Nancy Elizabeth
„Wrought Iron“ hat Nancy Elizabeth ihre zweite Platte genannt, Schmiedeeisen. Es geht um Reinigung, Veredelung, Konzentration. War auf dem Debüt der Britin aus dem nordenglischen Lancashire noch einiges los, öffnen sich hier die Räume und pointiert sich die Musik. Singer/Songwriting ist es nicht, weil Elizabeth nie bekennerhaft oder leidvoll singt, eher klar und formal. Auch wird aus den mit ungewöhnlichen Klängen erweiterten akustischen Arrangements nicht jener amorph-erdverbundene Klangbrei, der im Moment mit Vorliebe produziert wird. Elizabeth mag es transparent und klar, mit gleichem Recht für jedes Signal. „Ich habe viele Instrumente aus Stahl eingesetzt“, sagt die Künstlerin, „Glockenspiele, Vibraphone, auch Alltagsgegenstände – Stahl hat einen sehr reinen Sound. Ich liebe es einfach zuzuhören und einen Klang wirklich zu erleben.“
Der Kunstsinn lässt Elizabeth von Minimalisten wie Steve Reich schwärmen, aber auch von Folkloristen wie James Yorkston, mit dem sie schon mehrfach kollaborierte. Doch obschon Elizabeth ihren Kopf im Wolkenkuckucksheim der Künste hat, mag sie es erdig und trinkt auch ganz gern mal ein Bier mit den Einheimischen von Lancashire. Die Mischung aus Inspiration und Bodenständigkeit, Inwendigkeit und Tatkraft prägt auch die folgenden Antworten.
Folk oder Post-Folk?
Wenn du mit Folk das traditionelle Weiterreichen von alten Geschichten meinst, wähle ich definitiv Post-Folk.
Ich schreibe neues Material und singe vor allem über mich selbst, das rechtfertigt wohl die Silbe „Post-„. In einer globalen Welt ist es sehr schwer, ein Folkmusiker zu sein – du kannst in einem Moment traditionelle Musik von Bali hören, im nächsten HipHop aus London.
Berg oder Tal?
Den Berg, bitte. Er ist die größere Herausforderung. Es ist nicht so, dass ich mir selbst gern eine schwere Zeit mache, aber das Leben besteht doch zum großen Teil aus Herausforderungen – wenn man sie nicht wenigstens ein bisschen mag, wird man nicht glücklich.
London oder New York?
Ich wähle New York, weil ich noch niemals dort war. Ich gehe gern zu neuen Orten.
Schicksal oder Zufall?
Schicksal. Nicht im Sinne einer Vorbestimmung, sondern als Ursache und Wirkung – alles, was passiert, ist ein Produkt der Dinge, die vorher passiert sind. Aber wir haben definitiv die Möglichkeit, dieses Schicksal zu lenken. Ich bin eine praktizierende Buddhistin, obwohl ich mich nicht als spirituellen Menschen beschreiben würde; ich habe so meine Mühe mit dem Begriff. Buddhismus ist für mich eine sehr praktische, realitätsnahe Angelegenheit.
Stadt oder Land?
Kann ich nicht entscheiden – ich könnte das eine nicht lieben, wenn es das andere nicht geben würde. Ich habe meine Platte zu einem großen Teil in Spanien geschrieben, an einem sehr einsamen Ort.