Mark Olson & Gary Louris
Ready For The Flood
Sie kommen heute einfach von einem anderen Ort. 1995, als Mark Olson und Gary Louris (wohl noch unbewusst) den Schwanengesang ihrer Jayhawks intonierten, stand die Band im üblichen Major-Label-Spiel unter Beweisnot.
Wie sie dieser druckreichen Gemengelage mit „Tomorrow The Green Grass“ noch ein Album abrangen, das fast die leuchtende Schwerelosigkeit ihres Meisterstücks „Hollywood Town Hall“ erreichte, ist rückblickend erst recht erstaunlich.
13 Jahre später – die Messe vom „kommerziellen Erfolg“ ist lange gelesen – muss das Duo sich und anderen nichts mehr beweisen. Nur in Louris‘ Garage ein paar neue Songs schreiben, dazu ein paar alte liegengebliebene entstauben und alles zusammen mit Chris Robinson (Black Crowes), der schon das Louris-Solo „Vagabonds“ produzierte, in einer anderen, als Studio getarnten Garage so taufrisch und trocken-direkt wie möglich aufnehmen.
Zum Mitschreiben: „Ready For The Flood“ ist kein (als Duo-Werk getarntes) Jayhawks-Comeback! Es ist auch kein (Country-)Rock-Album. Es ist nicht mal ein Band-Album (auch wenn gelegentlich andere Musiker auftreten). Es ist die Musik von diesem anderen Ort, an dem sich zwei Songschreiber und nicht zuletzt zwei immer noch prächtig harmonierende Stimmen wieder finden, zu einem sehr intimen und dabei erstaunlich unnostalgischen Stelldichein.
Robinson bläst dabei die Harp, wenn sie das Tempo mit dem R&Bluesigen „Chamberlain, SD“ zwischendurch auch mal kräftig anziehen, doch bleibt die Rock-Ästhetik ihrer alten Band selbst hier fern. Drumherum das schwebende Kleinod „Turn Your Pretty Name Around“ die feine Fingerpicking-Akustik von „Saturday Morning On Sunday Street“ und „Black Eyes“, „Bloody Hands“ auf blauem Grass, das liebliche Stück Lebenshilfe „Life’s Warm Sheets“, die sublimen Akkordwechsel, die „When The Wind Comes Up“ fast zu alter Hymnenform geleiten, „My Gospel Song For You“ fast ätherisch-sakral.
Jeder, sagt Louris, hätte „einen fünfzigprozentigen Anteil“ an den Songs gehabt. Der Folk-Rocker „Doves And Stones“ oder „Trap’s Been Set“ wirken dennoch wie Outtakes vom letzten Olson-Solo „Salvation Blues“ mit Louris als Harmonie-Sänger. Und so müde-verloren, fast am Rand der Mimikry, wie in „Kick The Wood“ hat man die beiden erst recht noch nicht zusammen gehört.
„Where are the voices that cheer your day?“, fragen sie da fast bang am Ende des Refrains. Dabei haben Mark Olson und Gary Louris mit „Ready For The Flood“ doch gerade eine Antwort darauf geliefert. Eine weitere.