Angeber aus Omaha? Jedenfalls hauen Son Ambulance auf ihrem dritten Album gleich mal zwei Stücke raus, die eindeutig auf runterklappende Kinnladen aus sind. Flott geht es los, auf heißen Samba-Sohlen, immer rein in die Straßenschluchten und „A Girl In New York City“ hinterher. Kaum verschnauft und nur noch milde verblüfft tragen uns schon die süßen Stimmen von Joseph Knapp und Co. fort, zur zumindest musikalisch ausschweifenden „Legend Of Lizeth“, welche den neurosefreien Frisco-Flower-Pop der Saison 67/68 in einen Soundtrip Floyd’scher Provenienz münden lässt. Irre, oder?

Dem offenkundigen Déjá-Vu-Aspekt ihrer Musik nehmen Son Ambulance ja schon mit dem Albumtitel frech die Spitze, doch wird dieser im Laufe dieser 13 Songs ohnehin immer unwichtiger. Spätestens mit „Yesterday Morning“, dem Opus Magnum hier, eine kleine Suite über diesen großen verpassten Moment, in dem alles möglich schien (und natürlich fast alles schiefging). Wer das zur Nacht hört, träumt vielleicht von Simon & Garfunkel, schlimmere Nach- oder Nebenwirkungen dürften aber nicht eintreten…

Jeffrey Koster ist zwar noch mit dabei (auch als Co-Autor), doch ist „Someone Else’s Déjá Vu“ wesentlich das Werk von Joseph Knapp, der es als wahrer Multi-Instrumentalist auch mit mouth noises, knee-slaps und fake strings reichlich bunt treibt. Bunt, aber nicht besinnungslos. Vielmehr versteht es Knapp, fast alle Songs auf typische Elemente und Sounds zu fokussieren. „Horizons“ weitet sich über seinem Glockenspiel und der Hammond von Jordan Elsberry, „Awakening“ schwebt auf Mellotron-Schleifen und Vibrafon-Tupfern, „Yesterday Morning“ gönnt sich eine Oboe, und der (R)ausreißer „The Renegade“ pulsiert im Bass-Groove von AJ Mogis (Mikes Bruder), der auch mischte und co-produzierte. Zum Finale hin wird’s dann mit dem Titelstück immer entrückter, bevor uns Son Ambulance mit „Requiem For A Planet“ in den Orbit schießen: Analoger Synth-Kram, Piano und eine Hirnwindung Größenwahn. Typisches Angeber-Finale.(Saddle Creek/Indigo)