noch nie von denen gehört.“
Erschienen auf: Single 1963
318. The Everly Brothers – Wake Up Little Susie
Heute mag es seltsam klingen, doch anno ’57 sorgte die Geschichte von dem verliebten Pärchen, das im Autokino einschläft, für ziemliche Aufregung. In Boston wurde der Song sogar verboten, landete aber trotzdem ganz oben in den Charts. Als die amerikanische Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey im Präsidentschaftswahlkampf 2000 George W. Bush nach seinem Lieblingssong fragte, antwortete der: „,Wake Up Little Susie‘ – von Buddy Holly.“
Erschienen auf: Single 1957
317. Black Sabbath – Iron Man
Als ein Berufsunfall den Gitarristen Tony Iommi zweier Fingerspitzen beraubte, schien das Ende von Black Sabbath bereits gekomen zu sein. Doch Iommi gab nicht auf, sondern bastelte sich aus Flaschenscherben einen Ersatz und entwickelte so als Nebeneffekt einen Gitarrenstil, der das ultimative Heavy-Metal-Riff hervorbringen sollte.
Erschienen auf: Paranoid 1971
316. Tina Turner – What’s Love Got To Do With It
Anfangs glaubte Tina Turner „Love“ wäre kümmerlich, zu schwach. Also stöpselte Britten seine Gitarre rein und motzte den Klang ordentlich auf, machte ihn härter, rauer, grober. Es wurde Turners erster Nummer-Eins-Hit.
Erschienen auf: Private Dancer (Capitol)
315. Jackie Wilson – Lonely Teardrops
Einer der ersten Hits, der von Motown-Gründer Gordy geschrieben wurde. In „Lonely Teardrops“ brillieren Wilsons flehende Gesänge über lateinamerikanische Rhythmen. In einem Casino in New Jersey im September 1975 brach Wilson aufgrund eines Herzinfarkts in der Mitte von „Lonely Teardrops“ auf der Bühne zusammen, während er die Zeile sag: „My heart is crying.“ Er fiel ins Koma und starb 1984.
Erschienen auf: „The Greatest Hits Of Jackie Wilson (Brunswick)
314. Frankie Lymon And The Teenagers – Why Do Fools Fall In Love
Diesen Hit schrieb und sang Lymon mit 13, doch die Credits und das Geld gingen an den Boss seines Labels, Morris Levy. Lymon starb 1968.
Erschienen auf: The Teenagers feat… 1956
313. The Jam – That’s Entertainment
In England landeten The Jam mit ihrem schrillen Mod-Sound reihenweise Hits, doch für alle anderen – speziell den US-Markt – waren sie einfach zu britisch. Am meisten ans Herz ging dieses akustische Lamento, in dem Weller über den Problemen des Proletarieralltags brütet. Seine Kompositionstechnik? „In den Pub gehen, ein paar hinter die Binde und dann in zehn Minuten runterschreiben.“ Hätte man auch selbst drauf kommen können.
Erschienen auf: Sound Affects 1980
312. James Brown – Say It Loud, I’m Black And Proud
1968 tauschte Brown seine gelackte Mähne gegen einen Afro und fing an, Songs wie diesen zu schreiben. Die wahren Stars sind jedoch Clyde Stubblefield am Schlagzeug und die Kids aus Los Angeles – die meisten von ihnen weiß oder gelb –, die „I’m black and I’m proud“ schreien.
Erschienen auf: Say It Loud, I’m Black And I’m Proud 1969
311. The Beatles – With A Little Help From My Friends
Angekündigt als fiktiver Schnulzensänger Billy Shears, liefert Ringo Starr bei diesem McCartney-Song seinen mit Abstand charmantesten Gesang ab. „Ringo hat Talent fürs Sentimentale“, so McCartney. „Deshalb schreiben wir diese Art Songs für ihn.“ Solche Freunde müsste man haben.
Erschienen auf: Sgt. Pep-per’s Lonely Hearts Club Band 1967
310. The Rolling Stones – Ruby Tuesday
Während einer Session für „Between The Buttons“ im November 1966, schrieb Richards diesen lyrischen Sketch über Linda Keith, seiner ersten ernstzunehmenden Freundin und formte daraus eine nicht-charakteristische, sehnsüchtige Ballade. Brian Jones am Recorder gab dem Ganzen das mehrstimmige Feeling, die Gegenmelodie spielte Billy Wyman, der die Seiten des Cellos zupfte. Richards verneigte sich vor ihnen. Erschienen auf: Between The Buttons (ABKCO)
309. Willie Nelson – Blue Eyes Crying In The Rain
Nelson hatte bereits Hits für Patsy Cline und andere geschrieben, doch für ihn selbst kam der Durchbruch erst mit diesem Cover eines alten, ursprünglich von Roy Acuff gesungenen Country-Standards. In Nelsons Jazz-Phrasierung wurde daraus das Herzstück seines Konzeptalbums „Red Headed Stranger“ über Liebe und Tod im Wilden Westen. Auch der Titelsong seines wohl besten Albums ist ein Cover.
Erschienen auf: Red Headed Stranger 1966
308. Rod Stewart – Do Ya Think I’m Sexy?
In jener kurzen Rock-Disco-Phase, der auch „Miss You“ von den Stones entstammt, glänzte Stewart mit einem Song über Lust auf den ersten Blick und einem unwiderstehlichen Hook. Dieser jedoch stammte nicht von ihm und seinem Kumpel, Drummer Carmine Appice, sondern von dem Brasilianer Jorge Ben. Und als der seinen Prozess gewonnen hatte, gingen alle Tantiemen an UNICEF.
Erschienen auf: Blondes Have More Fun 1978
307. Daft Punk – One More Time
Der Gebrauch des Vokoders in dieser Tanzflächen-Erleuchtung wurde vielerseits scharf kritisiert – ein Tribut an die 70s-Disco. Aber „One More Time“ trat eine Auto-Tune-Revolution los, die den Pop in den 2000ern bestimmen sollte. „Das Gesunde daran ist, dass die Leute es entweder liebten oder hassten“, sagte Bangalter von Daft Punk. „Das Schlimmste ist doch, wenn du Kunst machst und sie Leute nicht bewegt.“
Erschienen auf: Discovery (Virgin)
306. Madonna – Like A Prayer
Madonna sang „Like A Prayer“ mit schockweise katholischer Paranoia und Disco-Donner. Es war ihr großes persönliches Statement, nachdem sie 30 geworden war und sich endgültig von ihrer ersten Ehe verabschiedet hatte: „Ich ging mehr Risiken ein als je zuvor, aber der Erfolg gibt einem wahrscheinlich das nötige Selbstbewusstsein.“
Erschienen auf: Like A Prayer 1989
305. Blondie – One Way Or Another
Blondie war bereits ein Star in Europa. Erst ihre dritte Platte brachte ihr auch den US-Durchbruch. „One Way“ war Harry’s Ode an obsessive Lust, eine Mischung aus Girl-Group-Sound mit einer Attacke à la Ramones.
Erschienen auf: Parallel Lines (Capitol)
304. Prince – Sign o’ The Times
Als Prince sich von seiner langjährigen Backing-Band The Revolution trennte, gab er auch ein ehrgeiziges 18-Song-Projekt namens „Dream Factory“ auf. Einer dieser Songs, die er behielt, wurde Titelstück seines wahrscheinlich wohl besten Studioalbums „Sign O’ The Times“ .
Erschienen auf: Sign O’ The Times 1987
303. Neil Young – Heart Of Gold
Bevor er 1971 mit „Harvest“ anfing, hatte Young einen Bandscheibenvorfall und musste zwei Jahre lang immer wieder ins Krankenhaus: „Ich war körperlich nicht in der Lage, Gitarre zu spielen.“ Anlässlich eines Fernsehauftritts in Nashville nahm er deshalb mit ein paar lokalen Studioassen wie Kenny Buttrey und Ben Keith eine Reihe sanfter Songs auf. Einer davon, das sehnsüchtige „Heart Of Gold“, wurde der einzige Nummer-Eins-Hit in Youngs langer Karriere.
Erschienen auf: Harvest 1972
302. Bob Marley and the Wailers – Get Up, Stand Up
Der Refrain klingt wie eine Polit-Hymne und wird von Amnesty International bei Demos und Konzerten immer noch so verwendet. In Wirklichkeit wurzelt der Text jedoch in der Rastafari-Theologie, die besagt, dass man sich von dem Versprechen eines Lebens nach dem Tod nicht blenden lassen soll. Für die Wailers bestand da keine Gefahr.
Erschienen auf: Single 1975
301. The Rolling Stones – Street Fighting Man
Der politischste Song der Stones kam zustande, nachdem Jagger im März 1968 bei einer Antikriegs-Demo vor der US-Botschaft in London gewesen war. Damals drängten berittene Polizisten brutal durch 25 000 Demonstranten.
Erschienen: Beggars Banquet 1968
300. Led Zeppelin – Black Dog
Seinen Titel verdankt das Stück einem Hund, der vor dem Studio herumstromerte, doch das Thema war eindeutig zweideutig. „Begriffe wie ,Black Dog‘ stehen etwa für unverblümte ,Laß es uns in der Badewanne treiben‘-Einladungen“, verriet der nicht ganz unverdächtige Robert Plant, „aber sie bringen die Sache halt auf den Punkt.“
Erschienen auf: Led Zepplin IV 1971
299. Al Green – Tired Of Being Alone
Nach einer Show in Detroit wachte Green mit der Idee zu einem Song auf. Eine halbe Stunde später hatte er „Tired Of Being Alone“ zu Papier gebracht. Doch Produzent Willie Mitchell war an Greens eigenem Material nicht sonderlich interessiert: „Tagelang trug ich das Ding mit mir herum – ,Hey, ich hab da einen Song!‘“, so Green. „Am Ende der Session sagte ich: ,Hallo, ich hab da immer noch einen Song!‘“ So wurde einer der besten Songwriter des Soul geboren.
Erschienen auf: Gets Next To You 1971
298. The Clash – Train in Vain
Eigentlich war „Train In Vain“ ein hidden track am Ende des epochalen „London Calling“, der nicht mal einen richtigen Titel hatte; die Fans nannten ihn anfangs „Stand By Me“, nach dem Refrain. In den USA wurde das Stück trotzdem ein Überraschungs-Hit.
Erschienen auf: London Calling 1979
297. The Zombies – She’s Not There
Colin Blunstones federleichte Vocals und Rod Argents hüpfendes Piano machten aus „She’s Not There“ eine der jazzigsten Singles der Brit-Phase. Argent, eigentlich Elvis-Presley- und Beatles-Fan, hatte kurz zuvor den Jazz in Gestalt von Miles Davis entdeckt: „Als ich das Stück schrieb und spielte, dachte ich ganz bestimmt nicht an Jazz oder Miles. Aber unterbewusst hat mich das sicher beeinflusst.“ Noch vor „Eight Miles High“ machten die Zombies aus Jazz Pop.
Erschienen auf: Single 1964
296. Eminem feat. Dido – Stan
Die vielen Identitäten des Megastars Eminem. „Stan“ war sein erschreckendster Song, weil der Horror zur Abwechslung mal real wirkte. Verankert durch ein eingängiges Sample aus Didos „Thank You“ (auch ein Hit), erzählt er von einem fanatischen Fan, der des Rappers Phantasien auslebt: „Er ist verrückt, denkt aber, ich wäre es. Am Ende helfe ich ihm – da kommt irgendwie mein wahres Ich raus.“ Da scheint er selbst etwas verwirrt.
Erschienen auf: The Marshall Mathers LP 2000
295. The Beatles – Can’t Buy Me Love
„Das war mein Versuch, etwas Bluesiges zu schreiben“, sagte McCartney. Komponiert wurde es in Paris, wo die Band ganze 18 Tage hintereinander auftrat, bei täglich zwei oder drei Konzerten. Die Single kam dann ein paar Monate später auf dem Höhepunkt der Beatlemania heraus, als sie die ersten fünf US-Chartsplätze belegten.
Erschienen auf: A Hard Day’s Night 1964
294. Barrett Strong – Money (That’s What I Want)
Die Session dauerte über 40 Takes und mehrere Tage, aber Gordy war das egal. Es war der erste Song der in seinem Hitsville USA Studio geschnitten wurde und dort musste er ja keine Rechnungen bezahlen. Mit heulenden Vocals über einer Live-Band war das leidenschaftlicher R’n’B und damit mehr als alle Motown-Hits, die darauf folgen sollten.
Erschienen auf: Motown: The Classic Years (Polygram)
293. Run-DMC – Walk This Way
Schon mit „Rock Box“ und „King Rock“ hatten die Rapper aus Queens der Rockgitarre den Weg in den Hip-Hop gebahnt, doch dieses Aerosmith-Cover wurde ein Crossover-Hit, der den Grundstein für unzählige Metal-Rap-Mixturen legte. Für Run war es dagegen ein ganz normaler Tag: „Ich hab die Platte gemacht, weil ich schon mit zwölf darüber rappte.“ Wundervoll das Video, in dem Tyler & Co. sich selbst parodieren.
Erschienen auf: Raising Hell 1986
291. Howlin’ Wolf – Smoke Stack Lightning
Dieser Song basierte auf Howlin’ Wolfs Jahre zuvor aufgenommenem „Crying at Daybreak“, das wiederum Charley Pattons „Moon Going Down“ zitierte. Inspiration lieferten dem Blues-Meister nächtliche Trainspotting-Sessions: „Wir schauten zu, wie die Züge vorbeifuhren und Funken aus den Schloten schlugen. Das waren die smokestack lightnings.“Sicher eine seiner besten Performances.
Erschienen auf: Single 1956
290. Elvis Costello and The Attractions – (What’s So funny ‚Bout) Peace Love And Understanding
„(What’s So Funny About) Peace Love And Understanding“ stammt ursprünglich von Costellos Freund, Mentor und Produzenten Nick Lowe. Gegen Lowes sanfte und freundliche Version mit seiner Pub-Rock-Band Brinsley Schwarz ließ Costellos bollernde Intonation die Titelfrage in einem ganz neuen Licht erscheinen. Die Attractions klangen, als würden Abba Punkrock spielen.
Erschienen auf: Single 1979
289. Blondie – Call Me
Der Hauptgrund, warum Blondie „Call Me“ für den Film „American Gigolo“ aufnahmen, war die günstige Gelegenheit, endlich mit dem von ihnen verehrten Produzenten Giorgio Moroder zu arbeiten. „Er war der Disco-König“, so Harry. „Und wir waren immer noch die Invasoren aus der Subkultur.“
Erschienen auf: Single 1980
288. Joni Mitchell – Help Me
„Ich hatte versucht, meine Musik mit Rockmusikern zu spielen“, meinte Mitchell 1979. „Die lachten: ,Ooh, ist das nicht süß? Die Kleine erzählt uns, wie wir zu spielen haben.‘“ Schließlich brauchte es eine Jazzband wie Tom Scotts L.A. Express, um ihren größten Hit zu verwirklichen, eine sanfte Klage über die Liebe.
Erschienen auf: Court And Spark 1974
287. Stevie Wonder – You Are The Sunshine Of My Life
Der ehemalige Kinderstar Stevie Wonder hatte den Song ursprünglich für seine 72er-LP „Music Of My Mind“ vorgesehen, entschloss sich dann aber, ihn für das nächste Album „Talking Book“ aufzubewahren. Gewidmet war er seiner künftigen Frau Syreeta Wright, die er bei Motown getroffen hatte, wo sie als Sekretärin arbeitete. Das Stück war nach „Superstition“ der zweite Hit aus seinem überaus erfolgreichen Album „Talking Book“.
Erschienen auf: Talking Book 1972
286. The White Stripes – Seven Nation Army
Jack White verwendete ein Effektpedal, damit seine Gitarre wie ein Bass klang und um damit eine Hymne über Zorn und Paranoia aus der Taufe zu heben. Das Resultat ist eines der großartigsten Riffs der 2000er-Jahre und ein massiver Karriere-ankurbelnder Hit, der von so gut wie jedermann, von Metallica bis zur Marschmusik-Truppe der Universität von South Alabama, gecovert wurde.
Erschienen auf: Elephant (V2/Third Man)
285. Bill Withers – Ain’t No Sunshine
Als Bill Withers mit 31 Jahren seinen ersten Hit aufnahm, arbeitete er immer noch in einer Fabrik, die Toilettensitze für Düsenjets herstellte. Für die legendäre Stelle, an der er ganze 26 Mal „I know“ wiederholt, wollte er eigentlich noch mehr Text schreiben, doch die anderen anwesenden Musiker bei der Aufnahmesession meinten, das solle er bleiben lassen. Withers stimmte mit Blick auf seine Vergangenheit demütig zu: „Ich war ja bloß der Fließband-Fritze.“
Erschienen auf: Just As I Am1971
284. The Dixie Cups – Chapel Of Love
Spector startete zwei Versuche „Chapel Of Love“ aufzunehmen, aber The Ronettes und The Crystals konnten ihn nicht umhauen. Leiber und Stoller zeigten den Song schließlich den Dixie Cups; welche nach genau nach diesem Songmaterial gesucht hatten.
Erschienen auf: The Best Of The Girl Groups, Vol. 1 (Rhino)
283. The Cure – Pictures Of You
„Die meisten Liebeslieder sind kalkulierte kommerzielle Abzocke. Mit Liebe, so wie ich sie verstehe, hat das nichts zu tun“, schimpfte Cure-Sänger Robert Smith. Nach den relativ fröhlichen Popsongs auf „Kiss Me, Kiss Me, Kiss Me“ schrieb er einen wohl bis dahin schwermütigsten Song seiner Band, ein Epos voller Synthie-Schwaden und zerbrochener Träume. Einer der Höhepunkte des dunklen „Disintegration“.
Erschienen auf: Disintegration 1989
282. David Bowie – Ziggy Stardust
„Es hat mich nicht überrascht, dass ,Ziggy Stardust‘ meine Karriere ins Rollen brachte“, so Bowie in einem Interview mit dem amerikanischen ROLLING STONE. „Der Plastik-Rockstar, den ich verkörperte, war total realistisch.“ „Ziggy“ erzählte die Story seines bekanntesten, teilweise beim englische Exzentriker Vince Taylor alias Mateus abgeschauten Alter Ego, begleitet von Mick Ronsons schrillen Gitarren.
Erschienen auf: The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars 1972
281. The Staple Singers – I’ll Take You There
Es war ein guter Tag für das Stax-Label, als die Staples Singers gleich zwei Hits aufnahmen: „Respect Yourself“ und „I’ll Take You There“. Letzterer war eine funkige Call-and-Response-Angelegenheit, die – je nach der Perspektive, die man einnahm – himmlische oder sexuelle Freu-den versprach. Der Gospel according to The Stape Singers entstand „direkt an Ort und Stelle“, wie Bassist David Hood versicherte.
Erschienen auf: Be Altitude: Respect Yourself 1972
280. Bruce Springsteen – Born In The USA
Eigentlich war „U.S.A.“ ein Klampfe-und-Gesang-Protestsong, den Springsteen für sein akustisches Album „Nebraska“ vorgesehen hatte. Doch Manager Jon Landau sah den nächsten Hit, und als Springsteen sich den Song mit der E Street Band wieder vornahm, kam Roy Bittan mit einem Monster-Synthie-Riff daher und Max Weinberg hämmerte einen Beat runter, als habe er MGs statt Drumsticks in der Hand. In zwei Takes war der Hit perfekt.
Erschienen auf: Born In The U.S.A.
279. Jefferson Airplane – Somebody To Love
„’Somebody‘ handelt von Zweifeln und kaputten Illusionen“, meinte Darby Slick, der diesen Song während seiner Zeit bei Great Society geschrieben hatte. Seine Schwester Grace nahm ihn mit zu den Airplane, deren kantigere Version einer der ersten Hits der San-Francisco-Szene wurde und Herzstück der besten Airplane-LP.
Erschienen auf: Surrealistic Pillow 1967
278. The Beatles – Something
Harrison schrieb „Something“ gegen Ende der „White Album“-Sessions. Weil es zu spät war, den Song noch auf die Platte zu bringen, gab er ihn Joe Cocker. Ein Jahr später nahmen die Beatles selbst eine Version auf, und schon bald rissen sich Stars wie Frank Sinatra und Ray Charles darum, Harrisons Meisterstück zu covern.
Erschienen auf: Abbey Road 1969
277. Chuck Berry – Sweet Little Sixteen
Chuck Berry wusste Bescheid über Amerika, die Macht des Rock ’n’Roll, Gitarren, Kids – und junge Mädchen im Speziellen. „Sweet Little Sixteen“ feierte das alles, besonders aber die weibliche Abteilung minderjähriger Rockfans. Die Beach Boys versahen den Song mit neuem Text und nannten ihn „Surfin’ U.S.A.“. Daraufhin drohte Berry mit Klage und wurde, ein seltener Fall, an den Tantiemen beteiligt.
Erschienen auf: Single 1958
276. The Beach Boys – Sloop John B
Al Jardine machte Wilson auf den bahamesischen Folksong „The Wreck Of The John B.“ aufmerksam. Für die Version der Beach Boys änderte der „…the worst trip since I’ve been born“ in „I’ve ever been on“. Was meinte er nur?
Erschienen auf: Pet Sounds 1966
275. George Jones – He Stopped Loving Her Today
Geplagt von Alkoholproblemen, Schulden und einer schmutzigen Scheidung, brauchte der ehemalige Country-Star Jones nach seiner Entziehungskur 1980 dringend ein Comeback. Das verschaffte ihm schließlich diese herzzerreißende Ballade über einen Mann, dessen Liebe bis in den Tod reicht. „Stopped Loving Her“ war ein Hit in den Country-Charts und erhielt einen Grammy. Die Alimente waren gesichert.
Erschienen auf: I Am What I Am 1980
274. The Modern Lovers – Roadrunner
Richman verehrte die Velvet Underground und modelte deren „Sister Ray“ in ein ekstatisches Zwei-Akkorde-Tribut an die Freuden des highway cruising um. Produziert wurden die Sessions schon 1972 von John Cale.
Erschienen auf: The Modern Lovers 1976
273. Kanye West – Jesus Walks
„Wenn ich über Gott reden würde, würde meine Platte sicher nicht gespielt werden,“ rappt West in „Jesus Walks“, einem Gospel-Testimonial, das den ARC Chor sampelt – eine Gruppe aus Harlem, die sich aus therapierten Drogenabhängigen zusammensetzt. Kanye irrte sich: Der Song, in dem er gesteht, dass er Jesus braucht „wie Kathie Lee ihren Regis“, stürmte die Charts und avancierte zu einem der weinigen Popsongs, die den Messias thematisierten.
Erschienen auf: The College Dropout (Roc-a-Fella)
272. U2 – Sunday Bloody Sunday
U2s Friedensparolen über einem militärischen Beat wurden inspiriert von zwei sonntäglichen Massakern im endlosen Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland. Der Protestsong fehlte damals auf keiner Party.
Erschienen auf: War 1983
271. New York Dolls – Personality Crisis
Kein Song fing den glitzrigen R&B der New York Dolls besser ein als „Personality Crisis“, der erste Track auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum. Produziert vom Songwriter mit Hang zum Glam Todd Rundgren, skizzierte das Stück in kunstvoll vermülltem Sound die Auflösung einer Identität. Der fiel wenig später auch die Band zum Opfer, die sich nach allerlei Querelen und Drogenexzessen trennte.
Erschienen auf: New York Dolls 1973
270. Archie Bell and the Drells – Tighten Up
Nachdem Bell im Mai 1967 die Nachricht erhielt nach Vietnam zu müssen, wollte er unbedingt noch einmal mit seiner Gruppe, The Drells, aufnehmen. Er entschied sich für„Tighten Up“, eines der ältesten Demos der Gruppe. Bell wurde in Vietnam ins Bein geschossen und während er sich in einem Militär-Krankenhaus befand, schoss der Song an die Spitze der Charts, woraufhin Bell alle Leute zu überzeugen versuchte, dass der Song im Radio von ihm sei.
Erschienen auf: Tightening It Up: The Best of Archie Bell and The Drells (Rhino)
269. The Ronettes – Walking In the Rain
Gerade als die erste Welle der „British Invasion“ drohte, den amerikanischen Hitproduzenten Phil Spector von der Spitze der Charts zu verdrängen, reagierte der Produzent mit „Walking In The Rain“. Veronica „Ronnie“ Bennett sang diese Ballade und knackte ihren Part gleich beim ersten Versuch – in Phil Spectors Welt ein unerhörtes Novum. Zwei Jahre später waren die beiden verheiratet.
Erschienen auf: Single 1964
268. Randy Newman – Sail Away
„Ain’t no lions or tigers/ Ain’t no mamba snake/ Just the sweet watermelon and the buckwheat cake“: In diesem grandiosen Reiseruf, in dem der amerikanische Sklaventreiber die Opfer mit touristischen Heilsversprechungen lockt, glückte Newman der Streich, zugleich die Bösartigkeit und Dummheit einer arroganten Weltmacht zu entlarven. Die Brutalität von „Sail Away“ änderte nichts daran, dass der Song oft gecovert wurde und zur Zeit der Veröffentlichung sogar ein Radio-Favorit war – obwohl die Aufnahmen mit Newman nicht einfach gewesen waren, wie der Mitproduzent Lee Herschberg erzählt: „Er bewegte beim Singen immer den Kopf hin und her, sodass ich zwei Mikros aufbauen musste. Und er klopfte auf dem Klavierpedal mit dem Fuß den Takt. Wir legten Kissen darunter, aber es half nichts.“
Erschienen auf: Sail Away 1972
267. The Crystals – He’s A Rebel
The Crystals kamen aus Brooklyn, doch Spector befand sich in L.A. um „He’s A Rebel“ aufzunehmen. Also spielte er die Lobhymne auf Bad-Boy-Teenager mit Darlene Love and The Blossoms ein und gab einfach an, es seien die Crystals. Spector war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 21 Jahre alt.
Erschienen auf: Best Of The Crystals (ABKCO)
266. Smokey Robinson – Ooh, Baby Baby
Für Smokey Robinson war diese Ballade so etwas wie eine Nationalhymne: „Wo immer wir hinkommen, alle fragen nach diesem Song.“ „Baby“ ist eines seiner traurigsten Stücke und vielleicht das, auf dem er am verwundbarsten klingt. Wenn Robinson singt „I’m crying“, weiß man, dass, egal wer sich an diesen Songs auch versucht – keiner kann sie so schön und ergreifend singen wie ihr Komponist selbst.
Erschienen auf: Single 1965
265. Stevie Wonder – Higher Ground
Diese Single wurde drei Monate vor Stevie Wonders Autounfall aufgenommen, bei dem er sich am 6. August 1973 schwere Verletzungen zuzog und ins Koma fiel. Wonder wachte wieder auf, als ihm eines Tages sein Road Manager Ira Tucker Jr. die Melodie von „Higher Ground“ ins Ohr sang. Wonder reagierte, indem er die Finger zur Musik bewegte. „I’m so damn glad he let me try it again/ Cause my last time on earth I lived a whole world of sin.“
Erschienen auf: Innervisions 1973
264. Jeff Buckley – Hallelujah
Bei seinen legendären frühen Gigs im New Yorker Club Siné brach Jeff Buckley mit diesem Cohen-Cover viele Herzen. Er selbst nannte diesen Songs in seiner verrätselten Art eine Hommage an „das Halleluja des Orgasmus“ und hoffte, „dass Leonard das nicht hört“. Auf dem postum veröffentlichten Live-Album „Mystery White Boy“ hört man den Song im Medley mit dem nicht weniger unheimlichen „I Know It’s Over“ von den Smiths.
Erschienen auf: Grace 1994
263. The Dells – Oh, What A Night
Das Chicago R’n’B-Quintett The Dells landete mit dem Song 1956 einen regionalen Hit. Allerdings war Bass-Sänger Chuck Barksdale nicht auf der Aufnahme zu hören, weshalb er die Gruppe 13 Jahre später dazu animierte „Oh, What A Night“ noch einmal aufzunehmen. Zu hören war sein eigener Eröffnungsmonolog, ein weitaus üppigerer Groove, eine gespenstische Gitarre und atemberaubende Streicher. „Ich glaube hier hat sich wahrlich mein Ego eingemischt“, äußerte Barksdale.
Erschienen auf: Ultimate Collection (Hip-O)
262. The Who – I Can See For Miles
„Ich setzte mich hin und machte von Anfang an alles richtig“, sagte Pete Townshend über die explosivste Who-Single. 1966 geschrieben, wurde „Miles“ im Sommer ’67 an raren tourfreien Tagen in L. A. und London zusammengebastelt. Ein paar Gitarrentracks übereinander gelegt, reproduzieren den brachialen, ohrenbetäubenden Live-Sound.
Erschienen auf: The Who Sell Out 1967
261. The Troggs – Wild Thing
Als Songwriter Taylor 1965 das Demo für dieses Drei-Akkorde-Monster machte, nahm er die Sache nicht allzu ernst: „Am Ende lag ich auf dem Boden vor Lachen.“ Die Troggs, bis dahin noch vollkommen unbekannt, machten daraus aber einen absoluten Kneipenknüller. Jimi Hendrix fackelte zu „Wild Thing“ in Monterey seine Gitarre ab.
Erschienen auf: Single 1966
260. Bob Dylan – Mississippi
Anfangs nahm Dylan „Mississippi“ für sein 1997er „Time Out Of Mind“ auf, allerdings widerstrebte ihm Daniel Lanois’ belastendes Arrangement. Diese Version, produziert von Dylan unter einem Pseudonym, hatte diesen kräftigen, geradlinigen Groove. „Polyrhythmik funktioniert einfach nicht bei messerscharfen Lyrics über Majestäten und Heldentum“, so Dylan.
Erschienen auf: Love And Theft (Columbia)
259. Blondie – Heart Of Glass
Ex-Playmate und Blondie-Sängerin Deborah Harry und ihr Boyfriend Chris Stein schrieben den Song in ihrer schäbigen New Yorker Wohnung; Keyboarder Jimmy Destri lieferte den Synthesizer-Hook. Das Ergebnis brachte Punk und Disco auf der Tanzfläche zusammen. „Chris wollte immer Disco machen“, so Destri. Doch nicht alle Fans waren damit einverstanden: „Mit ,Heart of Glass‘ wollten wir die Leute ärgern.“
Erschienen auf: Parallel Lines 1978
258. AC/DC – Highway To Hell
„Ich bin seit 13 Jahren auf Tour“, beschwerte sich Sänger Scott 1978. „Flieger, Hotels, Groupies, Alk. Das kratzt ganz schön an einem.“ Und so wurde „Highway“ letzter Wille und Testament: Vor dem Gitarrensolo von Angus Young schreit er „Don’t stop me!“ Das schaffte auch niemand.
Erschienen auf: Highway To Hell 1979
257. Radiohead – Paranoid Android
„In ,Paranoid Android‘ geht’s um die langweiligsten Scheißtypen auf Erden“, meinte Radiohead-Sänger Thom Yorke und verwies auf Passagen wie „squealing Gucci little pig“ über eine vollgekokste Frau, die er in einer Bar in Los Angeles gesehen hatte. Der Sound war genauso nervend: eine amorphe Prog-Rock-Suite, aufgenommen in einem uralten Haus, in dem es, da war Yorke sich ganz sicher, spukte. Vermutlich war es nur ein fliegendes Schwein.
Erschienen auf: OK Computer 1997
256. Mott The Hoople – All The Young Dudes
Die englischen Hardrocker hatten schon „Suffragette City“ gecovert, also sagten sie nicht nein, als Bowie ihnen anbot, auch die ultimative Glamrock-Hymne aufzunehmen. „Da
dachte ich: ,Und das will er uns geben?‘“, staunte Mott-The Hoople-
Schlagzeuger Dale Griffin nicht schlecht. „Der muss doch verrückt sein!“
Erschienen auf: All The Young Dudes 1972
255. Bobby Darin – Mack The Knife
Darins erster Erfolg war 1958 der Rock’n’Roll-Klassiker „Splish Splash“. Mit dieser Version des Liedes der 1928er Dreigroschenoper sollte er jedoch gehörig sein Image aufpolieren. Er kam herüber als ein fingerschnippender Cocktailbar-Intellektueller, der über einen jazzigen Groove hastete. Man vergaß schnell, dass er eigentlich über einen blutrünstigen Berliner Mörder sang.
Erschienen auf: That’s All (Atlantic)
254. The Drifters – Money Honey
Die Drifters waren eine toughe R’n’B-Gruppe, die vom großartigen Soulsänger Clyde McPhatter angeführt wurden. Erst als dieser 1954 verspflichtet wurde, erzielten die Drifters mit einem vollkommen anderen Line-up den großen Pop-Erfolg. Tragischerweise
trank sich McPhatter zu Tode, 1972, kurz vor seinem 40. Lebensjahr.
Erschienen auf: Greatest Hits (Curb)
253. Black Sabbath – Paranoid
Nach Sabbaths erster US-Tour verzog sich Gitarrist Tony Iommi ins Londoner Regent Studio, um noch einen Song fürs zweite Album zu schreiben. „Ich spielte so’n bisschen rum und kam auf dieses Riff. Als die anderen vom Mittagessen zurück waren, nahmen wir es sofort auf.“ „Paranoid“, eine zweiminütige Protopunk-Attacke, wurde schließlich Black Sabbaths erfolgreichste Single.
Erschienen auf: Paranoid 1970
252. Aretha Franklin – Chain Of Fools
Der zweite von vier Hits auf „Lady Soul“ war ursprünglich ein straighter Blues über Feldarbeit im Süden. Für Franklin überarbeitete Covay den Text und Produzent Wexler braute den stampfenden Rhythmus zusammen.
Erschienen auf: Lady Soul 1967
251. The Sugarhill Gang – Rappers Delight
Master Gee, Wonder Mike und Big Bank Hank waren eine reine Studiotruppe, die Sugar Hill-Chefin Robinson rekrutiert hatte, um Rap endlich ins Radio zu bringen. Das Ganze basierte auf einem Sample von Chics „Good Times“, in den Reimen ging es nicht um dicke Schlitten, sondern um schlechtes Essen, und das fröhliche hip-hop, hippity-to-the-hop zog sich 15 Minuten lang hin.
Erschienen auf: Single 1979
250. Sly and the Family Stone – Hot Fun In The Summertime
Der Sommer verabschiedete sich schon fast wieder, als Stone diese heftige Soulballade an Epic gab. Jene veröffentlichten den Song schließlich im August, kurz vor dem Auftritt der Gruppe auf dem Woodstock-Festival. Sly and the Family Stone waren die erste Band die für das legendäre Musikfestival unterzeichneten. Michael Jackson sicherte sich später die Rechte am Song.
Erschienen auf: Greatest Hits (Epic)
249. The Band – The Night They Drove Old Dixie Down
Obwohl selbst Kanadier, zeichnete Robertson ein bewegendes Bild des Südens zur Zeit des Bürgerkriegs. Levon Helm, der einzige Amerikaner in der Band, machte mit seinem spröden Gesang den inneren Konflikt eines Mannes hörbar, der versucht, irgendwelchen Sinn in einem sinnlosen Unternehmen zu entdecken – 1969 sicher eine Anspielung auf Vietnam.
Erschienen auf: The Band 1969
248. Jackie Wilson – (Your Love Keeps Lifting Me) Higher And Higher
Zuerst sang Wilson das Stück wie eine Ballade. Doch als Produzent Davis ihn anwies, „den Hintern endlich hochzukriegen, um der Percussion zu folgen“, fand er das richtige Tempo – unterstützt wurde er dabei allerdings auch vom legendären Motown-Bassisten James Jamerson.
Erschienen auf: Single 1967
247. The Spencer Davis Group – Gimme Some Lovin’
Der Schock, den die ekstatische Orgel, der stampfende Rhythmus, der wüste Gesang auslösten, sank noch ein bisschen tiefer, wenn man erfuhr, dass Sänger Steve Winwood gerade mal 18 war und aus Birmingham stammte. „Er brüllte einfach irgendwas ins Mikro“, meinte sein Bruder Muff.
Erschienen auf: Gimme Some Lovin’ 1966
246. The B-52’s – Love Shack
The B-52s hatten wenig Grund im Jahr 1989 zu feiern: Gitarrist Ricky Wilson war gestorben und ihr vorheriges Album war gefloppt. Aber mit der Produktion des Dance-Rock-Meisters Don Was machten sie schließlich reinen Tisch und warfen mit breitem Lachen und Dixie New-Wave-Glitzer förmlich um sich.
Erschienen auf: Cosmic Thing (Reprise)
245. Elton John – Rocket Man
Der perfekte Song für das Zeitalter der Mondfahrten besang einen im Weltraum light years from home verschollenen Astronauten. Elton Johns Texter Bernie Taupin kam die Idee auf dem Weg zu einem Familientreffen: „Ich ging rein und musste sofort alles aufschreiben, bevor ich es vergessen hatte.“ Er kam zu erstaunlichen Einsichten: „Mars ain’t the kind of place to raise your kids/ In fact, it’s cold as hell/ And there’s no one there to raise them if you did.“
Erschienen auf: Honky Chateau 1972
244. Sly and the Family Stone – Stand!
Der Titelhit aus Sly Stones klassischem Black-Rock-Album wurde zur Bürgerrechtshymne. Aber die Radiostationen in San Francisco reagierten auf eine Testpressung nur verhalten.
Stone baute eine funky Coda in den Song ein — gespielt von Studiomusikern, weil die Family nicht zur Verfügung stand.
Erschienen auf: Stand! 1969
243. Dion – The Wanderer
Dion Dimuccis Markenzeichen war die Macho-Mär über einen Typen, der Tattoos seiner Freundinnen auf den Armen trägt. „Du sagst zu einem Mädel: ,Nimm dich bloß vor diesem Typen in acht‘“, meinte Dion 1976. „Und sie kriegt große Augen: ,Wo? Welcher Typ?‘ Die Mädchen lieben solche Rebellen.“ Danke für die Einsicht.
Erschienen auf: Runaround Sue 1961
242. Dusty Springfield – Son Of A Preacher Man
Dusty Springfield war weiß und Engländerin, aber sie sang als wäre sie mit einer schwarzen Seele geboren. 1968 ging sie mit Produzent Jerry Wexler nach Memphis, dem Mecca des Dixie-R&B, um „Dusty In Memphis“ aufzunehmen. Der Gesang entstand dann aber doch in New York. Wenn man „Son Of A Preacher Man“ hört, merkt man aber, dass dieses gospelgetränkte Juwel und ihre tiefe, lodernde Stimme die Hitze des Südens einfangen.
Erschienen auf: Dusty In Memphis 1969
241. Patsy Cline – I Fall To Pieces
Cline zögerte, eine Ballade aufzunehmen, die Brenda Lee schon abgelehnt hatte, aber am Ende konnte Produzent Bradley sie doch überreden. Der Sound war Country in üppiger Pop-Verpackung, und Patsy Cline schluchzte darin wie ein vom Herzeleid völlig zermürbtes kleines Nervenbündel.
Erschienen auf: Single 1961
240. Afrika Bambaataa and the Soul Sonic Force – Planet Rock
Bambaataa hatte die Raps und John Robie war der Synth-Spezialist. „Ich habe ihn gefragt: ,Kannst du vielleicht Kraftwerk und sowas spielen?‘“, erzählte Bambaataa, der deren Alben bei DJ-Gigs auflegte. „Er antwortete: ,Die zerreiß ich in der Luft.‘“ Das kann man hier in etwa hören.
Erschienen auf: Single 1982
239. Ray Charles – I Got A Woman
Auf einer Fahrt durch Indiana fingen Charles und Bandleader Richard an, zu einem Gospel zu singen, der im Radio lief: „Ray sang etwas wie ,I got a woman‘ und ich antwortete mit ,Yeah, she lives across town‘.“ Am nächsten Tag schrieb er den Song fertig, und Charles nahm ihn bei einem Radiosender in Atlanta auf. Die Session gilt allgemein als Geburtsstunde des Soul.
Erschienen auf: Single 1954
238. Buddy Holly and the Crickets – Everyday
Auf der Rückseite von „Peggy Sue“ hört man sonst selten zum Einsatz kommende Celesta, ein Keyboard mit einem Glockenspiel-ähnlichem Klang (gespielt von Norman Pettys Frau Vi). Die markante Percussion stammt vom Crickets-Schlagzeuger Jerry Allison, der sich im Takt auf die Knie schlägt.
Erschienen auf: Single 1957
237. The Byrds – I’ll Feel A Whole Lot BEtter
Die Byrds waren die ersten E-Gitarreros, die sich für Bob Dylans Songs stark machten. Umgekehrt pries Dylan die exotische Balladenkunst ihres Hauptsongschreibers Gene Clark. „Ich weiß noch, wie er mal sagte: ,Gene finde ich wirklich interessant‘“, sagte Byrds-Bassist Chris Hillman. Clarks wortgewandte Melancholie und seine bezwingenden Melodien kommen auf „I’ll Feel A Whole Lot Better“ bestens zur Geltung – gekleidet in Roger McGuinns zwölfsaitigen Jangle, der sich fast gegen den traurigen Text aufzulehnen scheint.
Erschienen auf: Mr. Tambourine Man 1965
236. M.I.A. – Paper Planes
Maya Arulpragasam verkündigt leichtfüßig, dass sie ihren Hörern das Geld stehlen wird, während diese sich ein Sample von The Clashs „Straight To Hell“ anhören dürfen. Dieser unvergleichbare Hit schoss nicht zuletzt durch den „Ananas Express“-Trailer durch die Decke. „Die anderen Songs in den Charts waren von Katy Perry und den Jonas Brothers“, erinnert sich M.I.A., „und dann haben die Leute ‚Paper Planes’ gesehen und fanden es cool, weil es ihnen Hoffnung auf eine bessere musikalische Zukunft gab.“
Erschienen auf: Kala (Interscope)
235. The Animals – We Gotta Get Out Of This Place
Entstanden in der New Yorker Songfabrik Brill Building, erhielt dieses Stück eine rauhe White-Blues-Behandlung durch die Animals. Ihr Sänger Eric Burdon: „Was uns gefiel, wurde passend gemacht.“ Wenig überraschend: Wird gerne von den Besatzungstruppen im Irak gehört.
Erschienen auf: Single 1965
234. Roy Orbison – Only The Lonely
Orbison wollte diesen Song eigentlich entweder seinem Label-Kol-legen Elvis Presley oder den Everly Brothers überlassen. Doch erst Orbisons Falsett machte die heraufbeschworene Einsamkeit richtig spürbar. „Als Bariton so hoch zu singen wie ich“, meinte er mal in seiner bescheidenen Art, „ist ziemlich albern.“
Erschienen auf: Single 1960
233. Marvin Gaye – Sexual Healing
1982 lebte Marvin Gaye in Brüssel und litt an Schreibblockade. Eines Abends sprachen er und sein Biograph David Ritz über Pornographie (Gaye hatte einen großen Vorrat an S&M-Literatur) und Ritz meinte, „sexual healing“ könne das Problem vielleicht beseitigen. Gaye versah die Idee mit einem Reggae-Rhythmus und erntete so den letzten US-Top-Five-Hit vor seinem tragischen Tod am 1. April 1984.
Erschienen auf: Midnight Love 1982
232. Bob Dylan – Just Like A Woman
Dylan schrieb diese Ballade auf Tour in Kansas City. Sein kreativer Marathon Mitte der 60er forderte hohen Tribut. „Ich sehe das nicht so, dass ich isoliert bin von etwas“, sagte er damals. „Ich sehe mich als überhaupt nicht existent.“ Die emotionalen Qualen goss Dylan in diesen bewegenden Song, für den angeblich das Warhol-Starlet Edie Sedgwick Modell stand, die auch den Albumtitel inspiriert haben soll.
Erschienen auf: Blonde On Blonde 1966
231. Van Morrison – Moondance
Der Titelsong von Morrisons erstem selbst produzierten Album begann als Saxophon-Solo: „Ich spielte diese Nummer immer wieder, jedes Mal, wenn ich das Saxophon in die Hand nahm.“ Natürlich ist das Solo auch auf dieser Aufnahme dabei, auf der Morrison die Freuden des Landlebens besingt und seiner Liebe zu Jazz und Rhythm’n’Blues frönt.
Erschienen auf: Moondance 1970
230. Muddy Waters – Mannish Boy
1955 hörte McKinley Morganfield alias Muddy Waters, wie sich Bo Diddley mit „I’m A Man“ bei Chess vorstellte, und antwortete mit dem erfolgreichen „Mannish Boy“. (Diddley bekam einen credit unter seinem echten Namen Ellas McDaniel.) „Durch ihn wurde mir die Verbindung zwischen den Musiken klar, die ich hörte“, sagte Keith Richards über Waters. „Er war wie ein Code-Buch.“
Erschienen auf: Single 1955
229. Chic – Good Times
Der Grundtenor war eigentlich etwas ironisch, als Chic „Good Times“ als hedonistischen Roller-Disco-Sound während der Siebziger-Konjunkturschwäche veröffentlichten. Auf der anderen Seite bedeutete der Song aber auch pure Freude.
Erschienen auf: Risqué (Atlantic)
228. The Clash – Should I Stay Or Should I Go
„Meine wichtigsten Einflüsse“, so Mick Jones, „sind Mott The Hoople, die Kinks und die Stones“ – was das hakelige Riff hier erklärt. Der rasende Refrain dagegen deutet das Ende an. Wenig später gab es The Clash nicht mehr. Der Song überdauerte das Ende der Band, wurde im Februar 1991 – gepusht durch einen Jeans-Werbeclip – erneut als Single veröffentlicht und erreichte die Spitzenposition der UK-Single-Charts.
Erschienen auf: Combat Rock 1982
227. James Taylor – Fire And Rain
James Taylor schrieb diesen Song in drei Phasen: In einer Londoner Wohnung, als er für sein erstes Album bei der Beatles-Firma Apple unter Vertrag stand, in einem Krankenhaus in New York auf Heroin-Entzug und in einer Nervenklinik in Massachussetts. „Drei Kostproben aus meinem Leben“, meinte der Leidgeprüfte Jahre später.
Erschienen auf: Sweet Baby James 1970
226. Muddy Waters – Hoochie Coochie Man
Bevor er mit „Hoochie Coochie Man“ ins Studio ging, testete Waters den Song in dem Chicagoer Club „Zanzibar“. Der große Blues-Song-schreiber Willie Dixon gab ihm vorher ein paar gute Ratschläge: „Denk dir eine kleine rhythmische Figur aus, okay? Wiederhol die immer wieder und sieh zu, dass du den Text nicht vergisst.“ Ein paar Wochen später nahm Waters den Song, der für ihn ein signature tune wurde, dann auf – mit Dixon am Bass.
Erschienen auf: Single 1954
225. Sly and the Family Stone – Dance To The Music
Saxophonist Jerry Martini behauptet, Stone habe den Song nur geschrieben, um das Verlangen der CBS-Manager nach einen Hit zu befriedigen: „Eigentlich hasste er den Song.“ Irgendwie passte „Dance To The Music“ aber dann doch in Stones Bandkonzept und wurde gar der Titeltrack eines Albums: „Ich wollte, dass alle bei uns ins Schwitzen kommen.“
Erschienen auf: Dance To The Music 1968
224. Roy Orbison – Oh, Pretty Woman
„Lass uns spielen, was uns gerade einfällt“, schlug Roy Orbison Co-Songwriter Billy Dees vor. Kaum war das ausgesprochen, kam Orbisons Frau Claudette (auch der Titel eines Orbison-Liedes) herein, die Einkaufen gehen wollte. Auf Roys Frage, ob sie Geld brauchte, antwortete sie: „Pretty woman never needs any money!“ Der Rest ging dann wie von selbst.
Erschienen auf: Single 1964
223. Lou Reed Walk On The Wild Side
Reed wurde angefragt für ein Musical zu schreiben, das auf der Novelle „A Walk On The Wild Side“ basieren sollte. Die Show lief ins Leere, allerdings behielt sich Reed den Titel. „Ich habe mir das lustig vorgestellt, Leute vorzustellen, die du auf Partys siehst, aber nicht traust anzusprechen.“
Erschienen auf: Transformer (RCA)
222. The Left Banke – Walk Away Renee
1965 war Michael Brown ein 16jähriges Keyboard-Wunderkind und mächtig in Renee Fladen verknallt, die Freundin seines Bandkollegen Tom Finn. Diese Leidenschaft zeitigte gleich drei Songs, darunter auch das unsterbliche „Walk Away Renee“. Brown verließ die Band noch vor Ende der Aufnahmen, kehrte aber ein Jahr später zurück. Doch so hitverdächtig wie auf „Walk Away Renee“ wurde ihr Baroque’n’Roll nie wieder.
Erschienen auf: There’s Gonna Be A Storm 1966
221. Howlin’ Wolf – Spoonful
Der erfolgreichste Blues-Songschreiber Willie Dixon schrieb „Spoonful“ 1960 und meinte: „Es braucht nicht viel, damit etwas gut wird…“ Manchmal eben nur einen Löffel voll. Der Wolf zog es vor, dieser Lebensweisheit nicht zu folgen, und machte sich im Studio mit dem üblichen Geknurr über den Song her.
Erschienen auf: Single 1960
220. John Lee Hooker – Boom Boom
Keith Richards sagte mal über Hooker: „Selbst Muddy Waters war intellektuell gegen ihn.“ Was als Kompliment gemeint war. Mit äußerst rauher Stimme brachte der Mann aus Clarksdale, Mississippi in „Boom Boom“ Blues und Boogie zusammen und inspirierte damit eine ganze Generation britischer Nachwuchs-Blueser wie die Stones.
Erschienen auf: Single 1962
219. Dolly Parton – Jolene
Als Dolly Parton 1974 „Jolene“ aufnahm, war sie vor allem als Porter Wagoners TV-Partnerin bekannt. Mit „Jolene“ bewies sie, dass sie traditionellem Country ihren ganz eigenen persönlichen Stempel aufdrücken konnte. Die Geschichte von romantischer Rivalität kletterte an die Spitze der Country-Charts und wurde mit einer Extraportion Biss von den White Stripes für eine Single B-Seite gecovert.
Erschienen auf: Jolene 1974
218. The Lovin’ Spoonful – Do You Believe In Magic
Die erste Single von Lovin’ Spoonful erreichte gleich die Top Ten. Für den außergewöhnlichen Sound dieses Motown-beeinflussten Stücks befestigte Sebastian ein Kontaktmikro an seiner Autoharp.
Erschienen auf: Do You Believe In… 1965
217. Hank Williams – Your Cheatin’ Heart
Die Legende besagt, dass Williams dieser Song einfiel, als er an seine erste Frau dachte, während er mit der zweiten im Auto fuhr; sie schrieb den Text auf dem Beifahrersitz auf. „Your Cheatin’ Heart“ gehörte zu den letzten Stücken, die Williams vor seinem Tod aufnahm, und er soll gesagt haben: „Das ist der beste heart song, den ich je geschrieben habe.“ Er starb kurz darauf auf der Rückbank eines Cadillac.
Erschienen auf: Single 1953
216. Neil Young – Rockin’ in the Free World
„Don’t feel like Satan/ But I am to them“, fauchte Young in diesem lärmend-ambivalenten Song über Nationalstolz und -schuld, der während der Amtszeit von Bush Sr. entstand und auf der Bemerkung eines Mitglieds von Crazy Horse basierte, Gigs seien in Europa sicherer als im Nahen Osten: „It’s better to keep rockin’ in the free world.“ „Ein Klischee. Daraus musste ich etwas machen“, so Neil.
Erschienen auf: Freedom 1989
215. Prince – 1999
Als Prince „1999“ aufnahm, arbeitete er Tag und Nacht durch und weigerte sich, etwas zu essen, weil er befürchtete, das würde ihn müde machen. Die erste Strophe wurde zuerst als dreistimmiger Harmoniegesang aufgenommen; später teilte Prince die Stimmen auf und machte aus den Gesangsparts eine neue Melodie.
Erschienen auf: 1999 1982
214. The Beach Boys – Caroline, No
Der Titel der ersten Solo-Single von Brian Wilson resultierte aus einem Missverständnis. Wilson erzählte Asher von einer Carol, fürdie er inder Highschool geschwärmt hatte. Asher lieferte die Textzeile „Oh Carol, I know“. Doch Wilson verstand etwas anderes – eben „Caroline, no“…
Erschienen auf: Pet Sounds 1966
213. ? and the Mysterians – 96 Tears
Die Band, alles Mexiko-Amerikaner, die in Michigan lebten, nahm „96 Tears“ im Wohnzimmer ihres Managers auf, und ? promotete die Single im ganzen Land, ohne je seinen wahren Namen (Rudy Martinez) zu enthüllen oder seine Sonnenbrille abzunehmen. Durch die Orgelpassage wurde der Name Farfisa bekannt (? behauptete später, sie hätten eine Vox verwendet). Das Original erschien nie auf CD; alle CD-Versionen sind Neuaufnahmen.
Erschienen auf: More Action 1966
212. The Beach Boys – In My Room
Obwohl der Text von Gary Usher stammt, war der Inhalt purer Wilson. „Brian sagte immer, sein Zimmer sei seine ganze Welt“, so Usher. Die dreistimmigen Harmonien in der ersten Strophe, die Wilson mit seinen Brüdern Carl und Dennis sang, beschwörten die Lieder herauf, die Brian ihnen zu Hause in ihrem Kinderzimmer beigebracht hatte. Ähnlich der Beatles nahmen auch die Beach Boys eine deutsche Version ihres Hits auf.
Erschienen auf: Surfer Girl 1963
211. Them – Gloria
Als Morrison seinen ersten Hit „Gloria“ schrieb, war er nur einer von vielen jungen Rockern mit Garagenband: „Ich war einfach ich, ein Typ von der Straße. Von meiner Sorte gab es Tausende in Belfast.“ 1966 hatten Shadows Of Knight, eine Band aus Chicago, mit einer zahmeren Version Erfolg. Morrison beschwerte sich später, aus „Gloria“ werde „zu viel Kapital geschlagen“. Den Song gibt er bei seinen Konzerten auch 40 Jahre später noch gern als Zugabe.
Erschienen auf: Single 1965
210. The Everly Brothers – Bye Bye Love
„Bye Bye Love“ war schon von 30 anderen Künstlern abgelehnt worden, als Cadence-Chef Bleyer ihn den Everly Brothers als erste Single offerierte. Phil und Don griffen freudig zu – auch wenn es am Ende vielleicht mehr um die 64 Dollar ging, die jeder von ihnen kassierte. „Bye, Bye Love“ stieg in den US-Country-Charts auf Nummer 1 und hielt sich dort sieben Wochen, enterte die Popcharts auf Platz 2 und blieb dort vier Wochen.
Erschienen auf: Single 1957
209. The Four Tops – Reach Out I’ll Be There
Holland-Dozier-Holland produzierten in einem Irrsinnstempo vier Four-Tops-Hits nacheinander. „Das ging so schnell, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnere“, so Lamont Dozier. Phil Spector beschrieb „Reach Out I’ll Be There“, das zur zweiten Nummer-eins-Single der Band wurde, als „schwarzer Bob Dylan“. Dylan wiederum stand zu der Zeit allerdings mehr auf Smokey Robinson.
Erschienen auf: Reach Out 1967
208. Bill Withers – Lean On Me
Während seiner Kindheit in der Bergarbeiterstadt Slab Fork, West Virginia lernte Withers viel über tätige Nachbarschaftshilfe – etwas, das er später in seiner neuen Heimatstadt L. A schwer vermisste. Mit „Lean On Me“ ließ er den alten Geist von Nähe und Verbundenheit in einem seiner schönsten Songs wieder auferstehen.
Erschienen auf: Lean On Me 1972
207. Otis Redding – Try A Little Tenderness
Bei einer Probe wechselte Drummer Al Jackson Jr. in der zweiten Strophe plötzlich zu einem doppelt so schnellen Beat, der die Energie auf ungeahnte Höhen schießen ließ. „Wir waren darauf gar nicht gefasst“, erzählte Bassist Duck Dunn später. „Es ging ab wie die Hölle.“
Erschienen auf:The Otis Redding Dictionary Of Soul 1966
206. Bob Dylan – Positively 4th Street
Eines der großen Dylan-Rätsel: Wem galten diese zwölf giftigen Verse? Am wahrscheinlichsten ist, dass sich der Nachfolger von „Like A Rolling Stone“ gegen all die Schwarzseher und Folk-Moralisten richtete, denen Dylan während seiner Zeit im New Yorker Green-wich Village (als er in der West 4th wohnte) und an der University of Minnesota (in der 4th Street in Minneapolis) begegnet war. „I used to be among the crowd you’re in with.“
Erschienen auf: Single 1965
205. The Beatles – Come Together
Als Timothy Leary für den Gouverneurs-Posten in Kalifornien kandidierte, bat er Lennon, ihm einen Wahlkampf-Song zu komponieren. Da das Ergebnis politisch nicht verwendbar war, brachte Lennon das Stück zu den „Abbey Road“-Sessions mit, wo es auf Paul McCartneys Vorschlag hin eine erdige Bass-und-Drums-Verpackung bekam. Es war das letzte Mal, dass alle vier Beatles zusammen einen Song im Studio aufnahmen.
Erschienen auf: Abbey Road 1969
204. New Order – Bizarre Love Triangle
Nach dem Tod von Joy Divisions Ian Curtis wurde aus der Band New Order. „Es gibt das Leben, es gibt den Tod“, sagte Schlagzeuger Morris 1983. „ Und wir waren noch immer am Leben, also war uns bewusst, dass wir weiter zu machen hatten.“ New Order schrieben ihre Synth-Pop-Hits in einem Manchester Proberaum, der sich gleich neben einem Friedhof befand und so sagte Morris: „Das Schicksal schreibt die Lyrics und wir machen den Rest!“
Erschienen auf: Substance (Qwest)
203. Beck – Loser
1992 jobbte der 24jährige Beck in einer Videothek und spielte am Abend bizarre Folk-Songs in den Coffeehouses von L.A. Nachdem Freunde vom Label Bong Load angeboten hatten, ein paar Songs mit ihm aufzunehmen, spielte er „Loser“ in der Küche ein.
Erschienen auf: Single 1993
202. Parliament – Flash Light
„Flash Light“ ist P-Funk Nations Groove-Manifest. „Wir werden diese Message in die Welt hinausschreien“, erklärte Clinton 1978. „Wir wollen die Show an den Broadway bringen, um den Leuten ganz klar zu machen, dass Funk Funk bedeutet.“
Erschienen auf: Funkentelechy Vs. The Placebo Syndrome (Mercury)
201. Jimi Hendrix – Hey Joe
Diese Mordballade war bereits ein Garagen-Rock-Standard, als Jimi Hendrix sie zwei Wochen nach dem ersten Auftritt der Experience für seine Debüt-Single aufnahm. Hinsichtlich seiner Stimme war er derart schüchtern und unsicher, dass Manager Chas Chandler eine Gruppe Sängerinnen, die Breakaways, zur Unterstützung engagierte. Die Moritat malt derart stimmungsvoll die Schauerlichkeiten aus, dass auch Jimi Hendrix’ schludriger Vortrag den schwarzen Humor und die Absurdität nicht verstellen können. Hendrix’ eher beiläufig heruntergespielte (so klingt es wenigstens) Fassung blieb die bekannteste des Songs, andere — wie die schneidende von Willy DeVille — sind allerdings wesentlich inspirierter.
Erschienen auf: Single 1967
200. Elvis Presley – Don’t Be Cruel
Bei diesem Song von Bluessänger Otis Blackwell benutzte Elvis seine Gitarre erstmals auch als Percussion-Instrument und schneiderte sich damit selbst einen neuen Stil auf den wippenden Leib. Mit dem ebenbürtigen „Hound Dog“ als B-Seite führte die Single direkt in die Pop-, R&B- und Country-Charts.
Erschienen auf: Single 1956
199. The Chantels – Maybe
Mit 16 schrieb und Sang Smith diesen erhabenen Doo-Wop-Song, eine Zeitzeugnis für eine Generation der Girl Groups. Die zweite Single der Chantels „Maybe“ wurde in einer Kirche in Manhatten im Oktober 1957 aufgenommen, als die Mädchen noch alle zur High School in der Bronx gingen. Erst wurden die Credits Labelinhaber George Goldner zugeschrieben, doch zum Glück weiß es die Welt nun besser.
Erschienen auf: The Best Of The Chantals (Rhino)
198. Guns N’ Roses – Sweet Child O’ Mine
Mitten auf einem Album über billige Drogen und noch billigeren Sex kam dieser Liebesbrief von Axl Rose an seine Freundin Erin Everly (die Tochter von Bill Everly). Gi-arrist Slash sagt, er habe mit dem Intro-Riff „nur so rumprobiert, das war ein Witz“. Weder er noch der Rest der Band hielten viel davon, aber Rose wusste es besser. Später heiratete er Erin Everly. Die Ehe hielt einen Monat. Etwas länger gab es die Band, die noch drei Alben herausbrachte und die Rose reaktivieren will, allerdings ohne deren ursprüngliche Mitglieder. An dem neuen Album arbeitet er mittlerweile seit sechs Jahren. Anstelle von Slash wurde ein rundes Dutzend verschiedenen Gitarristen ausprobiert. Bleibt vielleicht bloß ein Traum – wie „Chinese Democracy“ überhaupt.
Erschienen auf: Appetite For Destruction 1987
197. Buddy Holly & The Crickets – Peggy Sue
Als Buddy Holly mit seiner kongenialen Begleitcombo, den Crickets, zum ersten Mal einen neuen Song namens „Cindy Lou“ spielte, war Jerry Allisons Snare so laut, dass Hitproduzent Norman Petty ihn in die Rezeption des Studios ausquartierte. Um seinen verbannten Schlagzeuger zu besänftigen, änderte Holly den Titel schließlich in „Peggy Sue“ – nach Allisons Freundin.
Erschienen auf: Single 1957
196. The Drifters – There Goes My Baby
Das Arrangement war gewöhnungsbedürftig: verstimmte Kesselpauken und Streicher, die ausgerechnet Tschaikowskys Ouvertüre „1812“ zu zitieren schienen. „Das klang wie ein Radio, das zwischen zwei Sendern festhängt“, so Produzent Wexler. Ben E. Kings Stimme aber machte alles wett.
Erschienen auf: Single 1959
195. Glen Campell – Wichita Lineman
Inspiriert war dieser Song vom Anblick eines einsamen Mechanikers, der irgendwo im Niemandsland zwischen Kansas und Oklahoma auf einem Telefonmast saß. Die zirpenden Geräusche am Schluss, die an Telefonsignale erinnern, wurden mit einer Kirchenorgel aufgenommen.
Erschienen auf: Wichtia Lineman 1966
194. Amy Winehouse – Rehab
„Rehab“ ist ein Gemälde aus Winehouse’ realen Lebenskrisen und machte die Londoner Soul-Diva zum weltweiten Star. Der nahezu heroische, Motown-inspirierte Beat featured die New Yorker R’n’B-Band The Dap-Kings. „Einer der besten Aufnahmen aller Zeiten“, sagte Roots-Schlagzeuger Ahmir „?uestlove“ Thompson. „Sie kommt aus dem 50er- und 60er Doo-Wop, und sie haben diesen Sound exakt festgenagelt.“
Erschienen auf: Back To Black (Universal Republic)
193. Lynyrd Skynyrd – Free Bird
„Welchen Song wollt ihr hören?“ fragt Van Zant in der 14-Minuten-Live-Version auf „One More From The Road“. „Free Bird“ war es jedenfalls zuerst nicht, auch wenn das Stück dem 1971 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Saitenmagier Duane Allman gewidmet war. Erst als Gitarrist Allen Collins eine schnelle Passage ans Ende der Ballade hängte, zündete die Sache richtig.
Erschienen auf: One More From The Road 1973
192. Bob Dylan – Knocking On Heaven’s Door
Drei Jahre waren seit dem letzten Studioalbum „New Morning“ vergangen und Dylan schien keinen Schimmer zu haben, was er als nächstes machen sollte. Also ging er nach Mexiko, um in Sam Peckinpahs „Pat Garrett und Billy the Kid“ eine Mini-Rolle zu spielen und den Soundtrack dafür zu schreiben – so auch diesen Song über einen sterbenden Sheriff, der seine Pistolen mit ins Grab nimmt.
Erschienen auf: Pat Garrett & Billy The Kid 1973
191. The Bee Gees – Stayin’ Alive
Dieser Disco-Klassiker entstand, als Robert Stigwood einen Artikel über die Club-Szene in Brooklyn las, beschloss, einen Film darüber zu drehen, und die Bee Gees fragte, ob sie ihm ein bisschen Musik dafür schreiben könnten. Das Ergebnis kennt jeder. „Saturday Night Fever“ wurde zum erfolgreichsten Soundtrack der Filmgeschichte, die Single „Stayin’ Alive“ wurde der größte Hit der Brüder mit den kastratenhaften Stimmen.
Erschienen auf: Saturday Night Fever 1977
190. AC/DC – Back In Black
Eine Woche nachdem Angus und Malcolm Young mit Bon Scott in London Ideen gewälzt hatten, trank dieser sich zu Tode. Statt den Rückzug anzutreten, gingen sie mit Brian Johnson ins Studio. „Malcolm fragte, ob das Riff zu funky wäre“, so Angus. „Ich sagte: Wenn du’s nicht haben willst, nehm ich es!“
Erschienen auf: Black In Black 1980
189. Aretha Franklin – I Never Loved A Man (The Way I Love You)
Aretha Franklin nahm ihre herzzerreißende Version von Shannons Was-hast-du-mit-mir-gemacht-Lamento mit der sagenumwobenen Muscle-Shoals- Rhythm Section auf – „weiße Jungs aus Alabama, die eine scharfe Kurve zum Blues gedreht hatten“, wie Produzent Jerry Wexler sie später mal beschrieb.
Erschienen auf: I Never Loved A Man… 1967
188. Creedence Clearwater Revival – Who’ll Stop The Rain
John Fogerty wollte diesen Creedence-Klassiker symbolisch verstanden wissen, nicht auf Vietnam oder 1969 bezogen. „Jetzt ist er zeitlos“, meinte er später zufrieden. Mission erfüllt.
Erschienen auf: Cosmo’s Factory 1970
187. Bob Dylan – Desolation Row
1969 verriet Bob Dylan dem Rolling Stone, dass er „Desolation Row“ auf der Rückbank eines New Yorker Taxis schrieb. Bei 659 Worten und mehr als 11 Minuten schien es sich allerdings um eine sehr lange Taxifahrt zu handeln. Dylan schuf in letzter Minute eine elektronische Band-Version und nahm den Song auch auf der Akustikgitarre auf. Die finale Version setzte sich allerdings aus zwei aufeinanderfolgenden Aufnahmen der letzten Session für „Highway 61“ zusammen.
Erschienen auf: Highway 61 Revisited (Columbia)
186. The Beatles – Please Please Me
„Das war mein Versuch, einen Roy-Orbison-Song zu schreiben“, meinte John Lennon über diesen Song, der als sehnsüchtige Ballade begann und erst auf Vorschlag George Martins ein bisschen aufgebohrt wurde. Lennon: „Als wir im Studio standen, waren wir mit dem Ergebnis so glücklich, daß wir es immer noch etwas schneller aufnehmen wollten.“ Die Single wurde ein Hit und die Beatles gingen auf eine dreiwöchige Tour – mit Roy Orbison.
Erschienen auf: Please Please Me 1963
185. B.B. King – The Thrill Is Gone
„Es war eine andere Art einer Bluesballade und ich trug sie jahrelang in meinem Kopf herum“, erinnert sich King 1951. Die 44 Jahre-dauernde Karriere der Blueslegende erreichte ihren Zenit während einer 1969er-Session, bei welcher – so King – „alle Ideen auf einmal zusammenkamen.“
Erschienen auf: Greatest Hits (MCA)
184. The Drifters – Save The Last Dance For Me
Billy Joel hat es am besten gesagt: Vor den Drifters war der letzte Tanz der, auf den eigentlich niemand mehr warten wollte. Doch diese elegante R&B-Ballade ließ das Ende jeder Party klingen wie die Quintessenz wahrer Romantik. Sänger Ben E. King hatte später mit „Stand By Me“ einen Hit.
Erschienen auf: Save The Last Dance… 1962
183. Booker T and the MG’s – Green Onions
An eigene Hits hatte die Hausband von Stax nie gedacht, bevor sie sich die Wartezeit auf eine kommerzielle Session mit diesem Jam vertrieb. Was den Titel betrifft, bietet Gitarrist Cropper eine schlüssige Erklärung: „Wir versuchten, etwas zu finden, was möglichst funky klang.“
Erschienen auf: Green Onions 1962
182. Outkast – Hey ya!
Eine Hitformel kann man das eigentlich nicht nennen: Ein Rocksong, mit einem 11/4-Takt von einem Hip-Hop-Duo. Dré spielt nahezu alle Instrumente auf diesem abgefahrenen Party-Jam. Er Offenbarte, dass seine Gitarrenakkorde, die ersten die er je lernte, inspiriert waren von „den Ramones, den Buzzcocks und den Smiths.“
Erschienen auf: Speakerboxxx/The Love Below (LaFace/Arista)
181. Joy Division – Love Will Tear Us Apart
Leider sollte es Sänger Ian Curtis nicht mehr mitansehen dürfen, wie die beste Single seiner Band zum Hit avancierte. Er nahm sich im May 1980 das Leben, zwei Tage vor der angekündigten US-Tour. „Ian’s Einflüsse waren wohl Verrücktheit und Wahnsinn“, reflektierte Gitarrist Bernard Sumner. Nach Curtis’ Suizid wurde aus Joy Division die Band New Order.
Erschienen auf: Substance 1977-1980 (Qwest)
180. Big Star – September Gurls
Big Star waren zu ihrer Zeit total uncool – 70er-Jahre-Rocker aus Memphis, die nach 60er-Jahre-Britpop klangen. Auch „September Gurls“, heute als Klassiker verehrt, erntete seinerzeit keine Lorbeeren. „Eigentlich waren die Songs eher düster und der Pop nur Verpackung“, so Drummer Jody Stephens über das Œuvre dieser später so einflussreichen wie stilbildenden Band. „Vielleicht ist es das, was sie so zeitlos macht.“
Erschienen auf: Radio City 1974
179. Tom Petty – Free Falling
Petty und Lynne schrieben und produzierten „Free Fallin’“ in nur zwei Tagen. „Wir hatten eine ganze Kompanie akustischer Gitarren“, erklärte Petty die unüberhörbaren Byrds-Anklänge. Das dazugehörige Album „Full Moon Fever“ stieß bei Pettys Label zunächst auf Ungnade: zu wenig potenzielle Hits. „Also wartete ich sechs Monate und brachte es dann wieder vorbei. Und sie liebten es!“
Erschienen auf: Full Moon Fever 1989
178. The Beach Boys – Don’t Worry Baby
Wilson hatte so oft den Ronettes’ Song „Be My Baby“ angehört, dass er den Groove weiterverarbeiten wollte und für Ronnie Bennet „Don’t Worry Baby“ schrieb. Bereits mit dem Eröffnungsriff zeigt sich „Don’t Worry Baby“ einerseits als eine Hommage, aber andererseits auch als Vintage-Beach-Boys-Tune. Ein Song, der ebenso Wilsons feinstes Falsett präsentiert.
Erschienen auf: Sounds of Summer (Capitol)
177. The Bobby Fuller Four – I Fought The Law
Mit seinem nöligen Texas-Akzent hätte Fuller bei dieser Nummer aus der Feder von Crickets-Gitarrist Sonny Curtis auch ein Wiedergänger seines Idols Buddy Holly sein können. Der Song vereinte Outlaw-Romantik, Garagen-Rock, Surfmusik und Wall of Sound. Für den mächtigen Hall funktionierte Produzent Keane den Tresorraum einer nahegelegenen Bank zur Studio-Filiale um.
Erschienen auf: I Fought The Law 1966
176. The Rolling Stones – Paint It Black
Brian Jones spielte die unheimliche Sitar-Melody in einer 1966er-Aufnahmesession, jene, die „Paint It Black“ zum Klassiker werden ließ. Bill Wyman fügte eine Klezmer-angehauchte Orgel hinzu und Studio-Legende Jack Nitzsche spielte das Gypsy-Klavier.
„Damit hatte Brian die Gitarre ad acta gelegt“, witzelte Richards. „Wann immer ein anderes Instrument im Raum war, hatte er seitdem die Aufgabe, das Beste aus darauszuholen.“
Erschienen auf: Aftermath (ABKCO)
175. The Sex Pistols – God Save The Queen
Wegen „eklatanter Geschmacklosigkeit“ zu Recht von der BBC boykottiert, verhöhnte dieser nihilistische Rundumschlag den Pomp des silbernen Jubiläums von Queen Elizabeth II. Auf dem Single-Cover trägt Ihre Majestät eine Sicherheitsnadel in der Lippe. „Wenn man sie im Fernsehen so sieht, kann ich nur feststellen: Sie ist kein menschliches Wesen“, rotzte Johnny Rotten. „Die ist doch nur ein Stück Pappe, das durch die Landschaft gekarrt wird.“ Zum Goldenen Thronjubiläum wurde es wieder aufgelegt – doch das Verhältnis der Briten zur Krone bleibt ambivalent.
Erschienen auf: Single 1977
174. ABBA – Dancing Queen
Schwedens erfolgreichster musikalischer Exportartikel präsentierte diesen Song erstmals bei einem Ball zur Hochzeit von König Carl Gustaf mit der Deutschen Silvia Sommerlath. Natürlich ein echter Abba-Klassiker: Sahnesüßer Disco mit wunderbarer Melodie und fast operettenhaftem Gesang. Ihr einziger US-Nummer-eins-Hit.
Erschienen auf: Arrival 1976
173. Aerosmith – Dream On
Tyler war noch ein Teenager, als er anfing, diesen Song zu schreiben, und als Aerosmith sich anschickten, die Welt zu erobern, bastelte er an einem alten Klavier im Keller ihres Hauses immer noch daran herum. Die Mühe lohnte sich: „Dream On“ war ihr erster großer Hit und wurde Jahrzehnte später von Eminem auf seinem „Sing For The Moment“ gesampelt.
Erschienen auf: Aerosmith 1973
172. Jay-Z – 99 Problems
Jigga’s Jahrzehnte-währende Karriere wurde mit dem „Black Album“ offenkundig zu einem Crescendo. Eine alte Ice-T-Hook gemixt mit einem heftig schepperndem Beat und Samples von Billy Squiers „The Big Beat“ sowie Mountains „Long Red“ – es war das verrückteste Songmaterial, das Rubin seit „Licensed To Ill“ in die Finger bekommen sollte.
Erschienen auf: The Black Album (Roc-a-Fella)
171. The Temptations – Papa Was A Rolling Stone
Die Temptations hassten den Song zuerst, besonders Dennis Edwards: Sein Vater war wie der umherstreunende „Papa“ kurz zuvor verstorben. Dann
stürmteaber „Papa Was A Rolling Stone“ die Hitparade und „wuchs uns irgendwie ans Herz“, so Otis Williams. Wie hätten die die Temptations dieser Versuchung auch widerstehen können?
Erschienen auf: All Directions 1972
170. Joni Mitchell – Both Sides Now
Während Ende der 60er ihre erste Ehe zerbrach, hob Joni Mitchells Karriere ab: Andere Sänger machten ihre Songs zu Hits, Judy Collins chartete etwa mit „Both Sides Now“, das Mitchell später selbst aufnahm. Sie beschrieb es als „ein paar Gedanken zu Realität und Phantasie. Das Thema war so riesig, dass es schien, als hätte ich nur ein bisschen an der Oberfläche gekratzt.“
Erschienen auf: Clouds 1969
169. REM – Losing My Religion
„Losing My Religion“ wurde auf eine Akustikgitarre und Mandoline arrangiert – nicht gerade ein radiotauglicher Popsound Anfang der 1990er Jahre. Sänger Michael Stipe nannte ihn einen „freak hit“. Und um genau zu sein geht es hier auch nicht um Religion: „Ich wollte einen klassischen Besessenheitssong schreiben“, erklärte Stipe. „Also hab ich das gemacht.“
Erschienen auf: Out Of Time (Warner Bros.)
168. Marvin Gaye – Let’s Get It On
Nach „What’s Going On“ war diese Ode an die Freuden des Sex eine radikale Kursänderung. Gemeinsam mit Produzent und Songwriter Ed Townsend schuf Gaye ein Meisterwerk erotischer Überzeungskraft, das Pop- und R&B-Charts gleichermaßen toppte. Gaye meinte dann später, er hoffe der Song würde „keine Werbung für Promiskuität machen“, schrieb ihm aber gleichzeitig „eine gewisse aphrodisiakische Wirkung“ zu – und die hatte er ganz bestimmt.
Erschienen auf: Let’s Get It On 1973
167. Tracy Chapman – Fast Car
Tracy Chapman war eine der verbissenen Veteranen der Bostoner Coffeehouse-Gigs, als eine Kommilitonin der Tufts University ihrem Musikproduzenten-Papa empfahl sie sich anzuschauen. Kurze Zeit später, 1988, gelang ihr dieses Debüt. Ein unheimliches Sinnieren über Flucht und Auswege. „Fast Car“ gewann einen Grammy und ebnete ihr die internationale Karriere.
Erschienen auf: Tracy Chapman (Elektra)
166. Queen – Bohemian Rhapsody
Laut Brian May stieß Mercurys Entwurf für diese vierteilige Suite bei der Band auf ratlose Gesichter. Aufnahme-technisch waren die vielen übereinander geschichteten „fandangos“ so anspruchsvoll, daß man durch einige Bänder nach den Overdubs durchsehen konnte.
Erschienen auf: A Night At The Opera 1975
165. Sinead O’Connor – Nothing Compares 2 U
Die Urfassung stammte von einem gescheiterten Prince-Projekt, The Family, und wurde erst in Sinead O’Connors Version zu einem Welthit. Das unvergeßliche Video zeigt ihr Gesicht vier Minuten lang in Nahaufnahme, bis endlich eine einsame Träne herunterrollt. „Ich hatte das gar nicht vor“, so Sinéad, „aber als es dann passierte, ließ ich es geschehen.“ Später ruinierte sie ihre Karriere mit seltsamen Anwandlungen.
Erschienen auf: I Do Not Want What… 1990
164. Ray Charles – I Can#t Stop Loving You
Als Charles „Modern Sounds in Country And Western“ heraus brachte, schnappten sich DJ’s das Remake des Kitty Wells Hits, das zu jener Zeit als Single nicht veröffentlicht war. Nachdem Charles davon Wind bekam und sich empört zeigte, brachte ABC eine 45’’-freundliche Zweieinhalb-Minuten-Version heraus.
Erschienen auf: Modern Sounds in Country And Western
163. Johnny Cash – Folsom Prison Blues
Johnny Cash nahm den „Folsom Prison Blues“ schon 1956 für Sun auf. Doch erst die spannende elektrische Version von 1967, die live aus dem Folsom-Gefängnis kam, prägte dann sein Outlaw-Image. Jene berühmteste Textzeile, „I shot a man in Reno/ Just to watch him die“, fiel Cash ein, als er darüber nachdachte, „welches die schlimmsten Gründe dafür sein könnten, jemanden umzubringen“. Ein grausamer Geniestreich.
Erschienen auf: Single 1956
162. Public Enemy – Bring The Noise
„Wir waren die ersten Rapper, die richtig aufs Tempo drückten“, so Chuck D. über diese Single. Fette Bläser-Riffs aus Marva Whitneys „It’s My Thing“, darüber Public Enemy, die – politisch ebenso ambitioniert wie musikalisch – so ziemlich jeden erwähnen, der damals irgendwie in den USA angesagt war, von Yoko Ono und Anthrax (die den Song übrigens später mit Chuck D. coverten) bis hin zu Louis Farrakhan.
Erschienen auf: It Takes A Nation… 1988
161. The Velvet Underground – I’m Waiting For The Man
Als eine ursprüngliche rootsy Hommage an Dylan, entwickelte sich „I’m Waiting For The Man“ in einen Proto-Punk-Klassiker. Die Velvets mixten R’n’B- Rhythmusgitarren mit Blues-Piano und traumhaftem Dröhnen, während Reed ausdruckslos erzählt, wie er in Harlem für 26 $ Heroin bekam. „In diesem Song ist alles wahr, bis auf den Preis“, sagte er.
Erschienen auf: The Velvet Underground And Nico (Polygram)
160. U2 – Moment Of Surrender
Die verheerendste U2-Ballade seit „One“ kontrastiert üppige Gospel-angehauchte Musik mit einem düsteren Thema: Einem Junkie, der in der U-Bahn fährt.
Erschienen auf: No Line On The Horizon (Interscope)
159. Bill Haley & His Comets – (We’re Gonna) Rock Around The Clock
Bill Haley fing als Country-Jodler an und konvertierte schnell zum Rock’n’Roll, sobald er merkte, wie das Publikum dabei ausrastete. So richtig erfolgreich wurde „Rock Around The Clock“ aber erst, als der Song im Vorspann des Films „The Blackboard Jungle“ zu hören war.
Erschienen auf: Single 1954
158. The Flamingos – I Only Have Eyes For You
Die „Sultans of Smooth“, die ihre Harmonien in einem schwarzen, jüdischen Chor prägten, wurden durch „I Only Have Eyes For You“ bekannt. The Flamingos zeichnen mit elegantem Gesang ein Bild, das bis zur Venus reicht und schaffen einen Doo-Bo-sh-Bop, der aus einer anderen Welt stammen könnte.
Erschienen auf: The Best Of The Flamingos (Rhino)
157. Simon And Garfunkel – The Sound Of Silence
Von Paul Simon als eine akustische Ballade geschrieben, ging „The Sound Of Silence“ bei der ersten Veröffentlichung erfolglos unter. Während Simon dann 1965 in England weilte, ließ Tom Wilson, der gerade Bob Dylans „Like A Rolling Stone“ als auch das Album „Blonde On Blonde“ produzierte, von diversen Musikern der Bob-Dylan-Band E-Gitarre und Schlagzeug dazuspielen. Columbia veröffentlichte die elektrifizierte Version — und die wurde zum Hit, noch bevor Simon oder Garfunkel sie überhaupt zu Ohren bekommen hatten. In Mike Nichols’ Film „The Graduate“ ist der besinnlich-pessimistische Song gleich neben „Mrs. Robinson“ an zentraler Stelle zu hören und wurde mithin zum Klang einer Ära des Auf- und
Umbruchs.
Erschienen auf: Sounds Of Silence 1966
156. Creedence Clearwater Revival – Proud Mary
Solomon Burke über PROUD MARY : Als ich das zum ersten Mal hörte, verstand ich nicht, warum die schwarzen Radiostationen das nicht spielten. Es ist zeitlos – ich glaube ja, dass John Fogertys Urgroßvater das geschrieben hat, und er sich nur nicht daran erinnert.
155. Buddy Holly & The Crickets – Rave On
West nahm seine eigene Version von „Rave On“ in dem Studio in New Mexico auf, in dem Holly die meisten seiner Hits produzierte. Petty wollte den Song einer anderen Band geben, doch Holly sagte: „Kommt nicht in Frage. Ich muß dieses Stück haben.“ Im Januar 1958 gehörte es ihm. Seitdem zählt es zum Tafelsilber des frühen Rock’n’Roll und zum Vermächtnis des bebrillten Idols, das heute mit einem Musical geehrt wird.
Erschienen auf: Single 1958
154. The Beatles – A Hard Day’s Night
Der Titel war ein Ringo-Starr-typischer Versprecher, das Produkt einer harten 24-Stunden-Session. Lennon liebte diese Ringoismen – „tomorrow never knows“ gehörte auch dazu – und schrieb das Stück noch in der Nacht herunter, teilte sich die Lead Vocals aber mit McCartney. Der Grund: „Weil ich an die hohen Töne nicht herankam.“
Erschienen auf: A Hard Day’s Night 1964
153. Jimi Hendrix – Foxy Lady
Heather Tylor, die spätere Frau von Roger Daltrey (The Who), soll Hendrix angeblich zu dieser Ode inspiriert haben, während sich dieser in London auf der Suche nach Songs für sein 1967er Debüt „Are You Experienced?“ befand. Er verspricht „I’m coming to getcha“ – und tat es.
Erschienen auf: Are You Experienced? (MCA)
152. The Penguins – Earth Angel
Aufgenommen in einer Garage und veröffentlicht auf einem kleinen Label: „Earth Angel“ wurde eine ausschlaggebende Platte in der Anfangszeit des Rock’n’Roll. Die kunstlosen, unaffektierten Vocals der Penguins – vier schwarze High-School-Schüler aus L.A. – definierten die Straßeneleganz des Doo-Wop.
Erschienen auf: Earth Angel (Ace)
151. The Byrds – Eight Miles High
Eine seltene Kollaboration zwischen drei Byrds, angeblich über einen Flug. McGuinns 12-Saiten-Solo war inspiriert von John Coltranes Saxophon-Spiel und Rod Argents Klavier im Zombies-Song „She’s Not There“. „Natürlich war es ein Drogen-Lied“, gestand Crosby. „Wir waren stoned, als wir den Song geschrieben haben. Aber es geht auch um den Flug nach London.“
Erschienen auf: Fifth Dimension (Legacy)
150. The Everly Brothers – Cathy’s Clown
Nach sieben Top10-Hits für Cadence Records, wurden die Everlys die ersten Künstler, die bei Warner Bros. Unterschrieben. Das frischgebackene Label lockte die Jungs aus Kentucky mit einem zehnjährigen 1-Million-Dollar-Vertrag. Sie schnitten acht Songs als potenzielle Debüt-Singles und verwarfen sie alle wieder, erst dann entstand „Cathy’s Clown“. Das Duo produzierte daraufhin unzählige weitere Hits, bis sie 1962 für die Marine verpflichtet wurden.
Erschienen auf: All-Time Original Hits (Rhino)
149. Iggy Pop – Lust For Life
Mit der Wucht eines Dampfhammers und Pops zynischen, frei assoziierten Texten (die Zeile über das Hypnotisieren von Hühnern verweist auf William S. Burroughs „The Ticket That Exploded“) feiert und verhöhnt „Lust For Life“ den drogenbenebelten Hedonismus seiner Zeit. Später tauchte er in dem Film „Trainspotting“ wieder auf und war so erfolgreich, daß damit Werbung für Autos und Kreuzfahrten gemacht wurde.
Erschienen auf: Lust For Life 1977
148. Janis Joplin – Me And Bobby McGee
Joplins einziger Nummer-eins-Hit wurde erst nach ihrem Tod einer und war obendrein keine Blues-, sondern eine Country-Nummer. Eigentlich stammte „Me And Bobby McGee“ von ihrem Saufkumpanen und zeitweiligen Lover Kris Kristofferson, aber erst Janis gab dem Song sein ultimatives Gesicht. Ihre Version war „nur die Spitze des Eisbergs, unter dem sich ein Schatz aus Texas, Country und Blues versteckte“, so Keyboarder Richard Bell. Zu spät.
Erschienen auf: Pearl 1971
147. The B-52’s – Rock Lobster
Die „seltsame kleine Tanztruppe“ aus Athens, wie sie sich selbst bezeichnete, bereitete die Bühne für New Wave mit diesem Scheibchen auftoupiertem Pop, garniert mit Farfisa-Orgel, Yoko-Ono-ähnlichem Background-Gekreisch und Schneiders mild-gruseligem Sprechgesang über merkwürdige Meeresfrüchte. Das wirkte damals natürlich total kosmopolitisch und schrill und ermöglichte den Land-eiern eine kurze, aber steile Karriere.
Erschienen auf: The B-52’s 1979
146. Sly and the Family Stone – Every Day People
Everyday People“ erschien auf Sly and the Family Stones vierter LP „Stand!“, die von Hot Funk bis Cool Pop alles bot. Stone, ein ehemaliger DJ in San Francisco, der auch die Hits „Laugh, Laugh“ und „Just A Little“ für die weiße Pop-Gruppe Beau Brummels produzierte, war blind was die Grenzen zwischen den Genres betraf. Als der Song sich zur Nummer Eins entwickelte, cancelte Sly seine Bookings der nächsten drei Monate (auch einen Auftritt in der Ed Sullivan Show), weil Trompeterin Cynthia Robinson an der Gallenblase operiert werden musste. Hits waren zwar schön und gut, doch Familie ging nun mal vor.
Erschienen auf: Stand! (Sony)
145. The Ramones – I Wanna Be Sedated
„I Wanna Be Sedated“ wurde von Joey Ramone geschrieben, als dieser unter zahlreichen Verbrennungen litt und Angst vor einem Flug nach London zum Auftritt hatte. „Put me in a wheelchair/And get me tot he show/Hurry, hurry, hurry/Before I go loco!“ Johnnys Gitarrensolo – dieselbe Note, 65mal nacheinander – ist der ultimative Ausdruck seiner anti-artifiziellen Philosophie. Die Bubblegum-poppigen Tastenwechsel, die daraufhin folgen, sind hingegen absolut Joey.
Erschienen auf: Road To Ruin (Rhino)
144. Prince – Purple Rain
Bobby Z von den Revolution über die erste Begegnung mit „Purple Rain“: „Es war fast Country. Es war fast Rock. Es war fast Gospel.“ Die Inspiration kam ausgerechnet vom hymnischen Songwriting von — Bob Seger.
Erschienen auf: Purple Rain 1984
136. The Beatles – While MY Guitar Gently Weeps
Einer von Harrisons besten Songs wurde von ihm während eines Besuches bei seinen Eltern konzipiert. Nachdem er das chinesische, wahrsagende Buch „I Ching“ gelesen hatte, entschied Harrison, dem Ganzen eine Chance zu geben. „Ich schlug wahllos ein Buch auf, sah ‚gently weeps’, legte das Buch beiseite und schrieb den Song“, erzählte er. Unzufrieden mit der Aufnahme des Songs der Beatles, lud er Eric Clapton ein, um das Gitarrensolo zu spielen. „Das hat alles besser gemacht. Paul ging ans Klavier, spielte ein schönes Intro und alle nahmen den Song plötzlich ernst.“ Auch wenn Martin der gelistete Produzent war: Dieser Song ist eigentlich „Produced By The Beatles“.
Erschienen auf: The Beatles (Capitol)
142. The Everly Brothers – All I Have To Do Is Dream
Die ersten Singles der Brüder stammten allesamt nicht von Don und Phil. „All I Have To Do Is Dream“ mit Chet Atkins’ innovativem Gitarren-Tremolo hinter den himmelhochtraurigen Harmonien der Everlys eroberte – damals noch ein seltener Fall – sowohl die amerikanischen Pop- als auch R&B-Charts.
Erschienen auf: Single 1958
141. Led Zeppelin – Kashmir
Robert Plant machte Urlaub in Marokko, als ihm der Text zu Led Zeppelins ambitioniertestem Experiment einfiel: Bei einer Tour durch die Wüste stellte er sich vor, bis nach Kaschmir zu fahren. Zugleich bastelten Page und
Bonham an arabisch klingenden Harmonien herum, die zu Plants Wüstenvision passten.
Erschienen auf: Physical Graffiti 1975
140. The Beatles – I Saw Her Standing There
„One, two, three, fah!“ Die B-Seite von „I Want To Hold Your Hand“, hatte McCartney zwei Jahre zuvor geschrieben. Als die erste Zeile fertig war – „She was just seventeen“ – wollte er den allzu platten Reim auf „beauty queen“ vermeiden: „Wir wußten, daß wir aufhören mußten, schlechte Texte zu schreiben, weil wir sonst auch schlechte Songs schreiben würden. You know what I mean.“
Erschienen auf: Single 1963
139. Sly & The Family Stone – Family Affair
In „Family Affair“ geht es um die Beziehungen zu seiner Band, seiner Familie und den Black Panthers. „Stimmt alles nicht“, murrt Stone. „Der Song handelt von einer Familiensache, ob die jetzt das Ergebnis genetischer Prozesse ist oder einer bestimmten Situation.“ Ach so.
Erschienen auf: There’s A Riot… 1971
138. The Beatles – Eleanor Rigby
Einer von mehreren faszinierenden Kunstliedern, die McCartney für „Revolver“ schrieb. Der erste, der den Song zu hören bekam, war Nachbar Donovan. Da lautete der Text noch: „Ola Na Tungee/ Blowing his mind in the dark/ With a pipe full of clay.“ Erst nach weiteren Experimenten wurde Mc-Cartney klar, daß es um die Einsamkeit einer alten Frau ging.
Erschienen auf: Revolver 1966
137. Elton John – Your Song
Mit dieser gefühlvollen Piano-Ballade hielt Elton John seinen Einzug in Amerika. Seiner Behauptung, Texter Bernie Taupin habe diesen Song für eine frühere Freundin geschrieben, hielt dieser jedoch entgegen,
das Stück richte sich an keine bestimmte Person. Das Lied bleibt aber die später unerreichte Großleistung des merkwürdigen Autorenduos.
Erschienen auf: Elton John 1969
136. The Beatles – While MY Guitar Gently Weeps
Einer von Harrisons besten Songs wurde von ihm während eines Besuches bei seinen Eltern konzipiert. Nachdem er das chinesische, wahrsagende Buch „I Ching“ gelesen hatte, entschied Harrison, dem Ganzen eine Chance zu geben. „Ich schlug wahllos ein Buch auf, sah ‚gently weeps’, legte das Buch beiseite und schrieb den Song“, erzählte er. Unzufrieden mit der Aufnahme des Songs der Beatles, lud er Eric Clapton ein, um das Gitarrensolo zu spielen. „Das hat alles besser gemacht. Paul ging ans Klavier, spielte ein schönes Intro und alle nahmen den Song plötzlich ernst.“ Auch wenn Martin der gelistete Produzent war: Dieser Song ist eigentlich „Produced By The Beatles“.
Erschienen auf: The Beatles (Capitol)
135. Wilson Pickett – In The Midnight Hour
Die ersten beiden Singles, die Pickett für Atlantic machte, waren Flops. „Ich sagte Jerry Wexler, daß ich einen Song von Otis Redding gehört hatte und lieber in die Richtung gehen wollte.“ Bald darauf stand Pickett mit Booker T. und den MGs in Memphis im Studio und nahm „In The Midnight Hour“ auf, als eine Idee Wexler aus seinem Stuhl katapultierte: „Ich wippte im Takt zu einem Stück von den Larks, ,The Jerk’.“ So wurde ein Klassiker geboren.
Erschienen auf: Single 1965
134. The Who – Won’t Get Fooled Again
Townshed schrieb den Song eigentlich für ein abgebrochenes Konzeptalbum und den Film „Lifehouse“. Tatsächlich sind sogar mehrere Songs dieses geplanten Albums schließlich auf „Who’s Next“ erschienen, das mit einer einwöchigen Demo-Session in Mick Jaggers Landhouse, Stargroves, begann. Der Syntheziser in „Won’t Get Fooled Again“ ist aus dieser Session. „Pete kam mit ein paar Sounds an, Syntheziser-Basics, für Songs die schier unglaublich waren“, erklärt Produzent Johns. „Niemand hatte zuvor schon so etwas gemacht.“
Erschienen auf: Who’s Next (MCA)
133. Bo Diddley – Who Do You Love
„Ich hab’s gern bodenständig“, sagte Bo Diddley. „Mit haufenweise kreischenden Gitarren kann ich nix anfangen. Wenn die Basis stimmt, ist alles paletti.“ Und basic geht es hier überall zu: Der Meister spielt seine Gitarre, als wäre sie ein Schlagzeug, in dem typischen Diddley- Rhythmus, dazwischen klappern ein paar Maracas, und im Voodoo-inspirierten Text geht es um Türme aus Schädeln und Häuser aus Schlangenhäuten.
Erschienen auf: Single 1957
„The Joshua Tree“ war U2s Ode an Amerika: Die Songs beeinflusst von Folk, Gospel und Roots-Musik, und die Texte, vermerkte Gitarrist The Edge, hatten viel mit den Bürgerrechtlern und mit dem New Journalism der 60er Jahre zu tun. Dennoch ist „With Or Without You“ mit seiner simplen Bassline, Edges ätherischen Gitarrenflächen und Bonos sehnsüchtigem Gesang einer von U2s universellsten Songs – unter all den universellen, die diese Band erschaffen hat. Eine Meditation über die schmerzliche Ambivalenz einer Liebesaffäre. Bono befand, der Text spiegle, „wie ich mich manchmal bei U2 fühle: exponiert, ausgesetzt“.
Erschienen auf: The Joshua Tree 1987
131. Rod Stewart – Maggie May
Stewart gibt den verliebten Schuljunge, der versucht, die Leidenschaft für „Maggie May“ und seine Hormone unter Kontrolle zu bekommen. Der Song kam als B-Seite von „Reason To Believe“ heraus, und wenn die Radio-DJs die Single nicht lieber umgedreht hätten, wäre Rod wohl in seinen Beruf als Totengräber zurückgekehrt.
Erschienen auf: Single 1971
130. Steppenwolf – Born To Be Wild
Die ersten beiden Singles von Steppenwolf gingen unter, die dritte war „Born To Be Wild“. Im Sommer ’68 erreichte sie Platz 3, ein Jahr bevor Dennis Hopper den Song in eine Rohfassung von „Easy Rider“ einbaute – eigentlich nur als Platzhalter, denn Peter Fonda hatte schon Crosby, Stills & Nash gebeten, den Soundtrack zu schreiben.
Erschienen auf: Steppenwolf 1968
129. Chuck Berry – Rock & Roll Music
Dieser Song ist ein Manifest. „Ich stand total auf Rock’n’Roll – und mußte etwas schreiben, das die Sache auf den Punkt brachte“, so Berry in seiner Autobiographie. „Ich wollte, daß im Text alles zum Ausdruck kommt, was Rock & Roll ausmacht.“ Getrieben von einem hüpfenden Rumba-Rhythmus, bringt „Rock & Roll Music“ Chuck Berrys bahnbrechende Gitarren-Licks und Willie Dixons Baß bestens zur Geltung.
Erschienen auf: Single 1957
128. David Bowie – Changes
„Turn and face the strange“, forderte David Bowie das Publikum heraus, doch seltsam war zunächst, daß „Changes“ auf beiden Seiten des Atlantik floppte. Erst nach Ziggy adoptierten die Fans das Stück als Erkennungsmelodie für den Mann, der ihnen schon den Hippie Bowie, den Mod Bowie und den Blues-Mann gegeben hatte.
Erschienen auf: Hunky Dory 1971
Shake – Rattle & Roll by Big Joe Turner
Atlantic Records Beitrag zur Geburt des Rock’n’Roll (Wexler und Ertegum sangen sogar Backingvocals): „Shake, Rattle & Roll“ wurde exklusiv für die große Bluesstimme von Turner geschrieben, einer der ersten Stars des Labels. „Jeder sang langsamen Blues als ich jung war, deshalb dachte ich mir, ich packe einen Beat drauf und singe uptempo“, reflektierte Turner. Das Konzept ging auf: Der Song stürmte die R’n’B-Charts.
Erschienen auf: The Very Best Of Big Joe Turner (Rhino)
126. The Shirelles – Will You Love Me Tomorrow
Nach kleineren Hits bat Label-Chefin Florence Greenberg das Songwriter-Duo King & Goffin, den Shirelles einen Song zu schreiben. Der entstand auf dem Klavier in Greenbergs Büro: „Ich weiß noch, daß ich ihrem Baby die Flasche gab, während Carol komponierte.“ Sängerin Shirley Owens klang der Song zuerst zu sehr nach Country, doch Dixons Produktion beseitigte dann alle Zweifel.
Erschienen auf: Single 1960
125. The Rolling Stones – Jumpin’ Jack Flash
Ich weiß noch genau, wann ich diesen Song zum ersten Mal gehört habe, aber ich sag’s euch nicht. Klar ist Musik am besten, wenn man jung ist. Momente der Initiation sollte man trotzdem nicht überbewerten, weil die wirklich guten Sachen erst später kommen. Vielleicht wundere ich mich nur darüber, daß „Jumpin’ Jack Flash“ nach der langen Zeit und dem Auswendigkönnen noch immer so überraschend in mich reinfährt, daß es kein Riff mit Refrain ist, sondern ein rhythmischer Stich, ein Wolfsbiß, bei dem sich mir die Fäuste ballen. Jumpin’ Jack Flash ist ein Hampelmann und größenwahnsinniger Aufschneider, die Stones sind alte Geiergesichter, und wenn ich auf sie gehört hätte, hätte ich vielleicht ein besseres Leben gehabt. Dieser Song ist noch heute das, was mir fehlt und immer fehlen wird, genau deshalb brauche ich ihn. Das finstere Starren der Band im Video zeigt das ganz gut: Es geht bei „Jumpin’ Jack Flash“ ja nicht um die Faszination des Bösen, sondern darum, dem Bösen überhaupt mal ins Gesicht schauen zu können. Und dabei – ich kann es leider nicht anders sagen – eine Erektion zu kriegen.
Erschienen auf: Single 1968
124. James Brown – It’s A Man’s, Man’s, Man’s World
Mit den Bausteinen für den Song hatte Brown schon Jahre herumgespielt. Verglichen mit dem sehr ähnlichen „I Cried“, 1963 von seiner Sängerin Tammy Montgomery aufgenommen, war Browns „Man’s World“ aber ungleich dramatischer. Eingebettet in üppige Streicher-Schwaden, läßt Browns klagender Gesang den eigentlich eher chauvinistischen Text richtig menschlich erscheinen.
Erschienen auf: Single 1966
123. The Animals – House Of The Rising Sun
„Wir waren auf der Suche nach einem Song, der Aufmerksamkeit erregen würde“, sagte Animals-Sänger Eric Burdon. Sie fanden ihn in Gestalt der alten US-Folk-Ballade „House Of The Rising Sun“. Bob Dylan hatte sie auf seinem Debüt-Album gesungen, die finstere Geschichte des Südstaaten-Mädchens, das in einem Bordell in New Orleans festsitzt. Die Animals machten aus dem Mädchen einen Jungen und bauten noch ein Orgelsolo ein.
Erschienen auf: Single 1964
122. Ben E. King – Stand By Me
King schrieb „Stand By Me“, als er noch der Sänger der Drifters war, aber die Band wollte den Song nicht haben. Der Manager, so King, habe zu ihm gesagt: „Kein schlechter Song, aber wir brauchen ihn nicht.“ Als er dann solo war, zog er „Stand By Me“ am Ende einer Session mit Leiber noch mal heraus. „Ich zeigte ihm das Lied“, sagte King. Er rief die Musiker ins Studio zurück — und wir nahmen es schnell auf.“ Seither ist es ein Klassiker.
Erschienen auf: Single 1961
Jackson Five – I Want You Back
„I Want You Back“ öffnete Motown nicht nur für den futuristischen Funkbeat von Sly Stone und James Brown, sondern stellte der Welt auch einen 11-jährigen Jungen namens Michael Jackson vor. Die fünf tanzenden Jackson-Brüder wurden über Nacht zu Stars. „ABC“, „The Love You Save“ und „I’ll Be There“ sollten rapide folgen.
Erschienen auf: The Ultimate Collection (Motown)
120. Fleetwood Mac – Go Your Own Way
Ein essentieller Fleetwood Mac-Song — und ein nicht eben freundlicher Abschiedssong von Lindsey Buckingham an Stevie Nicks. „Ich war total genervt auf ihn“, sagte sie, „daß er der Welt erzählte, ,packing up, shacking up‘ mit diversen Männern sei alles, was ich im Sinn hätte.“ Allerdings war es, wie Buckingham wußte, durchaus das Wesentliche, was sie — neben Drogen — damals im Sinn hatte. Sie sang den Song auch ganz entzückend.
Erschienen auf: Rumours 1977
119. The Isley Brothers – Shout – Pts. 1 & 2
Das Fünf-Minuten-Stück „Shout“ war bei der ersten Veröffentlichung 1959 nur ein bescheidener Hit. Bekannter wurde es 1978 durch die Verwendung im Film „Animal House“, wo die fiktive Band Otis Day And The Knights eine fast notengetreue Kopie des Isley-Originals ablieferte. O’Kelly Isley, der die Gruppe Mitte der 50er mit begründete, meinte, die Welt sei eben nur langsam auf den Geschmack gekommen.
Erschienen auf: Single 1959
118. Beyonce feat. Jay-Z – Crazy in Love
Mit diesen Hörnern, war die neue Pop Queen geboren: Beyoncés Solodebüt feuerte mit Bläser-Samples aus Chi-Lites’ „Are You My Woman (Tell Me So)“ ihre Girl-Goup-Befreiung in alle Welt hinaus. Die Challenge lautete frecher, größer, verrückter – und ihr zukünftiger Ehemann Jay-Z wusste diese Botschaft zu transportieren. Gerade einmal 10 Minuten brauchte er, um den Song fertig zu produzieren. (Fun Fact: Jay-Z notiert sich niemals etwas!)
Erschienen auf: Dangerously in Love (Columbia)
117. Al Green – Take Me To The River
Al Green und Hi Records-Hausgitarrist Mabon Hodges schrieben „Take Me To The River“ nicht an einem Fluß, aber immerhin an einem See: Sie hatten sich 1973 für drei Tage in ein gemietetes Haus am Lake Hamilton in Hot Springs, Arkansas, zurückgezogen. „Ich wollte damals mehr Stabilität in mein Leben bringen.“
Erschienen auf: Single 1974
116. The Rolling Stones – Honky Tonk Women
Mick Jagger und Keith Richards kamen auf „Honky Tonk Women“ während eines Süd-Afrika-Urlaubs und ließen sich von ihren damaligen Freundinnen Marianne Faithfull und Anita Pallenberg inspirieren. Zurück im Studio, im Mai 1969, nahmen die Stones den Song in fünf Stunden auf. Zudem markierte „Honky Tonk Women“ den Beginn von Gitarrist Mick Taylor.
Erschienen auf: Let It Bleed (ABKCO)
115. Sam Cooke – You Send Me
Der Plan war, Gospelstar Cooke zum weltlichen Sänger aufzubauen. Aber Art Rupe, der Besitzer von Specialty Records, hatte so heftige Einwände gegen die weißen Chorsängerinnen, die Produzent Richard Blackwell bei einer Session einzusetzen gedachte, daß er Cooke aus dem Vertrag entließ. Erschienen auf: Single
114. The Drifters – Up on the Roof
„Up On The Roof“ – ein berauschender Sommersong für Stadtkinder, deren einziger Urlaub auf den Häuserdächern stattfindet – wurde von den Eheleuten Goffin und dem Ehepaar King geschrieben, aufstrebende Songwriter Stars in jener Zeit. Der Song wurde von Rudy Lewis gesungen, der Dritte im Bunde der großen Drifters Stimmen.
Erschienen auf: The Very Best Of The Drifters (Rhino)
113. Elvis Presley – That’s All Right
Elvis Presley steckte gerade mitten in seiner ersten Aufnahmesession mit Sam Phillips von Sun Records, als er „Big Boy“ Crudups 1964er Blues-Rarität aus dem Ärmel zog. Die Welt sollte eine bessere werden. In Windeseile aufgenommen, in einem illustren neuen Stil, positionierte sich die Single dort, wo Rasse und Hillbilly Musik kollidierten und schließlich Rock’n’Roll wurden. Presley coverte noch zwei weitere Crudups im Jahr 1965: „My Baby Left Me“ und „So Glad You’re Mine“.
Erschienen auf: „Sunrise“ 1999
112. Hank Williams – I’m So Lonesome I Could Cry
Dieser Titel — eine Vision von einsamem Americana über einem stetigen Beat — war Hank Williams’ Favorit unter all seinen Songs. Allerdings sorgte er sich, der Text (weinende Rotkehlchen, fallende Sterne) könne bei seinem ländlichen Publikum als Kunstkram gelten. Vielleicht wurde der Song deshalb auf der B-Seite von „My Bucket’s Got A Hole In It“ versteckt. Später wurde er dann zum Klassiker.
Erschienen auf: Single 1949
111. Otis Redding – I’ve Been Loving You Too Long
Otis Redding und Soul-Crooner „Iceman“ Butler saßen nach einem Gig in Reddings Hotelzimmer in Buffalo, New York, zusammen, und Butler sang ihm einen halbfertigen Song vor, an dem er gerade arbeitete. „Hey, Mann, das ist ein Smash-Hit“, sagte Redding. „Laß mich mal damit herumprobieren, vielleicht fällt mir etwas dazu ein.“ Es fiel ihm dann etwas dazu ein.
Erschienen auf: Single 1965
110. Van Morrison – Brown Eyed Girl
Der jubilierende „Sha-la-la“-Chor im Refrain von „Brown Eyed Girl“ brachte Van Morrison an die Spitze der Popcharts. Fand er furchtbar. „Dadurch landete ich in einigen der übelsten Schuppen, in denen ich je gespielt hatte. Und kam in unangenehme Situationen. Zum Beispiel musste ich im Fernsehen zum Playback mimen. Und ich kann das nicht.“ Machte er dann auch nicht mehr.
Erschienen auf:
Blowin’ Your Mind 1967
109. Prince – Little Red Corvette
Für eine Woche hatte Prince 1982 ein 24-Spur-Studio in seinem Keller installiert. Um sechs Uhr am Abend des ersten Tages war „Little Red Corvette“ fertig aufgenommen. Der Song — eine perfekte erotische Fusion von Rock und Funk, die sich langsam aufbaut, bis das Gitarrensolo detoniert — wurde sein erster Hit. Erschienen auf:
1999 1983
108. Buddy Holly and the Crickets – Not Fade Away
Im Mai 1957 in Clovis, New Mexico, aufgenommen, erschien „Not Fade Away“ ursprünglich als B-Seite von Buddy Hollys Hit „Oh Boy“. Den Crickets war der Bo-Diddley-Beat nicht fremd — sie hatten „Bo Diddley“ schon mal gecovert — aber bei „Not Fade Away“ machten sie den Groove zu etwas Eigenem, dank Drummer Jerry Allison, der ihn auf einer Pappschachtel trommelte.
Erschienen auf:
Single 1957
107. Bob Dylan – Mr. Tambourine Man
Der einzige Byrd, der beim ersten Erfolg der Band bereits mitspielte, war der ohnehin egomanische Roger Mc-Guinn, dessen klingelnde 12-saitige Rickenbacker-Gitarre zum klassischen Folk-Sound wurde. Alles andere übernahmen L.A.-Studioprofis, darunter Schlagzeuger Hal Blaine und Bassist Larry Knechtel aus Phils Spectors sogenannter „Wrecking Crew“. Aber der Rest der Byrds holte schnell auf. Und als ein neugierig gewordener Bob Dylan die Band im „Ciros“, einem Club in L.A., spielen sah, hörte er einige seiner eigenen Songs in den üppigen, twangenden Elektro-Versionen der Byrds-Mannschaft — und, so heißt es wenigstens der Legende nach: Er erkannte sie nicht. Aber sie gefielen ihm.
Erschienen auf:
Mr. Tambourine Man 1965
106. Simon & Garfunkel – The Boxer
Einer von Simons berühmtesten Songs. „The Boxer“ handelt von einem New Yorker Jungen, der keine Liebe, keinen Job und kein Zuhause findet — nur die alten Huren an der Seventh Avenue. „Ich glaube, ich las damals die Bibel“, so Simon über die Entstehung.
Erschienen auf:
Bridge Over… 1970
105. Stevie Wonder – Living For The City
Dieses siebenminütige Epos erzählt eine trostlose Geschichte über die zerbrochenen Träume des schwarzen Amerika. Wonder singt von einem Jungen, der in der fiktiven Stadt Hard Times, Mississippi, inmitten von Armut und Rassismus aufwächst. Er träumt von einem besseren Leben und macht sich nach New York auf, aber im Bus werden ihm bei einer Kontrolle Drogen untergeschoben, er wandert ins Gefängnis. Wonder streute Dialoge ein.
Erschienen auf:
Innervisions 1973
104. Donna Summer – Hot Stuff
„Miss You“ von den Stones und Rod Ste-warts „Do Ya Think I’m Sexy“ waren Disco aus der Rock-perspektive, nun wollten sich Summer und Produzent Giorgio Moroder revanchieren. Sie kombinierten die pumpende Bassdrum mit einem Gitarrensolo von Jeff Baxter und ebneten den Weg für „Beat It“.
Erschienen auf: Single 1979
103. Gene Vincent & His Blue Caps – Be-Bop-A-Lula
Mit Gene Vincents echohaltiger Stimme, Cliff Gallups verhallter Gitarre und den Wildkatzen-Schreien vom 15jährigen Schlagzeuger Dickie Harrell landete „Be-Bop-A-Lula“ 1956 auf Platz sieben der Charts. Vincent
unterschrieb bei Capitol, wo man nach einem Sänger vom Typ Presley auf der Jagd war.
Erschienen auf:
Single 1956
102. Jimi Hendrix – Voodoo Chile (Slight Return)
Nachdem sie in der Nacht des 2. Mai 1968 heftig gefeiert hatten, kamen Hendrix und Mitspieler ins Electric Ladyland Studio und nahmen „Voodoo Chile“ auf, einen 15minütigen Jam über „Rolling Stone“ von Muddy Waters.
Erschienen auf: Electric Ladyland 1968
101. The Rolling Stones – You Can’t Always
Get What You Want
Nach einer Session im Londoner Olympic Studio 1968 kam Al Kooper auf Mick Jagger zu und sagte, er würde zu dem Song, den sie gerade aufgenommen hatten, gern einen Bläsersatz schreiben, nur mal so zum Ausprobieren. Er durfte, aber in der endgültigen Mischung blieb dann nur noch das Horn übrig — und verlieh dem Intro von „You Can’t Always Get What You Want“ seine unvergleichliche Prägnanz.
Erschienen auf:
Let It Bleed 1969
100. Gnarls Barkley – Crazy
„Crazy“ war eine Besonderheit in den 200ern: ein universeller Popsong, der auf jedem – wirklich jedem – Radiosender gespielt wurde. Er erreichte die Top10 sowohl in den Pop-, als auch in den modernen Rock-Charts und wurde von diversen Künstlern (Von Nelly Furtado bis Billy Idol) gecovert. Die Lyrics, die das Risiko preisen, entstanden durch eine Konversation zwischen Cee-Lo und Danger Mouse in einem Studio: Das Team stellte nämlich fest, dass ihre Genre-übergreifenden Ideen tatsächlich „crazy“ sind. Mit einer unheimlichen Melodie, die vom Film-Komponisten Ennio Morricone inspiriert wurde, fühlte sich „Crazy“ allerdings gar nicht wie ein Hit an. „Es war zu weit weg vom Urban Radio und zu Urban für das Rock Radio“, verriet Danger Mouse dem Rolling Stone.
Erschienen auf: St. Elsewhere (Downtown)
100. Gnarls Barkley – Crazy
„Crazy“ war eine Besonderheit in den 200ern: ein universeller Popsong, der auf jedem – wirklich jedem – Radiosender gespielt wurde. Er erreichte die Top10 sowohl in den Pop-, als auch in den modernen Rock-Charts und wurde von diversen Künstlern (Von Nelly Furtado bis Billy Idol) gecovert. Die Lyrics, die das Risiko preisen, entstanden durch eine Konversation zwischen Cee-Lo und Danger Mouse in einem Studio: Das Team stellte nämlich fest, dass ihre Genre-übergreifenden Ideen tatsächlich „crazy“ sind. Mit einer unheimlichen Melodie, die vom Film-Komponisten Ennio Morricone inspiriert wurde, fühlte sich „Crazy“ allerdings gar nicht wie ein Hit an. „Es war zu weit weg vom Urban Radio und zu Urban für das Rock Radio“, verriet Danger Mouse dem Rolling Stone.
Erschienen auf: St. Elsewhere (Downtown)
99. Creedence Clearwater Revival – Fortunate Son
„Fortunate Son“ ist John Fogertys Song für den Mann auf der Straße — eine Attacke auf die Reichen, die Kriege anzetteln und dann die Armen an die
Waffen schicken. Damals war es Vietnam.
Erschienen auf: Willy & The Poor Boys 1969
98. Al Green – Love And Happiness
Der Gitarrist Mabon Hodges schrieb das intensive und schwer romantische Stück früh am Tag — davor hatte er Sex mit seiner Freundin, danach schaute er Wrestling im Fernsehen, was die elegante Zweiteilung erklärt. Al Green betrachtete „Love And Happiness“ — neben dem Titeltrack — als Schlüsselsong auf „I’m Still In Love With You“, seinem bereits vierten Album für Hi Records.
Erschienen auf: The Belle Album 1977
97. Chuck Berry – Roll Over Beethoven
Berry schrieb diese Gitarrenhymne als liebevolle Spitze gegen seine Schwester Lucy, die so oft am heimischen Klavier gesessen und klassische
Musik gespielt hatte, dass der junge Chuck nie an das Instrument kam. Aber
dann wurde „Roll Over Beethoven“ der ultimative Rock’n’Roll-Ruf zu den Waffen.
Erschienen auf: Single 1956
96. Jerry Lee Lewis – Great Balls Of Fire
Wie Lewis hier in die Tasten donnert, wie er lüstern und überdreht singt — das ist voll baptistischem Höllenfeuer, gesteigert zu einer Ode an die schiere Lust. Blasphemie — erst recht in den Südstaaten. Jerry Lee Lewis
wollte den Song zunächst nicht singen. Er geriet in eine theologische Diskussion mit Producer Sam Phillips.
Erschienen auf: Single 1957
95. Carl Perkins – Blue Suede Shoes
Ein cooler Tänzer in Tennessee, nach Kräften bemüht zu vermeiden, dass seine Tanzpartnerin ihm die schönen Schuhe ruinierte, brachte Perkins auf die Idee. Als er nach New York unterwegs war, um dort in der „Perry Como Show“ aufzutreten, rauschte er mit seinem Wagen in einen Geflügeltransporter. Er musste zu Hause bleiben und zusehen, wie „Blue Suede Shoes“ in der „Milton Berle Show“ gesungen wurde — von Elvis Presley.
Erschienen auf: Single 1956
94. Little Richard – Good Golly, Miss Molly
Little Richard hörte die Wendung „Good Golly, Miss Molly“ das erste Mal von einem Südstaaten-DJ namens Jimmy Pennick. Er verwandelte die Worte in seine vielleicht wütendste Attacke gegen das, was im Amerika der 50er schicklich war: „Good Golly, Miss Molly/ You sure like to ball.“ Er klaute die Musik von Ike Turners Klavier-Intro zu „Rocket 88“. „Als wir ein Intro suchten, spielte ich das — und es passte.“
Erschienen auf: Single 1958
93. U2 – I Still Haven’t Found What I’m Looking For
„Eher eine Hymne des Zweifels als des Glaubens“, sagte Bono. Der Song war typisch für die anstrengenden Sessions zu „The Joshua Tree“: Er hieß zunächst „Under The Weather“ — „und hatte diesen unglaublichen Beat“, erzählte Produzent Daniel Lanois. „Ich summte Bono eine traditionelle Melodie ins Ohr. Er rief: ,Das ist es!‘ Dann ging er und schrieb die Melodie, wie wir sie heute kennen.“
Erschienen auf: The Joshua Tree 1987
92. Ramones – Blitzkrieg Pop
Keine drei Minuten lang — die Blaupause des Punkrock. Der erste Track vom Debüt hat schon alles: die sägenden Akkorde, die Johnny auf seiner billigen Mosrite-Gitarre spielte; die rotzigen Lyrics von Drummer Tommy; Joeys Gesang wie mit einem Haarknäuel im Hals und in pseudobritischem Akzent. Das alles natürlich für lachhaft wenig Geld aufgenommen. „Blitzkrieg Bop“ schaffte es nie in die Charts.
Erschienen auf: Ramones 1976
91. Elvis Presley – Suspicious Minds
Als Chips Moman diesen Song 1969 Presley vorspielte, war der King tatsächlich „caught in a trap“. Er war die Hitparadenkuh, die sein Label und seine „Freunde“ nach Kräften molken. Vielleicht glaubte Presley deshalb, dass er einen abgründigen, seelenvollen Hit aus „Suspicious Minds“ machen konnte. Aufgenommen wurde von vier bis sieben Uhr morgens bei der legendären Memphis-Session.
Erschienen auf: Single 1969
90. The Five Satins – In The Still Of The Nite
Fred Parris, der Frontmann der Five Satins, schrieb „In The Still Of The Nite“, während er bei der Army Wache schob – und die Gruppe nahm ihn dann im Keller einer Kirche auf. Man hört diesem Song die primitiven Umstände seiner Entstehung durchaus an: Schlagzeug und Klavier klingen oft dumpf, die Backing Vocals liegen stellenweise daneben, doch der Zauber geht nie verloren.
Erschienen auf: Single 1956
89. The Mamas and the Papas – California Dreamin’
John Phillips schrieb „California Dreamin’“ an einem frostigen Winterabend in Manhattan, als seine junge Frau Michelle Heimweh nach Südkalifornien hatte. Es wurde einer der sonnigsten Sehnsuchtssongs aller Zeiten. Zuerst nahm ihn Phillips‘ Folkband The New Journeymen auf, später bekam ihn Barry McGuire als Dankeschön: Der stand gerade mit „Eve Of Destruction“ hoch im Kurs und brachte die Mamas & Papas mit dem Produzenten Lou Adler zusammen. Und der wiederum überzeugte sie davon, den Song doch am besten selbst aufzunehmen. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Erschienen auf: If You Can Believe Your Eyes And Ears 1965
88. The Temptations – My Girl
Die Temptations hatten ein längeres Engagement mit Smokey Robinson und den Miracles im Apollo Theater in Harlem. Robinson nahm sich frei, um den Rhythmustrack für einen Song aufzunehmen. Als die Temptations das Ergebnis hörten, bedrängten sie Robinson, er möge ihnen den Song überlassen.
Erschienen auf: Single 1965
87. Johnny Cash – Ring Of Fire
June Carter dachte sich diesen Song aus, als sie eines Nachts ziellos mit dem Auto durch die Gegend fuhr und sich Sorgen machte – weil Johnny Cash ein so wilder Kerl war und sie ihm trotzdem nicht widerstehen konnte. „There is no way to be in that hell, no way to extinguish a flame that burns, burns, burns“, schrieb sie.
Erschienen auf: Single 1963
86. Bruce Springsteen – Thunder Road
Ein Gespräch auf der Veranda, in dem die Worte zu Feuer werden. Das rollende Piano gibt der Szene etwas Feierliches, denn es geht um die Flucht aus der traumlosen, erstickenden Kleinstadt-Routine, um das bessere Leben am anderen Ende der großen Straße – vor allem darum, sich überhaupt in Bewegung zu setzen. Als Bruce Springsteen „Thunder Road“ für „Born To Run“ komponierte, sollte die Platte eigentlich ein Konzeptalbum werden und von zwei verschiedenen Versionen des Songs eingerahmt werden – am Ende wurde er immerhin die große Exposition. Den Titel hatte Springsteen sich von einem düsteren Hillbilly-Film mit Robert Mitchum geliehen, den er bekanntlich nie gesehen hatte. Für viele ist das sein größter Song – gerade wegen einer so charmanten Zeile wie „You ain’t a beauty, but, hey, you’re alright“.
Erschienen auf: Born To Run 1975
85. Patsy Cline – Crazy
Patsy Cline war nicht sonderlich beeindruckt vom Demo eines 28-jährigen Songwriter-Neulings in Nashville. Als sie hörte, das Stück heiße „Crazy“, meinte sie nur: „Das trifft’s.“ Aber Produzent Owen Bradley schneiderte den Song mit einem üppigen Arrangement und den sanften Gospel-Backingvocals der Jordanaires auf Cline zu. Sie sang ihn mit verhaltener erotischer Glut, und so läutete „Crazy“ eine anspruchsvolle neue Country-Phase ein.
Erschienen auf: Single 1961
84. The Police – Every Breath You Take
Für ihren größten Hit beschränkten sich The Police auf das Nötigste — auch ein ausgefeilter Synthesizer-Part flog wieder heraus, weil er von der hypnotischen Bassline ablenkte. Sting räumte später ein, dass der Text – der zärtlich klingt, aber in Wahrheit sehr bitter ist – aus dem Handbuch der Rock-Klischees stammt. „,Every Breath You Take‘ ist ein archetypischer Song.“ Und allemal Stings feinste Stunde als Songschreiber.
Erschienen auf: Synchronicity 1983
83. The Beatles – Norwegian Wood (This Bird Has Flown)
Nachdem die Beatles aufgehört hatten, in Stadien aufzutreten, war genug Zeit, um im Studio neue Sounds zu erkunden. Zu den ersten Experimenten gehörte diese wehmütig-ironische Ballade — dank der Sitar eine Pioniertat. Es ist die Geschichte eines nächtlichen Stelldicheins, aufgeladen mit sexuellen Versprechungen — allerdings muss der irritierte Held am Ende in der Badewanne schlafen. Lennon sagte später, der Text verhülle eine reale Affäre.
Erschienen auf: Rubber Soul 1965
82. Fats Domino – Blueberry Hill
Gene Autry sang „Blueberry Hill“ 1940 als erster. Fats Domino orientierte sich allerdings dann eher an Louis Armstrongs Version von anno ’49, als er den Song bei einer Session aufnahm, bei der ihm das Material ausgegangen war. Produzent Dave Bartholomew hielt überhaupt nichts davon, aber er konnte sich nicht durchsetzen. Zum Glück. „Blueberry Hill“ wurde dann Dominos größter Hit und eroberte ihm endgültig ein breites Publikum. Wie sich Carl Perkins später einmal erinnerte: „In den weißen Honky-Tonks, in denen ich auftrat, schrien die Leute ständig nach ,Blueberry Hill‘. Und weiße Kids tanzten zu Fats Domino.“
Erschienen auf: Single 1956
81. Marvin Gaye – I Heard It Through The Grapevine
Motown-Producer Norman Whitfield war bekannt dafür, dass er ein und denselben Song oft mehrmals mit verschiedenen Interpreten aufnahm, mit immer neuen Arrangements. Was einige der Sänger nervte, aber bisweilen kamen Whitfield dabei große Ideen, so wie bei Marvin Gayes Version von
„Grapevine“ (mit dem Gladys Knight im Jahr zuvor einen Hit gelandet hatte). Whitfield und Co-Autor Barrett Strong wählten ein langsameres, mysteriöseres Tempo, und so ging der Song – den Gaye zuerst gar nicht aufnehmen wollte – für sieben Wochen auf Platz eins der US-Charts. Die bestverkaufte Motown-Single der 60er Jahre.
Erschienen auf: In The Groove 1968
80. The Kinks – You Really Got Me
Überzeugt, dass ihre ersten beiden Singles wegen des allzu cleanen Sounds gefloppt waren, gingen die Kinks im Sommer ’64 ins Studio, um diesen bewußt ungeschliffenen Kracher einzuspielen. Ray Davies hatte ihn am Klavier sei- ner Eltern geschrieben. Die ursprüngliche Ver-sion war der Band immer noch zu gelackt, al-so borgten sie sich 200 Pfund für einen weiteren Anlauf. Gitarrist Dave Davies schlitzte den Lautsprecher seines Amps mit einer Rasier-klinge auf. Einen Monat später war die Single auf Platz eins der UK-Charts.
Erschienen auf: Kinks 1964
79. The Byrds – Mr. Tambourine Man
Der einzige Byrd, der beim ersten Erfolg der Band bereits mitspielte, war der ohnehin ego-manische Roger McGuinn, dessen klingelnde 12-saitige Rickenbacker-Gitarre zum klassischen Folk-Sound wurde. Alles andere übernahmen L.A.-Studioprofis, darunter Schlagzeuger Hal Blaine und Bassist Larry Knechtel aus Phils Spectors sogenannter „Wrecking Crew“. Aber der Rest der Byrds holte schnell auf. Und als ein neugierig gewordener Bob Dylan die Band im „Ciros“, einem Club in L.A., spielen sah, hörte er einige seiner eigenen Songs in den üppigen, twangenden Elektro-Versionen der Byrds-Mannschaft — und, so heißt es wenigstens der Legende nach: Er erkannte sie nicht. Aber sie gefielen ihm.
Erschienen auf: Mr. Tambourine Man 1965
78. James Brown – I Got You (I Feel Good)
Im selben Jahr, in dem er bereits mit „Papa’s Got A Brand New Bag“ abräumte, gelang James Brown auch sein größter Pop-Hit. Es war die beschleunigte, hochgekochte neue Version von „I Found You“, einem Song, den Brown ein paar Jahre zuvor für Yvonne Fair geschrieben hatte, Sängerin in der James Brown Re-vue. Es half, dass er in dem Jahr auch in dem Teenie-Film „Ski Party“ (mit Frankie Ava-lon) auftrat. Leider wird der Song mit dem Urschrei „Uh, I feel good!“ unvermeidlich bei Partys, Mode- und Auto-Präsentationen sowie bei Fernsehshows und allem, was irgendwie mit Sport und Sex zu tun hat, eingespielt — dann aber umgehend wieder ausgeblendet. Bei James Brown müsste dann aber jedesmal aufs Neue die Kasse klingeln.
Erschienen auf: Single 1966
77. Elvis Presley – Mystery Train
„Mystery Train“ gehört zu Presleys packendsten Nummern, ein skelettierter Blues, der uralt klingt, tatsächlich aber erst zwei Jahre zuvor von Memphis-Bluesmann Junior Parker veröffentlicht worden war. Elvis kombinierte den Song mit dem Groove von Parkers Single-B-Seite „Love My Baby“, und Sun-Produzent Sam Phillips ließ ein kurzes Echo jeden Gitarrenton von Scotty Moore doppeln. Presley fügte auch eine letzte Strophe hinzu: „Train… took my baby/ But it never will again.“ Diese Worte und sein jubilierender Falsettkiekser am Ende verwandeln ein dunkles Gedicht über den Tod in einen Song über die Macht, ihn zu überwinden. Es wurde Elvis’ erste Country-Nummer-eins, sein Sun-Vertrag daraufhin für eine Rekordsumme an RCA verkauft.
Erschienen auf: Single 1955
76. The Beatles – Strawberry Fields Forever
Wandergitarren-Klampfer konnten diesen Beatles-Song nie zerstören, denn die Akkordfolge ist viel zu kompliziert. John Lennon selbst bezeichnete „Strawberry Fields Forever“ als seine größte kompositorische Leistung der 60er, und Bootlegger haben die lange Entstehungsgeschichte dokumentiert, vom müde flötenden Mellotron-Intro bis zur angehängten Instrumental-Coda mit dem berühmten „Cranberrysauce“-Murmeln, das als „I buried Paul“ missgehört wurde. Obwohl der Song ein so komplexes Gebilde ist, läßt er einen sofort in sein kleines Universum herein, in den Garten der vergangenen Jugendzeit, die Lennon oft im Heilsarmee-Heim „Strawberry Fields“ vertrödelte, in die Lethargie der Gegenwart, die mit Tee und Marihuana am offenen Fenster dahintröpfelt. Der erste Track, den die Beatles fürs „Sgt. Pepper“-Album aufnahmen, wo er nie ankam. Für die andere Single-Seite schrieb McCartney sein eigenes Kindheits-Lied „Penny Lane“.
Erschienen auf: Single 1967
75. Led Zeppelin – Whola Lotta Love
Nachdem Jimmy Page seine neue Band Led Zeppelin beisammen hatte, fanden die vier ihren Sound in langen Jam-Sessions, bei denen sie ihre Lieblings-Bluesstandards spielten und zu psychedelischen Orgien auswalzten. „Whole Lotta Love“ war Zeps Tribut an Chicago-Blues-Songwriter Willie Dixon – im Kern Dixons „You Need Love“, das Muddy Waters 1962 aufgenommen hatte. Wobei Robert Plant auch ein paar Zitate aus „Shake For Me“ und „Back Door Man“ einwarf, beide von Willie Dixon für Howlin‘ Wolf verfasst. Um die Urheberrechte kümmerten sie sich bei aller Verehrung nicht, bis Dixon sie 1985 verklagte.
Erschienen auf: Led Zeppelin II 1969
74. Eddie Cochran – Summertime Blues
Cochran war ein virtuoser Gitarrist mit kantiger Stimme. Sein Label hätte gerne einen säuselnden Teeniestar aus ihm gemacht, stattdessen setzte er mit einer Reihe von Rockabilly-Hits Maßstäbe, alle mit Jerry Capeheart geschrieben. Der sagte über die Entstehung des unsterblichen „Summertime Blues“: „Es gab natürlich schon jede Menge Sommerlieder – aber keinen darüber, was hart ist am Sommer.“ Aus dieser Idee und einem Gitarrenlick von Cochran bastelten sie den Song innerhalb von einer Dreiviertelstunde. Zwei Jahre später, im April ’60, starb Cochran mit nur 21 Jahren bei einem Autounfall auf dem Weg zum Londoner Flughafen. Seine Hitsingle zu der Zeit: „Three Steps To Heaven“. Gene Vincent wurde nur verletzt.
Erschienen auf: Something Else 1958
73. Stevie Wonder – Superstition
Wonder stellte diesen Funk-Attacke im Sommer 1972 bei seinen Auftritten im Vorprogramm der Stones vor. Er wollte sein Publikum über die Motown-Fans hinaus erweiteren. Der 22-jährige vormalige Kinderstar hatte „Superstition“ am Schlagzeug geschrieben — er summte die anderen Parts vor sich hin. Eigentlich war der Song für Jeff Beck gedacht, aber als der das Album, an dem er gerade verzweifelt arbeitete, nicht fertig bekam, wurde die erste Single aus Wonders „Talking Book“, dem ersten einer Reihe von glänzenden Alben in den Siebzigern, daraus — und zugleich Stevie Wonders erster Nummer-eins-Hit in den Vereinigten Staaten nach fast zehn Jahren.
Erschienen auf: Talking Book 1972
72. The Beach Boys – California Girls
Als Wilson das erste Mal Acid genommen hatte, setzte er sich ans Klavier und spielte die düsteren, berückenden ersten Takte von „California Girls“. Es sei ein wegweisender Augenblick gewesen, sagte er später, der ihn zu einem komplexeren, emotionaleren Songwriting gebracht habe. Den Text schrieb Mike Love, allerdings angeregt von Wilson Aussage „everybody loves girls“. Und trotz der thematischen Teenager-Fantasie ist der Gesang markiger als bei früheren Beach Boys-Hits, mit aggressiven Lead-Vocals. „Ich brachte Mike bei, mit mehr attitude zu singen“, so Wilson.
Erschienen auf: Single 1965
71. James Brown – Papa’s Got A Brand New Bag
Mitte 1965 focht James Brown einen Vertragsstreit mit King Records aus, aber als er erfuhr, dass die Firma praktisch pleite war, warf er ihr einen Knochen hin: einen Song, den er ein paar Monate zuvor aufgenommen hatte („This is a hit!“ rief er, als das Band lief). „Papa’s Got A Brand New Bag“ war vielleicht die erste Funk-Platte, angetrieben mindestens so sehr von den Lücken zwischen den Beats wie von Browns bellender Stimme und Gitarrist Jimmy Nolans kratzigen Akkorden. In einem genialen Moment kappte Brown bei der Post-produktion das Intro und ließ das Band einfach ein wenig schneller laufen.
Erschienen auf: Single 1965
70. Dionne Warwick – Walk On By
Die trübsinnige R&B-Ballade mit Bossanova-Beat war eigentlich nur die
B-Seite von „Any Old Time Of The Day“. Aber der New Yorker Radio-DJ Murray The K hielt mehr von dem typisch eleganten Burt-Bacharach-Stück und ließ seine Hörer zwischen A- und B-Seite abstimmen. Die siegreiche Ballade erklomm die Charts inmitten ausgelassenster Beatlemania — ein stark kontrastierender Hintergrund zur stillen Beharrlichkeit von „Walk On By“. „Ich habe die Männer damals selten gekriegt“, sagte Dionne Warwick zum Wahrheitsgehalt.
Erschienen auf: Single 1964
69. Roy Orbison – Cryin’
Laut Orbison entstand „Cryin’“ nach einem Treffen mit einer Verflossenen – „und ob ich nur innerlich geweint habe oder tatsächlich, ist dasselbe“. Womit er natürlich recht hat: Ins Herz trifft das Lied auf jeden Fall. Seine fast opernhafte Performance steigert sich zu einem hohen Ton, den zu treffen er bis zuletzt immer imstande war. Da blieb auch die Bewunderung von großen Kollegen nicht aus. „Er klang so, als würde er von einem olympischen Berggipfel herab singen“, schrieb Bob Dylan kürzlich in seinen „Chronicles“. „Er sang seine Kompositionen jetzt über drei oder vier Oktaven, bei denen man über eine Klippe fahren wollte. Er sang wie ein Profiverbrecher.“ Freilich wie einer mit einem großen, wunden Herzen.
Erschienen auf: Single 1961
68. Bob Dylan – Tangled Up In Blue
Als Bob Dylan „Tangled Up In Blue“ 1978 bei einem Konzert spielte, sagte er vorher, der Song hätte „ten years to live and two years to write“ gebraucht. Er gehört bis heute zu denen, die Dylan am häufigsten spielt. „Tangled“ schrieb er, als seine erste Ehe zerbrach. Dylan adaptiert Einflüsse von klassischen Countrysängern wie Hank Williams und Lefty Frizzell, erzählt die Geschichte eines schlingernden Herzens, das durch die 60er und 70er hindurchreist. Aber er hat den Song im Lauf der Jahre immer wieder radikal geändert und umgebaut: Auf dem „Real Live“-Album von 1984 spielt er mit den Akkorden und dem Text und erzählt eine völlig neue Geschichte.
Erschienen auf: Blood On The Tracks 1975
67. Elvis Presley – Jailhouse Rock
Das Songwriting-Duo Leiber und Stoller hatte schon einige Hits für Presley geliefert, ihr Song für seinen dritten Film war allerdings reichlich albern, die Art ironischer Unsinn, wie sie ihn auch für die Coasters schrieben. Und was tat der King? Sang „Jailhouse Rock“ wie einen straighten Rock-&-Roll-Song und übersah die Gags im Text (Häftling Nr. 47 zu Nr. 3: „You’re the cutest jailbird I ever did see…“). Genial.
Erschienen auf: Jailhouse Rock 1957
66. Bob Marley and the Wailers – Redemption Song
Marley hatte bereits eine Version dieser großen Freiheitshymne aufgenommen, da schlug Island-Records-Chef Chris Blackwell vor, er solle mal ausprobieren, den Song ganz einfach als akustisches Folkstück zu singen. In Marleys Text, inspiriert von den Schriften Marcus Garveys, ist Musik ein Gegengift zu mentaler und körperlicher Sklaverei. „Ich möchte unbedingt mehr in dieser Richtung machen“, sagte Bob Marley nur ein paar Monate vor seinem Tod am 11. Mai 1981. Vielleicht hätte das Lied eine ganz neue musikalische Richtung für ihn eingeleitet – stattdessen wurde es, das letzte Stück auf seinem letzten Album, zu seinem Epitaph und Vermächtnis: „Won’t you help to sing these songs of freedom?“
Erschienen auf: Uprising 1980
65. Cream – Sunshine Of Your Love
Bassist Jack Bruce und Textdichter Pete Brown heckten „Sunshine Of Your Love“ ganz am Ende einer sehr langen nächtlichen Session aus, daher die erste Zeile: „It’s getting near dawn/ When lights close their tired eyes.“ Das fantastische Riff basierte auf einem Bass-Ostinato von Bruce (der angeblich von einem Jimi-Hendrix-Konzert inspiriert worden war); Eric Clapton steuerte den Refrain-Hook bei. Bruce wusste gleich, dass der Song gut laufen würde: „Sowohl Booker T. Jones als auch Otis Redding hörten den Song bei Atlantic, und beide meinten, das würde ein Smash.“ Bei solchen Vorschusslorbeeren konnte nichts mehr schiefgehen.
Erschienen auf: Disraeli Gears 1968
64. The Beatles – She Loves You
Wie „Help!“ begannen sie auch diesen Song auf Anraten George Martins gleich mit dem Refrain. Die punktgenauen zweiten Stimmen sang George Harrison; Martin fand sie zwar kitschig, aber die Band überstimmte ihn glücklicherweise. Als McCartneys Vater „She Loves You“ zum ersten Mal hörte, musste er leider Kritik üben: „Junge, es wimmelt doch sowieso schon überall von Amerikanismen – könntest du nicht einfach mal ,Yes, yes, yes‘ singen?“ McCartney verteidigte seine Entscheidung: „Du verstehst das nicht, Dad. Das würde nicht funktionieren.“
Erschienen auf: Single 1963
63. Buffalo Springfield – For What It’s Worth
Als die Polizei brutal gegen protestierende Teenager auf L.A.s Sunset Strip vorging, läutete Neil Youngs Gitarre wie die Glocke einer Begräbniskapelle – der summer of love war vorbei, kaum dass er begonnen hatte. „Es war ein Zeichen für das, was noch kommen sollte“, sagte Stephen Stills rückblickend.
Erschienen auf: Buffalo Springfield 1967
62. Bo Diddley – Bo Diddley
Die erste Single von Bo Diddley ging auf Platz eins der R&B-Charts und machte gleichzeitig einen Rhythmus unsterblich, der immer wieder auftauchen sollte, in Buddy Hollys „Not Fade Away“ wie später in „How Soon Is Now“ von den Smiths. Diddley hatte als Kind Geige gelernt und sich seine eigenen Violinen und Gitarren gebaut. Seine Songs waren nur scheinbar schlicht – wie sich der Groove aus Bass, Drums und Tremolo-Gitarre zusammenfügt, ist meisterlich. Das Geheimnis: „I play the guitar as if I’m playing the drums. I play drum licks on the guitar.“ Aber man kann einen Rhythmus nun mal nicht patentieren. Leider: Diddley, der mit bürgerlichem Namen Ellas McDaniel hieß, verdiente nie an seiner größten Innovation. Zumindest kein Geld, nur Anerkennung.
Erschienen auf: Single 1955
61. Jerry Lee Lewis – Whole Lotta Shakin’ Goin On
Als Jerry Lee Lewis sich entschloß, diesen Song aufzunehmen, der ihm seinen großen Durchbruch bescheren würde, da war der Song schon viermal ohne jeden Erfolg veröffentlicht worden. Lewis füllte ihn mit wildgewordenem Klavier und anzüglichen Kommandos („All you got to do honey, is kinda stand in one spot/ Wiggle around just a little bit“). Aber was den Song erst richtig zünden ließ, war die Entscheidung von Produzent Cowboy Jack Clement, die Session auf die Bühne zu verlegen und einen von Lewis‘ manisch-energetischen Auftritten (bei Steve Allens TV-Show) mitzuschneiden: „Ich ließ einfach das Band laufen und mixte gleich während der Aufnahme.“ Die Single verkaufte sich mehr als sechs Millionen mal.
Erschienen auf: Great Balls Of Fire 1957
60. Al Green – Let’s Stay Together
Willie Mitchell gab Al Green den instrumentalen Roughmix eines Songs, den er zusammen mit Schlagzeuger Al Jackson geschrieben hatte. Green setzte sich hin und schrieb in fünf Minuten einen Text dazu. Bloß singen wollte er ihn nicht – Mitchell musste ihn zwei Tage lang bearbeiten, bis er sich dazu breitschlagen ließ. Die Aufnahme war an einem Freitagabend im Herbst 1971 fertig, am Montag ließ Mitchell die Single pressen. Und am Donnerstag erfuhr Green, daß er auf Platz acht in die Charts eingestiegen war. Zwei Wochen später war „Let’s Stay Together“ schon auf Platz eins der R&B-Charts, und im Februar 1972 hatte Green seine erste und einzige Pop-Nummer-eins. Das Umdenken hatte sich dann doch gelohnt.
Erschienen auf: Let’s Stay Together 1971
59. Bob Dylan – The Times They Are A-Changing
„Ich wollte einen großen Song schreiben, eine Art Themensong, mit kurzen, punktgenauen Strophen, die sich auf eine hypnotische Art aufbauen“, sagte Dylan. „Das war ein Song mit einer klaren Absicht.“ Inspiriert von schottischen und irischen Folkballaden und keine zwei Monate nach der Ermordung von John F. Kennedy veröffentlicht, wurde er sofort zur Hymne – und von allen möglichen Interpreten gecovert, von den Byrds bis Cher. Dylan: „Ich wußte genau, was ich sagen wollte, und zu wem.“
Erschienen auf: The Times They Are A-Changin‘ 1964
58. Michael Jackson – Billie Jean
Geschmeidig, paranoid, in aller Ohren: die Single, die Michael Jackson zum größten Star seit Elvis machte und sieben Wochen auf Platz eins der US-Charts blieb. Im Text wird eine Vaterschaft abgestritten. Jackson bastelte den süchtig machenden Groove zu Hause auf dem Drumcomputer und bekam den grandiosen Gesang tatsächlich in einem Take hin. „Ich wusste gleich, dass das ein großer Hit wird, schon als ich den Song schrieb“, sagte er. „Weil ich so total vertieft dabei war.“ Wie vertieft? Er dachte unterwegs in seinem Rolls Royce auf dem Ventura Boulevard in Kalifornien über „Billie Jean“ nach – und merkte gar nicht, dass sein Wagen brannte.
Erschienen auf: Thriller 1983
57. Procol Harum – Whiter Shade Of Pale
Eine dunkle Hymne, („We skipped the light fandango…“), getragen von der langgezogenen Melodie aus Johann Sebastians „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur. Nichts im Radio klang 1967 vergleichbar. Es war auch der einzige Song, den Procol Harum in der Urbesetzung aufnahmen (die 1963 als R&B-Band The Paramounts angefangen hatte). „Whiter Shade Of Pale“ wurde ein Welthit, verkaufte sich mehr als sechs Millionen mal, fand schnell seinen Platz bei vielen Eheschließungen und trat einen kleinen Klassikrock-Boom los.
Erschienen auf: Procul Harum 1967
56. The Sex Pistols – Anarchy In The U.K.
So klingt der Beginn einer Revolution: eine Explosion von Punkgitarrenlärm und dazu Johnny Rottens fieses Gelächter. Die Sex Pistols wollten ein nationaler Skandal werden, und es gelang ihnen schon mit ihrer ersten Single. Jones ließ seine Gitarre klingen wie eine Kneipenklopperei; Rotten fauchte, spuckte, höhnte und beendete den Song, indem er die Fans aufwiegelte: „Get pissed! Destroy!“ Das Label der Pistols zog die Single zurück und feuerte die Band, aber das machte sie natürich nur noch berüchtigter – und berühmter.
Erschienen auf: Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols 1977
55. Little Richard – Long Tall Sally
„Long Tall Sally“ war die Hälfte eines doppelseitigen Hits (der andere Song war „Slippin‘ And Slidin’ (Peepin‘ And Hidin‘)“) – und nahm gezielt Popsänger Pat Boone ins Visier: „Die weißen Radiosender wollten Richards Version von ,Tutti Frutti‘ nicht einsetzen und machten stattdessen Boones Coverversion zum Nummer-eins-Hit“, erinnerte sich Robert Blackwell. „Also dachten wir uns: ,Jetzt steigern wir das Tempo mal ein bisschen‘, und machten den Text so schnell, dass Boone sich sicher verhaspeln würde.“ „Long Tall Sally“ wurde Little Richards größter Hit. Allerdings ließ sich Boone nicht beirren. Er nahm den Song auch auf und kam damit bis auf Platz acht.
Erschienen auf: The Georgia Peach 1956
54. The Kingsman – Louie Louie
Diese Coverversion eines R&B-Songs von Richard Berry – unbarmherzige Gitarren, kaum verständliches Geschrei, Produktionskosten von 52 Dollar – brachte The Kingsmen 1963 auf Platz zwei der Charts. Was vor allem am angeblich pornographischen Text lag, der sogar das FBI auf den Plan rief, das die Platte in verschiedenen Geschwindigkeiten auf geheime Botschaften hin checkte. Dass der Text so schlecht zu verstehen war, war aber keine Absicht: Das Quintett aus Portland, Oregon drängelte sich bei den Studio-Aufnahmen um ein einziges Mikrophon. „Ich brüllte zu einem weit entfernten Mikro rüber“, erinnert sich Sänger Jack Ely. „Ich denke, der ganze Skandal war einfach nur ein großer Hype der Plattenfirma.“
Erschienen auf: Single 1963
53. Percy Sledge – When A Man Loves A Woman
Mitte der 60er Jahre tourte Percy Sledge noch mit einer R&B-Combo namens The Esquires durch die Südstaaten und arbeitete nebenbei als Krankenpfleger. Bei einem Auftritt in Alabama hörte ihn Produzent Quin Ivy im „Elks Club“ dann stimmgewaltig eine flehentliche Ballade singen. Ivy ließ den Text umschreiben, und Sledge verließ die Esquires, um seine erste Solosingle aufzunehmen: „When A Man Loves A Woman“. Als das Mastertape schließlich beim Atlantic-Label ankam, sagte Jerry Wexler zu seinem Partner Ahmet Ertegun: „Unsere Abrechnungen für den Sommer hätten wir schon mal im Sack.“ Er sollte Recht behalten, die Nummer wurde ein Hit, und Sledge musste fortan keinen Klinik-Dienst mehr schieben.
Erschienen auf: When A Man Loves… 1966
52. Prince – When Does Cry
Der Film „Purple Rain“ war fertig, der dazugehörige Soundtrack auch. Aber Prince konnte einfach nicht aufhören, Musik zu machen. Und packte in letzter Minute noch einen nagelneuen Song auf das Album. „When Doves Cry“ ist selbst nach Prince-Maßstäben exzentrisch: Nachdem er den Song im Studio aufgenommen hatte, beschloß er, im endgültigen Mix die Bassspur zu löschen. Laut dem Toningenieur sagte der Meister einfach: „Niemand sonst hätte die Eier, das zu machen. Warte nur – die werden ausrasten.“ Er behielt natürlich Recht. Prince zwängte den Song noch in seinen Film mit hinein, indem er den größten Teil von „Computer Blue“ strich. Und die avantgardistischste Single von 1984 wurde zum größten Hit des Jahres.
Erschienen auf: Purple Rain 1984
51. Grandmaster Flash and the Furious Five – The Message
„The Message“ war der HipHop-Durchbruch – der Track holte das Genre aus der Party-Ecke auf die Straße, zum Ghettoblues. Am Anfang stand ein Gedicht des Schullehrers Duke Bootee. Sylvia Robinson, Labelchefin von Sugar Hill, beschloß, mit Melle Mel von den Furious Five eine Rapsingle daraus zu machen. Flash sagte ’97: „Ich fand es furchtbar, dass es als Grandmaster Flash And The Furious Five vermarktet wurde. Auf der Aufnahme sind nur Mel und Duke Bootee.“ Der Song war jedenfalls sofort eine Sensation bei New Yorks Hip-Hop-Sendern.
Erschienen auf: Single 1982
50. Smokey Robinson and the Miracles – The Tracks Of My Tears
Wenn Smokey Robinson und die Miracles „The Tracks Of My Tears“ sangen, heißt es, brachen Zuhörer oft tatsächlich in Tränen aus. „Etwas hatte der Song, was die Leute liebten“, sagte Pete Moore von den Miracles, „was wirklich ihre tiefsten Gefühle berührte.“ Zu den Aufgewühlten gehörte auch Pete Townshend, der davon fasziniert war, wie Robinson das Wort substitute sang („Although she may be cute/ She’s just a substitute“) – und „beschloß, dem Wort einen Song zu widmen“ – den Who-Hit „Substitute“. Selbst der ewig anspruchsvolle Motown-Chef Berry Gordy bezeichnete „Tracks“ als „Meisterstück“.
Erschienen auf: Going To A Go-Go 1965
49. The Eagles – Hotel California
„Hotel California“ handle von Heroinsucht, wurde gemunkelt. Oder von dem Haus in San Francisco, in dem der Teufel angebetet wurde. Aber Don Henley hatte Prosaischeres im Sinn: „Wir waren alle Mittelschicht-Kids aus dem Mittleren Westen“, sagte er. „,Hotel California‘ war unsere Interpretation vom High Life in Los Angeles.“ (Was Heroin oder Satan ja nicht unbedingt ausschließt.) Bei den Aufnahmen wurde es problematisch, als die Band in Miami Don Felders Twelve-String-Intro und das zweistimmige Gitarrensolo fürs Finale nicht mehr hinkriegte. Panisch rief Felder schließlich seine Haushälterin in Los Angeles an und ließ sie die Kassetten in seinem Heimstudio durchwühlen. Sie musste ihm das Demo dann übers Telefon vorspielen.
Erschienen auf: Hotel California 1970
48. Simon and Garfunkel – Bridge Over Troubled Water
Als Paul Simon 1970 diese Freundschaftshymne schrieb, war seine Partnerschaft mit Art Garfunkel schon reichlich strapaziert. Das Duo stritt sogar darüber, ob Garfunkel der geeignete Sänger war. „Er fand, ich hätte es singen sollen“, sagte Simon 1972. „Und ich denke oft, das wäre auch besser gewesen.“ Die dritte Strophe („Sail on silvergirl/ Sail on by/ Your time has come to shine/ All your dreams are on their way…“) war Garfunkels Idee. Simon schrieb sie zwar selbst, konnte sie aber nie leiden – und ließ das seinen Kollegen auch immer wieder gerne wissen. Englischstudenten fragten sich indes, ob die berühmte Zeile „Like a bridge over troubled water/ I will lay me down“ grammatikalisch tatsächlich korrekt ist.
Erschienen auf: Bridge Over Troubled Water 1970
47. Jimi Hendrix – All Along The Watchtower
„All Along The Watch-tower“ war gerade erst auf Bob Dylans Album „John Wesley Harding“ veröffentlicht worden, als Jimi Hendrix am 21. Ja-nuar 1968 im Electric Ladyland Studio in New York damit herumzuspielen begann. Er verwendete die Zeile „And the wind began to howl“ als Sprungbrett und kon- struierte ein tumultöses vierstimmiges Solo, das Dylans konzise Prophe-zeiung in einen elektrischen Hurrikan verwandelte. Dylan zog den Hut: Seine eigenen späteren „Watchtower“-Ver-sionen orientierten sich oft an Hendrix‘ Fassung.
Erschienen auf: Electric Ladyland 1968
46. David Bowie – Heroes
Nach einer heftigen Ko- kain-Phase in Los An-geles war Bowie auf Ent- zug in Berlin, wo er einmal ein Liebespaar beim Rendezvous an der Ber-liner Mauer beobachtete. Bowie: „Ich dachte: ,Warum treffen die sich ausgerechnet auf einer Bank unter einem Wach- turm an der Mauer?‘“ Er malte sich die Ge-schichte der beiden aus – und heraus kam ein Sechsminuten-Epos, getragen von Brian Enos Synthesizer und Robert Fripps Gitarre. Nicht zu vergessen Bowies stellen- weise fast hysterischer Klagegesang über ein unglückliches Paar, das die Erlösung zusammen erlebt – just for one day. Erschienen auf: Heroes 1977
45. Elvis Presley – Heartbreak Hotel
Als die RCA den jungen Wilden Elvis Presley unter Vertrag nahm, versprach sie sich Songs in der Machart der frühen Rockabilly-Hits für Sun Records. Aber stattdessen nahm Elvis für seine erste RCA-Single diesen düsteren Schleicher auf, dessen Text der Steel-Gitarrist Tommy Durden aus Nashville geschrieben hatte, nachdem er einen Zeitungsartikel über einen Selbstmörder gelesen hatte: „I walk a lonely street“, lautete dessen Abschiedsbrief. Die Musik kam von Mae Boran Axton, aber Manager Tom Parker konnte einen Songwriting-Credit für Presley aushandeln. Sun-Gründer Sam Phillips nannte das Lied „morbiden Mist“ – aber es wurde Presleys erster Nummer-eins-Hit und die erste Goldene Schallplatte für ihn. Nicht zuletzt dank Scotty Moores schneidender Gitarre sowie der pochenden Basslinie von Bill Black.
Erschienen auf: Single 1956
44. Ray Charles – Georgia On My Mind
Dem Chauffeur sei Dank: Sein Fahrer hatte Ray Charles „Georgia On My Mind“ im Auto singen hören und schlug ihm vor, den Song mit auf das Album zu nehmen, an dem er gerade arbeitete: lauter Lieder mit Ortsnamen im Titel. Nachdem die Aufnahme fertig war, fand Charles allerdings, sie hätte in vielerlei Hinsicht besser werden können. Er ging dann auf Tournee, als die Single gerade auf ihrem Weg in die Charts war, und sang „Georgia On My Mind“ in Chicago bei seinem ersten Auftritt in Hugh Hefners TV-Show „Playboy Pent-house“ – eine famose Version. David „Fathead“ Newman spielte die Geigenparts auf der Flöte.
Erschienen auf: Single 1960
43. Little Richard – Tutti-Frutti
„Ich hatte ,Tutti Frutti‘ schon jahrelang gesungen“, sagte Little Richard, „aber für mich war das irgendwie nie ein Song, den man aufnimmt.“ Eine junge Songschreiberin namens Dorothy LaBostrie hatte Produzent Robert Blackwell ewig um Arbeit angebettelt, also beauftragte er sie, Richards anstößige Lyrics zu säubern. „Und 15 Minuten vor Ende der Studiozeit legt sie mir diesen banalen kleinen Text vor“, erinnerte sich Blackwell. Little Richard selbst entfernte den Fluch aus „Awop-bop-a-loo-mop, a-good-god- damn“ und verpasste LaBostries holprigen Versen schließlich doch noch eine Ladung sexuelles Dynamit.
Erschienen auf: The Georgia Peach 1955
42. The Kinks – Waterloo Sunset
Einer der paradigmatischen London-Popsongs, der am Anfang seiner Entstehungsgeschichte lustigerweise von Liverpool handelte. Ray Davies, der sich dem Publikum kurz davor schon mit „Dedicated Follower Of Fashion“ und „Dead End Street“ als spitzer Gesellschaftskommentator vorgestellt hatte, wollte ursprünglich eine Satire über den Niedergang des Mersey-Beat schreiben, aber nach der Veröffentlichung der Beatles-Single „Penny Lane“ verwarf er den Plan und schuf stattdessen eines seiner romantischsten Lieder überhaupt.
„,Waterloo Sunset‘ handelt von den wundervollen Moment am Anfang einer Beziehung, wenn es sich anfühlt, als ob alle Möglichkeiten offenstehen“, hat Davies erklärt. „Die zwei denken noch nicht an die Probleme, die es geben könnte.“
Oft wurde vermutet, er habe mit Terry und Julie das damalige Schauspielerpärchen Terence Stamp und Julie Christie gemeint, doch Davies’ wahres Vorbild waren seine Frau Rasa und er, die oft an der South Bank spazierengingen, als sie sich kennenlernten. Also auch hier: eine Jugenderinnerung.
Erschienen auf: Something Else By The Kinks 1967
41. The Band – The Weight
Robbie Robertsons Truppe war vor allem als Dylans Tourband bekannt, als sie sich in ein rosa Haus in Woodstock zurückzog, um ihr Debüt „Music From Big Pink“ aufzunehmen. Kernstück wurde „The Weight“, eine schräge Fabel über Schuld und Bürde. Robertson sagte, Luis Buñuels Filme hätten ihn inspiriert, aber Figuren wie Crazy Chester könnten auch einem alten Folksong entsprungen sein. Die Zeile „pulled into Nazareth“ bezieht sich übrigens ganz unbiblisch auf den Ort in Pennsylvania, wo die Martin-Gitarrenfabrik steht.
Erschienen auf: Music From The Big Pink 1968
40. Martha and the Vandellas – Dancing In The Street
Mickey Stevenson, der Martha Reeves zunächst als seine Sekretärin eingestellt hatte, bot ihrer Band diesen Song an, nachdem ihn Motown-Sängerin (und zukünftige Mrs. Stevenson) Kim West abgelehnt hatte. Das Trio willigte ein – unter der Bedingung, dass die Autoren im Backgroundchor mitsangen. „Als Martha einstieg und den Song übernahm, waren alle Diskussionen beendet“, sagte Stevenson. Zu einem extrem knalligen Backbeat erfindet sie die Welt neu – als eine einzige große Straßenparty. Etliche Jahre später mußten auch David Bowie und Mick Jagger zu der Melodie in bunten Klamotten auf dem Asphalt herumhüpfen.
Erschienen auf: Single 1964
39. Buddy Holly and the Crickets – That’ll Be The Day
Aufgenommen im Februar 1957 in Clovis, New Mexico, bezog der Song seinen Titel von einer wiederkehrenden Dialogzeile im John-Wayne-Film „The Searchers“. „Wir nahmen ,That’ll Be The Day‘ nur als Demo auf – die in New York sollten sagen, ob ihnen der Sound der Band gefiel. Das war keine Masterversion“, erinnerte sich Crickets-Schlagzeuger Jerry Allison. „Also gingen wir rein, bauten auf und spielten den Song einmal kurz durch.“ Nachdem Decca den Song im Jahr zuvor abgelehnt hatte, griff das Label Coral/Brunswick sofort zu – und freute sich bald über eine Nummer eins. Worauf Decca die frühere Version doch noch veröffentlichte.
Erschienen auf: Single 1957
38. The Rolling Stones – Gimme Shelter
Keith Richards‘ Intro, auf einer halbakustischen Gitarre gespielt und nach einem alten Chuck-Berry-Hit modelliert, erzeugt eine Aura des Unheils, wie es sie im Stones-Kanon kein zweites Mal gibt. In den apokalyptischen Chorus fällt Sängerin Merry Clayton ein: „War, children, it’s just a shot away.“ Der Song wurde stets in engem Zusammenhang mit dem Mord in Altamont gesehen.
Erschienen auf: Let It Bleed 1969
37. Bob Marley and the Wailers – No Woman No Cry
Allen politisch engagierten Songs zum Trotz, die Marley gemacht hat, ist dieses melancholisch bekiffte Stück seine signature tune: Mit dem „government yard in Trenchtown“, von dem er singt, war der Sozialwohnblock gemeint, in dem er Ende der 50er in Kingston lebte. Der im Text erwähnte Georgie war tatsächlich immer der, der das Feuer machte (und später im Bob Marley Museum wohnen durfte). Angeblich war „No Woman No Cry“ als Versöhnungs-lied für Marleys Frau Rita gedacht, nachdem sie von einer Affäre ihres Mannes erfahren hatte – jedenfalls gab Marley seinen alten Freund Vincent Ford als Mitkomponisten an, damit der die Tantiemen in seine Suppenküche in Kingston investieren konnte. Doch erst die fantastische Live-Version aus dem Londoner Lyceum machte den Song bekannt und ließ die Suppe fließen.
Erschienen auf: Natty Dread 1975
36. U2 – One
„Achtung Baby“ war die Platte auf der U2 nach einem Jahrzehnt gewichtiger Ernsthaftigkeit die Ironie entdeckten – aber der neue Ansatz brachte ihre bewegendste Single überhaupt. „One“ war der Ableger eines anderen Songs, „Mysterious Ways“, für den The Edge zwei verschiedene Mittelteile komponiert hatte. Einer davon gefiel Bono so gut, dass er einen neuen Text dazu schrieb. Was wie ein Liebeslied klingt, steckt bei genauerer Betrachtung voller Zwiespalt und Schmerz. „Mir haben schon oft Leute erzählt, sie hätten den Song bei ihrer Hochzeit gespielt“, sagt The Edge. „Da denke ich mir dann: Habt ihr mal auf den Text gehört? Der Song passt zu so was gar nicht.“ Legendär ist auch Johnny Cashs Cover.
Erschienen auf: Achtung Baby 1991
35. The Doors – Light My Fire
Robby Kriegers erster Songwriting-Versuch überhaupt, mit ein paar zusätzlichen Text-zeilen von Jim Morri-son und Arrangement-Ideen vom Rest der Band. „Es war, als hätte ich alles in meinem Kopf bis zu diesem Moment aufgespart und dann die Chance gekriegt, alles auf einmal rauszulassen“, sagte Krieger im ROLLING STONE. Der Song machte die Doors über Nacht berühmt – laut Krieger durchaus gemäß Morrisons Plan: „Jim stellte sich die Band immer als Rakete vor, die rasant aufsteigt und Riesenerfolg hat.“ „Light My Fire“ war in der Albumversion sieben Minuten lang; für die Single wurde sie um die Soli gekürzt.
Erschienen auf: The Doors 1967
34. The Righteous Brothers – You’ve Lost That Lovin’ Feeling
Spector dirigierte gerade die Musiker bei einer Ronettes-Show in San Francisco, als er beschloss, die Righteous Brothers, die auch bei dem Konzert aufgetreten waren, unter Vertrag zu nehmen. Er bat Barry Mann und Cynthia Weil um einen Hit für die zwei. Schon Bill Medleys unglaublich tief gesungenes Intro ließ aufhorchen. „Als Phil mir das am Telefon vorspielte“, erinnerte sich Mann, „sagte ich zu ihm: ,Phil, du hast die falsche Geschwindigkeit eingestellt.‘“ Auch Medleys Partner Bobby Hatfield war äußerst verdutzt, als er das Einstiegssolo hörte. „Was soll ich denn in der Zeit machen?“, fragte er seinen Produzenten irritiert. Spectors Antwort: „Du kannst direkt zur Bank gehen.“
Erschienen auf: You’ve Lost That Lovin’ Feeling 1964
33. Ike and Tina Turner .- River Depp by Mountain High
Phil Spector sah die „Ike & Tina Turner Revue“ in einem Club in Hollywood zu einer Zeit, als die große Plattenkarriere des Ehepaars nach ein paar R&B-Hits Anfang der 60er eingeschlafen war. „River Deep“ sollte das ändern, ein Song, von dem Spector sich Großes versprach – und von dem er wollte, dass Tina ihn sang. Ike stand mit auf dem Etikett, wirkte an der Aufnahme aber nicht mit und wurde nicht einmal zu Besuch ins Studio gelassen. „Ich glaube, ich hab das mindestens 500 000 mal gesungen“, sagte Tina später.. „Ich war völlig durchgeschwitzt. Ich musste meine Bluse ausziehen und sang im BH.“ In Amerika kam die Single trotzdem nur bis Platz 88.
Erschienen auf: River Deep – Mountain High 1966
32. The Rolling Stones – Sympathy For The Devil
Die Idee zu diesem Abstecher der Stones in die Hölle kam aus dem Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakov, in dem Satan das Moskau der 30er Jahre heimsucht. Sie schenkten dem Teufel einen ihrer besten Grooves, getragen von Rocky Dijons Congas und Bill Wymans Maracas. „Schon davor, als wir noch ganz unschuldige Kids waren, hieß es in den Medien: Die sind böse, die sind böse“, sagte Keith Richards. „Tja, und dann fängt man halt an, über das Böse nachzudenken. In jedem steckt ein Luzifer.“ Der Songs brachte den Stones mysteriöses Pech: Als Jean-Luc Godard die Sessions filmte, setzte ein Scheinwerfer das Studio in Brand. Und obwohl der Altamont-Mord nicht bei „Sympathy“ geschah, warf man ihnen vor, das Böse herausgefordert zu haben.
Erschienen auf: Beggars Banquet 1968
31. Led Zeppeloin – Stairway To Heaven
Der zentrale Song auf „Led Zeppelin IV“, Mutter und Maßstab aller Breitwandhymnen. Was geradezu elisabethanisch anhebt – Flöte: John Paul Jones, gedrechselte Lyrics: Robert Plant („If there’s a bustle in your hedgerow/ Don’t be alarmed now/ It’s just a spring clean for the May Queen“…) – morpht später in ein Solo von Jimmy Page, das wahrlich die Himmelsleiter erklimmt. Und dann die Pforte stürmt. Page befand dann auch, der Song „kristallisiert die Essenz der Band. Es war alles da, und man hört die Band in Hochform, eben als richtige Band, als Einheit. Es war schon ein Meilenstein für uns. Jeder Musiker möchte in seinem Leben doch etwas von bleibender Qualität schaffen, etwas, das Bestand hat. Ich schätze, mit ,Stairway To Heaven‘ ist uns das gelungen.“
Erschienen auf: Led Zeppelin IV 1971
30. Johnny Cash – I Walk The Line
Johnny Cash begann die Arbeit an „I Walk The Line“, während er bei der amerikanischen Air Force in Deutschland stationiert war – viele Jahre bevor er ein Studio betreten würde. Nach seinem großen Erfolg mit „Folsom Prison Blues“ erinnerte er sich dann an den alten Song, nur um festzustellen, dass das Band, das er aufgenommen hatte, unbrauchbar war. Aber Cash gefiel der ramponierte Klang und fügte einen klickernden Rhythmus hinzu, indem er ein Stück Wachspapier durch seine Gitarrensaiten flocht. „Es war anders als alles, was man kannte“, schwärmte Bob Dylan im ROLLING STONE. „Eine Stimme, die aus dem Mittelpunkt der Erde zu kommen schien.“
Erschienen auf: Johnny Cash With His Hot And Blue Guitar 1957
29. The Beatles – Help!
„Viele Leute denken, das sei einfach ein rasanter Rock’n’Roll-Song“, sagte Lennon über „Help!“. „Aber insgeheim rief ich da um Hilfe. Mir war das selber gar nicht klar – ich schrieb den Song nur, weil ich ihn für den Film liefern musste.“ Von der Beatlemania überwältigt, aß Lennon „wie ein Schwein“, trank zu viel Alkohol, „rauchte Marihuana zum Frühstück“ – er hat das auch seine „Fetter-Elvis-Phase“ genannt. Mit 24 schien er schon um die verlorene Jugend zu trauern, aber ob der Adressat des Liedes (das überraschend der Filmtitel wurde) ein Mensch oder ein Betäubungsmittel sein soll, ist unklar. „Ich mag die Aufnahme nicht besonders“, verriet er später. „Wir haben es zu schnell gespielt, weil es unbedingt kommerziell werden sollte.“
Erschienen auf: Help! 1965
28. The Beatles – A Day In the Life
„A Day In The Life“ ist eine der letzten echten Teamarbeiten von John Lennon und Paul Mc-Cartney: Lennon schrieb den Anfangs- und den Endteil, und McCartney steuerte die „Woke up/ fell out of bed“-Mittelsektion bei. Für den Höhepunkt engagierten sie 40 Orchestermusiker, steckten sie in Fräcke, setzten ihnen komische Hüte auf und gaben ihnen eine einfache Anweisung: Ihr habt 15 Takte Zeit, um auf eurem Instrument von der tiefsten zur höchsten Note hinaufzuspielen. „Hör dir die Trompeten an“, sagte Macca. „Die flippen völlig aus.“ Der donnernde letzte Klavierakkord, der eine Ewigkeit zu dauern scheint und den Schlusspunkt des „Sgt. Pepper“-Albums bildete, hinterließ das Gefühl: Die Möglichkeiten der Rockmusik sind unendlich.
Erschienen auf: Sgt. Pepper’s Lone-ly Hearts Club Band 1967
27. Derek and the Dominos – Layla
In eine Dreiecksbeziehung mit George und Patti Boyd Harrison verheddert, entnahm Clapton den Titel für seinen größten Song der persischen Liebesgeschichte „Layla & Majnoun“. Aufgenommen von Derek & The Dominos – einem recht kurzlebigen Ensemble aus Clapton und Mitgliedern von Delaney & Bonnies Band –, stürmt „Layla“ mit Überkreuz-Riffs von Clapton und Gast Duane Allman voran und löst sich dann in eine lange, liebliche, Klavier-betonte Coda auf. „Nichts war damals heavier“, so Clapton 1974 im ROLLING STONE.
Erschienen auf: Layla And Other Assorted Love Songs 1970
26. Otis Redding – (Sittin On) The Dock Of The Bay
Ein paar Tage nach seinem Auftritt beim Monterey Pop Festival im Juni 1967 wohnte Otis Redding auf einem Hausboot in Sausalito, Kalifornien, und spielte abends im Fillmore in San Francisco. Er schrieb die erste Strophe von „Dock Of The Bay“ auf diesem Boot, und nahm den Song dann mit Gitarrist Steve Cropper in Memphis auf – der ihm mit den Akkorden half, weil Redding ein notorisch ungeschickter Gitarrist war. Nur Tage später, wieder auf Tour, stürzte sein Flugzeug in einen See in Wisconsin. Während Taucher nach Reddings Leiche suchten, lenkte sich Cropper mit dem Mixen von „Dock Of The Bay“ ab. Am 11. Dezember 1967 zog man das Flugzeug aus dem See. Redding saß noch angeschnallt auf dem Kopilotensitz.
Erschienen auf: Dock Of the Bay 1968
25. The Beach Boys – God Only Knows
Very deep. Und sehr emotional – bei der Nummer krieg ich immer einen Kloß im Hals“, sagte Paul McCartney über „God Only Knows“. Er hörte es zum ersten Mal auf einer Londoner Party; am selben Abend schrieben Lennon und er noch „Here, There And Everywhere“. Carl Wilsons verhaltener Leadgesang etablierte den stillen Bruder als Geheimwaffe der Beach Boys, aber seinen himmlischen Kick bezieht der Song vor allem aus dem Arrangement – mit Bläsern, Schlittenglöckchen, Harfe, Streichern, Flöte, Bassklarinette und Akkordeon. Brian Wilson war von allem Spirituellen fasziniert – der Song entstand ganz offenbar beim Gebet im Studio. „Wir machten eine Art religiöse Zeremonie daraus“, sagte Brian über die Aufnahmen zu „Pet Sounds“. Dumm nur, dass das Wort God im Titel einige Radiosender davon abhielt, den Song zu spielen.
Erschienen auf: Pet Sounds 1966
24. The Impressions – People Get Ready
„Das war Musik für Krieger“, sagte Bürger-rechtler Gordon Sellers. „Musik, die man hörte, während man sich darauf vorbereitete, in den Krieg zu ziehen.“ May-field schrieb die gospelgetriebene R&B-Balla-de, wie er sagte, „in einer tiefgründigen Stimmung, einer sehr spirituellen Verfassung“ kurz vor Martin Luther Kings Marsch auf Chicago, der Heimatstadt der Band. Nachdem „People Get Ready“ schließlich veröffentlicht war, nahmen die Kirchen in Chicago bald eigene Versionen des Songs in ihre Ge-sangsbücher auf. May-fields Text endete mit den Zeilen „You don’t need no ticket/ You just thank the lord“. Die Kirchenversion fiel ironischerweise weniger religiös aus und dafür allgemeingültiger: „Every- body wants freedom/ This is now.“
Erschienen auf: People Get Ready 1965
23. The Beatles – In My Life
„,In My Life‘ war, glaube ich, mein erster echter, wesentlicher Song“, sagte Lennon. „Alles davor war eigentlich Spielerei und zum Wegwerfen.“ Seine Ballade spiegelte den Schwenk zum Ernsthaften, den die Beatles mit „Rubber Soul“ vollzogen, aber sie entsprang eigentlich der Frage eines Journalisten: Warum schreibt ihr nicht einmal ganz direkt über euer Leben? Die erste Textversion schrieb Lennon im Bus in Liverpool, „und das war ein unglaublich langweiliger Text Marke ,Mein schönstes Ferienerlebnis‘.“ Also ließ er’s sein, entspannte sich – und heraus kam diese Ode an sein Leben vor den Beatles. Das prägnante „Cembalo“ ist in Wirklichkeit ein E-Piano, gespielt von Produzent George Martin und dann auf die doppelte Geschwindigkeit beschleunigt.
Erschienen auf: Rubber Soul 1965
22. The Ronettes – Be My Baby
Phil Spector probte diesen Song wochenlang mit Ronnie Bennett (der einzigen Ronette, die ihn singen sollte – Schwester Estelle Bennett oder Cousine Nedra Talley kamen überhaupt nicht in Frage), aber das hielt ihn nicht davon ab, dann immer noch 42 Takes aufzunehmen, bis er endlich vollkommen zufrieden war. Mit großem Orchester kreierte er einen üppigen, echobeladenen Sound – der bald der heilige Gral für die Beatles oder auch Brian Wilson („Be My Baby“ ist sein Lieblingslied) werden sollte. „Was Phil tat, war verrückt und ziemlich anstrengend“, sagte Larry Levine, der als Spectors Toningenieur so einiges mitgemacht hat. „Aber das ist kein Zeichen für einen Verrückten – sondern für ein Genie.“ Der Song ging prompt auf Platz zwei der US-Charts.
Erschienen auf: Single 1963
21. Bruce Springsteen – Born To Run
Die viereinhalb Minuten dieses großen Songs verschlangen knapp dreieinhalb Monate Aufnahmezeit. Springsteen wollte die Wucht von Phil Spectors „Wall Of Sound“, er baute Streicher, Glockenspiel und Keyboards ein – plus über ein Dutzend Gitarrenspuren. Der Song beschreibt die Situation eines jungen Paares auf den Highways von New Jersey, eine Hymne zum Ausbruch aus der Kleinstadt-Todesfalle, in der die blitzenden Wagen, chrome wheeled, fuel injected, zum kraftvollen Bild für soziale und sexuelle Befreiung werden. „Ich weiß nicht, ob der Ort überhaupt so wichtig ist“, sagte Springsteen im ROLLING STONE. „Es könnte New Jersey sein – aber genauso auch Kalifornien oder Alaska.“
Erschienen auf: Born To Run 1975
20. The Beatles – Let It Be
Es war 1968, während der konfliktreichen „White Album“-Sessions der Beatles, als ein bekümmerter Paul McCartney „Let It Be“ begann, inspiriert von Aretha Franklins kirchlichem Gospel. Der Anfang – „When I find myself in times of trouble/ Mother Mary comes to me“ – entsprang einem Traum, in dem ihn seine verstorbene Mutter getröstet und versprochen hatte, alles würde gut. Den anderen Beatles spielte er die Rohversion bei den ersten, desaströsen Proben zum Film „Let It Be“ im Januar 1969 vor. John Lennon, der Haushäretiker der Band, lehnte die Frömmelei harsch ab.
Erschienen auf: Let It Be 1970
19. Elvis Presley – Hound Dog
„Hound Dog“ war die B-Seite von Elvis Presleys dritter RCA-Single. Es war außerdem der Song, mit dem er die Welt wissen ließ: Ob’s euch paßt oder nicht -– rock’n’roll is here to stay. Sein bissiger Gesang, ein präziser Rockabilly-Jump und Scotty Moores schneidende Leadgitarre verwandelten die Bluesakkorde und den hämischen Text des Songs in die Unabhängigkeitserklärung einer Generation an ihre kalten, rigiden Eltern. Den Song hatten vier Jahre zuvor die weißen Teenager Leiber und Stoller für Big Mama Thornton geschrieben. Was er bedeutet? „You ain’t nothin’ but a motherfucker“.
Erschienen auf: Single 1956
18. Chuck Berry – Maybellene
Die Rock’n’Roll-Gitarre beginnt hier. Wie sich in Berrys Twang Hillbilly-Country, urbaner Blues und Jazz treffen, das ist die Ursprache der Pop-Gitarre, perfektioniert schon auf Berrys erster Single. Er ging noch zur Highschool, als er „Maybellene“ zu schreiben begann. Der ursprüngliche Titel: „Ida Red“. Laut Berrys Pianist Johnnie Johnson bestand Produzent Leonard Chess auf der Namensänderung – Chess hatte bei der Aufnahmesession in Chicago am 21. Mai 1955 eine Dose Wimperntusche der Marke Maybelline auf dem Boden liegen sehen. Radio-DJ Alan Freed hat übrigens nicht an „Maybellene“ mitgewirkt, auch wenn Berry ihn als Co-Autor nannte und Freed jahrelang die entsprechenden Tantiemen zuflossen. Das war nur der Dank dafür, dass Freeds die Single so oft im Radio gespielt hatte.
Erschienen auf: Single 1955
17. Jimi Hendrix – Purple Haze
Eines der unvergesslichen Eröffnungsriffs im Rock, ein wilder, verzerrter Gitarrenmarsch. Es markierte nicht nur eine Revolution, sondern zwei: Spätsechziger-Psychedelia und das Genie von Jimi Hendrix. Diese drei flammenden Minuten voll hexerischer, übereinandergeschichteter Gitarren kamen gerade rechtzeitig zum „Summer Of Love“. Und der Song, den Hendrix am 26. September 1966 in der Garderobe eines Londoner Clubs geschrieben hatte, demonstrierte schillernd alle seine gewaltigen, oft widersprüchlichen Gaben. „Purple Haze“ ist rhythmische Wucht und intime Metaphorik zugleich: „Actin‘ funny, but I don’t know why/ ‚Scuse me while I kiss the sky!“ Auf die schrille Stratocaster im Schlusssolo packte Hendrix noch eine weitere Gitarre, die er durch ein neues Effektgerät namens Octavia schickte und mit doppelter Geschwindigkeit abspielte. Er habe, sagte er, „Purple Haze“ geschrieben, nachdem er von einem Spaziergang unter Wasser geträumt hatte.
Erschienen auf: Are You Experienced? 1967
16. The Beatles – I Want to Hold Your Hand
1963 stellten die Beatles ihrem Manager Epstein ein Ultimatum. Paul Mc-Cartney: „Wir sagten: Nach Amerika gehen wir erst, wenn wir dort eine Nummer-eins-Single haben.“ Also trafen Lennon und er sich im Haus der Eltern von McCartneys Freundin Jane Asher und komponierten „I Want To Hold Your Hand“. Die Energie ihrer Zusammenarbeit strömte auch durch die Band-Performance, die am 17. Oktober 1963 aufgenommen wurde. Am 7. Februar 1964 landeten die Beatles dann genau so in New York, wie sie sich’s gewünscht hatten: top of the pops.
Erschienen auf: Single 1963
15. The Clash – London Calling
„Hello, this is London calling“ – so begannnen die Radiosendungen des BBC World Service. Für The Clash aber war der markante Songtitel ein SOS aus der Finsternis. Großbritanniens politischste Punk-Band hatte kein Management, war bis über die Ohren verschuldet, und um sie herum erstickte das Land in der Krise: hohe Arbeitslosigkeit, Rassenkonflikte, Drogen. „Wir hatten zu kämpfen“, sagte Joe Strummer später. „Das war, als würden wir einen steilen Hang herunterrutschen, als hielten wir uns mit den Fingernägeln fest. Und keiner da, der uns helfen konnte.“
Mit Gitarrist Mick Jones packte Strummer alle Sorgen und Mühen in einen Song, den Guy Stevens dann radikal produzierte: Es klang, als würde die Band in den Krieg ziehen. Über den peitschenden Beat bellte Strummer einen Katalog von Katastrophen, reale wie ausgedachte. Der „nuclear error“ bezog sich auf den Reaktorunfall in Three Mile Island in Pennsylvania von 1979. Die Zeile „London is drowning and I live by the river“ (im Video spielten sie den Song im strömenden Regen auf einem Themse-Schiff) beruhte auf einer lokalen Legende: „Man sagt, wenn die Themse je über die Ufer träte, dann würden wir alle zusammen untergehen“, erklärte Jones. Allerdings lebte Strummer damals oben in einem Wohnblock, „der bliebe trocken.“
Erschienen auf: London Calling 1979
14. Bob Dylan – Blowin’ In The Wind
Im April ’62 stellte Bob Dylan im New Yorker Greenwich Village mit einer kleinen Rede einen neuen Song vor: „Das hier ist kein Protestsong oder sowas. Ich schreib nämlich keine Protestsongs.“ Dann sang er die erste und dritte Strophe des noch unvollendeten „Blowin‘ In The Wind“. Einen Monat später im Folk-Journal „Broadside“ komplett veröffentlicht und am 9. Juli für sein zweites Album „The Freewheelin‘ Bob Dy-lan“ aufgenommen, war „Blowin‘ In The Wind“ seine erste wichtige Komposition. Als Texter war Dylan erst noch dabei, sich von seiner Woody-Guthrie-Fixierung zu lösen, aber hier brach er bewusst mit den rhetorischen Konventionen des Folk. Er packte die Krisen seiner Zeit in eine Reihe von bohrenden, poetischen Fragen, die ansprachen, was Dylan für die größte Unmenschlichkeit der Menschen hielt: Gleichgültigkeit. „Zu den größten Kriminellen gehören die, die wegschauen, wenn sie etwas sehen, was falsch ist – obwohl sie wissen, dass es falsch ist“, erklärte er später in den Liner Notes zu „Freewheelin’“. Erst letztes Jahr hat er noch mehr verraten: „Ich schrieb ,Blowin‘ In The Wind‘ in zehn Minuten, einen Text zu einem alten Spiritual – irgendwas, was ich wahrscheinlich von der Carter Family gelernt hatte.“
Erschienen auf: The Freewheelin’ Bob Dylan 1963
13. The Beatles – Yesterday
Paul McCartneys berühmteste Ballade steht im Guinness-Buch der Rekorde als der am häufigsten gecoverte Song aller Zeiten. Schon 1972 gab es 1186 Versionen – von so unterschiedlichen Interpreten wie Frank Sinatra, Otis Redding oder Willie Nelson. Aber McCartneys Original –aufgenommen am 14. Juni 1965 in den Abbey Road Studios in London – bleibt die schönste und mutigste: ein ganz unverstelltes Gedicht von nostalgischer Wehmut, gesungen und umgesetzt mit berückender Eleganz. Kein anderer Beatle wirkte mit. Es brauchte keinen.
George Martins melancholisches Streicherarrangement deckt die unteren Register ab, und Pauls fast geflüsterte Vocals hallen sehnsuchtsvoll durch die großen, dunklen Räume, wo sonst Schlagzeug und E-Gitarren gewesen wären. Die Melodie, erzählte McCartney, sei ihm im Traum gekommen: „Mein Dad kannte viele alte Jazz-Songs, und ich dachte zuerst, ich hätte mich da einfach an etwas Vergangenes erinnert.“ Er spielte den Song Anfang 1964 in einem Pariser Hotelzimmer Martin vor (Arbeitstitel: „Scrambled Eggs“), aber es vergingen noch anderthalb Jahre, bis er ihn aufnahm. „Irgendwie war es uns peinlich. Wir waren doch eine Rock’n’Roll-Band.“ Und doch ist „Yesterday“ laut McCartney „mein vollendetster Song überhaupt“.
Erschienen auf: Help! 1965
Copyright: Decca
12. Sam Cooke – A Change Is Gonna Come
Im Jahr 1963 hörte Sam Cooke – Amerikas erster großer Soulsänger und einer der erfolgreichsten Pop-Acts mit 18 Top-30-Hits seit 1957 – einen Song, der ihn verstörte und inspirierte: Dylans „Blowin’ In The Wind“. „Jeez“, dachte Cooke, „ein weißer Junge schreibt solche Texte?“ Seine Antwort, „A Change Is Gonna Come“, aufgenommen am 30. Januar 1964 mit einem üppigen Orchesterarrangement von René Hall, fiel persönlicher aus: in der ersten Person geschrieben und mit Vorgeschichte. Cooke und Mitglieder seiner Truppe waren am 8. Oktober 1963 während einer Südstaaten-Tournee in Shreveport, Louisiana, verhaftet worden. Wegen Störung des öffentlichen Friedens: Sie hatten versucht, in einem Motel für Weiße einzuchecken. Cookes Trauer um seinen 18monatigen Sohn Vincent, der im Juni desselben Jahres ertrunken war, klingt in der Schlußstrophe klar an: „There have been times that I thought/ I couldn’t last for long.“
Erschienen auf: Ain’t That Good News 1964
11. The Who – My Generation
Der Legende nach schrieb Who-Gitarrist Pete Townshend „My Generation“, dieses unsterbliche „Fuck off!“ an alle Älteren, die ihm im Weg standen, an seinem 20. Geburtstag. Das war der 19. Mai 1965, und Townshend saß im Zug von London nach Southampton auf dem Weg zu einem Fernsehauftritt. Der Song war allerdings keine juvenil aggressive Hymne – nicht sofort jedenfalls –, sondern ein Blues im Stil von Jimmy Reed, der von Townshends Ängsten vor den drohenden Restriktionen des Erwachsenendaseins handelte. Daher das legendäre „Hope I die before I get old“. „In ,My Ge-neration‘ geht’s vor allem um die Suche nach meinem Platz in der Gesellschaft“, sagte Townshend. „Ich fühlte mich sehr, sehr verloren. Die Band war noch jung, und man ging davon aus, dass ihre Karriere extrem kurz sein würde.“ Ganz im Gegenteil. „My Generation“ wurde ihr Ticket nach ganz oben und etablierte Townshend als eloquenten und furchtlosen Songwriter. Vier Jahrzehnte spielen er und Daltrey den Song immer noch bei jedem Auftritt – mit dem Feuer und der Weisheit des Alters.
Auf: My Generation 1965
10. Ray Charles – What I’d Say
Die Leute spielten völlig verrückt, die liebten dieses kleine ,uuunnh, uuunnh‘“, erinnerte sich Ray Charles 1978, als er die spontane Entstehung von „What’d I Say“ beschrieb, seiner ersten Top-Ten-Pop-Single und dem besten Feel-Good-Hit des Rock’n’Roll. „Später hieß es dann, der Song sei vulgär.“ Auch wieder wegen des „uuunnh, uuunnh“. „Aber, zum Teufel, mal ehrlich – jeder kennt das ,uunnnh, uuunnh‘. So sind wir alle entstanden.“ Charles schrieb „What’d I Say“ buchstäblich vor Publikum. Das war Ende 1958 oder Anfang ’59, er spielte mit seinem grandiosen R&B-Orchester bei einer Marathon-Tanzveranstaltung in einer Kleinstadt bei Pittsburgh. Als ihnen gegen Ende des zweiten Sets das Repertoire ausging, hämmerte Charles ein aufsteigendes Bass-Arpeggio in die Tasten, wies die Band an einzusteigen und sagte den Raelettes, seinen Chordamen: „Singt mir einfach immer genau nach.“ Hinterher, sagte er, seien die Tänzer zur Bühne gerannt gekommen und hätten gefragt: „Wo kann ich die Platte kaufen?“ „What’d I Say“ gab als Song nicht wirklich viel her – ein paar kurze, unzusammenhängende Strophen, der Refrain und eben die Bridge –, als Charles ihn am 18. Februar 1959 im New Yorker Studio von Atlantic Records aufnahm. Charles hatte sich einfach auf seine Gospelerfahrungen besonnen: „Kirche war leicht“, steht in seiner Autobiographie „Brother Ray“. „Der Pfarrer sang, und die Gemeinde sang ihm nach.“
Erschienen auf: What’d I Say 1959
9. Nirvana – Smells Like Teen Spirit
Produzent Butch Vig hörte „Smells Like Teen Spirit“ zum ersten Mal Anfang 1991, aufgenommen von Kurt Cobain, Dave Grohl und Krist Novoselic in einer Probenscheune in Tacoma, Washington. Auf Kassette, über Ghettoblaster. Es klang grauenhaft. Vig, der Nirvanas Major-Label-Debüt „Nevermind“ betreuen sollte, hörte dem Song nicht an, dass er bald den Underground-Punk zum neuen Mainstream machen würde. Und Cobain, einen problembeladenen jungen Mann mit strikter Indie-Ethik, zum Megastar. „Ich hörte schon irgendwie den ,Hello, hello‘-Teil und die Akkorde“, sagte Vig später. „Aber es war alles so undeutlich, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich davon zu erwarten hatte.“
„Teen Spirit“ pustete die verbliebenen Reste der 80er über Nacht von der Pop-Landkarte. „Der Song war ein Ruf zur Besinnung aufs eigene Gewissen“, sagte Novoselic 2000 – eine Handgranate von Rächer Cobain gegen das Verschwinden der Jugendkultur im Rachen der Großkonzerne, geladen mit der boshaften Refrainzeile: „Here we are now, entertain us.“ Mit dem Satz kam Cobain oft auf Parties an, „um das Eis zu brechen“, wie er sagte. Die Zeile beleuchtete zudem, meinte Novoselic, „wie Kurt die Welt sah. Das könnte auch er sein, wie er vorm Fernseher sitzt und ihm vor der Popkultur graut“.
Cobains benutzte die Laut-Leise-Dynamik seiner Lieblingsband, den Pixies. Die listigen Hooks spiegelten auch seine Bewunderung für John Lennon. In Cobains Kopf gab es, so Butch Vig, „diesen Widerspruch von Punk-Zorn und Entfremdung einerseits und einer verletzlichen Pop-Sensibilität andererseits. Bei ,Teen Spirit‘ steckt diese Verletzlichkeit vor allem in seiner Stimme“. Schade, dass Cobain schon bei Nirvanas letzter US-Tour Ende ’93 genug davon hatte, „Teen Spirit“ jeden Abend spielen zu müssen. „Es gibt viele andere Songs von mir, die genauso gut sind, wenn nicht besser“, sagte er.
Erschienen auf: Nevermind 1991
8. The Beatles – Hey Jude
Die erfolgreichste Single der Beatles in Amerika – neun Wochen Platz eins – war auch ihre längste: sieben Minuten und elf Sekunden. Bei den Aufnahmesessions hatte Produzent George Martin gegen die Länge noch Einwände erhoben – kein Radio- DJ würde einen so langen Song spielen. John Lennon erwiderte: „Wenn wir es sind, spielen sie ihn.“ McCartney schrieb „Hey Jude“ im Juni 1968. Er war unterwegs zu Lennons künftiger Ex-Frau Cynthia und ihrem Sohn Julian und sang im Auto vor sich hin. Die ersten Zeilen, erklärt McCartney, waren „eine Hoffnungsbotschaft an Julian: Komm schon, Mann, deine Eltern lassen sich scheiden, ich weiß, daß du nicht glücklich darüber bist, aber bald geht’s dir wieder gut.“ McCartney änderte den Namen Jules in Jude – inspiriert von Jud aus dem Musical „Oklahoma“ – und spielte Lennon eine Demoaufnahme vor. Lennon war begeistert – nicht zuletzt, weil er dachte, der Song handle von seiner Beziehung zu Yoko Ono. Die selbstbezogene Lesart unterstreicht nur den universellen Trost in McCartneys Text und den Charme des Songs, verstärkt vom mächtigen Fade-out-Finale mit 36-köpfigem Orchester, dessen Mitglieder (bis auf einen, der das unter seiner Würde fand) auch mitsangen und mitklatschten – fürs doppelte Salär.
Erschienen auf: Single 1968
7. Chuck Berry – Johnny B. Goode
Der erste Rock’n’Roll-Hit, der vom Rock’n’Roll-Startum handelte – und bis heute das größte Manifest popmusikalischer Gleichberechtigung: Jeder kann zu Ruhm kommen.
Die Titelfigur ist Chuck Berry selbst. „Mehr oder weniger jedenfalls“, erzählte er dem ROLLING STONE 1972. „Zuerst stand im Text natürlich ,the little colored boy could play‘. Ich hab dann ,country boy‘ daraus gemacht, sonst wär’s nicht im Radio gelaufen.“ Er nahm sich noch andere erzählerische Freiheiten: Johnny kommt aus „deep down in Louisiana, close to New Orleans“, während Berry aus St. Louis stammt. Und Johnny „never ever learned to read or write so well“, wohingegen Berry die Kosmetikschule als gelernter Friseur und Kosmetiker abhgeschlossen hatte.
Die Essenz der Geschichte – ein Gitarrist, der nichts mitbringt außer flinken Fingern, geht in die große Stadt und wird berühmt – ist trotzdem autobiographisch. Berry arbeitete 1955 als Kosmetiker in St. Louis und spielte in lokalen Combos, als er Muddy Waters traf, den damals größten Star von Chess Records. Drei Jahre später war Berry der verläßlichste Rock’n’Roll-Hitlieferant nach Elvis. Wobei er seine Klassiker selbst schrieb – anders als Presley, der gestand: „Ich wünschte, ich könnte meine Gefühle so ausdrücken, wie Chuck Berry das tut.“
„Johnny B. Goode“ ist das Musterbeispiel für Berrys rasante Poesie. Pianist Lafayette Leake, Bassist Willie Dixon und Drummer Fred Below brausen wie ein Güterzug, während Berrys bestechendes Single-Note-Lick im Refrain klingt wie – naja, eben „like a-ringin a bell“.
Die perfekte Beschreibung der wilden Lebensfreude, die einem eine Rock’n’Roll-Gitarre verpassen kann.
Erschienen auf: Single 1958
6. The Beach Boys – Good Vibrations
Es machte mir Angst, dieses Wort vibrations“, sagte Brian Wilson einmal. Die Mutter hatte Klein-Brian erklärt, wieso Hunde manche Leute anbellen und andere nicht. „Hunde spüren die Schwingungen, die man nicht sehen oder hören kann. Und zwischen Menschen passiert das genauso.“ „Good Vibrations“, Wilsons krönendes Werk als Songwriter und Produzent, machte sich diese Energie zunutze – und verwandelte sie in ewigen Sonnenschein. „Es ist ein spiritueller Song“, sagte er nach der Veröffentlichung, „und er soll good vibrations aussenden.“ Allerdings hatte der damals 24-Jährige auch egoistischere Motive: „Ich sagte mir: ,Der Song wird besser werden als ,You’ve Lost That Lovin‘ Feeling‘.“
Wilson war noch mitten in seinem Opus Magnum „Pet Sounds“, als er am späten Abend des 17. Februar 1966 im Gold Star-Studio in Los Angeles mit „Good Vibrations“ begann. Sieben Monate lang baute er den Song dann in vier Studios Stück für Stück zusammen und verbrauchte dabei über 50 000 Dollar, damals die höchste Summe, die je für eine Single ausgegeben wurde. „Wir hatten zuerst gar nicht vor, den Song so sektionsweise zu produzieren“, sagt er heute, „aber nach den ersten paar Takten der ersten Strophe war klar, dass diese Platte etwas ganz anderes werden würde.“ Die anderen Beach Boys waren auf Tour, und er durfte experimentieren, in aller Ruhe.
Am Ende wurde „Good Vibrations“ ihre dritte Nummer-eins-Single, aber auf den Höhenflug folgte jäh der Absturz – ein kommerzieller für die Band, ein kreativer und emotionaler für Wilson. „Good Vibrations“ war für das Album „Smile“ geplant, aber im Mai 1967 begrub Brian Wilson das Projekt wegen seiner Depressionen und des musikalischen Richtungsstreits mit den anderen Beach Boys. Der Rest der Geschichte ist nur zu bekannt.
Erst im vergangenen Jahr stellte Wilson das Album in einer aktualisierten Fassung fertig, und „Good Vibrations“ war zuletzt der Höhepunkt bei den Konzerten der „SMiLE“-Tour. „Dem Song geht es so gut wie noch nie“, sagt der Meister. „1966 ging er auf Platz eins, und wenn wir ihn heute live spielen, kriegen wir jedes Mal stehende Ovationen. Ich finde das unglaublich.“
Erschienen auf: Smiley Smile 1967
5. Aretha Franklin – Respect
Otis Redding schrieb „Respect“ und nahm den Song auch als erster auf – 1965, für das Label Volt. Aber Aretha Franklin drückte dem Song mit ihrer Coverversion – aufgenommen am Valentinstag 1967 in den New Yorker Studios von Atlantic Records – ein für alle mal ihren Stempel auf. „Respect“ war ihr erster Nummer-eins-Hit und etablierte sie als „Queen of Soul“. In Reddings Version, einem muskulösen Marsch mit Booker T. & The MG’s und den Memphis Horns, verlangte der Sänger den Respekt aus voller Kehle und mit aller Vehemenz. Aretha Franklin dagegen verlangte gar nichts, sie stand schon drüber: Da sang eine Frau, die mit weiblicher Autorität den Schlußstrich unter Ungleichheit und Opfermentalität zog. Kurz gesagt: Wenn du was von mir willst, mußt du dir’s verdienen!
„Für Otis hatte respect die traditionelle Konnotation, er meinte eine abstraktere Wertschätzung“, schrieb Franklins Produzent Jerry Wexler in seiner Autobiographie. „Die Glut in Arethas Stimme forderte diesen Respekt ein, und mehr Respekt bedeutete auch: aufmerksame sexuelle Zuwendung. Was sonst sollte ,Sock it to me‘ bedeuten?“
Da zitierte er den umwerfenden Sound von Arethas Backup-Sängerinnen, ihren Schwestern Carolyn und Emma. Auch die Idee für den Break, bei dem Aretha den Songtitel buchstabiert, schrieb Toningenieur Tom Dowd Carolyn zu: „Ich fiel fast vom Stuhl, als ich das hörte.“ Arethas Gesang ist virtuos und diszipliniert, aber die Leidenschaft in ihrer Interpretation ist unüberhörbar – wahrscheinlich inspiriert von den Tumulten ihrer damaligen Ehe. „Aretha hätte niemals die Rolle der verachteten Frau gespielt“, schrieb Wexler. „Ihr zweiter Vorname war Respect.“
Erschienen auf: I Never Loved A Man (The Way I Love You) 1967
4. Marvin Gaye – What’s Going On
What’s Going On“ ist eine formvollendete Bitte um Frieden auf der Welt, gesungen von einem Mann, der in der Krise steckte. Marvin Gaye war zwar der Star von Motown, abver die Fließbandhits, die er einsingen mußte, frustrierten ihn. Er trauerte um die Duettpartnerin Tammi Terrell, die im März 1970 gestorben war – und steckte in einer turbulenten Ehe mit Anna Gordy, der Schwester von Motown-Boss Berry Gordy. Zudem schlug er sich mit seinem puritanischen Vater herum. „Wenn ich Frieden wollte“, erklärte Gaye seinem Biographen David Ritz, „musste ich ihn in meinem eigenen Herzen finden.“
Kurz nach Terrells Tod zeigte Renaldo Benson von den Four Tops Gaye einen Song, den er mit Motown-Stammautor Al Cleveland geschrieben hatte. Gaye kümmerte sich um das Arrangement von David DePitte und gab den Textbezügen zu Krieg und Rassismus eine sehr persönliche Intensität. Die Funk Brothers, Motowns Session-Band, spielten den umwerfenden, leicht jazzigen Rhythmustrack ein, der völlig anders war als sämtliche Motown-Hits der 60er (Gaye spielte noch Percussion auf einem Pappkarton). Und dann sang Gaye auch für seinen jüngeren Bruder Frankie, einem Vietnam-Veteranen und bat um familiären Frieden zu Hause: „Father, father, father/ We don’t need to escalate!“
Zuerst als unkommerziell abgelehnt, wurde „What’s Going On“ Gayes größte Errungenschaft, ein zeitloses, heilendes Geschenk.
Erschienen auf: What’s Going On 1971
3. John Lennon – Imagine
John Lennon schrieb „Imagine“ an einem Vormittag Anfang 1971 in seinem Zimmer im Landsitz Tittenhurst. Yoko Ono sah zu. Lennon saß an dem weißen Flügel, der aus Filmen und von Fotos inzwischen weltbekannt ist, und komponierte „Imagine“ von Anfang bis Ende, in einem Rutsch. Die wehmütige Melodie, das federweiche Akkordmuster, die einprägsame Vier-Noten-Folge und fast den kompletten Text – 22 anmutige, schlichte Songzeilen über den Glauben daran, dass man die Welt verändern und heilen kann, wenn die Menschen feststellen, dass sie dieselben Träume haben.
„Er hat sicher nicht gedacht: ,Hey, das wird eine Hymne!‘“, sagte Yoko 30 Jahre später. „,Imagine‘ war einfach das, woran John glaubte – dass wir alle ein Land, eine Welt, ein Volk sind. Den Gedanken wollte er mitteilen.“
Und er war nicht allein damit: Yoko Ono selbst hatte schon vor ihrer Begegnung mit Lennon 1966 in ihrer eigenen Kunst die transformative Kraft von Träumen gefeiert. Die erste Zeile von „Imagine“ – „Imagine there’s no heaven“ – entstammt einer der interaktiven Passagen aus Onos Buch „Grapefruit“ von 1964 („Imagine letting a goldfish swim across the sky“). Lennons Sprache aber war Pop, und die beherrschte ein Ex-Beatle freilich perfekt.
Er meinte später, „Imagine“ mit seiner Idee der Gleichheit aller Menschen durch Auflösung von Regierungen, Grenzen und Religionen sei „buchstäblich das Kommunistische Manifest“. Aber die elementare Schönheit seiner Melodie, die warme Zurückhaltung in der Stimme und der transparente Sound von Produzent Phil Spector – der Lennons Performance in zarte Streicher hüllte und Echos fliegen ließ wie eine Sommerbrise –, all das unterstrich die Idee fundamentaler Menschlichkeit, von der der Song erzählte.
Lennon wußte, dass er etwas besonderes geschrieben hatte. In einem seiner letzten Interviews erklärte er, „Imagine“ sei den besten Liedern, die er für die Beatles gemacht hatte, ebenbürtig. Aber der Song ist noch mehr, hat eine Bedeutung bekommen, die weit über das Werk Lennons hinausweist – eine zeitlose Hymne voller Trost und Hoffnung, die ihre Hörer durch tiefe Trauer getragen hat, von Lennons eigenem Tod 1980 bis hin zum Grauen des 11. September. Man kann sich heute eine Welt ohne „Imagine“ kaum mehr vorstellen. Wir brauchen diesen Song – mehr, als Lennon sich das je erträumte.
Erschienen auf: Imagine 1971
2. The Rolling Stones – Satisfaction
Das ist das Riff, das die ganze Welt kennt“, sagte Steve Van Zandt von der E Street Band einmal. „Und ein frühes Beispiel für Dylans Einfluß auf die Stones und die Beatles. Es war ihre Interaktion in diesem Jahr 1965, die den Gang der Geschichte veränderte. Der Zynismus, den Dylan einführte, und die Idee, dass persönlichere Texte aus der Folk- und Bluestradition auch in der Popmusik Platz hatten — das brachte die Stones von ,The Last Time‘, ihrem ersten bemerkenswerten Song, innerhalb weniger Monate zu ,Satisfaction‘.“
Das legendäre Riff flog Keith Richards im Traum zu, eines Nachts im Mai 1965 in seinem Motelzimmer in Clearwater, Florida, damals der fünfte Stop ihrer dritten US-Tour. Er wachte auf, griff zur Gitarre und spielte die Musik, die durch seinen Kopf schoss, auf einen Kassettenrecorder. Nur einmal, dann schlief er wieder ein. „Auf der Kassette hört man noch, wie ich das Plektrum fallen lasse“, sagte er später. „Der Rest ist Schnarchen.“
Dieser nächtliche Funke, das Riff, mit dem „Satisfaction“ losgeht und sofort zur Sache kommt, war die Wegscheide – der Punkt, an dem aus dem frühen Rock’n’Roll, diesem jungen, hüpfenden Ding, etwas anderes wurde: Rock. Das jähe Temperament von Richards‘ Riff durch einen Verzerrer gespielt. Der höhnische Frust in Jaggers Text und sein Heulen im Refrain. Der gnadenlose Vorwärtsmarsch von Rhythmusgitarrist Brian Jones, Bassist Bill Wyman und Drummer Charlie Watts – das war der Sound einer Generation, die die Welt übernehmen wollte.
Später räumte Mick Jagger ein, „Satisfaction“ sei sein „Weltbild“ gewesen, „meine Frustration über alles“. Vom Riff und der Titelzeile inspiriert (auch sie stammt von Richards), schrieb Jagger den Text, diese Litanei der „Abscheu vor Amerika, und seinem Reklame-Syndrom, der permanenten Überflutung“ in zehn Minuten am Pool, am Tag nach Richards‘ Traum.
Wenngleich Keith Richards in jener Nacht auch von Chuck Berry geträumt haben könnte: Jagger deutete 1995 an, Richards könnte den Refrain unbewusst von einer Zeile aus Berrys „30 Days“ übernommen haben: „I don’t get no satisfaction from the judge.“ „Ein Engländer würde das nie so formulieren“, sagte Jagger. „Ich sage nicht, dass er absichtlich geklaut hat, aber wir haben diese Platten damals viel gehört.“
Erschienen auf: Single 1965
1. Bob Dylan – Like A Rolling Stone
„I wrote it. I didn’t fail. It was straight“, sagte Bob Dylan über sein Meisterwerk kurz nach der Entstehung im Juni 1965. Besser kann man diesen Song – seine bahnbrechende Konzeption und Umsetzung – und seinen erst 24-jährigen Schöpfer nicht in Worte fassen. Al Kooper, der bei der Aufnahmesession Orgel spielte, erinnert sich: „Es gab keine Noten, es lief komplett nach Gehör. Und völlig unorganisiert – das war der reine Punk. Es passierte einfach.“
Dabei imponiert bis heute, welch ein Präzendenzfall „Like A Rolling Stone“ ist – in jeder Hinsicht: Dylans impressionistisch aufgeladene Sprache, die sehr persönliche Anklage in seiner Stimme („How does it fe-e-eel?“), Koopers gradezu apokalyptisch vehemente Garagengospel-Orgel, Mike Bloomfields stachlige Gitarrenspiralen, die kompromisslose sechsminütige Länge des Mastertakes vom 16. Juni ’65 – kaum ein anderer Popsong hat je die geltenden kommerziellen und künstlerischen Regeln seiner Zeit so massiv torpediert und für immer über den Haufen geworfen.
Dylan begann während seiner Englandtour im Mai 1965 (in D.A. Pennebakers Doku „Don’t Look Back“ für die Nachwelt verewigt) an einem langen Song-Gedicht zu schreiben – 20 Seiten lang, heisst es in manchen Berichten, andere sprechen von sechs Seiten –, über die er sagte, es sei „einfach ein rhythmisches Ding auf Papier, das von meinem massiven Hass handelte und so ehrlich wie möglich sein wollte“. Zuhause in Woodstock, New York, kanalisierte er den ausufernden Silbenfluß an drei Junitagen in den angriffslustigen Refrain und vier straffe Strophen voll wilder Metaphern und bezwingender Wahrheiten. „Die beiden ersten Zeilen, in denen sich ,kiddin you‘ mit ,didn’t you‘ reimt, die hauten mich wirklich um“, sagte er dem ROLLING STONE 1988, „und als ich dann später zu den jugglers und dem chrome horse und der princess on a steeple kam, wurde es schon fast zu viel.“
Die Anfänge von „Like A Rolling Stone“ – und wie der Song in Dylans frühesten musikalischen Leidenschaften wurzelt – finden sich auch in zwei Szenen aus „Don’t Look Back“. In der ersten bringt sein Freund und Tourmanager Bob Neuwirth Dylan dazu, eine Strophe von Hank Williams‘ „Lost Highway“ zu singen. Die beginnt mit den Zeilen: „I’m a rolling stone, I’m alone and lost/ For a life of sin I’ve paid the cost.“ Später sitzt Dylan am Klavier und spielt eine Akkordfolge, die zur Basis von „Like A Rolling Stone“ werden sollte und den Song in der klassischen Rock’n’Roll-Architektur verankerte: Dylan identifizierte sie später als die Akkorde aus „La Bamba“ von Richie Valens.
Gleichzeitig beschäftigte er sich obsessiv mit dem Drive des Arrangements. Vor den Sessions im New Yorker Studio von Columbia Records bestellte er Mike Bloomfield, den Gitarristen der Paul Butterfield Blues Band, zu sich, damit der den Song lernte. „Er sagte: ,Ich will, dass du nichts von dem B.B.King-Scheiß spielst, none of that fucking blues“, erzählte Bloomfield später (er starb 1981). „Ich will, dass du was anderes spielst.“ Das gleiche befahl Dylan später dem Rest der Studioband, zu der Pianist Paul Griffin, Bassist Russ Savakus und Schlagzeuger Bobb Gregg gehörten. „Ich sagte ihnen, wie sie spielen sollten, und wenn sie so nicht spielen wollten, naja, dann konnten sie mit mir nicht spielen.“
So wie Bob Dylan schon die Wurzeln und Formen des Folk nach seinem Willen zerdehnt hatte, so transformierte er auch den Popsong durch den thematischen Gehalt und die formale Ambition von „Like A Rolling Stone“. Und die mitreißende Gesangsperformance – auf Platte seine beste überhaupt – demonstrierte endgültig, dass alles, was er tat, zuerst und vor allem anderen Rock’n’Roll war.
„,Rolling Stone‘ ist mein bester Song“, sagte Dylan Ende 1965 trocken. Eine Aussage für die Ewigkeit sollte das nicht sein, aber es stimmt. Auch heute noch.
Erschienen auf: Highway 61 Revisited 1965
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