Olli Schulz
Es brennt so schön
Erst Barack, und nun Olli, der wahre Pop-Titan. Das Jahr wird gut. Auch, weil der sympathische Nerd von der Elbe wohl von einem genmanipulierten Ohrwurm gebissen wurde. Jedenfalls schwingt Super-Olli fast wie schwerelos durch die Hamburger Schulklassenräume und angrenzende Gebiete.
Thwip! leiht er sich etliche Klänge bei Tomte und bei Kettcar. Thwip! gaunert er sich etwas Pop-Art aus Niels Freverts Nationalgalerie. Thwip! ergattert er sich die Lässigkeit von Pottgott Stoppok. Thwip! holt er sich ein Rezept für Humor mit Subtext und tiefgreifenden Nebenwirkungen aus dem Ärzte-Haus. Thwip! hat er auch schon den Wortwitz Kunzes und Lürigs melodisches Gespür. Thwip! ergreift er lakonische Maßnahmen in seinem Kampf gegen die Tristesse, gegen Ha-Ha-Lustigkeit und generell alle Elemente des Verbrechens am guten Geschmack.
Dabei fand der Krypto-Moralist auch ohne seinen langjährigen Sidekick Max Schröder (Der Hund Marie) in den Studio-Sessions mit Kollegen wie Gisbert zu Knyphausen oder Bernd Begemann die Antwort auf große Fragen. „Die Guten, die bluten, weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus“, macht er sich seinen Reim auf die allgemeine Misere („Ab jetzt tut’s nur noch weh“).
„Man ist so lang einsam, bis man lernt, allein zu sein“, gibt er weise Lebenshilfe („So lang einsam“).“Mach‘ den Bibo, mach‘ das UFO, mach‘ den Grobi, mach‘ uh-uh-uh“, schnoddert er den Hamburger Beitrag zu Raabs nächstem „Bundesvision Song Contest“, im Clip mit kongenialer Hilfe von Freund Bela B.
Das alles knistert schön warm und analog, mit schrummeligen Gitarren, mit Piano, Banjo und Schwung aus dem Keller. Bei „Isabell“ sorgen sogar Mark-Knopfler-Licks für einen perlenden Swing. Ob diese leichte und beherzte Olligarchie eine Antwort in der aktuellen Systemdiskussion ist? Gestern war noch Krise. Aber jetzt ist Schulz. (Four/Sony)