The Kinks
Muswell Hillbillies
Velvel
Neben „Face To Face“ sicher die beste Kinks-LP, obwohl sie keinen Hit hervorbrachte, obwohl sie 1971 eine überraschende musikalische Wende markierte und obwohl sie kaum jemand kaufte. Der Labelwechsel zu RCA bewirkte indes eine Konzentration auf kreative Tugenden, die Raymond Douglas Davies zu Beginn der neuen Dekade noch einmal aktivierte, weil er die Kinks endlich vom Ruch befreien wollte, eine Singles-Band zu sein.
Ein Ziel, dem ihn „Hillbillies“ mangels Masse nicht näherbrachte, dafür erfüllte dieses Album seinen langgehegten Wunsch, sich in amerikanischen Klang-Gefilden tummeln zu dürfen. Bis dahin hatte die Reputation der Kinks als britischste aller Bands dagegengestanden, nun fasste sich Davies ein Herz und träumte sich trotzig von Muswell nach Oklahoma, vom Geburtsort in Londons Norden, der im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden war, in die Weiten ferner Prairien.
Und er stattete diese sehnsuchtsvollen Songs und tapsigen Burlesken mit Blues und Country-Rock aus, mit seufzenden Pianos, hochfliegenden Gitarren und, natürlich, alter Music-Hall-Herrlichkeit. Ein Yankee-Doodle der gebrochenen Art, kein Konzept-Album, aber ein sehr kohärentes, Roots-trunkenes und überhaupt ganz wunderbares. Feine Pressung überdies.