Wäre Bishop Allen ein echter Geistlicher, er hielte sein Hochamt vor Streifenhörnchen und kleinen Eselchen, vor Stupsnasenmädchen und putzig übermüdeten Bärenbabys. Vor all den Niedlichen, die noch nicht lange genug aufbleiben dürfen, um zum Vampire Weekend-Konzert zu gehen. Bishop Allen aus Brooklyn spielen auch auf ihrem dritten Album Schnuffelpop der reinsten Sorte.

Sonnigste Schwänzelmusik mit klassischen Wunderlich-Instrumenten wie Xylofon, Ukulele und Jagdhorn und leicht atemlosen Boy-Girl-Gesängen. Außerdem mit im Zuckertütchen: Lieder über Tiere (mache es wie der Tiger und grinse zahnreich- oder mache es wie die Schnecke und ziehe eine silbrige Spur!), Muschelketten und Frühstücks-Grapefruits. Selbst wenn man eine große Schwäche für übermüdete Bärenbabys hat, ist all das zusammengenommen in seiner kalkulierten Koketterie dann doch ein bisschen viel.

In seiner Lalala-Chuzpe allerdings nachgerade großartig: das Lied „Shanghaied“, das die schöne Tradition des Schanghaiens, des gewaltsamen Rekrutierens von Seeleuten behandelt, indem Presskommandos wehrlose Säufer aus Seemannskaschemmen entführen. Wunderschön, dass das immer wieder heiter geblökte „shanghaied“ bei nachlässigem Hinhören wie „Schenk ein!“ klingt.

Im manierlichen Teenie-Filmchen „Nick And Norah’s Infinite Playlist“ besuchen die jugendlichen Helden zum Auftakt einer aufregenden Nacht ein Bishop Allen-Konzert. Es gefällt ihnen recht gut, doch den Rest der Nacht bringen sie damit zu, der mysteriösen Band „Where’s Fluffy?“ nachzujagen, die irgendwo ein Geheimkonzert spielen. Ein schönes Bild für das hier vorliegendes Problem: Bei aller sympathischen Zutraulichkeit bleibt „Grrr“ dann doch ein kleines bisschen zu schnuffelig, als dass man dafür scharmützelreich durch die Nacht jagen würde.(Dead Ocean/Cargo)

Anja Rützel