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Die 20 besten Songs von Pearl Jam

Die 20 besten Songs von Pearl Jam. Mit "Given To Fly", "Jeremy", "Go" und "Better Man". Von Birgit Fuß (BF) und Sassan Niasseri (SN)

von RS 05.07.2018

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Fotos: Die 20 besten Songs von Pearl Jam

20. Life Wasted. Der mitreißende Rocksong ist praktisch die musikalische Umsetzung von Vedders Resolution „I’m gonna quit being a quitter“. Plötzlich singt der Mann, den viele für einen mürrischen Jammerlappen hielten: „Darkness comes in waves/ Tell me, why invite it to stay?/ You’re one with negativity/ Yes, comfort is an energy/ But why let the sad song play?“ Mit Pearl Jam, das war klar, ist noch lange zu rechnen. Von „Pearl Jam“ (2006). BF

19. Can’t Keep. Pearl-Jam-Opener sind entweder Kanonenschläge oder unruhige Balladen. Auf diesem nervösen Eröffnungsstück ihres Anti-Bush-Albums scheint Vedder fast der Kopf zu implodieren: „I wanna wind out/ I wanna leave/ This mind and shout“. Die folgenden Lieder lassen der Wut auf die Regierung nach 9/11 dann freien Lauf. Von „Riot Act“ (2002). SN

18. Insignificance. Zyniker würden sagen, der Song kam mindestens ein Jahr zu früh. Vedder komponierte dieses Anti-Kriegslied über Lobbyismus („Excuses Turn To Carbon Walls“) und daraus folgender Katastrophen, wie die Bombardierung von Zivilisten. Das erst lauernde, dann drängende Finale folgt einer Dramaturgie, die Sonic Youth Ehre macht. Von „Binaural“ (2000). SN

17. Just Breathe. Nachdem Vedder 2007 allein den „Into The Wild“-Soundtrack aufgenommen hatte, arbeitete er mit der Band weiter an dieser erstaunlich sanften, fast gelösten Akustikballade, die unter der schön schwelgerischen Oberfläche dann doch von Vergänglichkeit handelt. Fängt mit der schönen Erkenntnis „I’m a lucky man to count on both hands the ones I love“ an und endet mit der Hoffnung „Meet you on the other side“. Von „Backspacer“ (2009). BF

16. Hail, Hail. Der 1996 neu engagierte Schlagzeuger Jack Irons, ihr bisher bester, treibt diesen Song voller Fragezeichen an, Fragen, die sich jeder schon einmal gestellt hat, der an der Liebe zweifelt: Wird das ewig reichen mit uns beiden? Das Lied stellt mit der schönen Zeile „Are You Woman Enough To Be My Man?“ auch die Rollenverteilung in Frage. Von „No Code“ (1996). SN

15. Jeremy. Das Video zu „Jeremy“ wird man nie vergessen, wenn man damals dabei war, als es auf MTV rauf- und runterlief. Aber auch ohne die beängstigenden Bilder schafft das Schuldrama „Jeremy“ eine beklemmende Atmosphäre. Es liegt eine subtile Angst und Aggression unter der eingängigen Melodie, und Vedder singt voller Inbrunst, er zischt und schreit: „Jeremy spoke in class today…“ Von „Ten“ (1991). BF

14. State Of Love And Trust. „Nur“ ein Soundtrack-Beitrag, zum Slacker-Film „Singles“ (1992) – und doch eines der gewaltigsten Pearl-Jam-Lieder, das sie immer noch gern live spielen. Der zwingende Rocksong über Liebe und Treue wurde schon während der „Ten“-Sessions aufgenommen – und hätte sich auf dem Debüt eigentlich auch gut gemacht. Von „Singles O.S.T.“ (1992). BF

13. Corduroy. Laut PJ-Statistik eines ihrer zehn am meisten live gespielten Lieder, und das verwundert kaum: Der Song, vielleicht eine Allegorie von Suchtverhalten, begegnet dem Hörer wie ein vierminütiger Abwehrreflex – die Musik wird immer schneller und härter. Eines ihrer wenigen Stücke mit einem Outro ohne Gesang. Von „Vitalogy“ (1994). SN

12. Who You Are. Eine spektakulär feierliche, überraschende Vorabsingle – denn 1996 war Vedders Unzufriedenheit mit der Musikindustrie eigentlich auf einem Tiefpunkt. Handclaps, Irischer- Freiheitskämpfer-Gefühl und außerdem, man achte auf die vielen „Who“ im Song. eine Hommage an die Vorbilder Daltrey, Townshend und Co. Von „No Code“ (1996). SN

11. Given To Fly. So gern die fünf lauten, schnellen, bratzigen Punkrock spielen: Am schönsten sind in diesem Werk doch immer die ruhigen Momente, die sich dann zu großen Hymnen aufschwingen. Für „Given To Fly“ orientierte sich Mike McCready an Led Zeppelins „Going California“, Vedder erzählt dazu eine fantastische Fabel. Classic Rock? Schon möglich, aber der beste, den man bekommen kann. Von „Yield“ (1998). BF

10. Long Road. Das auch mit Nusrat Fateh Ali Khan als Duett auf dem „Dead Man Walking“-Score veröffentlichte Lied hat sich wegen seines medidativen Sogs als Konzert-Opener bewährt. Die spirituelle Aussage, dass am Ende des Leidenswegs eine Erlösung steht, wird von Neil Young an der Orgel begleitet. Stück zwei einer wenig beachteten EP. Von „Merkinball“ (1995). SN

9. Even Flow. Welches Rock-Debütalbum fing je mit drei so guten Songs an wie „Once“, „Even Flow“ und „Alive“? Für Nummer zwei des sensationellen Trios schuf Stone Gossard eine unvergessliche Melodie, Vedder brüllte sich die Seele aus dem Leib – und gerade bei den Strophen entwickelt „Even Flow“ eine ungeheure Sogwirkung, während am Ende die Gitarren die Kontrolle übernehmen. War halt doch Hardrock. Von „Ten“ (1991). BF

8. I Got id. Das „id“ meint das „Es“ in der Psychoanalyse, live macht Vedder aus den zwei Buchstaben lustigerweise ein „shit“: Es geht mir dreckig. „wait for the dream/ Where I’m not ugly and you’re lookin at me“. Neil Young spielt die Leadgitarre wie eine Naturgewalt, auf einem EP-Opener, das ein grandioses Nebenprodukt seines „Mirrorball“-Albums gewesen ist. Von „Merkinball“ (1995). SN

7. Smile. Sehr stoisch, sehr schlicht, von Drummer Jack Irons nach vorne geprügelt, fällt dieses oft vergessene Kopf-hängen-lassen-Stück aus, in dem Eddie Vedder Galgenhumor beweist: „Don’t It Make You Smile/ When The Sun Don’t Shine“. Das traurige Liebeslied hebt sich die Band oft für ihre Zugabenblöcke auf. Von „No Code“ (1996). SN

6. Wishlist. Die dynamischen Gitarren ziehen einen sofort in den Song hinein. Dann fängt Vedder ganz leise an aufzuzählen, was er sich alles wünscht, die Band legt zu, lässt es aber zum Glück nicht richtig krachen – und so wird „Wishlist“ mit seiner unterschwelligen Spannung, die nie aufgelöst wird, zu einer dieser schwelgerischen Hymnen, die einen kaum mehr loslassen. Von „Yield“ (1998). BF

5. Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town. Da haben Pearl Jam mal Humor bewiesen: Der Titel war eine Retourkutsche auf all die Leute, die sich über die Ein-Wort-Titel der Band auf dem Debüt („Alive“, „Once“, „Jeremy“,…) lustig gemacht hatten. In der elegischen Akustikballade, die Vedder allein geschrieben hat, geht es dann allerdings doch wieder eher ernst zu – und melancholisch: „Hearts and thoughts, they fade…“ Von „Vs.“ (1993). BF

4. Alive. Der Pearl-Jam-Song, mit dem alles begann. Die 90er-Jahre-Grunge-Hymne (neben „Smells Like Teen Spirit“ natürlich), von Stone Gossard noch zu Mother-Love-Bone-Zeiten geschrieben. Mantraartig wiederholt Eddie Vedder die Worte „I’m still alive“, wie um sich selbst zu versichern, dass es stimmt. Bei den Personen im Song kann man sich nicht so sicher sein, aber Pearl Jam haben ja tatsächlich alles überlebt. Von „Ten“ (1991). BF

3. Animal. Zusammen mit „Go“ Teil einer perfekten Album-Opener-Kombination (Kollegin Birgit Fuß stimmt für die drei ersten „Ten“-Songs). „Animal“ entfacht seinen Reiz auch durch Vedders herausgebellte Abscheu vor menschlicher Nähe und dem geradezu funkigen Zusammenspiel von Bass, Gitarre und Schlagzeug. Drummer Dave Abbruzzese liefert hier und auf „Go“ seine Meisterleistung ab. Von „Vs.“ (1993). SN

2. Go. Die erste Single seit der hymnischen „Ten“-Lieder des Debüts: Abkehr von Videos, Mitsing-Refrains, totale Verweigerung. Ihr härtester Song, eine Absage an … ja, vielleicht allen Menschen, die nicht zum engsten Kreis der Band gehören. Unglaublich, dass diese Vorab-Single eines der erfolgreichsten Alben der Neunziger anführte. Von „Vs.“ (1993). SN

1. Better Man. Unter all den bewegenden Pearl-Jam-Songs der rührendste – und ausgerechnet den hat Eddie Vedder tatsächlich noch in der Highschool geschrieben! Er erzählt von einer Frau, die neben ihrem miesen Mann vereinsamt und doch keinen Ausweg sieht. Sie zieht sich in sich selbst zurück: „She dreams in colors, she dreams in red…“ Es gibt übrigens gar nicht viele Rocksänger, die sich so oft in Frauenseelen hineinversetzen wie der Pearl-Jam-Frontmann. Von „Vitalogy“ (1994). BF

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