Night Moves :: Regie: Kelly Reichardt
Mit „Night Moves“ kehrt die New Yorker Filmemacherin Kelly Reichardt zum vierten Mal in den Nordosten der Vereinigten Staaten zurück. Oregon gilt nicht unbedingt als repräsentativer US-Bundesstaat – umso erstaunlicher ist es, mit welcher Sorgfalt die Regisseurin in ihren Filmen die sozialen Verhältnisse ihres Landes abzubilden versteht. Vielleicht stimmt es aber auch, dass das wahre Amerika eben nicht in den Metropolen zu finden ist, sondern in den Kleinstädten entlang der endlosen Highways. Auch „ Night Moves“ spielt abseits der großen Städte, doch der Blick auf die gesellschaftliche Peripherie ermöglicht eine sehr genaue Milieustudie, unter deren Oberfläche sich die sozialen Spannungen abzeichnen. Josh und Dena leben in einem landwirtschaftlichen Kollektiv, den Raubbau an der Umwelt sehen sie wie fast alle Menschen in diesem grünen Landstrich kritisch. So kritisch, dass die beiden mit Hilfe des Kriegsveteranen Harmon beschließen, einen Staudamm zu sprengen. Als politisches Statement gewissermaßen. „ Lachse sterben, nur damit unsere iPods laufen“, rechtfertigt Josh die militante Aktion. Aber dann geht bei dem Anschlag etwas schief und das Gewissen der Umweltaktivisten wird auf eine harte Probe gestellt.
Doch bei Reichardt wird daraus kein Öko-Thriller. Die Regisseurin versteht es wieder meisterhaft, dramatische Konventionen zu unterlaufen. Zwar beweist sie mit „Night Moves“ erstmals, dass sie auch konventionelle Register ziehen kann, aber ihr dokumentarischer Blick schweift immer wieder von solch eindeutigen Setzungen ab. Die Arbeit auf der Farm schildert sie genauso penibel wie die wachsenden Zweifel der Figuren an der Legitimität ihrer politischen Aktion. Ruhig blickt sie auf ihre Antihelden, ohne moralisch Stellung zu beziehen. Da verwundert es nicht, dass sich unter ihrer rigorosen Inszenierung auch der kleinste Anflug von Star-Appeal aus dem Spiel von Jesse Eisenberg, Dakota Fanning und Peter Sarsgaard verflüchtigt. Ein kühler Film mit heißem Topic.