Wer wacht schon gern allein auf? Devonté Hynes jedenfalls nicht, wie er im sehnsüchtigen, mit Streichern verzierten „Don’t Want To Wake Up Alone“ bekennt. Der gebürtige Texaner lässt die Punk-Anklänge seiner früheren Band Test Icicles auf dem zweiten Album seines Soloprojekts Lightspeed Champion noch weiter hinter sich als auf dem Vorgängerwerk „Falling Off The Levander Bridge“, um sich ganz dem opulenten, beinahe orchestral wirkenden Kammerpop-Entwurf der Marke Eigenbau zu widmen.

Seine Stimme kann, seien wir ehrlich, bei der angestrebten Größe der Melodien (etwa im Refrain der Single „Marlene“) nicht immer mithalten, doch hinsichtlich der Dreingabe von luftigen, einmal gar countryesken Gitarren, flatterhaftem Klaviergeklimper, auftrumpfenden Chören und Texten für gebrochene, gerade brechende oder vollkommen intakte Herzen lässt er sich auf „Life Is Sweet! Nice To Meet You“ nicht lumpen. Sehr harmonisch mündet dieser vielschichtige Ansatz in die ergreifende, von einer Ukulele eingeleitete Ballade „There’s Nothing Underwater“, die einmal mehr beweist, dass Liebesleid den Menschen in einen Hungerkünstler verwandeln kann: „Every second that you run away/ Makes me miss you more and more/ Haven’t eaten for days and days.“

„Faculty Of Fears“ beginnt unscheinbar, die Eingangsverse wie hingetupft, entwickelt sich dann allerdings zum vollwertigen Pop-Song mit Zeilen, die man dank der ansteckenden Emphase nicht so schnell vergessen wird: „And if your heart’s screaming take me home/ Then hail a cab and please turn off your phone.“ Also: Zu zweit ein Taxi bestellen, Telefon abstellen, gemeinsam aufstehen, frühstücken und diese Platte auflegen. (Domino)

Alexander Müller