Them Crooked Vultures
„Them Crooked Vultures“
John Paul Jones wird nach der gescheiterten längerfristigen Led Zeppelin-Reunion keine großen Probleme gehabt haben, sich einzugewöhnen. Josh Homme und Dave Grohl rollen ihm hier den roten Teppich aus. Grohl, offenbar der Spiritus rector der Kollaboration, hatte mit seinen „Probot“-Sessions vor Jahren bereits den extremistischen Achtziger-Metal reanimiert. Jetzt startet er mit Them Crooked Vultures ein neuerliches Fan-Projekt, aber diesmal geht er noch eine Dekade weiter zurück. Das ganze Konzept ist von vorgestern. Die dreiköpfige Supergruppe aus sogenannten Ausnahmemusikern. Und dann noch das Genre: bluesgeerdeter Hardrock nach alter Vätersitte. Das ist aber nur der Humus, von Grohls Drums ganz stilecht gerade und solide parzelliert, auf dem Josh Hommes Hybridisierungs- und Mutationsversuche sowieso schon immer am Besten gediehen. Die Affinität zum Seventies-Heavy-Rock ist eben konstitutiv für das am hanfenen Faden hängende Stoner Genre, das Homme begründet hat und dessen Claims er immer wieder neu abzustecken sucht. So auch hier.
Man sollte Jones‘ Einfluss auf Them Crooked Vultures denn auch nicht überbetonen. „Reptiles“ mit seinem hübsch schwankenden Rhythmus-Track, den percussiven Riffs und gewollt konfusen Lead-Overdubs hätte sich zwar auch auf „In Through The Out Door“ ganz gut gemacht. Der Opener „No One Loves Me & Neither Do I“ beginnt mit einem jener knochentrockenen Jimmy-Page-Riffs, nur leider nicht ganz so zündend. Und „Elephant“ klingt beinahe wie eine Led-Zep-Collage. Gleichwohl wären die meisten dieser Songs auch auf den letzten Alben von Queens Of The Stone Age nicht sonderlich aufgefallen. Die psychedelisch vernebelte Vaudeville-Nummer „Interlude With Ludes“ etwa, von Homme schon beinahe parodistisch tranig intoniert. Oder „New Fang“, dieser fast fröhliche, mit spacigen Fuzz-Harmonien levitierte Staccato-Riffer, der eine der wenigen Melodien auf diesem Album besitzt, die man sich merken kann.
Epigonalität kann man dem Trio somit kaum vorwerfen. Hier wird kein Stil geklont, sondern neu interpretiert, nämlich mit Hommes ständig leicht neben der Spur laufenden Ingenium bastardisiert. Das hat zunächst mal einen gewissen Reiz. Ich befürchte nur, die Halbwertszeit von „Them Crooked Vultures“ wird die der letzten beiden QOTSA-Alben „Lullabies To Paralyze“ und „Era Vulgaris“ nicht wesentlich überschreiten. Der erste Affekt verbraucht sich bald, und mehr ist dann eben doch nicht dran gewesen. (RCA/Sony)
Frank Schäfer