Eugene McGuiness
Eugene McGuiness
Domino
Bereits vergangenes Jahr hinterließ der 22-jährige Brite Eugene McGuinness mit der EP „The Early Learnings Of Eugene McGuinness“ einen ersten Eindruck. Nun entbietet er ein treffliches Substitut für alle, die nicht bis 2009 auf das verschobene Morrissey-Album warten wollen. Zwar mit einigen David-Byrne-Manierismen angereichert – etwa in „Rings Around Rosa“ – verschreibt sich McGuinness doch spätestens mit „Fonz“ und dem leichtfüßig gen Himmel tänzelnden „Wendy Wonders“ ganz dem überkippenden Idiom des einstigen Smiths-Sängers.
Trotzdem ist der Vergleich eine Simplifizierung, McGuiness nicht in vollem Umfang gerecht werdend. Die Mozzerismen sind vor allem der Kitt für ein im Übrigen eklektisch zwischen den Stilen schwelgendes Zitat-Album. Bei „Those Old Black And White Movies“ denkt man an John Phillips, „Atlas“ ist von einer Vaudeville-haften Verspieltheit, wie man sie von den Kinks kennt und bei „Knock Down Ginger“ standen Blur Pate.
Nur dass bei McGuinness eine Zeile wie „You haven’t seen the real life/ Until all your dreams have been vaporized“ weniger erlebt als vielmehr angelesen klingt. Aber es ist ja gut, dass der Knabe noch von seinen Träumen leben kann! Natürlich hat der ehemalige Schüler von McCartneys Kaderschmiede L.I.P.A bereits einen faustischen Pakt geschlossen: „I shake hands with the devil to get where I wanna be“, singt er in „Not So Academic“ (Rufus Wainwright!).
Und auch wir wollen nun das Werk des Novizen weniger akademisch bewerten. McGuinness verfügt über das typisch britische Talent, aus einfachsten Mitteln erhaben wirkenden Pop ohne Kitsch zu destillieren, weiß sein Pathos sparsam zu dosieren und hat einen Sinn fürs große Drama. „Moscow State Circus“ etwa steigert sich in einen spiralenhaften Rausch grellbunter Opulenz. (Domino)