Beach House
„Teen Dream“
Ihr drittes Album haben Beach House in einer ehemaligen Kirche aufgenommen. Das tut nichts zur Sache – es handelte sich offenbar um ein komplett umgebautes, nun nicht mehr kirchliches Gebäude. Man möchte trotzdem gern einen Zusammenhang sehen zwischen Raum und Werk, denn es liegt etwas Sakrales über diesen Liedern. Woher kommt es? Und wie gelang es, ein so zusammenhängendes, gleichmäßig illuminiertes Werk zu schaffen? Das würde man gern wissen.
Vermutlich liegt die Antwort bei den Künstlern selbst. Das Duo aus Baltimore hat schon mit dem letzten Album, „Devotion“ von 2008, ein großes Potenzial angedeutet. Auf „Teen Dream“ entfaltet es sich. Victoria Legrand und Alex Scally scheinen etwas zu beschreiben, das nur sie sehen können – einen Ort der Schönheit und stillen Vertrautheit. Kleine Klingelmelodien schweben in weit geöffneten Räumen, Legrands ungewöhnlicher Alto gebietet feierlich. Die oft elektronischen Beats rhythmisieren harmonisch unkonventionelle, aber nie theoretische Kompositionen, die weiterhin von Legrands Dream-Pop-Keyboards dominiert werden. Man erkennt die Beach Boys-Ähnlichkeiten, hört 80s-Verweise und 70s-Pop. Sogar so etwas wie weißen Soul macht man in einigen dieser Melodien aus. Doch man lässt die Verweise ziehen – und beobachtet, wie Beach House von einem kleinen Indie-Spielparadies zu einer außerordentlichen Band werden.
Vom Strandhaus in den Tempel: Dass Legrand und Scally ein ganzes Album lang in ihrer leisen Verzückung verharren und einfach nicht die Augen aufmachen, das ist die Stärke von „Teen Dream“. Es ist eine große, vielversprechende Stärke. (Cooperative)
Jörn Schlüter