The Clash
London Calling (Anniversary Edition)
Sony
Neudeutsch nennt man das wohl downsizing, was die Legacy-Abteilung von Sony Music jetzt mit diesem berühmten Album anstellte. Zum ersten Mal prächtig remastered hatte man „London Calling“ vor zehn Jahren wiederveröffentlicht, das Artwork wieder einigermaßen komplett und die ganze Aufmachung nicht so schäbig wie zuvor. Fünf Jahre später gab es die „25th Anniversary Edition“, bei der man es wohl doch allzu gut mit den Fans meinte, als man als Zugabe die vormals nur auf Bootlegs zirkulierenden „Vanilla Tapes“ auf einer zweiten CD beipackte. Denn diese Probeaufnahmen der von Guy Stevens dann als Produzent übernommenen Sessions waren auf billigstem mitlaufendem Gerät in so scheppernder und grausamer Qualität aufgezeichnet, dass da keine rechte Freude aufkommen wollte.
Immerhin gibt es unter dem halben Dutzend der „Vanilla Tapes“-Songs, die man am Ende nicht professionell für die Doppel-LP aufnehmen mochte, zumindest zwei, von denen man sich das gewünscht hätte, nämlich „Heart And Mind“ und eine von der Band reggaefizierte Fassung von Bob Dylans „The Man In Me“. Die Entscheidung, dem Album zum 30. Jubiläum die frühen Probe-Demos nicht wieder mit auf den Weg zu geben, geht trotzdem in Ordnung.
Die Promo-Videos und die Making-Of-Dokumentation mochte man – da die CD/DVD-Packages nun eh schwer in Mode gekommen sind – dann doch nicht unterschlagen. In größere Unkosten stürzte man sich deswegen allerdings nicht – anders als etwa Pete Townshend, der mit dem Kollegen Daltrey unlängst tatkräftig an einer ganz fabelhaften Making-Of-DVD zu „Who’s Next“ mitarbeitete. Das ursprüngliche zur Verfügung stehende bzw. überhaupt brauchbare Filmmaterial illustriert den Schaffensprozesss von „London Calling“ leider nicht ähnlich erhellend und sinnfällig wie die Who-Arbeit. Wie wichtig die Rolle von Guy Stevens, obwohl von Alkohol und Drogen schon ziemlich zerstört, bei diesem – seinem letzten großen – Projekt war, ist in Anekdoten und Erzählungen hinreichend verbürgt und wird hier in den endlosen Interview-Schnipseln auch immer wieder betont. Die Dokumentation liefert in dieser Hinsicht allerdings wiederum eher ominöse Andeutungen und Indizien als eine umfassende und profundere Würdigung.
Das Album, das beinahe ewig schon in allen Umfragen unter den allerwichtigsten rangiert, klanglich noch einmal zu überarbeiten, sah man – wohl zu Recht – nicht als notwendig an. Übernommen wurde das Remastering von Ray Staff und Bob Whitney. Oberaufsicht hatte dabei Bill Price, Cheftonmeister bei den Sessions 1979 – also Gewährsmann für den authentischen Sound. Ihm hatte die Band seinerzeit schon komplett die Abmischung überlassen.