Ray LaMontagne Supernova *** :: Elegante Folkpopsongs, von Dan Auerbach vielschichtig produziert
Es ist doch etwas überraschend, dass man von einem Album Ray La-Montagnes überrascht wird. Aber mit der schwelgerischen Sixtiespsychedelik, die einem auf „Supernova“, seinem fünften, gleich mit „Lavender“ entgegenschwappt, konnte man nicht rechnen. Auf den bisherigen Werken seit 2004 hatte man ihn schließlich mit seiner sanften, etwas heiseren bis raspligen Stimme als Vertreter des ungefähr ältesten Popgewerbes der Welt, dem klassischen L. A.-Singer/Songwriter-Idiom, kennengelernt. Das klang meist angenehm bis sehr reizend, aber insgesamt auch etwas unauffällig -wobei er über die Jahre in den USA immerhin populär genug geworden ist, um mit seinem letzten Album „God Willin‘ And The Creek Don’t Rise“ einen Folk-Grammy einzufahren. Dass man ihn hierzulande weniger kennt, liegt auch daran, dass der 40-Jährige nicht gern tourt und promotet, sondern lieber auf seiner Farm in Massachusetts bleibt -wie er auf „God Willin'“ im schmerzlich winselnden Ländler „New York City ’s Killing Me“ bekennt.
Den Spaß an seinem prägnanten Ton und umsichtigen Kompositionshandwerk ein wenig verderben konnte einem dabei -neben den unaufmerksamen Momenten, in denen die soulhaltige Stimme auch ins Prätentiöse rutscht -eine gewisse routinierte Gefälligkeit der Produktion. Die Wendung von „Supernova“ verdankt sich nun Dan Auerbach, mit dem er das Album in dessen Nashviller Studio produziert hat. Ganz so plakativ wie im Opener mit seinen Haight-Ashbury-Schwaden und dem „White-Rabbit“-Rhythmus geht es zwar nicht durchweg zu. Aber durch die Vielschichtigkeit der Arrangements -viel Hall, ungewohnte Vokaloverdubs, twangende Gitarren, Orgelmotive und solche Sachen -unterscheidet es sich doch gründlich von den Vorgängern. Sogar in typischen, schlichten La-Montagne-Titeln, wie dem steelgitarrenverzierten Country rock von „Ojai“, entdeckt man mit dem sehr vordergründig bumpenden „Underthe-Boardwalk“-Bass eine neue Farbe, die dem Sänger und seinen auch diesmal eleganten Songs ziemlich gut steht.(Sony) MARKUS SCHNEIDER