Sleaford Mods Divide And Exit :: Das britische Duo beschwert sich lustvoll zu rumpelnden Grooves
Lange hat sich niemand mehr so herzhaft beschwert wie dieses großartige Duo aus Nottingham. Jason Williamson, ehemals Mitglied einer nur Mods bekannten Mod-Band (wovon heute bloß noch Pottschnitt und Hemdkragen künden), meckert über Straßengestank, GG Allin, die Tories, Disco-Tänzer, Berlin, James Cameron, Liverpool, den Bus, Intellektuelle, über den Großteil dessen also, was seinen Weg kreuzt. Er tut dies gleichermaßen lustvoll wie lethargisch, macht natürlich keinerlei Konzessionen und geht verschwenderisch mit dem F-Wort um. Williamsons eher lässiger als hasserfüllter Beschwerde-Rap kann sich an den Großen des Genres messen lassen, an den englischen Mecker-Rappern Mark E. Smith, John Cooper Clarke und Mark Skinner, an Mark Perry (Alternative TV) und Shaun Ryder (Happy Mondays).
Der andere magergesichtige Kerl des Duos heißt Andrew Fearn, er liefert die Musik, über die Williamson seine Beschwerden raunzt. Alles ist Rhythmus, alles ist einfach. Bass und Schlagzeug treiben voran, ein paar Keyboardsprengsel tun so, als seien sie eine Melodie. Riffs werden stoisch durchgehalten -von einem britischen Brummelbass, wie wir ihn seit den Buzzcocks kennen, von einem Georgel wie bei The Fall. Die Anforderungen an das Schlagzeug waren selten weiter von John Bonham entfernt als hier, Elektronik wird sparsam bis geizig eingesetzt. Mal durch ein pubertäres Rülpsen eingeleitet, mal durch das vernehmliche Anschalten einer Beatbox, rumpeln Sleaford Mods in zwei unterschiedlichen Grundgeschwindigkeiten: Schnell und zickig wie in Punkrock („Liveable Suit“), oder entschieden lahm daherstampfend wie in bedröhnten HipHop-Tracks („You’re Brave“). Das Bandlogo sind zwei Bierbüchsen mit ihren Gesichtern drauf.
Schönere Schlechte-Laune-Musik gab es lange nicht. Sleaford Mods sind so britisch wie angeschlagene Teamugs. Oder derber Humor. „I’m not listening to you/I just wanked in your toilet.“ Besser hätte es John („People always bored me anyway“) Cale auch nicht sagen können. (Harbinger/Cargo) SEBASTIAN ZABEL