Man hat sich jetzt an den Gedanken gewöhnt, dass es die Vines doch noch gibt. Das letzte Album, „Vision Valley“ von 2006, war sehr mittelmäßig und von Unsicherheiten geprägt, aber es zeigte, dass Craig Nicholls nicht gewillt war aufzugeben. Der Mann ist psychisch labil, das hat er schwarz auf weiß, doch irgendwie wird er offenbar fertig mit dem Leben als Rockmusiker, und von Schlägereien auf der Bühne hört man auch nichts mehr.

Das zurückgewonnene Selbstvertrauen kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch „Melodia“ keine gute Platte ist. Nicholls stellt weiterhin viel zu offensichtlich Kurt Cobain nach, was schon vor zehn Jahren gestrig war. Die andere Hälfte des Repertoires – auch das nicht neu – setzt sich aus britischem Sixties-Pop und allerlei Psychedelia zusammen. Es hat ja gute Ideen gegeben in Nicholls‘ Karriere! Aber jetzt sind sie ihm ausgegangen.

Es ist Langzeit-Produzent Rob Schnapf zu danken, dass die Schwächen von „Melodia“ nicht allzu arg in den Vordergrund treten. Schnapf produziert mal druckvoll, mal sphärisch, und ein bisschen beeindruckend sind die Klangkulissen schon. Doch es sind nur Kulissen, und hinter ihnen passiert nicht viel.

„He’s A Rocker“ formatiert Nicholls‘ Können immerhin zu einer kompakten Single, „Orange Amber“ und „She Is Gone“ schunkeln schön zu Twang-Gitarren und trippigen Harmonien. Zu wenig insgesamt. Die Vines verabschieden sich ins australische Jugendprogramm, wo sie weiter einen Platz haben werden. (Cooking Vinyl)