Holly Golightly & The Brokeoffs :: All Her Fault
Dionysische Americana vom einstigen Beat-Girl nebst Partner
Viel zu tun gibt es bestimmt bei der Rettung und Betreuung von Pferden in der Abgeschiedenheit eines rustikalen Anwesens bei Athens, Georgia. Dennoch gelingt es Holly Golightly und Lawyer Dave in schöner Regelmäßigkeit, mit neuen LPs zu erfreuen. Und es ist keine kleine Freude, die sie seit sieben Jahren verbreiten, mit Platten, deren Ursprünglichkeit, Unverblümtheit und schiere Musikalität immer mal wieder ein dreckiges Grinsen ins Gesicht zaubert.
Seite eins von „All Her Fault“ eröffnet mit gutmütigem und doch unmissverständlichem Mormonen-Bashing. „SLC“ heißt der Song. Das steht für Salt Lake City, wohin sich zu begeben keine gute Idee sei, „’cause you ain’t gonna have a good time“. Warum? Holly und ihr bärtiger Beau bleiben die Antwort nicht schuldig: „You can’t get fucked up and you can’t get shitty.“ Dazu hüpft und bollert es in Country-Shuffle-Manier, metrischer Exaktheit hohnlachend. Überhaupt kommen die Rhythmen aus dem Bauch, die Saiten schnarren ungehemmt, obschon nie neben der Trampelspur. „Pistol Pete“ ist ein geschwind klimpernder Walzer, nicht ungestüm, eher unbeugsam wie sein Held, ein Pferd. Unterlegt mit geisterhaft tönendem Geheul, führt uns die Geschichte nach Mexiko, wo der unbeherrschbare Gaul seinen Drangsalierern entkommt.
„Trouble In Mind“, von George Jones gesanglich im Schicksalhaften verortet, scheint sich hier gegen das Unvermeidliche stemmen zu wollen. Die Stimmen klingen verwundet, doch auch widerständig, zu Lawyers obstinatem Bottleneck-Komment. „King Lee“ beschließt Seite zwei als Verbeugung vor einem alten Mann, einem Lebenskünstler, der nahe der Farm lebt, wo sich das Künstlerpaar nicht nur häuslich eingerichtet hat, sondern auch ein Tonstudio betreibt. Dort entstand dieses Album, in Heimarbeit mithin, ohne jeden Anflug von Heimeligkeit freilich, ohne Enge. Vielmehr ist „All Her Fault“ freigeistig, humorvoll, charakterfest.