De Rosa

„Prevention“

Das Debüt von Martin Henrys De Rosa war ein Kommentar- zu Glasgow, zur Region Lanarkshire, mithin also zu Henrys Heimat. Martin, nebenbei Fotograf und Maler, nutzte die äußere Geografie, um die innere Geografie besser erkennen zu können. Ein kunstsinniger Ansatz, der sich in dem Art-Pop, Neo-Folk und Indie-Rock seiner Band widerspiegelte.

Auch das zweite Album ist offenbar sehr heimatverbunden, doch man braucht zu viel Insider-Wissen, um das Lokalkolorit ausmachen zu können. Die neue Musik ist eine Weiterentwicklung der alten: Es gibt mehr Elektronik und Rhythmus. Wo dem ersten Album noch ein etwas windschiefer, aufnahmetechnisch nicht sehr ambitionierter Charme anhing, sind die Ebenen auf „Prevention“ sorgfältiger geschichtet.

Doch Martin gibt sich nicht preis. Diese Lieder gehen noch mehr ans Herz als die des Debüts, entziehen sich aber gleichzeitig durch eine kargeckige Spielweise, die durchaus an Sonic Youth und andere Klischeevermeider erinnert. Und, wie gesagt: Es gibt viele akustische Gitarren und Neil Young-artige Phrasierungen auf der Platte, aber es gibt auch bruzzelnde Synthies, verzerrrte Gesänge, Elektro-Einwürfe und Kunststudentenmusik. Und es gibt sehr feierliche Momente, wie sie Arcade Fire am Anfang hatten, zum Beispiel in dem Lied „Stillness“ und dem hypnotischen „Under The Stairs“. Auch unbedingt hören sollte man „Swell“, ein eher klassisches Folk-Lied.

Es ist erstaunlich, wie das erste, ja auch wunderbare Album im direkten Vergleich sofort schwächer ausfällt als „Prevention“. Das heißt: Martin Henry hat das Kunststück geschafft, die Kraft seiner ersten Platte auf einem neuen Level neu zu entfalten. So geht Weiterentwicklung, und sie gelingt hier sensationell.(Chemikal Underground/ RTD)

Jörn Schlüter