Robert Plant

lullaby and … The Ceaseless Roar

Warner

Folk und afrikanische Rhythmen, Rock und Blues: Robert Plant geht seinen intensiven Weg jenseits von Led Zeppelin weiter

Ramble on: Nach zwei sensationellen Alben mit Coverversionen kehrt Plant mit einem Album eigener Songs zu seinem Solohauptwerk zurück, einem Kontinuum des musikalischen Experiments, das in den vergangenen zehn Jahren vor allem die Grenzen zwischen Blues, Weltmusik und modernen TripHop-Clustern erforschte. Neue Line-ups, andere Musik­arten – Plant setzte sich im Lauf seiner Karriere regelmäßig neuen Situationen aus. Grund dafür ist sein Interesse am Blues, den er von Anfang an auf Ursprünge, Schnittstellen und Möglichkeiten untersuchte. Zum anderen hat es aber auch mit Plants unbedingtem Willen zur Kooperation zu tun: Plant, der Sänger, kann nur Lieder schreiben, wenn er Instrumentalisten um sich hat, die ihn verstehen, bereichern, herausfordern. In der aktuellen Band spielen alte Bekannte früherer Line-ups sowie einige neue Mitstreiter.

Die Musik auf „lullaby And … The Ceaseless Roar“ schwingt zwischen Folk, Afrika-Rhythmus, Wüsten-Trance und Popmusik – gleich der erste Song ist ein überlanger Rausch aus Percussion, Gypsy-Geige und verwehten Gesängen. Schon ist Plants Intensität da, in diesem Raum zwischen Rock-Band-Sound, Fernost-Psychedelik und Kopf-in-den-Wolken-Ekstase, den freilich schon Led Zeppelin bewohnten. Einige Songs verbeugen sich vor deren Art zu komponieren – das Stakkato-Riff von „Poor Howard“, die klingelnde Gitarre bei „Somebody There“, das halluzinierende Gefühl von „Turn It Up“. Eines der schönsten Lieder heißt „Rainbow“: Es tänzelt romantisch über Stammestrommeln und eine knarzende Gitarre – der Moment ist da, der Song schwebt und summt und hat zudem die Popsensibilität, die einige von Plants früheren Solowerken prägte. Auch das folgende „Pocketful Of Golden“ erinnert in seiner warmen Melodiösität an Alben wie „Now And Zen“, addiert aber TripHop-Texturen und sphärisches Rauschen.

Plant gelingt mit „lullaby …“ ein Album, das wohl weniger Aufsehen erregen wird als seine zwei Vorgänger, trotzdem aber äußerst gelungen ist. Weil es unterbewusst fließt, vielfach koloriert wurde und konsequent in der Gruppe entstand. Ob er wohl noch einen Song in sich habe, hatte sich Robert Plant vor den Aufnahmen gefragt. Mehr als einen.