Sophia
„There Are No Goodbyes“
Mit offenen Besteckschubladen mochte man ihn ja eh niemals allein lassen. Und diesmal hat Robin Proper Sheppard, der fabelhafte Ober-Trauerkloß der Singer/Songwriter-Szene, sogar besonders tief im Repertoire seiner dunkelschwarzen Gefühle gegraben. Was für ein Glück, dass der Wahl-Londoner dem katastrophalen Pathos seiner Elegien immerhin manchmal mit erzählerischer Ironie begegnen kann. „Why waste a perfect evening, when we can just cut straight to the fight“, lässt er seine Liebes-Kombattantin in „A Last Dance (To Sad Eyes)“ fast munter vorschlagen.
Die emotionale Wucht seiner ersten neun Lieder mildert das jedoch nur wenig. Da geht es um unbewältigte Abschiede, persönliche Abgründe und rückhaltlose Selbstgeißelungen, um Qual ohne Licht und Hoffnung, um Melancholie, Einsamkeit und die elende Angst, dass das herzzerreißende Gefühl niemals aufhören wird.
„And I thought I knew heartache, but I’ve never known anything like this“, bekennt er bitter in „Heartache“, der besten Nummer des Albums. Seinen brachialen Emo-Doom-Core orchestriert Proper Sheppard mit vielen stoisch pulsenden und scheppernden Stahlsaiten-Beats, mit kunstvollen Rückkopplungen, warmem Lapsteel-Wimmern und oft geradezu provokativ süßen Violinenklängen.
„Es tut immer noch weh, diese verdammten Songs zu leben“, bekundet er sehr glaubwürdig und zeigt doch mit jedem Ton und Wort deutlich, wie grundlegend das bleischwere Stimmungstief des dünnhäutigen Kreativen dem dumpfen Hipp-Hipp-Hurra der Endorphin-Junkies überlegen sein kann, billiger geht es eben nicht. Dennoch schön, dass der Sänger in „Portugal“ doch noch die ersehnte Erlösung findet. „I breathe deep and let the warmth fill my lungs“, wispert er. Das ist gut so. Denn die Heizung auf dem Cover hätte sicher kein Monteur der Welt wieder zum Laufen gebracht.(City Slang/Universal)
Rüdiger Knopf