Catherine MacLellan
„Water In The Ground“
Es scheint unerschöpflich da oben in Kanada, das Reservoir junger Frauen, die nichts weiter haben als eine alte Akustik-Gibson, eine Stimme zum Umarmen (wenn nicht Verlieben), eine kleine, fein begleitende Band und auch ein bisschen was zu sagen. Catherine MacLellan- mit „Water In The Ground“ bei Album Nr. 3 angekommen- ist dabei gleich in die große Reflex-Maschine geraten, die in hilfloser Routine den nächsten Joni-Mitchell-Vergleich ausspuckt.
Aber selbst den dürfte sie überleben, so gleichmütig und zuversichtlich wie sich die Tochter von Gene MacLellan (schrieb u.a. „Snowbird“ für Anne Murray) hier präsentiert. Da denkt man eher an eine kleine Schwester von Eddi Reader oder auch an eine weniger süßliche Nanci Griffith, falls sich an die noch jemand erinnert.
„Take A Break“ empfiehlt MacLellan passend zum Auftakt dieser leichten, hoffnungsfroh leuchtenden Affäre. „Something Gold“ und „All Our Sorrows Drown“ beschwören sanft die Kraft einer obsiegenden Liebe. Und wenn’s auf einer Hoteltreppe ist. Und wenn nicht, lautet die Parole einfach „Set This Heart On Fire“ oder „Again From The Start“. Nur in „All Those Years“- eine von Cello-Untertönen grundierte Solo-Nummer – gestattet sich MacLellan einen wehmütigen Blick zurück, wischt Selbstzweifel aber schnell wieder beiseite. Folgerichtig bietet sie zuguterletzt auch dem großen Bremser die Stirn und ihr XXL-Herz. „Flowers On Your Grave“ winken vordere Plätze in den Begräbnischarts (zumindest in Kanada).
Hier ist Catherine MacLellan noch kein bekannter Name, weshalb das neue Album gleich im gut ausgestatteten Doppelpack mit ihrem Debüt „Dark Dream Midnight“ kommt. Das war einst nur per Mailorder zu haben und kreist noch stärker allein um ihre Akustik-Gitarre. Unfertiger wirkt das noch, aber intensiver. Doch auch da ist schon dieser unbedingte Wille und Glaube, die Dinge für sich und andere irgendwie zum Guten wenden zu können -wie im superben Titelsong, dessen atemlos-innige Naturmetaphorik dann doch ein wenig erinnert an… wie hieß die noch mal? (True North/Alive)
Jörg Feyer