The Postmarks
Zu Hause haben The Postmarks es nicht leicht. Das zweite Werk des Trios aus Florida, „MemoirsAt The End OfThe World“, evoziert klassisches französisches Kunstkino und europäischen 6Os-Pop. Das ist offenbar zu viel für den breiten US-amerikanischen Geschmack. „Die Leute halten unsere Musik für übertrieben sentimental“, seufzt Sängerin Tim Yehezkely. „Sie fragen immer, kommt ihr aus Schweden? Die verschiedenen Ebenen der Musik hören sie nicht.“ Wir schon. Die Songschreiber und Produzenten Christopher Moll und Jonathan Wilkens kommen vom Film und entwerfen ihre Musik cineastisch, mit verschwenderischen Klängen und dramatischer Romantik. Dazu singt Yehezkely mit zarter Mädchenstimme, es ist eine Pracht.
Gemeinsam oder einsam?
Gemeinsam. Menschen sind inspirierend – es kann mehr passieren, wenn man zusammen ist. Ich bin eigentlich ein introvertierter Mensch, deshalb ist es gut, an diesem Teil meiner Persönlichkeit zu arbeiten. Ich kann sehr, sehr schüchtern sein.
Schicksal oder Zufall?
Kommt auf deine Perspektive an. Ich glaube nicht, dass alles aus besonderen Gründen geschieht. Jemand wollte etwas, dann passiert etwas, meistens steckt doch nicht mehr dahinter.
Lover orfighter?
Meine Natur ist die des Kämpfers ich musste sehr daran arbeiten, das Gute in anderen Menschen zu erkennen. Ich kann sehr stur sein, und ich bin stolz. Aber man kommt nicht sehr weit, wenn man die Menschen ständig herausfordert. Wenn man liebt, ist viel mehr möglich.
Berg oder Tal?
Auf dem Berg hat man eine bessere Sicht. Ich bin niemand, der sich versteckt – es gibt in mir viel Zielstrebigkeit, auch wenn das mit meinem Schüchternsein nicht immer zusammenpasst.
Bühne oder Studio?
Studio. Wie gesagt, ich bin schüchtern. Ich mache Musik, weil ich die Klänge liebe, auch die Worte. Das Singen und die Auftritte waren nie mein Hauptthema.
Stadt oder Land?
Ich liebe die Energie der Stadt. Auch wenn ich im Moment nicht direkt in Miami, sondern in einem Vorort wohne – die Stadt, bitte.
Paris. Wir waren gerade im Rahmen der Tournee wieder dort. Ich laufe durch die Gegend, gehe in Museen und atme die Stadt ein. Es ist magisch.
Jean-Luc Godard oder Francois Truffaut?
Truffaut. Wegen der Feinheit seiner Charaktere. Du kannst sie spüren, weil so vieles ungesagt bleibt. Ich finde das auch ein bisschen in unserer Musik, das einfache Gefühl, die Schlichtheit.
Frangotse Hardy und Astrud Gilberto?
Beide sind fabelhaft, aber ich wähle Gilberto. Wegen ihrer Zurückhaltung und ihrer Romantik. Etwas daran bewegt mich sehr, ich kann sie fühlen.
Lennon oderMcCartney?
Lennon. Ich liebe ihn, weil er wirklich an das geglaubt hat, was er tat. Er hatte eine unglaubliche Freiheit.