Lester Bangs :: „Psychotische Reaktionen und heiße Luft“
„Psychotische Reaktionen und heiße Luft“ von Lester Bangs gibt es endlich auch in deutscher Übersetzung. Im Vorwort erklärt Greil Marcus, warum kein anderer Rockjournalist jemals diese „Ein-Mann-Orgie der Heimmungslosigkeiten, Exzesse, Weisheiten, Satire, Parodie“ überbieten kann, und die ausgewählten Essays bestätigen das natürlich.
Wie Bangs – oft gnadenlos und ohne jeglichen blöden Objektivitätsanspruch – Bands abwatscht oder feiert, ihren Mythos demontiert oder zelebriert, ist auch 27 Jahre nach seinem Tod noch spektakulär. In „James Taylor: Vom Tod gezeichnet“ rechnet er in einem Aufwasch mit „Easy Rider“ („Langweiler“), den Backstage-Schnorrern von L.A. und „alten Fürzen“ wie Chuck Berry ab, um sich dann der Fantasie hinzugeben, wie er James Taylor ermorden könnte.
Bangs‘ Aufsätze über Lou Reed und Punk sind mindestens ebenso spannend, wenn auch nicht alle gleich gut übersetzt. Manches hat im Laufe der Jahre eben doch etwas Patina angesetzt. Und man muss ihm auch nicht immer Recht geben. Doch Lester Bangs hatte zumindest immer, immer eine Meinung. Unterhaltsamer wurde es nicht mehr. (Tiamat, 19,80 Euro)