James Taylor
Covers
Concord/Universal
Ein Suizid-Versuch mit 17, dann Nervenklinik, Heroin- und Alkoholsucht, private Katastrophen. Für James Taylor war die Musik von Anfang an auch ein ewiger öffentlicher Kampf gegen persönliche Dämonen und Überlebensstrategie. Seine klagend vorgetragenen Therapie-Songs wie „Fire And Rain“ oder „Rainy Day“ sind dabei so authentisch wie bitter nah am öden Klischee des Rock’n’Roll way of life der frühen Siebziger.
Heute, mit 60, ist „Sweet Baby James“ vom Leben sichtbar gezeichnet und findet etwas Seelenfrieden im hingegebenen Fingerstyle auf den klangvollen Olson-Acoustics. Dass er mit seiner Band Of Legends im zum Aufnahmestudio umgebauten Stall seines Landguts in Massachusetts den jahrelang gehegten Plan eines Cover-Albums innerhalb von nur zehn Januar-Tagen endlich realisierte, muss man vor diesem Hintergrund ausdrücklich begrüßen.
Und Taylor macht sich die 15 Songs, vor allem aus den 50er bis 70er Jahren, sehr zu eigen. Die unverkennbare, von allen sonoren Registern freie Stimme und die swingenden, präzisen Arrangements drücken allem unüberhörbar ihren Stempel auf. Da aber die Nummern heterogen sind und großteils so markant, dass sie dezidierten Hörererwartungen begegnen, sind Taylors Ergebnisse recht gemischt.
Smokey Robinsons „It’s Growing“ (Temptations) etwa passt ebenso wie „On Broadway“ (Drifters, George Benson) und „(I’m A) Road Runner“ von Holland/Dozier/Holland geradezu ideal zu Taylors elegantem Blend aus Jazz, Blues und Soul. Auch Jimmy Webbs Klassiker „Wichita Lineman“ und „Some Days You Gotta Dance“ (Dixie Chicks) profitieren vom Talent und der Sensibilität der Musiker.
Beim allzu entspannten Leiber/Stoller-Klassiker „Hound Dog“ wird das adoleszente Adrenalin Presleys dagegen schmerzlich vermisst. Auch Eddie Cochrans „Summertime Blues“ und Buddy Hollys „Not Fade Away“ profitierten entschieden von mehr Hitze und Dringlichkeit. Und Leonard Cohens „Suzanne“ ertönt hier zwar geschmackvoll, bleibt aber blass, weil Taylor eben so gar nichts vom monochrom-intensiven Gebrummel des alten Meisters aus Kanada zu bieten hat. Alles äußerst solides Handwerk, das ist nicht wenig. Aber aufregende Entdeckungen sind hier nicht zu machen.