Der Routine entkommen

Mit Hooverphonic wandelt Alex Callier wieder auf Portishead-Spuren

Die folgende Geschichte stimmt nicht ganz, aber fast. Bei anbrechender Dämmerung treffen wir uns in der belgischen Pampa-Gemeinde St. Nicholas, wo Alex Callier von Hooverphonic seit seiner Kindheit wohnt, und stapfen los. Alex schlägt den Kragen hoch und erzählt den uralten Pop-Mythos, wie ihn das Provinzleben zum Melancholiker gemacht und in die Musik getrieben habe. „Auf der Filmschule in Brüssel hat mich ein Professor in das Werk von Pierre Henry eingeführt“, erinnert er sich, „seitdem interessiere ich mich mehr für den Sound, weniger für die Songs.“

Wir erreichen den Wald. Ich frage, wie sich das für ihn als manischen Tüftler denn anfühle, dass er mit Gitarrist Raymond und Sängerin Geike nun so was wie eine Band habe. Er lächelt durchs Halbdunkel: „Weniger Routinegefahr. Auch Brian Wilson hat seine besten Platten gemacht, als die Beach Boys noch eine echte Gruppe waren.“ Das Geld müsse man halt teilen, und so viel sei durch den Hooverphonic-Hit „2 Wicky“ gar nicht reingekommen. Obwohl der Song im letzten Bertolucci-Film eingebaut war, in „I Know What You Did Last Summer“ und auch in einem Spot von Moet & Chandon. Das meiste hätten halt besagter Henry und Isaac Hayes gekriegt, für die Rechte an den Samples.

Auf der neuen Platte „The Magnificent Tree“ könne man nun auch verstärkt europäische Chanson-Einflüsse – Marlene Dietrich, Serge Gainsbourg – hören, schwärmt Gallier. „Das ist das Coole daran, ein Belgier zu sein.“

Wir kommen beim nächsten Ortsschild raus. Schwer zu lesen, aber: „Portishead“ steht darauf. Alex Callier reagiert verstimmt: „Immer lande ich hier!“ Wir drehen um.

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