Barry White
Barry White weiß, wie man eine Frau auf Händen trägt. In der Suite seines New Yorker Hotels drängen sich auf einem riesigen Bankett-Tisch diverse Champagnerflaschen, silberne Kaviarschalen und andere Köstlichkeiten ohne Ende. Und so wahr mir Gott helfe: Gleich daneben steht ein livrierter Kellner, der blitzartig in Aktion tritt, wenn der Luxuskelch einmal nicht bis zum Rande gefüllt ist..
White, gehüllt in schwarze Seide und eine schwarze Lederweste, die seinen heroischen Brustkorb noch akzentuiert, weiß die schönen Seiten des Lebens mit der entsprechenden zeremoniellen Würde zu genießen. Gefragt, ob er seinen Kaviar denn wohl mit einem Hauch Sour Creme nehme, schnurrt er behaglich in sich hinein: „Mmmmmm, Mmmmmm – Ill take everythaaaang.“
Der Godfather des Schlafzimmer-Soul ist beschwingt und allerbester Dinge. Seine spirituelle Intensität umblubbert ihn wie die Luftblasen in einem Jacuzzi. Er steht in den Startlöchern zu einer Welt-Tournee, nachdem ihn sein Album „The Icon Is Love“ wieder in lichte Gold- & Platin-Regionen gelittet hat. Und der Meister läßt dich wissen, „daß jeder Song auf diesem Album phantastisch ist, Baby“. Um sodann das Interview mit einer Frage zu beginnen: Was ist Dein Sternzeichen?
Ich bin Stier. Ich hab’s gewußt! Ich hab’s gewußt, Sweetheart. Ich beschäftige mich schon lange mit Astrologie und sage jeder Frau ihr Sternzeichen auf den Kopf zu.
Astrologie? Ich weiß nicht… Aber bitte, Stier! Du brauchst doch nur Deinen Verstand auf die Fährte zu setzen.
Hast Du etwa auch einen persönlichen Astrologen?
Aber klar. Er ist der Astrologe des indischen Ministerpräsidenten. Ich habe ihn zwar nur einmal getroffen, 1982, aber das hat völlig gereicht.
Warum hast Du „Practice What You Preach“ als Single ausgekoppelt?
Das Klima. Die Jahreszeit. Als die Single veröffentlicht wurde, fing gerade der Winter an. Der Song ist ein gefühlvoller Schleicher, und im Winter wollen die Leute nun mal zu Hause sein und sich aneinanderschmiegen.
Ist Dir Dein Image als Sex-Symbol je einmal in die Quere gekommen?
Nichts kommt mir in die Quere, Darling. Ich bin Barry White. Mich kratzt es nicht, wenn man mir Spitznamen. gibt Ich bin Barry White. Trink noch was Champagner, Darling. Ich weiß, Frauen mögen Fischeier nicht, ganz anders als die Männer. Aber trink noch etwas Champagner.
Was sind Deine drei besten Charakter-Eigenschaften?
Barry Whites drei beste Eigenschaften sind: seine Liebe für die Musik, seine Liebe für die Menschen, seine Liebe für sich selbst.
Welche heimlichen Hobbies pflegt Barry White?
Videospiele – Football, Golf, Bowling, ich liebe das Zeug. Außerdem sitze ich gerne vor meinem Salzwasser-Aquarium. 2000 Liter! Da kann ich für acht Stunden zugucken.
Und wer paßt auf die Fische auf?
Leute~.passen auf Fische auf. (Lacht) Ich sitze nur da und schaue still zu. Nur ich und die Natur. (Zum Kellner:) Warum servierst Du ihr denn gar nichts? Was möchtest Du, Sweetheart? Es ist Beluga, Baby.
Uh, ich glaub Dir aufs Wort. Dann gib ihr von allem etwas. Stimmt es, daß Du früher Kontakte zu Straßen-Gangs hattest?
Hab ich noch immer. Ich komme aus Southeast Los Angeles, und ich habe von dem ’65er Aufständen nicht nur im Fernsehen gehört, sondern war mittendrin. Ich kann die Enttäuschung, den Haß dieser Leute nur allzu gut verstehen. Ich habe das gleiche gefühlt. Mein Bruder hat das gleiche gefühlt – bis zu seinem Tod 1983. Ein Mann schoß ihn mitten ins Herz. Er war mein bester Freund. Er war Nacht, ich war Tag. Er liebte die Unterwelt genauso wie ich die Musik liebe. Wir hatten die gleiche Ausgangsposition; er wählte seinen Weg, ich meinen. Deshalb erzähle ich jungen Leuten die Wahrheit, und viele hören auf mich. Sie wissen, daß ich auch schon im Knast war. Ich werde meine Vergangenheit nie verstecken. Aber ich will auch nicht, daß junge Leute glauben, sie kämen aus dem Elend nie heraus.
Ich habe mir sagen lassen, daß es nur eine große Liebe in Deinem Leben gab.
Das ist wohl wahr. Als ich noch Teenager war, habe ich mich Hals über Kopf in dieses Mädchen verliebt – ohne damals die leiseste Ahnung von der Philosophie der Liebe zu haben. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich habe gelernt, daß man den Kontakt zur Realität verliert, wenn man sich verliebt. Langsam aber sicher überträgst du deine ganze Willensstärke auf eine andere Person. Dann kommt das Besitzergreifende, dann kommt die Eifersucht. In der Palette unserer Emotionen ist Eifersucht die mit Abstand negativste. Deshalb liebe ich heute nur, aber verliebe mich nicht. Erinnere Dich bitte immer daran, daß ich Dir das erzählt habe.
Mein Gott, das war ja so aufregend, daß ich doch darüber völlig vergessen habe, meinen Kaviar zu essen.
(Lacht) Ich weiß, ich weiß. Und es war mir so wichtig, Dir das zu sagen, daß ich meinen Kaviar auch nicht gegessen habe.