Mud Matthew McConaughey :: Regie: Jeff Nichols
Ein Schiff in einer Baumkrone, ein entflohener Mörder, der sich in den Sümpfen von Louisiana versteckt, und zwei Jungen, die auf der Flucht vor lieblosen Familienverhältnissen mit einem Boot den Mississippi hinunterschippern. „Mud“ von Regisseur Jeff Nichols hat alle Ingredienzien einer klassischen Americana-Erzählung à la Mark Twain. Dass außerdem ein gut abgehangener Sam Shepard in einer kleinen, aber tragenden Rolle zu sehen ist, ist der knorrigen Atmosphäre von Nichols‘ Film nicht unbedingt abträglich. „Mud“ fungiert zuallererst aber als Bühne für Matthew McConaughey, den aufmerksame Beobachter spätestens seit „Magic Mike“, wo er sich endgültig zum ernst zu nehmenden (wenn auch nicht immer ernsthaften) Charakterdarsteller wandelte. Mud ist ein weiterer dieser faszinierenden McConaughey-Charaktere. Wer will, kann in dem verlorenen Southerner auch einen Vorläufer seines Rust Cohle aus der HBO-Serie „True Detective“ erkennen: ein an der Welt erschöpfter Einzelgänger, der sein Leben einer ungesunden Obsession verschrieben hat. Sie heißt Juniper (gespielt von einer leider etwas unterforderten Reese Witherspoon) und ist Auslöser für allerlei Ungemach. Denn Mud befindet sich nicht nur auf der Flucht vor der Polizei. Auch die Familie von Junipers letztem Liebhaber, den er auf dem Gewissen hat, ist hinter Mud her. Ellis und Neckbone entdecken ihn am Flussufer und schließen einen Pakt – gegen die Erwachsenen und die Langweile. Sie wollen dem seltsamen Fremden zur Flucht und zu einem Happy-End mit Juniper verhelfen. Doch der rachsüchtige Patriarch (Joe Don Baker) und seine Auftragskiller sind Mud längst auf der Spur.
Regisseur Nichols hat schon mit den Familiendramen „Shotgun Stories“ und „Take Shelter“ ein sicheres Gespür für die Landschaft des amerikanischen Südens bewiesen. In „Mud“ entwickelt er ein fast romantisches Verhältnis zu der bildgewaltigen, unheilvollen Schönheit Louisianas. Die Sümpfe sind die beeindruckende Kulisse für eine stille Coming-of-Age-Geschichte -in der Mud sich letztlich als größtes Kind erweist.(Ascot Elite) ANDREAS BUSCHE