Lyle Lovett & His Large Band
„It’s Not Big It’s Large“
Nein, der Mann, der Klein-Texas auf die große Songwriter-Landkarte gebracht hat, ist nicht unter die wirklich Produktiven gegangen. „It’s Not Big It’s Large“ ist immer noch das Album, das bei Lyle daheim schon 2007 zu haben war und nun auch hier noch zu einer späten Veröffentlichung kommt, weil Lovett nach einer halben Ewigkeit just mal wieder live gastierte (und das nächste wirklich neue Album offenbar noch in Lyle-üblicher Ferne ist…).
Vors hiesige Publikum trat der Texaner natürlich nicht mit seinem 18-köpfigen-Pracht-Ensemble. Doch ist die Monsterband auch auf „It’s Not Big It’s Large“ nicht so präsent wie es Titel, Cover und die ersten beiden Stücke suggerieren, ein strammer Swing-Ritt durch Lester Youngs „Tickle Toe“ und der superbe Gospel-Kraftakt „I Will Rise Up/Ain’t No More Cane“, der den wackeren Jim Cox zwecks Credit in der kuriosen Kategorie „Pre-Production Piano“ führt.
Denn wenn’s bei Lovett ans kleinteilig Eingemachte geht, bleiben auch von einer Band, die nicht big, sondern large ist, nur Alisons Bruder Victor Krauss am Bass und Ex-Jackson-Browne-Trommler Russ Kunkel sowie der treue Cellist John Hagen übrig, während drum herum Top-Studiopros wie Matt Rollings (Piano), Paul Franklin (Pedal Steel), Dean Parks (Gitarre) und Stuart Duncan (Fiddle) ihr edles Handwerk entfalten dürfen.
Mehr denn je gibt Lyle Lovett, 51, hier den sanften Nostalgiker, der sich mit gewohnt trockenem Country-Humor behilft („All Downhill“), aber im elegischen „South Texas Girl“ auch schon mal um die Nase blass vor modernen Zeiten steht. „Social correctness leaves no room for Santa Claus…“ Na ja. Mehr echten Spaß gibt’s schon noch, etwa mit der virtuosen Slapstick-Einlage „Make It Happy“, vor allem aber, wenn Lovett, der vielleicht noch nie so gut gesungen hat, auch seine Qualitäten als suggestiver Wortjongleur abruft, der mit minimalem Einsatz eindringliche Stimmungsbilder kreiert („Don’t Cry A Tear“) oder aus kleinen Drehs große Erkenntnis respektive Verblüffung destilliert.
In „The Alley Song“ und „No Big Deal“ ist er da wirklich ganz der Alte. Was wenig verwundert, denn die beiden Songs datieren laut Credit noch aus der Zeit vor seinem Debüt (1986). Dazu kommen mit der Akustik-Reprise von „Up In Indiana“ und dem Traditional „Ain’t No More Cane“ gleich zwei Remakes innerhalb eines Albums mit dann zwölf Stücken. Nein, unter die ganz Produktiven wird Lyle Lovett in diesem Songschreiber-Leben wohl nicht mehr gehen. (Curb/Warner)
Jörg Feyer