AC/DC
Rock Or Bust
Sony
Simpel, stoisch, stampfend, schunkelnd: Auch ohne Malcolm Young bleiben AC/DC die Meister des effizienten Hardrock – unsere Review von 2014 als Vorfreude auf den neuen Longplayer 2020.
Mit knapp 35 Minuten ist „Rock Or Bust“ das bisher kürzeste AC/DC-Album. Die Puristen werden das mit der ihnen eigenen Selbstgefälligkeit zur Kenntnis nehmen. Sie haben es ja gewusst. Woher soll’s denn auch kommen, wenn die beste rechte Hand des Rock’n’Roll infolge seiner offenbar schon etwas weiter fortgeschrittenen Demenz die geschundene Gretsch einfach nicht mehr adäquat bedienen kann? Sie haben leider recht. Das ohnehin mit den Mitteln haushaltende musikalische Konzept der Band musste noch einmal auf das Unveräußerliche zusammengestrichen werden, weil der Ersatzmann, Stevie Young, zwar seinen Onkel Malcolm plagiieren kann, was er schon in den frühen Achtzigern mit seiner Band Starfighters unter Beweis gestellt hat, aber eben nicht kreativ ersetzen. Es fehlen auf diesem Album die kleinen Finessen im Zusammenspiel der beiden Rhythmusgitarren, die leichten Verschiebungen und ergänzenden Modifikationen. Angus und Stevie harmonieren durchaus, aber sie spielen nicht komplementär. Und vor allem fehlen noch ein paar suggestive Riffs. Im Vergleich zu diesen 11 bis aufs Gerippe abgehungerten Songs wirkt der sechs Jahre alte Vorgänger, „Black Ice“, nachgerade feist.
Aber es ist eben immer noch ein AC/DC-Album. Der titelgebende Song eröffnet gleich mit ziemlichem Theaterdonnern. Er hat den Druck und die Punktgenauigkeit von „For Those About To Rock“, allerdings ohne Kanonen. Mit „Play Ball“, der ersten Single, folgt einmal mehr ein Meisterstück der Variation. Alles ist sattsam bekannt, und dennoch hat man es so noch nie gehört: das typische Riffing, das gezupfte, abgestoppte und simpel durchgeschlagene Akkorde organisch verbindet, die von Cliff Williams stoisch durchgepumpten Achtel, Phil Rudds Schützenfest-Beat und nicht zuletzt die von Brian Johnson immer noch mit einer solchen Inbrunst herausgeschrienen Botschaften, als ginge es ihm tatsächlich um etwas – und nicht nur um reine Laut-Malerei.
„Rock The Blues Away“ ist eher untypisch, ein eingängig schunkelnder Pub-Rocker, der an die beste Zeit von Nazareth erinnert. Mit „Rock The House“ versucht man sich sogar an einer Led-Zeppelin-Hommage, aber Rudd verschleppt das Metrum etwas, da fehlt der ausgelassen taumelnde Bonzo-Drive. Es gibt ein paar solcher Filler, aber zwischendrin eben auch immer wieder kleine Highs, die das Abwinken verhindern, „Sweet Candy“ etwa, nach „Rock Or Bust“ die dritte potenzielle Single-Auskopplung, mit einem dieser knochentrockenen Riff-Vorschlaghämmer, und vor allem „Dogs Of War“, ein Doom-Blues mit Totenchören und einem Gitarrenintro direkt aus der Unterwelt.