Doves
„Kingdom Of Rust“
Ein zischendes Hi-Hat, ein wimmernder Synthie, eine seufzende Gitarre, und Jimi Goodwin nuschelt irgendwas davon, dass er hier schon seit Ewigkeiten wartet und dass er von stürmischer See träumt und davon, endlich vom Wind weggepustet zu werden. Und der Song „Jetstream“, der das neue Doves-Album „Kingdom Of Rust“ eröffnet, reißt einen tatsächlich fort.
Vier Jahre sind vergangen, seit das Trio aus Manchester das Album „Some Cities“ veröffentlicht hat, das es auf Platz eins der britischen Charts schaffte. Nach der anschließenden Tour schien die Band jedoch verschollen. Die Doves haben über zwei Jahre an den Songs auf „Kingdom Of Rust“ gearbeitet und nach eigenen Angaben in der Zwischenzeit mehr als 100 Songs zusammengetragen. Elf davon haben es auf die Platte geschafft. Aber nicht alle sind so überzeugend wie „Jetstream“ oder der Titelsong: ein wunderbares, in die nordenglische Landschaft verlegtes Western-Drama mit hübschem Wechselbass.
Neben dem polternden „The Outsiders“, der Impression „10:03“, dem groovenden „Compulsion“, das sich ungeniert als Rip-Off von Blondies „Rapture“ outet, und dem Retro-Stampfer
„House Of Mirrors“ finden sich hier zu viele Nummern, die offensichtlich etwas zu lange im Studio bearbeitet wurden.
Überambitionierte Pop-Epen wie „Winter Hill“ oder „Lifelines“ drohen in verschachtelten Arrangements, vielschichtigen Gitarrenlinien und pathetischer Besinnlichkeit die Orientierung zu verlieren. (EMI)
Gunther Reinhardt