Warren Zevon et al.
„Original Album Series“
Haptiker, Archivare und Leser von Kleingedrucktem auf Plattenhüllen, aber auch Freunde des geschriebenen Wortes werden an dieser Serie keinen Gefallen finden. Von 39 Künstlern und Bands wurden je fünf Alben zu einem schmalen Päckchen zusammengefasst; die CD ist verpackt in dünnen Pappen, zu lesen sind gerade noch die Songtitel. Man muss sich also anderweitig über Produzenten, Musiker, Studios, Autoren und Danksagungen informieren. Andererseits sind die Miniatur-Boxen sehr günstig zu haben. Von Sony Music kannten wir diese Praxis schon. Wenn die Klassiker nicht ausreichen, nimmt man eben das Verfügbare. Weshalb bei den Walker Brothers zwar die gruseligen Alben „No Regrets“ und „Lines“ enthalten sind, aber eben auch das schwer erhältliche Rätselwerk „Nite Flights“ von 1978.
Auch Warner/Rhino wartet nun mit Kompendien auf, die manchmal sogar Lücken füllen: Rickie Lee Jones‘ notorisch vergriffene Mini-LP „Girl At Her Volcano“ ist hier neben vier ihrer bedeutendsten Alben eingeordnet; von Aztec Camera gibt es die beiden frühen Platten „High Land, Hard Rain“ und „Knife“ neben dem späteren Meisterwerk „Frestonia“; kaum bekannt (wenn auch auf CD erhältlich) sind Warren Zevons „Stand In The Fire“ (1981) und „The Envoy“ (1982). Das Debüt von 1976, „Excitable Boy“, und „Bad Luck Streak In Dancing School“ ergeben eine gemischte Sammlung, die aber ganz und gar der chronologischen Wirklichkeit entspricht. Bei Chris Rea fehlen die sehr frühen Alben, doch sind mit „Water Sign“ und „Shamrock Diaries“ zwei seiner besten Alben vertreten – und mit „On The Beach“ und „The Road To Hell“ seine erfolgreichsten.
Für Novizen empfehlen sich die Kolektionen mit Alben der Pretenders und von Little Feat, die das entscheidende Schaffen umfassen. Los Lobos kann man auf einen Schlag als eine der wichtigsten Americana-Bands erkennen, Echo & The Bunnymen sind mit „Crocodiles“, „Porcupine“ und „Ocean Rain“ adäquat repräsentiert. Bei den Alben von Todd Rundgren kann man sich des Umstandes vergewissern, dass dieser Songschreiber und Produzent in den 70er-Jahren einer der sprühendsten Köpfe der Popmusik war.
Es ist natürlich wahr: Oft möchte man Details nachschauen, ein paar Bilder betrachten, Songtexte nachlesen. Wer noch die abgegriffenen Schallplatten besitzt, der kann diese zur Hand nehmen – und derweil die CDs hören. Für die Nachbetrachtung und das erste Hören ist die „Original Classic Series“ probat. Für das Dazwischen braucht es dagegen einiges mehr. (Warner/Rhino)
Arne Willander